Bericht vom 15. Dezember 2014
Leibniz-Gemeinschaft fördert drei Jahre laufendes Projekt mit knapp 780.000 Euro
Können wir auch in Zukunft für eine stetig wachsende Weltbevölkerung ausreichend Lebensmittel produzieren? Können Anreize und Wettbewerbsstrukturen die Produktion richtig steuern und helfen, Knappheiten zu vermeiden? Wie kann angesichts begrenzter Nutzflächen die gestiegene Nachfrage nach Agrarprodukten zur Energiegewinnung befriedigt werden, ohne die Produktion von Nahrungsmitteln zu stark einzuschränken? Wie wird der nachhaltige Konsum in der Zukunft aussehen und welchen Einfluss wird er haben? Das sind Fragen, die das Forschungsprojekt "Global Food: Globale Ernährungssicherung – Herausforderungen für Produktion und Konsum" am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in den kommenden drei Jahren untersuchen wird.
Heute leben etwa 7,2 Milliarden Menschen auf der Erde. Bis zum Jahr 2050 sollen es Schätzungen zufolge 9,6 Milliarden sein. Mit dem Bevölkerungswachstum steigt der Bedarf an pflanzlichen Lebensmitteln und Fleisch. Gleichzeitig werden aber immer mehr Agrarprodukte für die Energiegewinnung genutzt. Bis zum Jahr 2050, so schätzt die UN-Ernährungsorganisation FAO, wird der Bedarf an Agrarprodukten rund 70 bis 100 Prozent höher liegen als heute. Die Nachfrage droht schneller zu wachsen als das Angebot. Die Frage, wie die drohenden Engpässe im weltweiten Nahrungsmittelangebot vermieden werden können, steht im Zentrum des von Vanessa von Schlippenbach initiierten Forschungsprojektes "Global Food".
Drei Jahre lang wird sie mit einem Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie internationalen Kooperationspartnern angebots- und nachfrageseitige Ansätze zur Vermeidung künftiger Lebensmittelknappheiten untersuchen. Grundlage bilden dabei sowohl theoretische als auch empirische Forschungsmethoden der Industrieökonomik. Das Projekt wird sich in drei Arbeitspakete gliedern. Im ersten wird die Angebotsseite untersucht. Unter anderem mit Hilfe eines industrieökonomischen Ansatzes und des spieltheoretischen Instrumentariums sollen Produzentenanreize und Wettbewerbsstrukturen untersucht werden. Davon erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse darüber, welche Anreize Produzenten zu einer nachhaltigen Ertragssteigerung bewegen können. Das zweite Arbeitspaket untersucht die Flächenkonkurrenz, die Angebotsstruktur und die Frage, ob der Aufkauf großer Flächen durch internationale Investoren zu einer Angebotsverzerrung führt. Im Fokus des dritten Teils stehen der nachhaltige Konsum und sein Zusammenspiel mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen.
Die Leibniz-Gemeinschaft, die das Projekt in den kommenden drei Jahren mit fast 780.000 Euro fördern wird, lobt den innovativen Ansatz des Projektes, unter anderem, weil es stärker als andere Projekte dem unvollkommenen Wettbewerb auf den Agrarmärkten Rechnung trägt. "Wir freuen uns besonders, dass mit Global Food ein Projekt gefördert wird, das ein so wichtiges Problem wie das der Lebensmittelversorgung sowohl aus der Angebots- wie auch aus der Nachfrageperspektive untersucht", erklärt DIW-Präsident Marcel Fratzscher.