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Qualifikationsspezifische Übergänge aus befristeter Beschäftigung am Erwerbsanfang - zwischen Screening und Flexibilisierung

Referierte Aufsätze Web of Science

Paul Schmelzer, Stefanie Gundert, Christian Hohendanner

In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 67 (2015), 2, 243-267

Abstract

In der vorliegenden Studie werden die Folgen befristeter Beschäftigung am Anfang der Erwerbskarriere für unterschiedliche Qualifikationsgruppen in Deutschland zwischen 1984 und 2010 untersucht. Dazu werden auf Basis der 8. Etappe des Nationalen Bildungspanels (NEPS-E8) Übergänge aus befristeten Erstbeschäftigungen mittels ereignisdatenanalytischer Methoden untersucht. Wie sich zeigt, hängen die Chancen auf Übergänge in unbefristete Beschäftigung u. a. von der individuellen Qualifikation ab. Im Unterschied zu früheren Studien werden solche Übergänge dahingehend unterschieden, ob sie beim selben Arbeitgeber (Entfristung) oder zwischenbetrieblich stattfinden. Als Sprungbrett in unbefristete Beschäftigung können Akademiker sowie Berufsanfänger mit abgeschlossener Berufsausbildung befristete Verträge mit höherer Wahrscheinlichkeit nutzen als Beschäftigte ohne berufliche Qualifikationen. Insgesamt deuten die Ergebnisse der Studie darauf hin, dass Befristungen bei Akademikern eher den Zweck einer verlängerten Probezeit, bei gering Qualifizierten hingegen vorrangig eine Flexibilitätsfunktion erfüllen. Außerdem unterstreicht die Studie die Bedeutung standardisierter beruflicher Qualifikationen für einen möglichst reibungslosen Übergang von der Ausbildung in den Beruf: Berufsanfänger mit dualer Ausbildung haben höhere Chancen auf eine Entfristung als Akademiker, bei denen Übergänge in unbefristete Beschäftigung häufiger in Zusammenhang mit Arbeitgeberwechseln erfolgen und bei denen mit höherer Wahrscheinlichkeit auf einen ersten befristeten Job weitere folgen.

The article examines early career consequences of fixed-term employment, using large-scale retrospective survey data (NEPS) on a sample of young labour market entrants with fixed-term contracts in their first jobs. An event history analysis shows that the individual chances of making a transition to permanent employment are related to workers’ qualifications. The data allows for a differentiation between transitions to permanent jobs within the same firm and transitions involving a change of employer. Fixed-term contracts are more likely to serve as “stepping stones” into permanent jobs for workers who completed vocational training or higher education than for those without formal qualifications. Thus, while fixed-term jobs are often used as an extended probation period to screen the performance of university graduates in high-skilled jobs, their main function in the low-skilled secondary labour market is to maximize numeric flexibility. The study illustrates that standardized vocational qualifications contribute to a smooth school-to-work transition: Among vocationally trained workers fixed-term contracts are more likely to be converted into permanent ones by their first employers than among university graduates, whose transitions more often involve changes of employers. Besides, the latter are more likely to take up further fixed-term jobs subsequent to their first jobs.



Keywords: Befristete Arbeitsverträge, Berufsanfänger, Screening, Flexibilisierung, Ereignisdatenanalyse, Fixed-term employment, Labour market entry, Screening, Labour market flexibilization, Event history analysis
DOI:
http://dx.doi.org/10.1007/s11577-015-0305-x

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