DIW Wochenbericht 39 / 2015, S. 867-881
Karl Brenke
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In die Europäische Union kommen derzeit so viele Asylbewerber wie noch nie. Dabei sind die Schutzsuchenden recht ungleich auf die Mitgliedstaaten der EU verteilt: Große Länder wie das Vereinigte Königreich, Frankreich, Italien und Spanien haben eine relativ geringe Zahl von Asylbewerbern aufgenommen. Auch in den osteuropäischen Ländern mit Ausnahme Ungarns wurden im ersten Halbjahr 2015 vergleichsweise wenige Asylanträge gestellt. Weitaus mehr Flüchtlinge kommen nach Mitteleuropa, nach Schweden sowie in kleine Staaten an der Peripherie (Malta, Zypern und Bulgarien). Deutschland nimmt ebenfalls überdurchschnittlich viele Asylsuchende auf – gemessen an der Einwohnerzahl fast dreimal so viele und gemessen an der Wirtschaftskraft etwa doppelt so viele wie bei einer gleichmäßigen Verteilung auf alle EU-Länder. Die regionale Konzentration der Asylsuchenden dürfte noch weiter zunehmen, weil einige Länder bei der Flüchtlingspolitik nunmehr restriktiver agieren. Daher ist es dringend erforderlich, dass sich die EU-Staaten auf eine gleichmäßigere und somit als faire wahrgenommene Verteilung der Flüchtlinge einigen. In Deutschland wurde in den ersten sieben Monaten dieses Jahres 37 Prozent der Asylsuchenden nach Beendigung des Asylverfahrens ein Schutzstatus zuerkannt. Die Integration der anerkannten Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt fällt den verfügbaren Daten zufolge allerdings sehr schwer. Die Zahl der Arbeitslosen ist – ausgehend von einem niedrigen Niveau – bei den Personen mit der Nationalität der wichtigsten Flüchtlingsstaaten stark gestiegen. So gibt es unter allen in Deutschland lebenden Syrern mit einem Aufenthaltstitel inzwischen mehr Arbeitslose als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Nur wenig besser ist die Relation bei den aus dem Irak, aus Afghanistan, Somalia und Eritrea stammenden Personen. Dementsprechend ist der Anteil der Bezieher von Hartz-IV-Leistungen hoch. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Probleme deutlich abmildern werden, je länger die anerkannten Flüchtlinge in Deutschland leben und je besser sie die deutsche Sprache beherrschen. Deren Erlernen sollte besser unterstützt werden.
The European Union is currently experiencing its largest influx of asylum seekers in years. Yet the distribution of these refugees across the member states is highly uneven: Large countries such as the United Kingdom, France, Italy, and Spain, as well as the Eastern European countries (apart from Hungary), have received relatively few asylum seekers. Far more refugees are headed to Central Europe, Sweden, and the small countries on the outskirts of the EU (Malta, Cyprus, and Bulgaria). Germany is likewise receiving an above-average number of asylum seekers: Assuming a uniform distribution across all EU countries, Germany receives three times as many in relation to its total population, and twice as many in relation to its economic strength. And now, as some of the member states are beginning to enact more restrictive refugee policies, this geographic concentration of asylum seekers is expected to increase even more. There is therefore an urgent need for the EU Member States to agree on a more uniform—and thus more fair— distribution of the refugees. In Germany, 37 percent of asylum seekers were granted protection status upon completing the asylum procedure in the first seven months of 2015. According to available data, however, the integration of these refugees into the German labor market has presented numerous difficulties. The number of unemployed individuals—which was initially low—has increased among the members of the most frequently represented refugee nationalities. Among all Syrians living in Germany with a residence permit, for example, there are more unemployed individuals than there are social security-paying employed individuals. The ratio is only slightly better for people from Iraq, Afghanistan, Somalia, and Eritrea. Accordingly, the proportion of Hartz IV benefits recipients among these groups is high. It is assumed that these problems are significantly mitigated the longer the recognized refugees remain in Germany and the greater command they have over the German language. The study of German should therefore be better supported.
Themen: Migration, Europa, Arbeit und Beschäftigung
JEL-Classification: F22;J10
Keywords: Asylum seekers, European Union, Germany, labour market integration
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/120914