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Lange Auszeiten nach der Geburt schmälern Stundenlohn von Müttern dauerhaft – kurze nicht

Pressemitteilung vom 18. November 2015

Studie des DIW Berlin zeigt Zusammenhang zwischen der Länge der kinderbedingten Berufsunterbrechungen und dem Einkommen von Müttern

Ob sich Mutterschaft negativ auf den Stundenlohn auswirkt, hängt einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge entscheidend davon ab, wie lang die berufliche Auszeit nach der Geburt des Kindes ist. Bleiben Mütter der Arbeit über die gesetzlich vorgesehene Elternzeit hinaus fern, so erzielen sie dauerhaft niedrigere Bruttostundenlöhne als kinderlose Frauen. Mütter hingegen, die vor Ablauf oder zum Ende der gesetzlichen Elternzeit in den Beruf zurückkehren, müssen keine nennenswerten Lohneinbußen hinnehmen.

Stichwort SOEP

Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP im DIW Berlin wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft von Bund und Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung mehrere tausend Menschen befragt. Zurzeit sind es etwa 30.000 Befragte in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler Paul Schmelzer vom DIW Berlin sowie Karin Kurz und Kerstin Schulze von der Universität Göttingen in den Jahren 1984 bis 2011 erhobene Daten des Sozio-oekonomischen Panels  (SOEP) aus. Diese am DIW Berlin angesiedelte Langzeitstudie umfasst im Beobachtungszeitraum unter anderem Angaben zum Einkommen von mehr als 4400 Frauen, die zu Beginn des Beobachtungszeitraum 18 bis 44 Jahre alt waren,  und von denen rund 1180 mindestens ein Kind auf die Welt brachten.

In einem ersten Schritt verglichen die Forscher die Einkommensdaten dieser Mütter mit denen der kinderlosen Frauen. Einen allgemeinen, dauerhaften Lohnunterschied zwischen beiden Gruppen fanden sie nicht. Zwar erzielten die Mütter im Jahr ihres Wiedereinstieges ins Erwerbsleben zunächst etwa sieben Prozent niedrigere Bruttostundenlöhne. Dieser Unterschied reduziert sich jedoch im weiteren Verlauf des Berufslebens und verschwindet schließlich ganz.

In einem zweiten Schritt unterteilten die Forscher die Mütter in zwei Gruppen. Die erste kehrte spätestens nach Ende der Elternzeit ins Erwerbsleben zurück, die zweite erst später. Während die erste Gruppe nur im ersten Jahr leichte Lohnachteile von rund einem Prozent hinnehmen musste, lagen die Bruttostundenlöhne der zweiten Gruppe im ersten Jahr rund 16 Prozent unter denen der kinderlosen Frauen. Diese Differenz schrumpfte zwar im Laufe der Zeit. Aber auch zehn Jahre nach Wiedereinstieg  in den Beruf verdienten die spät zurückgekehrten Mütter noch mehr als vier Prozent weniger als die kinderlosen Frauen.

Einen möglichen Grund für die Lohndifferenzen für Mütter, die der Erwerbsarbeit über die gesetzlich vorgesehene Elternzeit hinaus fern bleiben, sehen die Wissenschaftler in der Signalwirkung, die von den langen Berufsunterbrechungen ausgehen kann: „Arbeitgeber könnten die lange Auszeit als Zeichen einer geringeren Berufs- und Karriereorientierung werten und den Frauen deswegen schlechtere Posten geben oder niedrigere Löhne zahlen.“ Es sei aber auch nicht auszuschließen, dass sich die Karrierepläne der Frauen nach der Geburt tatsächlich ändern und sich die Mütter nach ihrer Erwerbspause bewusst für Jobs entscheiden, die die Kindererziehung leichter machen, aber mit schlechteren Entwicklungs- und Verdienstchancen einhergehen.

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