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Neue Parteien, Skandale und Alltägliches in Landtagswahlkämpfen: Thementreiber der Inneren Sicherheit

Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 2 / 2015, S. 45-68

Mathias Bug, Eric van Um

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Abstract

Sicherheitsthemen sind ein klassisches Feld der politischen Auseinandersetzung in Demokratien – im deutschen Fall spielt dabei die föderale Prägung eine entscheidende Rolle. Der vorliegende Beitrag ist ein erster Versuch, die politische Positionierung von Parteien in Deutschland im Bereich Kriminalität und Innere Sicherheit zu messen und deren Dynamiken zu erklären. Um diesen Fragen nachzugehen, wird die Bedeutung von Themen der Inneren Sicherheit in Wahlprogrammen sowohl auf Landes- als auch Bundesebene codiert, wobei alle Wahlprogramme der in Landesparlamenten eingezogenen Parteien zwischen September 2011 (Abgeordnetenhauswahl in Berlin) und September 2014 (Landtagswahlen in Brandenburg und Thüringen) berücksichtigt werden. In den gewonnenen Daten zu den Policy-Positionen der Parteien werden erhebliche Unterschiede in der Bedeutung der Problemfelder der Inneren Sicherheit deutlich. Bedeutsame Unterschiede treten dabei sowohl in einzelnen Bundesländern im Vergleich der Parteien als auch zwischen den Landesverbänden einer Partei zutage. Gleichzeitig lassen sich auch grundsätzliche Einflussfaktoren auf die Themensetzung von Parteien identifizieren. So gelingt es neu entstehenden, vermeintlichen Ein-Themen- Parteien (Piratenpartei und AfD) einerseits, die Themen für jene parlamentarisch etablierten Parteien zu einem gewissen Grad „vorzugeben“, die ihnen bei der Wählerklientel vergleichsweise nahe stehen. Andererseits können besonders sogenannte Skandale dazu beitragen, dass ansonsten in Wahlkämpfen vermiedene Themen herausgestellt werden. So erlangte insbesondere durch den NSU-Skandal die Arbeit der Geheimdienste eine zuvor nicht gekannte Bedeutung für Policy-Positionen der Parteien. Allerdings zeigen sich solche bundesweit beachteten Skandale nicht notwendigerweise in allen Wahlprogrammen. Die NSU-Affäre schlug sich beispielsweise programmatisch nur regional begrenzt nieder.

Topics around security are a central field of political discourse in democracies – in the German case federalism plays a characterizing role. This article is a first trial to measure policy positions and its dynamics within the policy field of crime and internal security in Germany. The salience of the different issues in party manifestos on state and federal level is analyzed. The comparative approach is based on a comprehensive analysis of the party manifestos of parties that were elected into federal parliaments successfully between September 2011 (House of Representatives election in Berlin) and September 2014 (Parliament elections in Brandenburg and Thuringia). Results show the substantial inequality of the relevance different topics of internal security play. Relevant differences become apparent within political parties as well as across the German Länder. Still, the contents of parties’ programs seem to be influenced by a number of rather generalizable factors. During the observation period, topics gained timeliness for two reasons: On the one hand it appears that emerging and presumed single-issue parties (the Pirate Party and the AfD) can “set” topics for the already established parties that seek after a similar clientele within the electorate. On the other hand, in particular the NSU-scandal had the power to bring up issues that are normally avoided in party manifestos, such as issues around the secret services. This area was not explicitly covered by any political party before the NSU-scandal. However, these German-wide scandals do not need to be salient in all manifestos. The NSUscandal, for example, had only a regional impact.



JEL-Classification: H76;H77;Z18
Keywords: Innere Sicherheit, Wahlprogramm, Wahlprogrammanalyse, Wahlkämpfe, Landtagswahlen, Föderalismus, Parteien, Kriminalität
DOI:
https://doi.org/10.3790/vjh.84.2.45

Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/149581

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