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Realeinkommen sind von 1991 bis 2014 im Durchschnitt gestiegen - erste Anzeichen für wieder zunehmende Einkommensungleichheit

DIW Wochenbericht 4 / 2017, S. 71-82

Markus M. Grabka, Jan Goebel

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Abstract

Die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte in Deutschland sind von 1991 bis 2014 real, also unter Berücksichtigung der Preisentwicklung, um zwölf Prozent gestiegen. Das zeigt die vorliegende Studie, die auf Daten der Längsschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) basiert. Die Entwicklung verlief jedoch je nach Einkommensgruppe sehr unterschiedlich: Während die mittleren Einkommen um mehr als acht Prozent stiegen, legten die höchsten Einkommen um bis zu 26 Prozent zu. Die unteren Einkommen gingen hingegen real zurück. Folglich hat die Einkommensungleichheit insgesamt zugenommen – insbesondere in der ersten Hälfte der 1990er Jahre, in den Jahren von 1999 bis2005 sowie in der Zeit ab 2009. Zwischenzeitlich stagnierte sie oder sank sogar. Auch das Risiko, arm zu sein, ist zuletzt wieder gestiegen. Erwerbstätigkeit schützt zwar nach wie vor am effektivsten gegen Einkommensarmut, allerdings sind auch immer mehr erwerbstätige Personen armutsgefährdet. Dem entgegenwirken könnte eine Eindämmung des Niedriglohnsektors, etwa indem die Privilegierung von Minijobs mit Blick auf Steuern und Sozialabgaben aufgegeben wird. Zudem sollten Alleinerziehende nicht länger steuerlich gegenüber Paarhaushalten benachteiligt werden – dies könnte auch das Armutsrisiko von Kindern reduzieren.

The real disposable income of private households in Germany, accounting for inflation, rose by 12 percent between 1991 and 2014. Results are of the present study are based on data from the German Socio-Economic Panel (SOEP), a longitudinal study of private households. However, the trends are greatly varying by income group. While the middle income segment rose by more than eight percent, the highest income segment increased by up to 26 percent. The lower income segment, on the contrary, declined in real terms. Consequently, income inequality has increased overall, especially in the first half of the 1990s, in the period from 1999 to 2005, and after 2009. It stagnated or even decreased in the interim periods. The proportion of people at risk of poverty has also recently increased. Gainful employment still provides the most effective protection against income poverty, but more and more employed persons are at risk of becoming poor. Containment of the low wage sector, by revoking the privileged status of mini-jobs regarding taxes and social insurance contribution, for example, could counteract this effect. And single parents should no longer be fiscally disadvantaged in comparison to coupled households – this could also reduce the number of children at risk of poverty.

Jan Goebel

Direktorium SOEP und Bereichsleitung Data-Operation und Forschungsdatenzentrum in der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel

Markus M. Grabka

Direktorium SOEP und kommissarische Bereichsleitung in der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel



JEL-Classification: D31;I31;I32
Keywords: Income inequality, poverty, SOEP
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/149855

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