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Klimaschutz und Betreiberwechsel: die ostdeutsche Braunkohlewirtschaft im Wandel

DIW Wochenbericht 6/7 / 2017, S. 103-113

Pao-Yu Oei, Hanna Brauers, Claudia Kemfert, Christian von Hirschhausen, Dorothea Schäfer, Sophie Schmalz

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Abstract

Den Klimaschutzzielen der Bundesregierung zufolge muss dieBraunkohleverstromung in Deutschland bereits deutlich vor demJahr 2030 kontinuierlich abnehmen. Simulationen zeigen, dass diebereits genehmigten Tagebaufelder in den ostdeutschen Revierenbei einer Einhaltung der Klimaschutzziele bis 2030 nicht vollständigausgekohlt würden. Pläne für neue bzw. zu erweiterndeTagebaufelder erübrigen sich somit. Um Planungssicherheit für alleAkteure herzustellen, sollte die Politik die Genehmigung weitererTagebaufelder daher verbindlich ausschließen.In Hinblick auf die Folgekosten des Braunkohlebergbaus stelltsich die Frage, ob die Unternehmensrückstellungen hoch genugund insolvenzfest sind. In diesem Zusammenhang sind nach demKauf der Braunkohlesparte von Vattenfall durch die tschechischeEnergeticky a Prumyslovy Holding (EPH) auch die neuen Eigentümerstrukturenin der ostdeutschen Braunkohlewirtschaft vonBedeutung. Simulationsrechnungen zufolge könnten die derzeitigenRückstellungen von 1,5 Milliarden Euro für das LausitzerRevier unter optimistischen Annahmen zur Deckung der Rekultivierungskostenausreichen, in anderen Szenarien könnte es jedoch zudeutlichen Fehlbeträgen kommen. Die Politik sollte daher auf unabhängigeund transparente Kostenschätzungen hinwirken.Bei Bedarf könnten weitere Maßnahmen erfolgen wie etwa dieSchaffung eines öffentlich-rechtlichen Fonds, um die Allgemeinheitdauerhaft vor der ungewollten Übernahme von Rekultivierungslastenzu schützen. Dies ist auch ein wichtiges Thema für die neueKommission „Wachstum, Strukturwandel und Regionalentwicklung“der Bundesregierung. Bei der Erstellung eines verlässlichenFahrplans für den Kohleausstieg kommt zudem einzelnen Bundesländerneine wichtige Rolle zu, derzeit beispielsweise der LandesregierungBrandenburg bei der Überarbeitung ihrer Energiestrategie2030.

According to the German federal government’s climate protection targets, there will be a gradual “lights out” for lignite-based electricity well before 2030. Simulations show that the currently authorized strip mines in eastern Germany would not be depleted of coal if the climate protection targets for 2030 were complied with. This makes planning for new mines or the expansion of existing ones superfluous. For the planning security of all the actors involved, policy makers should stop granting permits for additional surface mines. In terms of the follow-up costs of lignite mining, the issue is whether or not the companies’ reserves are high enough and immune to insolvency as well. Vattenfall, a major power company that also serves Germany, sold its lignite divi-sion to Czech Energeticky a Prumyslovy Holding (EPH) last fall. Given this context, the new ownership structures in the eastern German lignite industry have become a matter of importance. Based on the calculations in the simulation and optimistic assumptions, the current reserves of 1.5 billion euros for the Lusatia region are sufficient to cover recultivation costs. However, alternative scenarios show significant shortfalls. For this reason, policy makers should work toward independent, transparent cost estimates. Additional measures should be considered as required, such as the creation of a public sector fund to permanently protect the population against being forced to takeon the costs of recultivation. This is also an important theme for the government’s new Commission on Growth, Structural Change, and Regional Development (Kommission Wachstum, Strukturwandel und Regionalentwicklung). Individual federal states also have key roles to play in the creation of a dependable roadmap. For example, the government of Brandenburg is now in the process of revising its energy strategy for 2030 (Energiestrategie 2030).

Claudia Kemfert

Abteilungsleiterin in der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt

Dorothea Schäfer

Forschungsdirektorin Finanzmärkte in der Abteilung Kommunikation



JEL-Classification: Q48;Q52;L71;L94;G31;G34
Keywords: Coal, lignite, climate policy, Germany, liabilities, energy transition
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/155382

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