DIW Wochenbericht 35 / 2017, S. 675-685
Karl Brenke, Marius Clemens
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Im vergangenen Jahrzehnt ist die Zahl der in Deutschland verfügbaren Arbeitskräfte gestiegen – trotz rückläufiger Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Das liegt daran, dass die Erwerbsbeteiligung zugenommen hat, insbesondere bei Frauen sowie generell bei Älteren. Dabei macht sich auch bemerkbar, dass das Qualifikationsniveau gestiegen ist, denn gut ausgebildete Kräfte zeigen eine besonders hohe Erwerbsneigung. In jüngster Zeit ist das Potential an Erwerbspersonen auch infolge von Migration, insbesondere aus anderen EU-Ländern, gewachsen. Die von dort gekommenen Personen weisen inzwischen eine höhere Erwerbsbeteiligung als die Deutschen auf. Das liegt an der günstigen Altersstruktur der Zugewanderten aus der EU. Anders ist es hingegen bei den Zugewanderten aus Drittstaaten insgesamt: Deren Erwerbsbeteiligung ist relativ gering, was auch am fehlenden Zugang zum Arbeitsmarkt liegen mag. Hinzu kommt, dass die Erwerbsbeteiligung von Frauen aus Nicht-EU-Staaten weit unter dem Durchschnitt liegt. Auch künftig wird Deutschland mehr oder minder stark auf Zuwanderung angewiesen sein, wie verschiedene Modellrechnungen zeigen, bei denen die Auswirkungen der demografischen Einflüsse sowie des Erwerbsverhaltens auf das künftige Erwerbspersonenpotential ermittelt wurden. Das gilt auch dann, wenn bis 2040 eine so hohe Erwerbsbeteiligung erreicht wird, wie es sie aktuell in der Schweiz gibt. Das Schweizer Beispiel zeigt, dass es dem Land gelungen ist, Personen mit einer hohen Erwerbsbeteiligung aus dem Ausland anzuziehen. In der Schweiz ist auch die Erwerbsbeteiligung der Älteren viel höher als in Deutschland. Die Bundespolitik sollte das als Hinweis sehen und dafür sorgen, dass Qualifikationspotential nicht durch Frühverrentung vorzeitig verloren geht; die Privilegierung der Altersteilzeit bei Steuern und Abgaben ist kontraproduktiv.
Themen: Migration, Arbeit und Beschäftigung
JEL-Classification: E24;J11;J21
Keywords: Labor force, labor market participation, demographic shift, migration
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/168639