DIW Wochenbericht 3 / 2019, S. 19-34
Elke Holst, Katharina Wrohlich
get_appDownload (PDF 263 KB)
get_appGesamtausgabe/ Whole Issue (PDF 2.73 MB)
„Von einer Automatik, dass mehr Frauen im Aufsichtsrat mehr Frauen im Vorstand nach sich ziehen, kann zumindest kurzfristig nicht ausgegangen werden. Der Anteil der Vorständinnen ist in den Quotenunternehmen sogar geringer als in anderen Unternehmen.“ Elke Holst
Die seit 2016 geltende Geschlechterquote für Aufsichtsräte zeigt weiter ihre Wirkung: In den 200 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland ist der Frauenanteil in den Kontrollgremien im vergangenen Jahr um mehr als zwei Prozentpunkte auf knapp 27 Prozent gestiegen, in den 100 größten Unternehmen sogar um mehr als drei Prozentpunkte auf gut 28 Prozent. Es gibt jedoch auch erste Hinweise, dass die Unternehmen nicht mehr tun als nötig: So stagnierte der Frauenanteil in der Gruppe der 30 größten DAX-Unternehmen, in der viele das Minimum von 30 Prozent Frauen bereits erreicht haben, bei einem Drittel. Zudem zeigt sich immer mehr, dass von der Geschlechterquote zumindest kurzfristig nicht die erhoffte Strahlkraft auf die Vorstandsebene ausgeht. Auch wenn in den Top-100-Unternehmen erstmals die Zehn-Prozent-Marke geknackt wurde, vollzieht sich die Entwicklung weiterhin größtenteils auf niedrigem Niveau im Schneckentempo. Noch haben es die Unternehmen in der Hand, Forderungen nach verbindlichen Quoten auch für die Vorstände den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dazu müssen sie jedoch möglichst schnell handeln und beispielsweise konsequent alle Hierarchieebenen, gerade auch unterhalb des Vorstands, stärker mit Frauen besetzen, um den Pool potentieller Vorständinnen zu vergrößern.
Das DIW Managerinnen-Barometer untersucht seit rund eineinhalb Jahrzehnten den Anteil von Frauen in Vorständen und Geschäftsführungen (nachfolgend Vorstände) sowie in Aufsichts- und Verwaltungsräten (nachfolgend Aufsichtsräte) der größten Unternehmen in Deutschland.Zuletzt im Jahr 2018, vgl. Elke Holst und Katharina Wrohlich (2018): Spitzengremien großer Unternehmen: Geschlechterquote für Aufsichtsräte greift, in Vorständen herrscht beinahe Stillstand. DIW Wochenbericht Nr. 1+2, 3–17 (online verfügbar; abgerufen am 4. Januar 2019. Dies gilt auch für alle anderen Online-Quellen dieses Berichts, sofern nicht anders vermerkt). Das DIW Managerinnen-Barometer dokumentiert zudem, in welcher Zahl Frauen als Vorsitzende des Vorstands beziehungsweise als Vorstandssprecherinnen (nachfolgend Vorstandsvorsitzende)In Aktiengesellschaften kann ein Aufsichtsrat einen Vorsitzenden des Vorstands ernennen (§ 84 Abs. 2 AktG), während ein Vorstand für sich selbst einen Vorstandssprecher beziehungsweise eine Vorstandssprecherin bestimmen kann. Während das Kollegialprinzip und die Stellung als Primus inter Pares sowohl für Vorstandsvorsitzende als auch für Vorstandssprecher gelten, ist die „Entscheidung für die Wahl eines Vorstandssprechers (anstelle der Ernennung eines Vorstandsvorsitzenden durch den Aufsichtsrat) ein Bekenntnis für die ausnahmslose Geltung des Kollegialprinzips, die Stellung des Vorstandssprechers als Primus inter Pares und damit gleichzeitig die Ablehnung einer sachlichen Führungsfunktion des Vorstandssprechers“. Im Gegensatz zu einem Vorstandsvorsitzenden stehen nämlich einem Vorstandssprecher Aufgaben der vorstandsinternen Überwachung und Koordination nicht zu. Vgl. Karsten Schmidt und Marcus Lutter (2015): Aktiengesetz: Kommentar. 3. Auflage, 1226f. und 1306–1308. sowie als Aufsichtsratsvorsitzende tätig sind. Diesem Bericht liegen Informationen über die größten 200 Unternehmen außerhalb des FinanzsektorsDie Auswahl der 100 beziehungsweise 200 umsatzstärksten Unternehmen erfolgte auf Basis der Publikation „Die 100 größten Unternehmen“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Beilage vom 4. Juli 2018). Die Liste der börsennotierten Unternehmen in den einzelnen DAX Gruppen wurde der Seite finanzen.net entnommen (online verfügbar; abgerufen am 13. November 2018). Die Liste der Unternehmen mit Bundesbeteiligung wird vom Bundesministerium der Finanzen herausgegeben (online verfügbar; abgerufen am 15. November 2018). Die Recherchen zur Besetzung der Spitzengremien der Unternehmen fanden im November und Dezember 2018 statt. Die Angaben beruhen auf den Selbstdarstellungen der Unternehmen im Internet, den Geschäftsberichten und Jahresabschlüssen 2017, den Veröffentlichungen im Bundesanzeiger sowie auf Anfragen der Autorinnen bei den Unternehmen. und über die seit 2016 der Geschlechterquote für Aufsichtsräte unterliegenden Unternehmen zugrunde. Zudem umfasst die Analyse die börsennotierten DAX-30-, MDAX-, SDAX- und TecDAX-UnternehmenDie nach Marktkapitalisierung und Börsenumsätzen größten Unternehmen sind die DAX-30. Darauf folgen die MDAX-Unternehmen (Mid Caps) sowie die SDAX-Unternehmen (Small Caps). Die TecDAX-Unternehmen sind die größten Technologiewerte. Im DIW Managerinnen-Barometer wird der Anteil von Frauen in den Spitzengremien der DAX-30-Unternehmen seit 2008, der MDAX- und SDAX-Unternehmen seit 2011 und der TecDAX-Unternehmen seit 2013 untersucht. sowie 60 Beteiligungsunternehmen des Bundes.Wir danken den studentischen Hilfskräften Paula Arndt, Denise Barth und Louisa Schmitt für ihre exzellente Unterstützung bei der Datenrecherche. Der Bericht schließt mit einem europäischen Vergleich zu den Frauenanteilen in Spitzengremien der jeweils größten Unternehmen des Landes.
Die Entwicklung des Frauenanteils in Vorständen und Aufsichtsräten der Finanz- und Versicherungsdienstleistungsbranche wird im zweiten Beitrag der vorliegenden Ausgabe des DIW Wochenberichts untersucht.Vgl. dazu in dieser Ausgabe des DIW Wochenberichts Elke Holst und Katharina Wrohlich (2019): Frauen in Spitzengremien von Banken und Versicherungen: Dynamik kommt nun auch in Aufsichtsräten zum Erliegen. DIW Wochenbericht Nr. 3, 37–50. Diese Erhebung umfasst die 100 größten Banken und 60 größten Versicherungen in Deutschland und zieht Vergleiche zwischen öffentlich-rechtlichen, privaten und genossenschaftlichen Banken. Zusammengenommen zeigen die beiden Berichte im DIW Managerinnen-Barometer 2019 die Entwicklung des Frauenanteils in den Spitzengremien von über 500 Unternehmen in Deutschland.
In knapp 34 Prozent der 200 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland war Ende 2018 mindestens eine Frau im Vorstand vertreten. Der Frauenanteil an allen Vorstandsmitgliedern betrug neun Prozent und lag damit um knapp einen Prozentpunkt höher als im Jahr zuvor (Tabelle 1, Übersicht 1). Deutlich geringer war der Frauenanteil mit nur etwas mehr als vier Prozent unter den Vorstandsvorsitzenden – das entsprach sieben Frauen von insgesamt 171 Vorstandsvorsitzen.
Top-200-Unternehmen | Top-100-Unternehmen | |||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2006 | 2008 | 2011 | 2013 | 2015 | 2017 | 2018 | 2006 | 2008 | 2011 | 2013 | 2015 | 2017 | 2018 | |
Vorstände/Geschäftsführungen | ||||||||||||||
Unternehmen insgesamt | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 195 | 191 | 197 | 195 | 197 | 197 | 192 | 97 | 96 | 100 | 97 | 98 | 98 | 97 |
Mit Frauen im Vorstand | 9 | 17 | 22 | 35 | 51 | 62 | 65 | 1 | 3 | 11 | 19 | 22 | 38 | 41 |
Anteil in Prozent | 4,6 | 8,9 | 11,2 | 17,9 | 25,9 | 31,5 | 33,9 | 1,0 | 3,1 | 11,0 | 19,6 | 22,4 | 38,8 | 42,3 |
Mitglieder insgesamt | 953 | 934 | 942 | 906 | 910 | 956 | 887 | 531 | 526 | 533 | 484 | 489 | 511 | 488 |
Männer | 942 | 911 | 914 | 866 | 853 | 879 | 807 | 530 | 519 | 520 | 461 | 463 | 467 | 439 |
Frauen | 11 | 23 | 28 | 40 | 57 | 77 | 80 | 1 | 7 | 13 | 23 | 26 | 44 | 49 |
Anteil der Frauen in Prozent | 1,2 | 2,5 | 3,0 | 4,4 | 6,3 | 8,1 | 9,0 | 0,2 | 1,3 | 2,4 | 4,8 | 5,3 | 8,6 | 10,0 |
Vorsitze insgesamt | 195 | 191 | 198 | 194 | 180 | 177 | 171 | 97 | 96 | 100 | 97 | 92 | 85 | 89 |
Männer | 195 | 190 | 197 | 190 | 177 | 171 | 164 | 97 | 96 | 100 | 96 | 92 | 85 | 88 |
Frauen | 0 | 1 | 1 | 4 | 3 | 6 | 7 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 1 |
Anteil der Frauen in Prozent | 0 | 0,5 | 0,5 | 2,1 | 1,7 | 3,4 | 4,1 | 0 | 0 | 0 | 1,0 | 0 | 0 | 1,1 |
Aufsichts-/Verwaltungsräte | ||||||||||||||
Unternehmen insgesamt | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 170 | 168 | 163 | 157 | 158 | 145 | 152 | 87 | 88 | 90 | 86 | 82 | 74 | 82 |
Mit Frauen im Aufsichtsrat | 110 | 124 | 118 | 123 | 137 | 134 | 136 | 65 | 68 | 68 | 71 | 75 | 71 | 77 |
Anteil in Prozent | 64,7 | 73,8 | 72,4 | 78,3 | 86,7 | 92,4 | 89,5 | 74,7 | 77,3 | 75,6 | 82,6 | 91,5 | 95,9 | 93,9 |
Mitglieder insgesamt | 2500 | 2466 | 2268 | 2159 | 2202 | 2080 | 2071 | 1389 | 1385 | 1326 | 1231 | 1224 | 1160 | 1266 |
Männer | 2304 | 2236 | 1999 | 1834 | 1768 | 1569 | 1514 | 1270 | 1249 | 1178 | 1044 | 976 | 867 | 906 |
Frauen | 196 | 230 | 269 | 325 | 434 | 511 | 557 | 119 | 136 | 148 | 187 | 248 | 293 | 360 |
Anteil der Frauen in Prozent | 7,8 | 9,3 | 11,9 | 15,1 | 19,7 | 24,6 | 26,9 | 8,6 | 9,8 | 11,2 | 15,2 | 20,3 | 25,3 | 28,4 |
Vorsitze insgesamt | 170 | 168 | 167 | 160 | 158 | 145 | 153 | 87 | 88 | 91 | 87 | 82 | 74 | 83 |
Männer | 167 | 166 | 164 | 156 | 154 | 143 | 148 | 85 | 86 | 88 | 83 | 80 | 73 | 80 |
Frauen | 3 | 2 | 3 | 4 | 4 | 2 | 5 | 2 | 2 | 3 | 3 | 2 | 1 | 3 |
Anteil der Frauen in Prozent | 1,8 | 1,2 | 1,8 | 2,5 | 2,5 | 1,4 | 3,3 | 2,3 | 2,3 | 3,3 | 3,4 | 2,4 | 1,4 | 3,6 |
Unternehmen mit Angaben zur Arbeitnehmervertretung | 123 | 129 | 105 | 83 | 126 | 118 | 116 | 81 | 66 | 62 | 46 | 68 | 65 | 69 |
Mitglieder insgesamt | 2206 | 1910 | 1567 | 1291 | 1959 | 1854 | 1773 | 602 | 1035 | 912 | 748 | 1100 | 1085 | 1144 |
Männer | 2023 | 1742 | 1391 | 1088 | 1557 | 1387 | 1283 | 487 | 940 | 824 | 640 | 870 | 809 | 813 |
Frauen | 183 | 168 | 176 | 203 | 402 | 467 | 490 | 115 | 95 | 88 | 108 | 230 | 276 | 331 |
Arbeitnehmervertreterinnen | 139 | 125 | 119 | 110 | 224 | 240 | 254 | 84 | 69 | 65 | 61 | 128 | 140 | 171 |
Anteil an den Frauen insgesamt in Prozent | 76,0 | 74,4 | 67,6 | 54,2 | 55,7 | 51,4 | 51,8 | 73,0 | 72,6 | 73,9 | 56,5 | 55,7 | 50,7 | 51,7 |
1 Jeweils am Jahresende. Nur Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung der jeweiligen Spitzengremien machen.
Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.
100 größte Wirtschaftsunternehmen (ohne Finanzsektor)1 | ||
---|---|---|
Rang (Unternehmensgröße) | Unternehmen | Name |
1 | Volkswagen AG | Hiltrud Dorothea Werner |
2 | Daimler AG | Renata Jungo Brüngger, Britta Seeger |
3 | BMW Group | Milagros Caiña Carreiro-Andree |
6 | Siemens AG | Lisa Davis, Janina Kugel |
8 | Deutsche Telekom AG | Claudia Nemat |
10 | BASF SE | Saori Dubourg |
11 | Deutsche Post AG | Melanie Kreis |
15 | Continental AG | Dr. Ariane Reinhart |
16 | Deutsche Bahn AG | Dr. Sabina Jeschke |
19 | Innogy SE | Hildegard Müller |
22 | ZF Friedrichshafen AG | Sabine Jaskula |
23 | Lufthansa Group | Dr. Bettina Volkens |
25 | Fresenius SE & Co. KGaA | Rachel Empey |
26 | BP Europa SE | Dr. Hildegard Bison, Claudia Joost |
29 | Daimler Financial Services | Yvonne Rosslenbroich |
31 | SAP SE | Adaire Fox-Martin, Jennifer Morgan |
37 | Adidas AG | Karen Parkin |
39 | Henkel Ag & Co KGaA | Kathrin Menges |
40 | Shell Deutschland Oil GmbH | Marion Bönsch |
41 | TUI AG | Birgit Conix, Dr. Elke Eller |
42 | Tennet TSO GmbH | Manon van Beek2 |
44 | Volkswagen Financial Services AG | Christiane Hesse |
45 | Fresenius Medical Care AG | Katarzyna Mazur-Hofsaess |
47 | Bertelsmann SE & Co. KGaA | Anke Schäferkordt |
51 | Volkswagen Leasing GmbH | Silke Finger |
52 | Merck KGaA | Belén Garijo |
54 | Evonik Industries AG | Ute Wolf |
57 | Schaeffler AG | Corinna Schittenhelm |
59 | Otto Group | Petra Scharner-Wolff |
64 | Vattenfall Deutschland | Gabriele Ehrlich |
72 | Vodafone GmbH | Anna Dimitrova, Bettina Karsch |
73 | dm-drogerie markt Gruppe | Kerstin Erbe |
80 | ExxonMobil Central Europe Holding GmbH | Dr. Annette Flormann-Pfaff |
83 | Dirk Rossmann GmbH | Alice Schardt-Roßmann |
86 | HELIOS Kliniken Gruppe | Karin Gräppi |
87 | EWE AG | Marion Rövekamp |
88 | Benteler Gruppe | Isabel Diaz Rohr |
89 | Kion Group AG | Anke Groth, Susanna Schneeberger |
93 | Telefónica Deutschland Holding AG | Valentina Daiber, Nicole Gerhardt |
95 | Opel Automobile GmbH | Anke Felder |
99 | Beiersdorf AG | Dessi Temperley |
101–200 größte Wirtschaftsunternehmen (ohne Finanzsektor)1 | ||
---|---|---|
Rang (Unternehmensgröße) | Unternehmen | Name |
103 | Deutsche Leasing Gruppe | Sonja Kardorf |
104 | B. Braun Melsungen AG | Dr. Annette Beller, Anna-Maria Braun |
106 | Hella GmbH & Co. KGaA | Dr. Nicole Schneider |
107 | Roche Deutschland Holding GmbH | Claudia Böckstiegel, Dr. Ursula Redeker |
108 | Agravis Raiffeisen AG | Friederike Brocks |
112 | Noweda-Gruppe | Dr. Sabrina Schröder |
134 | Sanofi-Aventis Deutschland GmbH | Evelyne Freitag, Martina Ochel |
136 | Gea Group AG | Martine Snels |
139 | Sanacorp Pharmahandel GmbH | Karin Kaufmann |
149 | ProSiebenSat.1 Group | Sabine Eckhardt |
151 | Alliance Healthcare Deutschland AG | Aline Seifert |
154 | Mann + Hummel Gruppe | Emese Weissenbacher2 |
159 | Novartis Deutschland GmbH | Dr. Sidonie Roswitha Golombowski-Daffner2, Ester Banque |
169 | Vonovia SE | Helene von Roeder |
171 | Axel Springer SE | Dr. Stephanie Caspar |
179 | Wilh.Werhahn KG | Kathrin Dahnke |
181 | Also Deutschland GmbH | Simone Blome-Schwitzki2 |
184 | Hewlett-Packard GmbH | Cathie Lesjak, Kim Rivera |
185 | Tchibo GmbH | Ines von Jagemann |
188 | McDonald‘s Deutschland | Sandra Mühlhause, Susan Schramm |
191 | Nestlé Deutschland | Béatrice Guillaume-Grabisch2 |
194 | Tech Data GmbH & Co. oHG | Barbara Koch, Dorothee Stolzenberg |
197 | Trumpf Gruppe | Dr. Nicola Leibinger-Kammüller2 |
199 | FTI Group | Roula Jouny2 |
1 Nur Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung der jeweiligen Spitzengremien machen.
2 Vorstandsvorsitzende.
Quelle: Eigene Erhebungen.
In den umsatzstärksten 100 Unternehmen sieht es etwas besser aus als im Durchschnitt der Top-200-Gruppe: Gut 42 Prozent der Top-100-Unternehmen hatten Ende 2018 mindestens eine Frau in ihrem Vorstand (2017: knapp 39 Prozent), der Frauenanteil lag erstmals bei zehn Prozent und damit fast anderthalb Prozentpunkte höher als im vorangegangenen Jahr. Die Vorstandsvorsitze wurden jedoch zu fast 99 Prozent von Männern eingenommen.
Auch in den Aufsichtsräten sind die Frauenanteile gestiegen: In den Top-200-Unternehmen zuletzt um gut zwei Prozentpunkte auf knapp 27 Prozent, in den Top-100-Unternehmen sogar um rund drei Prozentpunkte auf über 28 Prozent. Vorsitze hatten hingegen, ähnlich wie in den Vorständen, fast ausschließlich Männer inne.Die fünf Frauen auf Aufsichtsratssitzen in dieser Unternehmensgruppe sind Dr. Elke Simon (Boehringer Ingelheim), Dr. Simone Bagel-Trah (Henkel AG & Co. KGaA), Laura Abasolo García de Baquedano (Telefónica Deutschland Holding AG), Cathrina Claas-Mühlhäuser (Claas KGaA mbH) und Patrycja Klarecka (Orlen Deutschland).
Stellte die Arbeitnehmerseite vor zehn Jahren noch drei Viertel aller Aufsichtsrätinnen, hat die Kapitalseite in den vergangenen Jahren aufgeholt. Seit 2016 ist die Aufteilung nahezu ausgeglichen – Ende 2018 lag die Arbeitnehmerseite mit einem Anteil von knapp 52 Prozent leicht vorne.
In den Vorständen der untersuchten börsennotierten Unternehmen (DAX-30, MDAX, SDAX und TecDAXDie Zusammensetzung und die Definition der DAX-Indizes wurden im September 2018 verändert. Zum einen wurden die Gruppen der MDAX- und SDAX-Unternehmen vergrößert. Im MDAX werden nun 60 statt 50 Unternehmen gelistet, im SDAX 70 statt bisher 50. Zum zweiten können nun alle TecDAX-Unternehmen (zusätzlich zu ihrer Listung im TecDAX) auch im DAX-30, MDAX oder SDAX gelistet sein. Vgl. Georg Buschmann (2018): So sieht der neue Dax aus. Wirtschaftswoche Online vom 6. September (online verfügbar).) betrug der Frauenanteil im Jahr 2018 im Durchschnitt gut acht Prozent (Tabelle 2, Übersicht 2). Der Anteil der einem Vorstand vorsitzenden Frauen verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr geringfügig und lag 2018 bei knapp drei Prozent.
Unterliegen der Geschlechterquote im Aufsichtsrat2 | Durchschnitt DAX-Gruppen | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2016 | 2017 | 2018 | 20113 | 20123 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | |
Vorstände/Geschäftsführungen | |||||||||||
Unternehmen insgesamt | 106 | 105 | 104 | 130 | 130 | 160 | 160 | 160 | 160 | 160 | 160 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 106 | 105 | 104 | 130 | 130 | 160 | 160 | 160 | 160 | 160 | 160 |
Mit Frauen im Vorstand | 26 | 33 | 34 | 17 | 29 | 37 | 31 | 35 | 37 | 43 | 51 |
Anteil in Prozent | 24,5 | 31,4 | 32,7 | 13,1 | 22,3 | 23,1 | 19,4 | 21,9 | 23,1 | 26,9 | 31,9 |
Mitglieder insgesamt | 447 | 495 | 483 | 569 | 567 | 681 | 630 | 658 | 686 | 697 | 709 |
Männer | 446 | 456 | 442 | 549 | 535 | 639 | 596 | 620 | 640 | 647 | 651 |
Frauen | 31 | 39 | 41 | 20 | 32 | 42 | 34 | 38 | 46 | 50 | 58 |
Anteil der Frauen in Prozent | 6,5 | 7,9 | 8,5 | 3,5 | 5,6 | 6,2 | 5,4 | 5,8 | 6,7 | 7,2 | 8,2 |
Vorsitze insgesamt | 103 | 104 | 104 | 130 | 130 | 160 | 157 | 158 | 157 | 155 | 153 |
Männer | 102 | 101 | 102 | 129 | 129 | 159 | 157 | 158 | 156 | 150 | 149 |
Frauen | 1 | 3 | 2 | 1 | 1 | 1 | 0 | 0 | 1 | 5 | 4 |
Anteil der Frauen in Prozent | 1,0 | 2,9 | 1,9 | 0,8 | 0,8 | 0,6 | 0 | 0 | 0,6 | 3,2 | 2,7 |
Aufsichts-/Verwaltungsräte | |||||||||||
Unternehmen insgesamt | 106 | 105 | 104 | 130 | 130 | 160 | 160 | 160 | 160 | 160 | 160 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 105 | 105 | 104 | 130 | 130 | 160 | 160 | 158 | 159 | 160 | 160 |
Mit Frauen im Aufsichtsrat | 105 | 105 | 104 | 82 | 91 | 119 | 121 | 130 | 134 | 137 | 140 |
Anteil in Prozent | 100 | 100 | 100 | 63,1 | 70,0 | 74,4 | 75,6 | 81,3 | 83,8 | 85,6 | 87,5 |
Mitglieder insgesamt | 1562 | 1597 | 1511 | 1406 | 1434 | 1668 | 1661 | 1653 | 1698 | 1761 | 1709 |
Männer | 1134 | 1116 | 1016 | 1228 | 1216 | 1384 | 1346 | 1284 | 1261 | 1284 | 1195 |
Frauen | 428 | 481 | 495 | 178 | 218 | 286 | 315 | 369 | 437 | 477 | 514 |
Anteil der Frauen in Prozent | 27,4 | 30,1 | 32,8 | 12,7 | 15,2 | 17,1 | 19,0 | 22,3 | 25,7 | 27,1 | 30,1 |
Vorsitze insgesamt | 104 | 105 | 104 | 130 | 130 | 158 | 158 | 158 | 157 | 160 | 160 |
Männer | 100 | 101 | 100 | 129 | 129 | 154 | 153 | 152 | 152 | 155 | 151 |
Frauen | 4 | 4 | 4 | 1 | 1 | 4 | 5 | 6 | 5 | 5 | 9 |
Anteil der Frauen in Prozent | 3,8 | 3,8 | 3,8 | 0,8 | 0,8 | 2,5 | 3,2 | 3,8 | 3,2 | 3,1 | 5,6 |
Unternehmen mit Angaben zur Arbeitnehmervertretung | 101 | 104 | 102 | 100 | 87 | 72 | 94 | 98 | 96 | 98 | 95 |
Mitglieder insgesamt | 1520 | 1573 | 1502 | 1074 | 911 | 891 | 1263 | 1284 | 1292 | 1360 | 1308 |
Männer | 1103 | 1101 | 1009 | 952 | 783 | 727 | 999 | 973 | 924 | 955 | 877 |
Frauen | 417 | 472 | 493 | 122 | 128 | 164 | 264 | 311 | 368 | 405 | 431 |
Arbeitnehmervertreterinnen | 222 | 249 | 255 | 90 | 85 | 101 | 148 | 167 | 192 | 205 | 219 |
Anteil an den Frauen insgesamt in Prozent | 53,2 | 52,8 | 51,7 | 73,8 | 66,4 | 61,6 | 56,1 | 53,7 | 52,2 | 50,6 | 50,8 |
1 Jeweils am Jahresende.
2 Unternehmen laut Women on Board Index 2018 von FidAR.
3 Berechnungen ohne TecDAX-Unternehmen.
Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.
Unternehmen | Name | Quote AR |
---|---|---|
DAX-30 | ||
Adidas AG | Karen Parkin | ja |
ALLIANZ SE | Dr. Helga Jung, Jacqueline Hunt | ja |
BASF SE | Saori Dubourg | ja |
Beiersdorf AG | Dessi Temperley | ja |
BMW Group | Milagros Caiña Carreiro-Andree | ja |
Continental AG | Dr. Ariane Reinhart | |
Daimler AG | Renata Jungo Brüngger, Britta Seeger | ja |
Deutsche Bank AG | Sylvie Matherat | ja |
Deutsche Börse AG | Hauke Stars | |
Deutsche Post AG | Melanie Kreis | ja |
Deutsche Telekom AG | Claudia Nemat | ja |
Fresenius Medical Care AG | Katarzyna Mazur-Hofsaess | |
Fresenius SE & Co. KGaA | Rachel Empey | ja |
Henkel AG & Co. KGaA | Kathrin Menges | ja |
Lufthansa Group | Dr. Bettina Volkens | |
Merck KGaA | Belén Garijo | ja |
Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG | Dr. Doris Höpke | ja |
SAP SE | Adaire Fox-Martin, Jennifer Morgan | ja |
Siemens AG | Lisa Davis, Janina Kugel | ja |
Volkswagen AG | Hiltrud Dorothea Werner | ja |
Vonovia SE | Helene von Roeder | |
Wirecard AG | Susanne Steidl | |
MDAX | ||
Aareal Bank AG | Dagmar Knopek, Christiane Kunisch-Wolff | |
Airbus SE | Grazia Vittadini | |
Axel Springer SE | Dr. Stephanie Caspar | |
Commerzbank AG | Dr. Betina Orlopp | ja |
Evonik Industries AG | Ute Wolf | ja |
Fraport AG | Anke Giesen | ja |
FUCHS PETROLUB AG | Dagmar Steinert | |
Gea Group AG | Martine Snels | ja |
Hella GmbH & Co. KGaA | Dr. Nicole Schneider | ja |
Innogy SE | Hildegard Müller | ja |
Kion Group AG | Anke Groth, Susanna Schneeberger | ja |
ProSiebenSat.1 Group | Sabine Eckhardt | |
QIAGEN GmbH | Dr. Annette Koch | |
Schaeffler AG | Corinna Schittenhelm | ja |
TAG Immobilien AG | Claudia Hoyer | |
Telefónica Deutschland Holding AG | Valentina Daiber, Nicole Gerhardt | ja |
SDAX | ||
Deutsche Beteiligungs AG | Susanne Zeidler | |
Dialog Semiconductor | Julie Pope | |
DIC Asset AG | Sonja Wärntges2 | |
DWS AG | Claire Peel | |
GRENKE AG | Antje Leminsky2 | |
HHLA AG | Angela Titzrath2 | ja |
KWS SAAT AG | Eva Kienle | |
Medigene AG | Dr. Dolores Schendel2 | |
PATRIZIA Immobilien AG | Anne Kavanagh | |
Pfeiffer Vacuum AG | Nathalie Benedikt | |
SHOP APOTHEKE EUROPE | Theresa Holler | |
WASHTEC AG | Karoline Kalb | |
ZOOPLUS AG | Andrea Skersies | |
TecDAX | ||
Deutsche Telekom AG | Claudia Nemat | ja |
Dialog Semiconductor | Julie Pope | |
Pfeiffer Vacuum AG | Nathalie Benedikt | |
QIAGEN GmbH | Dr. Annette Koch | |
SAP SE | Adaire Fox-Martin, Jennifer Morgan | ja |
Telefónica Deutschland Holding AG | Valentina Daiber, Nicole Gerhardt | ja |
Wirecard AG | Susanne Steidl | |
Weitere der Quote unterliegende Unternehmen | ||
BREMER LAGERHAUS-GESELLSCHAFT | Andrea Eck | ja |
HSBC Trinkaus & Burkhardt AG | Carola Gräfin von Schmettow2 | ja |
Mainova AG | Diana Rauhut | ja |
Oldenburgische Landesbank AG | Karin Katerbau | ja |
TUI AG | Birgit Conix, Dr. Elke Eller | ja |
üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe | Denise Hain | ja |
HORNBACH Baumarkt AG | Susanne Jäger | ja |
1 Nur Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung der jeweiligen Spitzengremien machen.
2 Vorstandsvorsitzende.
Quelle: Eigene Erhebungen.
Im Vergleich zu den Vorständen war die Entwicklung in den Aufsichtsräten im Durchschnitt der untersuchten DAX-Gruppen geradezu dynamisch: Der Frauenanteil wuchs 2018 um drei Prozentpunkte auf etwas mehr als 30 Prozent und lag damit erneut höher als in der Gruppe der Top-100- und der Top-200-Unternehmen. Der Anteil der Frauen als Aufsichtsratsvorsitzende nahm erstmals etwas stärker zu, um zweieinhalb Prozentpunkte auf rund sechs Prozent beziehungsweise neun Frauen.DAX-30: Dr. Simone Bagel-Trah (Henkel AG & Co. KGaA), MDAX: Laura Abasolo García de Baquedano (Telefónica Deutschland Holding AG) (TecDax), Marija Korsch (Aareal Bank AG), SDAX: Bärbel Schomberg (HAMBORNER REIT AG), Susanne Klatten (SGL CARBON), Heather Joan Graham (Steinhoff), Martina Merz (SAF HOLLAND S.A.), Sandy Möser (RIB Software AG) und Ayla Busch (Pfeiffer Vacuum AG).
In allen Unternehmensgruppen hat sich der Anteil der Unternehmen, die mindestens eine Frau im Vorstand haben, im vergangenen Jahr erhöht – jedoch ausgehend von ganz unterschiedlichen Niveaus. Bei den DAX-30-Unternehmen war dieser Anteil mit gut 73 Prozent am höchsten, in den SDAX-Unternehmen mit knapp 19 Prozent am geringsten (Tabelle 3).
DAX-30 | MDAX | SDAX | TecDAX | ||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2008 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2011 | 2013 | 2015 | 2017 | 2018 | 2011 | 2013 | 2015 | 2017 | 2018 | 2013 | 2015 | 2017 | 2018 | |
Vorstände/Geschäftsführungen | |||||||||||||||||||||||
Unternehmen insgesamt | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 50 | 50 | 50 | 50 | 60 | 50 | 50 | 50 | 50 | 70 | 30 | 30 | 30 | 30 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 50 | 50 | 50 | 50 | 60 | 50 | 50 | 50 | 50 | 70 | 30 | 30 | 30 | 30 |
Mit Frauen im Vorstand | 1 | 6 | 13 | 10 | 12 | 16 | 17 | 21 | 22 | 5 | 8 | 5 | 8 | 16 | 6 | 11 | 11 | 9 | 13 | 8 | 3 | 5 | 7 |
Anteil in Prozent | 3,3 | 20,0 | 43,3 | 33,3 | 40,0 | 53,3 | 56,7 | 70,0 | 73,3 | 10,0 | 16,0 | 10,0 | 16,0 | 26,7 | 12,0 | 22,0 | 22,0 | 18,0 | 18,6 | 26,7 | 10,0 | 16,7 | 23,3 |
Mitglieder insgesamt | 183 | 188 | 193 | 191 | 188 | 197 | 195 | 200 | 189 | 213 | 213 | 195 | 208 | 253 | 168 | 170 | 165 | 172 | 267 | 107 | 101 | 117 | 139 |
Männer | 182 | 181 | 178 | 179 | 174 | 178 | 173 | 174 | 163 | 208 | 205 | 190 | 199 | 234 | 160 | 157 | 154 | 163 | 254 | 98 | 98 | 111 | 130 |
Frauen | 1 | 7 | 15 | 12 | 14 | 19 | 22 | 26 | 26 | 5 | 8 | 5 | 9 | 19 | 8 | 13 | 11 | 9 | 13 | 9 | 3 | 6 | 9 |
Anteil der Frauen in Prozent | 0,5 | 3,7 | 7,8 | 6,3 | 7,4 | 9,6 | 11,3 | 13,0 | 13,8 | 2,3 | 3,8 | 2,6 | 4,3 | 7,5 | 4,8 | 7,6 | 6,7 | 5,2 | 4,9 | 8,4 | 3,0 | 5,1 | 6,5 |
Vorsitze insgesamt | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 50 | 50 | 48 | 48 | 58 | 50 | 50 | 50 | 48 | 65 | 30 | 30 | 29 | 29 |
Männer | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 50 | 49 | 48 | 47 | 58 | 49 | 50 | 50 | 46 | 61 | 30 | 30 | 27 | 29 |
Frauen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 1 | 0 | 1 | 0 | 0 | 2 | 4 | 0 | 0 | 2 | 0 |
Anteil der Frauen in Prozent | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 2,0 | 0 | 2,1 | 0 | 2,0 | 0 | 0 | 4,2 | 6,2 | 0 | 0 | 6,9 | 0 |
Aufsichts-/Verwaltungsräte | |||||||||||||||||||||||
Unternehmen insgesamt | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 50 | 50 | 50 | 50 | 60 | 50 | 50 | 50 | 50 | 70 | 30 | 30 | 30 | 30 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 50 | 50 | 50 | 50 | 60 | 50 | 50 | 49 | 50 | 70 | 30 | 29 | 30 | 30 |
Mit Frauen im Aufsichtsrat | 27 | 26 | 28 | 28 | 28 | 28 | 30 | 30 | 30 | 35 | 45 | 46 | 47 | 56 | 21 | 27 | 33 | 35 | 54 | 19 | 23 | 25 | 27 |
Anteil in Prozent | 90,0 | 86,7 | 93,3 | 93,3 | 93,3 | 93,3 | 100 | 100 | 100 | 70,0 | 90,0 | 92,0 | 94,0 | 93,3 | 42,0 | 54,0 | 67,3 | 70,0 | 77,1 | 63,3 | 79,3 | 83,3 | 90,0 |
Mitglieder insgesamt | 527 | 479 | 494 | 489 | 490 | 488 | 490 | 490 | 478 | 581 | 584 | 599 | 631 | 650 | 346 | 388 | 365 | 399 | 581 | 207 | 201 | 241 | 259 |
Männer | 458 | 404 | 398 | 384 | 369 | 357 | 342 | 327 | 319 | 515 | 489 | 472 | 461 | 451 | 309 | 337 | 302 | 309 | 425 | 174 | 153 | 187 | 183 |
Frauen | 69 | 75 | 96 | 107 | 121 | 131 | 148 | 163 | 159 | 66 | 95 | 127 | 170 | 199 | 37 | 51 | 63 | 90 | 156 | 33 | 48 | 54 | 76 |
Anteil der Frauen in Prozent | 13,1 | 15,7 | 19,4 | 21,9 | 24,7 | 26,8 | 30,2 | 33,3 | 33,3 | 11,4 | 16,3 | 21,2 | 26,9 | 30,6 | 10,7 | 13,1 | 17,3 | 22,6 | 26,9 | 15,9 | 23,9 | 22,4 | 29,3 |
Vorsitze insgesamt | kA | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 50 | 48 | 50 | 50 | 60 | 50 | 50 | 49 | 50 | 70 | 30 | 29 | 30 | 30 |
Männer | kA | 29 | 29 | 29 | 29 | 29 | 29 | 29 | 29 | 50 | 46 | 48 | 49 | 58 | 50 | 50 | 48 | 49 | 64 | 29 | 27 | 28 | 27 |
Frauen | kA | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 0 | 2 | 2 | 1 | 2 | 0 | 0 | 1 | 1 | 6 | 1 | 2 | 2 | 3 |
Anteil der Frauen in Prozent | kA | 3,3 | 3,3 | 3,3 | 3,3 | 3,3 | 3,3 | 3,3 | 3,3 | 0 | 4,2 | 4,0 | 2,0 | 3,3 | 0 | 0 | 2,0 | 2,0 | 8,6 | 3,3 | 6,9 | 6,7 | 10,0 |
Unternehmen mit Angaben zur Arbeitnehmervertretung | 24 | 24 | 20 | 23 | 29 | 28 | 27 | 27 | 27 | 35 | 25 | 37 | 38 | 38 | 41 | 17 | 21 | 23 | 30 | 7 | 12 | 10 | 14 |
Mitglieder insgesamt | 423 | 395 | 322 | 310 | 484 | 470 | 463 | 464 | 455 | 397 | 331 | 498 | 542 | 506 | 282 | 172 | 198 | 242 | 347 | 78 | 118 | 112 | 166 |
Männer | 367 | 334 | 259 | 250 | 363 | 342 | 324 | 310 | 304 | 358 | 279 | 389 | 393 | 341 | 260 | 146 | 155 | 169 | 232 | 62 | 87 | 83 | 110 |
Frauen | 56 | 61 | 63 | 70 | 121 | 128 | 139 | 154 | 151 | 39 | 52 | 109 | 149 | 165 | 22 | 26 | 43 | 73 | 115 | 16 | 31 | 29 | 56 |
Arbeitnehmervertreterinnen | 41 | 43 | 40 | 40 | 66 | 70 | 74 | 79 | 80 | 28 | 33 | 57 | 78 | 82 | 19 | 17 | 22 | 35 | 57 | 11 | 18 | 13 | 28 |
Anteil an den Frauen insgesamt in Prozent | 73,2 | 70,5 | 63,5 | 57,1 | 54,5 | 54,7 | 53,2 | 51,3 | 53,0 | 71,8 | 63,5 | 52,3 | 52,3 | 49,7 | 86,4 | 65,4 | 51,2 | 47,9 | 49,6 | 68,8 | 58,1 | 44,8 | 50,0 |
1 Jeweils am Jahresende.
Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.
Der durchschnittliche Frauenanteil in den Vorständen war noch weitaus geringer. Auch hier lagen die im Fokus der Öffentlichkeit stehenden DAX-30-Unternehmen Ende des vergangenen Jahres mit fast 14 Prozent – knapp ein Prozentpunkt mehr als im vorangegangenen Jahr – vorne. Ein stärkerer Anstieg konnte mit über drei Prozentpunkten auf rund acht Prozent bei den MDAX-Unternehmen beobachtet werden. Diese Gruppe verbesserte sich damit vom letzten auf den zweiten Platz. Dahinter folgten die TecDAX-Unternehmen, deren Frauenanteil in Vorständen bis Ende 2018 auf 6,5 Prozent stieg. Das Schlusslicht bildeten wiederum die SDAX-Unternehmen, bei denen der Frauenanteil in Vorständen im Vergleich zu 2017 bei etwa fünf Prozent stagnierte und damit auf dem Niveau des Ausgangsjahres 2011 lag. Zwischenzeitlich war dieser Anteil nur geringfügig höher.
In keinem der DAX-30-Unternehmen stand Ende 2018 eine Frau an der Spitze des Vorstands. Dies trifft auch auf die MDAX- und TecDAX-Unternehmen zu. An dieser Stelle konnten – ausnahmsweise – die SDAX-Unternehmen punkten: Die Zahl der Frauen als Vorstandsvorsitzende erhöhte sich in dieser Gruppe um zwei auf vier, was einem Anteil von gut sechs Prozent entsprach.
Auch in den Aufsichtsräten erreichten die DAX-30-Unternehmen, wie in den vergangenen Jahren, den höchsten Frauenanteil aller DAX-Gruppen. Die 30-Prozent-Marke wurde bereits im Jahr 2016 (im Jahr der Einführung der festen Geschlechterquote für börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen) erreicht, im Jahr 2017 betrug der Frauenanteil exakt ein Drittel, wie auch Ende 2018. Diese Stagnation unterstreicht das Ergebnis einer Analyse aus dem Managerinnen-Barometer 2018, derzufolge offenbar viele Unternehmen ihre Bemühungen, Frauen für die Aufsichtsgremien zu gewinnen, nach Erreichen des gesetzlich vorgegebenen Frauenanteils in Aufsichtsräten wieder zurückfahren oder gar ganz einstellen.Vgl. Holst und Wrohlich (2018), a.a.O.
Bei allen anderen DAX-Gruppen stieg der Anteil der Aufsichtsrätinnen, allerdings ausgehend von einem geringeren Niveau als bei den DAX-30-Unternehmen: Den größten Sprung machten die TecDAX-Unternehmen mit einem Plus von fast sieben Prozentpunkten auf gut 29 Prozent. In den SDAX-Unternehmen ging es um gut vier Prozentpunkte auf einen Anteil von fast 27 Prozent nach oben. Die MDAX-Gruppe überschritt mit einem Zuwachs von fast vier Prozentpunkten sogar erstmals die 30-Prozent-Marke und kam auf einen Frauenanteil in den Aufsichtsräten von rund 31 Prozent. Während in der DAX-30-Gruppe seit 2016 in allen Unternehmen mindestens eine Frau im Aufsichtsrat vertreten ist, waren 2018 in den SDAX-Unternehmen immer noch fast 23 Prozent der Aufsichtsräte rein männlich besetzt; in der TecDAX-Gruppe waren es zehn Prozent und unter den MDAX-Unternehmen knapp sieben Prozent.
In den DAX-30-Unternehmen gab es auch im Jahr 2018 nur eine einzige Aufsichtsratsvorsitzende.Dr. Simone Bagel-Trah (Henkel AG & Co. KGaA). In allen anderen DAX-Gruppen kam mindestens eine Vorsitzende hinzu – in der SDAX-Gruppe waren es sogar fünf Frauen mehr als im Jahr zuvor, die einem Kontrollgremium vorstanden. Der entsprechende Anteil von fast neun Prozent wurde nur von den TecDAX-Unternehmen übertroffen: Dort gab es in jedem zehnten Unternehmen eine Aufsichtsratsvorsitzende.
Grundsätzlich ist in diesem Abschnitt zu beachten, dass im September 2018 die Zahl der MDAX-Unternehmen um zehn auf 60 und die Zahl der SDAX-Unternehmen um 20 auf 70 gestiegen ist.Vgl. Fußnote 8. Seitdem können TecDAX-Unternehmen gleichzeitig auch in den anderen DAX-Gruppen vertreten sein und umgekehrt. Das bedeutet zum Beispiel, dass einige DAX-30-Unternehmen nun auch im TecDAX gelistet sind. Die Gesamtzahl aller DAX-Unternehmen ist mit 160 jedoch unverändert geblieben.
Beteiligungsunternehmen des Bundes sind aufgrund ihrer teilweise geringen Größe nur begrenzt vergleichbar mit den anderen untersuchten Unternehmensgruppen. Zudem sind im Unterschied zur Privatwirtschaft Aufsichtsratssitze in öffentlichen Unternehmen oftmals an eine Führungsposition in der öffentlichen Verwaltung oder an politische Mandate gekoppelt. Durch diese funktionsgebundene Gremienbesetzung wird der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der öffentlichen Unternehmen vom Frauenanteil in den höheren Ebenen der öffentlichen Verwaltung und von politischen Ämtern beeinflusst.Vgl. Daniela Arregui Coka, Ronny Freier und Johanna Mollerstrom (2017): Genderparität in der deutschen Politik: Weitere Bemühungen nötig. DIW Wochenbericht Nr. 37, 763–771 (online verfügbar).
Nachdem der Frauenanteil in den Vorständen der Unternehmen mit Bundesbeteiligung in den Jahren 2010 bis 2017 kontinuierlich von fast sieben auf knapp 18 Prozent gestiegen war, stellte das Jahr 2018 eine Zäsur dar: Der Frauenanteil ging um fast vier Prozentpunkte auf 14 Prozent zurück (Tabelle 4, Übersicht 3). Immerhin stieg die Zahl der Frauen, die einen Vorstandsvorsitz innehaben, von fünf auf sieben, was einem Anteil von rund 16 Prozent entspricht.
2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Vorstände/Geschäftsführungen | |||||||||
Unternehmen insgesamt | 61 | 60 | 60 | 60 | 60 | 61 | 59 | 61 | 60 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 60 | 60 | 60 | 60 | 60 | 61 | 59 | 60 | 60 |
Mit Frauen im Vorstand | 9 | 10 | 12 | 14 | 17 | 20 | 20 | 22 | 20 |
Anteil in Prozent | 15,0 | 16,7 | 20,0 | 23,3 | 28,3 | 32,8 | 33,9 | 36,7 | 33,3 |
Mitglieder insgesamt | 152 | 147 | 143 | 143 | 135 | 144 | 142 | 140 | 150 |
Männer | 142 | 135 | 127 | 125 | 115 | 122 | 120 | 115 | 129 |
Frauen | 10 | 12 | 16 | 18 | 20 | 22 | 22 | 25 | 21 |
Anteil der Frauen in Prozent | 6,6 | 8,2 | 11,2 | 12,6 | 14,8 | 15,3 | 15,5 | 17,9 | 14,0 |
Vorsitze insgesamt | 54 | 55 | 57 | 56 | 52 | 37 | 42 | 41 | 45 |
Männer | 51 | 52 | 51 | 51 | 47 | 33 | 35 | 36 | 38 |
Frauen | 3 | 3 | 6 | 5 | 5 | 4 | 7 | 5 | 7 |
Anteil der Frauen in Prozent | 5,6 | 5,5 | 10,5 | 8,9 | 9,6 | 10,8 | 16,7 | 12,2 | 15,6 |
Aufsichts-/Verwaltungsräte | |||||||||
Unternehmen insgesamt | 61 | 60 | 60 | 60 | 60 | 61 | 59 | 61 | 60 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 54 | 55 | 54 | 51 | 54 | 55 | 50 | 51 | 55 |
Mit Frauen im Aufsichtsrat | 46 | 42 | 43 | 41 | 50 | 53 | 48 | 50 | 55 |
Anteil in Prozent | 85,2 | 76,4 | 79,6 | 80,4 | 92,6 | 96,4 | 81,4 | 98,0 | 100 |
Mitglieder insgesamt | 577 | 587 | 579 | 553 | 602 | 595 | 554 | 530 | 577 |
Männer | 472 | 483 | 464 | 453 | 459 | 431 | 393 | 368 | 380 |
Frauen | 105 | 104 | 115 | 100 | 142 | 164 | 161 | 162 | 197 |
Anteil der Frauen in Prozent | 18,2 | 17,7 | 19,9 | 18,1 | 23,6 | 27,6 | 29,1 | 30,6 | 34,1 |
Vorsitze insgesamt | 53 | 53 | 53 | 47 | 49 | 55 | 50 | 51 | 56 |
Männer | 45 | 45 | 42 | 39 | 40 | 48 | 44 | 41 | 46 |
Frauen | 8 | 8 | 11 | 8 | 9 | 7 | 6 | 10 | 10 |
Anteil der Frauen in Prozent | 15,1 | 15,1 | 20,8 | 17,0 | 18,4 | 12,7 | 12,0 | 19,6 | 17,9 |
1 Nur Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung der jeweiligen Spitzengremien machen beziehungsweise einen Aufsichtsrat besitzen.
Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.
Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) gGmbH | Rita Schwarzelühr-Sutter | Parlamentarische Staatssekretärin, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) |
---|---|---|
Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt GmbH | Petra Steiner-Hoffmann | Ministerialdirektorin, Abteilungsleiterin Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) |
Bayreuther Festspiele GmbH | Brigitte Merk-Erbe | Oberbürgermeisterin der Stadt Bayreuth |
Zentrale Stelle zur Abrechnung von Arzneimittelrabatten | Dr. Birgit König | Vorsitzende des Vorstandes der Allianz Private Krankenversicherungs-AG |
NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie | Dr. Julia Reuss | Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) |
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH | Dr. Martina Hinricher | Ministerialdirektorin, Leiterin der Zentralabteilung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) |
FernleitungsBetriebsgesellschaft mbH | Imke von Bornstaedt-Küpper | Ministerialrätin, Referatsleiterin im Bundesministerium der Verteidigung |
Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH | Monika Grütters | Staatsministerin, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien |
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH | Dr. Veronika von Messling | Ministerialdirektorin, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) |
Transit-Film-Gesellschaft mbH | Ulrike Schauz | Ministerialrätin, Referatsleiterin der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien |
1 Stand November 2018.
Quelle: Eigene Erhebungen.
In den Aufsichtsräten setzte sich die positive Entwicklung fort. Mittlerweile haben alle untersuchten Beteiligungsunternehmen des Bundes mindestens eine Frau in ihrem Kontrollgremium. Der durchschnittliche Frauenanteil in den Aufsichtsräten lag Ende 2018 mit gut 34 Prozent sogar über dem entsprechenden Vergleichswert der DAX-30-Gruppe. Traditionell liegen die Beteiligungsunternehmen des Bundes beim Anteil von Frauen als Aufsichtsratsvorsitzende im Vergleich zu allen anderen untersuchten Unternehmensgruppen vorne, so mit knapp 18 Prozent auch im Jahr 2018.
Ein Vergleich der Entwicklung in den ausgewählten Unternehmensgruppen zeigt, dass sich der Gender Gap in der Besetzung der Aufsichtsräte weiterhin schneller verringert als in den Vorständen (Abbildung 1). Jahrelang waren die Beteiligungsunternehmen des Bundes beim Frauenanteil in den Vorständen Spitzenreiter, aufgrund des jüngsten Rückgangs teilen sie sich diese Rolle nun allerdings mit den DAX-30-Unternehmen. Beide Unternehmensgruppen liegen mit jeweils rund 14 Prozent allerdings deutlich vor den Top-200-Unternehmen mit neun Prozent.
Mit Blick auf die Aufsichtsräte lagen die DAX-30-Unternehmen in den Jahren 2016 und 2017 knapp vorne und wurden 2018 von den Unternehmen mit Bundesbeteiligung überholt.
Den großen Unterschied in der Dynamik des Frauenanteils in Vorständen und Aufsichtsräten verdeutlicht auch das Gedankenexperiment der linearen Fortschreibung: Würde die durchschnittliche Entwicklung des Frauenanteils in den Vorständen der Top-200-Unternehmen der zurückliegenden zwölf Jahre linear voranschreiten, wäre die Geschlechterparität in 63 Jahren erreicht. In den Aufsichtsräten wäre das hingegen bereits in 14 Jahren der Fall. Die jüngsten Trends deuten jedoch darauf hin, dass die tatsächliche Entwicklung hinter der linearen Fortschreibung zurückbleiben dürfte.
Seit Mai 2015 ist das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen (FüPoG) in Kraft. Es verpflichtet Unternehmen, die börsennotiert sind und der paritätischen Mitbestimmung unterliegen, ab 2016 zu einer verbindlichen Geschlechterquote im Aufsichtsrat von 30 Prozent.Vgl. Elke Holst und Anja Kirsch (2016): Spitzengremien großer Unternehmen: Mehr Schubkraft für eine ausgewogene Repräsentation von Frauen und Männern nötig. DIW Wochenbericht Nr. 2, 38 (online verfügbar). Die betroffenen Unternehmen müssen die Quote seit dem 1. Januar 2016 sukzessive für die dann neu zu besetzenden Aufsichtsratsposten einhalten. Bei Nichterfüllung ist die quotenwidrige Wahl nichtig. Die für das unterrepräsentierte Geschlecht vorgesehenen Plätze bleiben rechtlich unbesetzt („leerer Stuhl“). Unternehmen, die entweder börsennotiert oder mitbestimmt sind, sind seither aufgefordert, Zielgrößen zur Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsräten, Vorständen und den obersten Managementebenen festzulegen.Vgl. hierzu auch Deutscher Bundestag (2017): Erste jährliche Information der Bundesregierung über die Entwicklung des Frauen- und Männeranteils an Führungsebenen und in Gremien der Privatwirtschaft und des öffentlichen Dienstes. Bundestagsdrucksache Nr. 18/11500 vom 9. März (online verfügbar).
Drei Jahre nach Einführung der gesetzlichen Geschlechterquote für Aufsichtsräte gibt es einiges an Evidenz, dass dieser Teil des FüPoG tatsächlich wirksam war: Gut drei Viertel aller Unternehmen, die unter die verbindliche Geschlechterquote für Aufsichtsräte fallen, hatten ihr Kontrollgremium Ende 2018 zu 30 Prozent oder mehr mit Frauen besetzt, 16 Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor (Tabelle 5, Übersicht 4). Nur in der DAX-30-Gruppe war dieser Anteil mit gut 83 Prozent höher (plus fast 17 Prozentpunkte im Vergleich zu 2017).25 der DAX-30-Unternehmen unterliegen der gesetzlichen Geschlechterquote für Aufsichtsräte. Am geringsten waren die Zuwächse mit knapp fünf Prozentpunkten in den Unternehmen mit Bundesbeteiligung (auf fast 64 Prozent). Den größten Nachholbedarf haben die SDAX- und TecDAX-Unternehmen, die im Durchschnitt nur zu knapp 43 beziehungsweise 47 Prozent mindestens 30 Prozent Frauen in ihren Aufsichtsräten hatten. In den Top-200-Unternehmen lag der Anteil der Unternehmen mit 48 Prozent nur wenig darüber.
In Prozent
Unternehmen | 2018 | 2018 | Veränderung zu 2017 (Prozentpunkte) | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
0 Prozent | 1 bis 9 Prozent | 10 bis 19 Prozent | 20 bis 29 Prozent | 30 bis 39 Prozent | 40 bis 49 Prozent | 50 und mehr Prozent | 30 und mehr Prozent | ||
Unternehmen mit verbindlicher Quote | 0 | 0 | 1,9 | 21,2 | 62,5 | 14,4 | 0 | 76,9 | 16,0 |
Top-200 | 10,5 | 3,9 | 13,8 | 23,7 | 40,1 | 6,6 | 1,3 | 48,0 | 10,5 |
DAX-30 | 0 | 0 | 3,3 | 13,3 | 73,3 | 6,7 | 3,3 | 83,3 | 16,7 |
MDAX | 6,7 | 1,7 | 10,0 | 20,0 | 48,3 | 13,3 | 0 | 61,7 | 7,7 |
SDAX | 22,9 | 0 | 21,4 | 12,9 | 30,0 | 8,6 | 4,3 | 42,9 | 6,9 |
TecDAX | 10,0 | 0 | 26,7 | 16,7 | 33,3 | 10,0 | 3,3 | 46,7 | 13,3 |
Bundesbeteiligungen | 0 | 0 | 7,3 | 29,1 | 25,5 | 18,2 | 20,0 | 63,6 | 4,8 |
Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.
Rang (Unternehmensgröße) | Unternehmen | Mitglieder insgesamt | davon Frauen | Frauenanteil in Prozent |
---|---|---|---|---|
78 | Liebherr International | 8 | 5 | 62,5 |
143 | Hornbach Holding AG | 6 | 3 | 50,0 |
184 | Hewlett-Packard GmbH | 15 | 7 | 46,7 |
21 | Metro AG | 20 | 9 | 45,0 |
34 | Ceconomy AG | 20 | 9 | 45,0 |
64 | Vattenfall Deutschland | 16 | 7 | 43,8 |
136 | Gea Group AG | 12 | 5 | 41,7 |
146 | Osram Licht AG | 12 | 5 | 41,7 |
150 | Bilfinger SE | 12 | 5 | 41,7 |
159 | Novartis Deutschland GmbH | 12 | 5 | 41,7 |
160 | Stihl Holding AG & Co. KG | 12 | 5 | 41,7 |
8 | Deutsche Telekom AG | 20 | 8 | 40,0 |
31 | SAP SE | 18 | 7 | 38,9 |
39 | Henkel AG & Co. KGaA | 16 | 6 | 37,5 |
43 | Boehringer Ingelheim | 16 | 6 | 37,5 |
52 | Merck KGaA | 16 | 6 | 37,5 |
58 | BSH Hausgeräte GmbH | 16 | 6 | 37,5 |
93 | Telefónica Deutschland Holding AG | 16 | 6 | 37,5 |
98 | Infineon Technologies AG | 16 | 6 | 37,5 |
106 | Hella GmbH & Co. KGaA | 16 | 6 | 37,5 |
191 | Nestlé Deutschland | 16 | 6 | 37,5 |
18 | ThyssenKrupp AG | 19 | 7 | 36,8 |
6 | Siemens AG | 20 | 7 | 35,0 |
11 | Deutsche Post AG | 20 | 7 | 35,0 |
12 | Audi AG | 20 | 7 | 35,0 |
19 | Innogy SE | 20 | 7 | 35,0 |
23 | Lufthansa Group | 20 | 7 | 35,0 |
41 | TUI AG | 20 | 7 | 35,0 |
54 | Evonik Industries AG | 20 | 7 | 35,0 |
100 | Südzucker AG | 20 | 7 | 35,0 |
122 | Stadtwerke Köln GmbH | 20 | 7 | 35,0 |
9 | Uniper SE | 12 | 4 | 33,3 |
10 | BASF SE | 12 | 4 | 33,3 |
26 | BP Europa SE | 12 | 4 | 33,3 |
38 | McKesson Europe AG | 12 | 4 | 33,3 |
46 | Heidelberg Cement AG | 12 | 4 | 33,3 |
48 | Linde AG | 12 | 4 | 33,3 |
55 | MAN SE | 15 | 5 | 33,3 |
56 | Covestro AG | 12 | 4 | 33,3 |
65 | Marquard & Bahls AG | 6 | 2 | 33,3 |
66 | Brenntag AG | 6 | 2 | 33,3 |
69 | Aurubis AG | 12 | 4 | 33,3 |
119 | Bosch Rexroth AG | 15 | 5 | 33,3 |
125 | MTU Aero Engines AG | 12 | 4 | 33,3 |
129 | Leoni AG | 12 | 4 | 33,3 |
151 | Alliance Healthcare Deutschland AG | 12 | 4 | 33,3 |
163 | Dürr AG | 12 | 4 | 33,3 |
169 | Vonovia SE | 12 | 4 | 33,3 |
170 | Bechtle AG | 12 | 4 | 33,3 |
174 | freenet AG | 12 | 4 | 33,3 |
175 | Norma | 6 | 2 | 33,3 |
177 | Kuka AG | 12 | 4 | 33,3 |
178 | Jungheinrich AG | 12 | 4 | 33,3 |
192 | OMV Deutschland GmbH | 15 | 5 | 33,3 |
197 | Trumpf Gruppe | 12 | 4 | 33,3 |
112 | Noweda-Gruppe | 9 | 3 | 33,3 |
149 | ProSiebenSat.1 Group | 9 | 3 | 33,3 |
171 | Axel Springer SE | 9 | 3 | 33,3 |
28 | Hochtief AG | 16 | 5 | 31,3 |
72 | Vodafone GmbH | 16 | 5 | 31,3 |
96 | Stadtwerke München GmbH | 16 | 5 | 31,3 |
1 | Volkswagen AG | 20 | 6 | 30,0 |
2 | Daimler AG | 20 | 6 | 30,0 |
3 | BMW Group | 20 | 6 | 30,0 |
15 | Continental AG | 20 | 6 | 30,0 |
17 | RWE AG | 20 | 6 | 30,0 |
24 | Bayer AG | 20 | 6 | 30,0 |
35 | EnBW Energy Baden-Württemberg AG | 20 | 6 | 30,0 |
44 | Volkswagen Financial Services AG | 10 | 3 | 30,0 |
67 | Airbus Operations GmbH | 20 | 6 | 30,0 |
84 | Salzgitter AG | 20 | 6 | 30,0 |
108 | Agravis Raiffeisen AG | 20 | 6 | 30,0 |
152 | MVV Energie AG | 20 | 6 | 30,0 |
1 Nur Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung der jeweiligen Spitzengremien machen.
Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.
Der Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Frauenanteils im Aufsichtsrat und der gesetzlichen Geschlechterquote zeigt sich auch im Vergleich jener Top-200-Unternehmen, die der gesetzlichen Quote für Aufsichtsräte unterliegen, und jener, die dieser Quote nicht unterliegen. Die der Quote unterliegenden Unternehmen lagen zwar bereits im Jahr 2013 leicht vor der Vergleichsgruppe, seither vergrößerte sich dieser Abstand jedoch deutlich und betrug Ende 2018 – wie bereits 2017 – knapp neun Prozentpunkte (gut 31 gegenüber fast 23 Prozent Frauen im Aufsichtsrat, Abbildung 2).
Im FüPOG ist eine verbindliche Geschlechterquote zwar nur für Aufsichtsräte börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen festgeschrieben. Es bestand aber die Hoffnung, dass ein höherer Frauenanteil in Aufsichtsräten Spill-over-Effekte nach sich ziehen und dadurch der Frauenanteil auch in den Vorständen der betroffenen Unternehmen steigen würde.Ein Ziel des Gesetzes war es, „…den Anteil von Frauen in Führungspositionen sowohl im privaten wie im öffentlichen Sektor zu erhöhen, um damit die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in diesen Bereichen zu fördern.“ Vgl. Deutscher Bundestag (2017): Bericht der Bundesregierung über den Frauen- und Männeranteil an Führungsebenen und in Gremien der Privatwirtschaft und des öffentlichen Dienstes, Drucksache Nr. 18/13333, 11 (online verfügbar). Evidenz, dass es solche Effekte gibt, konnten beispielsweise Studien für Australien und Norwegen zeigen.Vgl. beispielsweise Jill A. Gould, Carol T. Kulik und Shruti R. Sardeshmukh (2018): Trickle-down effect: The impact of female board members on executive gender diversity. Human Resource Management Vol. 57, 931–945; sowie Astrid Kunze und Amalia R. Miller (2017): Women Helping Women? Evidence from Private Sector Data on Workplace Hierarchies. Review of Economics and Statistics Vol. 99/5, 769–775.
Für Deutschland gibt es derzeit jedoch keine empirischen Anhaltspunkte für solche (kurzfristigen) Spill-over-Effekte. Innerhalb der Gruppe der Top-200-Unternehmen verlief die Entwicklung des Frauenanteils in den Vorständen der Unternehmen, die der verbindlichen Geschlechterquote für Aufsichtsräte unterliegen, von 2013 bis 2017 nahezu parallel zu den Unternehmen, die der Quote nicht unterliegen (Abbildung 3). Zuletzt konnte in beiden Gruppen ein Zuwachs des Frauenanteils in Vorständen beobachtet werden. Jedoch nahm der Anteil der Vorständinnen in den Unternehmen, die nicht der gesetzlichen Geschlechterquote für Aufsichtsräte unterliegen, im Jahr 2018 stärker zu und überstieg mit nun knapp zehn Prozent den Anteil der Vorständinnen in den Quotenunternehmen (knapp acht Prozent). Dies deutet darauf hin, dass – zumindest kurzfristig – nicht davon ausgegangen werden kann, dass ein höherer Frauenanteil in Aufsichtsräten „automatisch“ zu einem höheren Frauenanteil auch in Vorständen führt.Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie von Viktor Bozhinov, Jasmin Joecks und Katrin Scharfenkamp (2018): Gender spillovers from supervisory boards to management boards. Mimeo. Die Studie zeigt, dass es keinen positiven Zusammenhang gibt zwischen der Zahl der Frauen in einem Aufsichtsrat und der Zahl der Frauen im Vorstand eines Unternehmens. Allerdings finden die AutorInnen einen positiven Zusammenhang zwischen der Anzahl der Frauen im Aufsichtsrat, die von der Arbeitgeberseite entsendet wurden, und der Anzahl der Frauen im Vorstand. Die Begründung dafür ist, dass nur die Aufsichtsrätinnen der Arbeitgeberseite über das entsprechende soziale Netzwerk verfügen, um Managerinnen für den Vorstand rekrutieren zu können. Diese Studie ist daher etwas optimistischer, dass es mittelfristig doch positive Auswirkungen des Frauenanteils in Aufsichtsräten auf Vorstände geben könnte.
In Europa gibt es große Unterschiede in den politischen Rahmenbedingungen bezüglich der Gender Diversity in Unternehmen. Einige Länder haben in den vergangenen Jahren verbindliche Geschlechterquoten für die höchsten EntscheidungsgremienNicht alle europäischen Länder haben ein dualistisches System, bei dem wie in Deutschland (sowie Österreich und den Niederlanden) Exekutiv- und Kontrollgremium (Vorstand und Aufsichtsrat) getrennt sind. In einigen Ländern existiert ein monistisches System mit einem höchsten Entscheidungsgremium (Executive Committee), beispielsweise in Belgien und Spanien. In einer dritten Gruppe von Ländern sind beide Systeme möglich, sodass sich Firmen entweder für ein dualistisches oder ein monistisches System entscheiden können. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise Schweden, Frankreich und Italien. In Belgien und Spanien gilt die Geschlechterquote für das gesamte Executive Committee. Bei den Ländern mit Wahlrecht greift die Quote bei den Unternehmen, die sich für ein monistisches System entscheiden, entweder bei den nichtexekutiven Mitgliedern des obersten Entscheidungsgremiums (Frankreich), oder es richtet sich an das gesamte oberste Entscheidungsgremium (Italien). Vgl. hierzu auch Elke Holst, Anne Busch und Lea Kröger (2012): Führungskräfte-Monitor 2012. DIW Politikberatung kompakt Nr. 65, 87 (online verfügbar). bestimmter Unternehmen festgelegt, darunter Norwegen (bereits 2003), Frankreich (2011) und Deutschland (2016), zuletzt Portugal (Kasten). In einer zweiten Gruppe von Ländern gibt es zwar keine gesetzlich festgelegte Geschlechterquote für Entscheidungsgremien von Unternehmen, aber Empfehlungen zu Gender Diversity im jeweiligen Corporate Governance Code (CGC). Diese Kodizes sind freiwillige länderspezifische Anleitungen für eine gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung, die von Regierungskommissionen herausgegeben werden. Sie enthalten grundlegende rechtliche Anforderungen für die Leitung und Überwachung von Unternehmen und geben Empfehlungen zu aktuellen nationalen und internationalen Standards. Bis heute haben 21 europäische Länder einen Satz in ihren CGC aufgenommen, in dem die Gleichstellung der Geschlechter als Ziel angegeben wird. Zehn davon sind Länder, die zusätzlich eine gesetzliche Geschlechterquote haben. Des Weiteren gibt es eine dritte Gruppe von Ländern, die weder über eine gesetzlich vorgeschriebene Geschlechterquote, noch über einen geschlechterspezifischen Vermerk in ihrem CGC verfügen, um den Frauenanteil in den höchsten Entscheidungsorganen zu erhöhen.
In Europa gibt es große Unterschiede in den gleichstellungspolitischen Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliche Unternehmen. Einige Länder haben gesetzlich vorgeschriebene und damit verbindliche Geschlechterquoten für die höchsten Kontroll- und/oder Entscheidungsgremien bestimmter Unternehmen festgelegt. Vorreiter in dieser Gruppe war Norwegen, das bereits 2003 eine Quote von 40 Prozent für Aufsichtsräte staatlicher und börsennotierter Unternehmen beschlossen und für den Fall der Nichterfüllung harte Sanktionen festgelegt hat. Mittlerweile haben sich neun weitere Länder für Quotenregelungen entschieden (Tabelle), unter anderem gilt eine solche seit dem Jahr 2016 in Deutschland. Eine zweite Gruppe von Ländern hat zwar keine gesetzlich vorgeschriebene Geschlechterquote für Aufsichts- oder Entscheidungsgremien von Unternehmen, aber Empfehlungen zu Gender Diversity im jeweiligen Corporate Governance Code (CGC) formuliert. Diese Kodizes sind von der Regierung herausgegebene freiwillige länderspezifische Anleitungen und geben Empfehlungen zu aktuellen nationalen und internationalen Standards für eine gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Insgesamt nahmen 21 europäische Länder einen Satz in ihren CGC auf, in dem die Gleichstellung der Geschlechter als Ziel angegeben wird. Zehn davon sind Länder mit einer gesetzlichen Geschlechterquote, elf haben nur diese Empfehlung und keine weiteren gesetzlichen Vorschriften. In diese Gruppe gehören beispielsweise Schweden, Finnland und Dänemark, aber auch Großbritannien, Irland, Griechenland und Polen. In der dritten Gruppe von Ländern gibt es weder eine gesetzlich vorgeschriebene Geschlechterquote noch einen geschlechterspezifischen Vermerk im CGC. In dieser Gruppe von neun Ländern finden sich neben Malta und Zypern vor allem ost- und südosteuropäische Länder.
Land | Gesetz beschlossen | Quote | Frist | Gremien | Gilt für folgende Unternehmen | Sanktionen |
---|---|---|---|---|---|---|
Norwegen | 2003 | 40 Prozent | 2008 | Aufsichtsrat | Staatliche und börsennotierte Unternehmen | Ja: Finanzielle Strafen bis hin zur Unternehmensauflösung (seit 2015) |
Spanien | 2007 | 40 Prozent | 2015 | Exco | Staatliche und private Kapitalgesellschaften, Firmen mit mehr als 250 Beschäftigten | Nein |
Island | 2010 | 40 Prozent | 2013 | Aufsichtsrat | Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten | Nein |
Belgien | 2011 | 30 Prozent | 2017/2019 | Exco | Börsennotierte und staatlich kontrollierte Unternehmen | Für börsennotierte Unternehmen: Jede Neubesetzung eines Postens automatisch nichtig, falls ein Unternehmen die Quote verletzt. |
Frankreich | 2011 | 20 Prozent/40 Prozent | 2014/2017 | Aufsichtsrat | Börsennotierte Unternehmen, Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten oder mehr als 50 Millionen Euro Umsatz | Eine Ernennung eines Vorstandsmitglieds, das die Kriterien in Bezug auf das Geschlecht nicht erfüllt, ist automatisch ungültig. |
Italien | 2011 | 20 Prozent/30 Prozent | 2012/2015 | Aufsichtsrat | Börsennotierte oder vom Staat kontrollierte Unternehmen | Ja: Finanzielle Strafen (bis zu eine Million Euro) bis hin zur Auflösung des Aufsichtsrats |
Niederlande | 2011 | 30 Prozent | 2016 | Aufsichtsrat und Vorstand | Börsennotierte Unternehmen, Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten | Nein |
Deutschland | 2015 | 30 Prozent | 2016 | Aufsichtsrat | Unternehmen, die börsennotiert und mitbestimmt sind | Ja: „leerer Stuhl“ |
Österreich | 2017 | 30 Prozent | 2018 | Aufsichtsrat | Unternehmen, die börsennotiert sind; Unternehmen, dessen Aufsichtsrat sechs Kapitalvertreter umfasst; Unternehmen mit mit mehr als 1000 Beschäftigten | Ja: „leerer Stuhl“ |
Portugal | 2017 | 20 Prozent/33 Prozent | 2018/2020 | Direktoren und Aufsichtsrat | Staatliche und börsennotierte Unternehmen | Mandat gilt als vorläufig |
Mit Empfehlung | Corporate Governance Code | 1. Initiative | Aktuelle Version | Quote | Gilt für folgende Unternehmen | Sanktionen |
---|---|---|---|---|---|---|
Sweden | The Swedish Corporate Governance Code | 2005 | 2010 | – | Börsennotierte Unternehmen | comply or explain |
Finnland | Finnish Corporate Governance Code | 2008 | 2015 | – | Börsennotierte Unternehmen | comply or explain |
Luxemburg | The X Principles of Corporate Governance of the Luxembourg Stock Exchange | 2009 | 2017 | – | Börsennotierte Unternehmen | comply or explain |
Slovenien | Slovene Corporate Governance Code | 2009 | 2016 (Updated 2018) | – | Börsennotierte Unternehmen | comply or explain |
Dänemark | Recommendations on Corporate Governance | 2010 | 2014 | – | Börsennotierte Unternehmen | comply or explain |
Großbritannien | UK Corporate Governance Code | 2010 | 2016 | – | Börsennotierte Unternehmen | comply or explain |
Griechenland | Hellenic Corporate Governance Code | 2013 | 2013 | – | Börsennotierte Unternehmen | comply or explain |
Türkei | Principles of Corporate Governance | 2014 | 2014 | mindestens 25 Prozent Frauen | Unternehmen mit beschränkter Haftung und börsennotierte Unternehmen | comply or explain |
Polen | Code of Best Practice for WSE Listed Companies | 2015 | 2015 | – | Börsennotierte Unternehmen | comply or explain |
Rumänien | Bucharest Stock Exchange Corporate Governance Code | 2015 | 2015 | – | Börsennotierte Unternehmen | comply or explain |
Irland | The UK Corporate Governance Corporate Code (2012) and the Irish Corporate Governance Annex (2010) | 2012, 2010 | 2010, 2012 | – | Börsennotierte Unternehmen | comply or explain |
Ohne Quote/Empfehlung | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
Bulgarien | ||||||
Tschechische Republik | ||||||
Estland | ||||||
Kroatien | ||||||
Zypern | ||||||
Litauen | ||||||
Malta | ||||||
Slovakei | ||||||
Letland |
Quellen: Europäisches Parlament (2015a) (online verfügbar); OECD (2015) (online verfügbar); Österreichische Wirtschaftskammer (2017; Europäisches Parlament (2015b) (online verfügbar); Arbeiterkammer Österreich; eigene Recherche auf Basis der jeweiligen Corporate Governance Codes aller untersuchten Länder.
Ein Vergleich dieser drei Ländergruppen zeigt, dass in den Ländern, die in den zurückliegenden Jahren eine verbindliche Geschlechterquote eingeführt haben, der Frauenanteil in den obersten Entscheidungsgremien der größten Unternehmen im Jahr 2017 bei durchschnittlich 33 Prozent und damit deutlich über dem der anderen Länder lag (Abbildung 4). In der Gruppe der Länder mit entsprechenden Empfehlungen lag der Frauenanteil in Spitzengremien mit 21 Prozent deutlich darunter und nur geringfügig über dem der Länder ohne jegliche Gesetzgebung oder Empfehlung in diesem Bereich (17 Prozent). Dieser Zusammenhang deutet darauf hin, dass gesetzlich vorgeschriebene Geschlechterquoten den Frauenanteil in Spitzengremien wirksamer steigern als Empfehlungen ohne rechtliche Verpflichtung.
Im Durchschnitt aller EU-Länder lag der Frauenanteil in den höchsten Entscheidungsgremien der größten börsennotierten Unternehmen 2018 bei 26 Prozent (Abbildung 5). Zu beachten ist, dass die Zahl der Unternehmen in diesem Ranking von Land zu Land variiert. Sie reicht von zehn in Luxemburg bis zu 50 im Vereinigten Königreich.Für detailliertere Informationen zu dieser Datenbasis siehe European Institute for Gender Equality: Largest listed companies: presidents, board members and employee representatives (online verfügbar). Für Deutschland gingen die DAX-30-Unternehmen in den Vergleich ein. Mit zum damaligen Beobachtungszeitpunkt 33 Prozent lag Deutschland zwar sieben Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt, aber sehr deutlich hinter den Spitzenreitern Island (46 Prozent), Frankreich (44 Prozent) und Norwegen (41 Prozent). Auch Schweden (36 Prozent), Italien (36 Prozent) und Finnland (34 Prozent) erreichten höhere Anteile. Belgien, Dänemark die Niederlande und Lettland nahmen mit Frauenanteilen von 30 bis 31 Prozent eine ähnliche Position wie Deutschland ein. Schlusslichter waren dieselben Länder wie im Jahr 2017, nämlich Zypern (elf Prozent), Griechenland (zehn Prozent), Malta und Rumänien (jeweils acht Prozent) sowie Estland (sieben Prozent).
Der Anteil von Frauen ist im Jahr 2018 sowohl in Vorständen als auch in Aufsichtsräten großer Unternehmen in Deutschland gestiegen. Die Zuwächse fielen dabei in den Kontrollgremien deutlich stärker aus. Die seit 2016 geltende gesetzliche Geschlechterquote hat die Entwicklung dort angeschoben. Dieser positive Effekt zeigt sich nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Vergleich.
Die Kehrseite ist, dass die Anstrengungen der Unternehmen, mehr Frauen für die Aufsichtsräte zu gewinnen, wieder nachlassen, sobald die Zielmarke – im Fall von Deutschland 30 Prozent – erreicht wurde. Dafür mehren sich die Hinweise: So stagnierte im vergangenen Jahr der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der DAX-30-Unternehmen, von denen mit gut 83 Prozent bereits die große Mehrheit einen Frauenanteil von mindestens 30 Prozent erreicht hat.
Die Hoffnung, dass mit mehr Frauen im Aufsichtsrat in einem Unternehmen automatisch mehr Frauen im Vorstand einhergehen, hat sich – zumindest kurzfristig – nicht erfüllt. Interessanterweise war die Entwicklung des Frauenanteils in den Vorständen der Unternehmen, die von der Quote für die Aufsichtsräte nicht betroffen sind, sogar etwas dynamischer als in den Quotenunternehmen. Der Effekt der Geschlechterquote auf die Vorstände, in denen die Entwicklung nach wie vor nur im Schneckentempo voranschreitet, ist also höchstens ein indirekter aufgrund der generell höheren Aufmerksamkeit für das Thema.
Brauchen wir also eine Quote für Vorstände? Die Wirtschaft hat es in der Hand, durch eigene ambitionierte Ziele und deren zeitnahe Umsetzung allen BefürworterInnen dieser Idee den Wind aus den Segeln zu nehmen. Solange sich jedoch viele große Unternehmen eine Zielgröße von null Vorständinnen setzen„Unter den 160 Börsenunternehmen gibt es 79 Firmen, die keine einzige Frau im Vorstand haben und die sich für die kommenden Jahre entweder gar kein Ziel oder aber das Ziel gesetzt haben, keine einzige Frau im Vorstand zu haben.“ Vgl. Allbright Stiftung (2018): Die Macht der Monokultur. Erst wenigen Börsenunternehmen gelingt Vielfalt in der Führung. 8 (online verfügbar)., erscheint der Wille und die Kraft zu ambitionierten, nachhaltigen Fortschritten auf Basis freiwilliger Selbstverpflichtungen in absehbarer Zeit mehr als fraglich.
Themen: Unternehmen, Gender, Arbeit und Beschäftigung
JEL-Classification: D22;J16;J59;J78;L21;L32;M14;M51
Keywords: corporate boards, board composition, boards of directors, boarddiversity, Europe, women directors, gender equality, gender quota, Germany,management, private companies, public companies, supervisory boards, executiveboards, CEOs, women
DOI:
https://doi.org/10.18723/diw_wb:2019-3-1
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/191263