DIW Wochenbericht 4 / 2019, S. 55-70
Herbert Brücker, Johannes Croisier, Yuliya Kosyakova, Hannes Kröger, Giuseppe Pietrantuono, Nina Rother, Jürgen Schupp
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„Das Risiko für psychische Probleme ist bei Geflüchteten weitaus höher als im Durchschnitt der Bevölkerung, und diese können zu Schwierigkeiten bei der sozialen Integration und am Arbeitsmarkt führen. Wir brauchen gezielte Maßnahmen, um Geflüchteten bei der Bewältigung ihrer gesundheitlichen Probleme zu helfen.“ Hannes Kröger, Studienautor
Die Migration von Schutzsuchenden nach Deutschland steht nach wie vor im Mittelpunkt der gesellschaftlichen Debatten. Die zweite Welle einer Längsschnittbefragung von Geflüchteten zeigt, dass es deutliche Integrationsfortschritte gibt, obwohl die Geflüchteten beim Zuzug zum Teil ungünstige Voraussetzungen hinsichtlich Gesundheit und Bildungsniveau mitbringen. So haben sich ihre Deutschkenntnisse im Vergleich zum Vorjahr verbessert und ihre Beteiligung am Erwerbsleben sowie an Bildung und Ausbildung ist gestiegen.
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) am DIW Berlin führen seit 2016 gemeinsam eine repräsentative Längsschnittbefragung von Geflüchteten in Deutschland durch. Für Politik, Öffentlichkeit und Wissenschaftsgemeinschaft steht damit eine gesicherte Datengrundlage für Analysen und Informationen der aktuellen gesellschaftlichen Debatten zur Verfügung. Die Ergebnisse der zweiten Welle aus dem Erhebungsjahr 2017 liegen jetzt vor und werden in diesem Bericht erstmals präsentiert.
In Deutschland leben derzeit rund 1,5 Millionen Menschen, deren Aufenthaltsstatus auf einen Fluchthintergrund verweist.Vgl. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) (2018): Aufhältige Ausländer aufgeschlüsselt nach Staatsangehörigkeit und Aufenthaltsstatus, Sonderauswertung des Ausländerzentralregisters. Dazu werden hier Personen gerechnet, über deren Asylanträge noch nicht entschieden wurde, die einen anerkannten Schutzstatus besitzen und deren Anträge auf Schutz abgelehnt wurden. Für eine ausführliche Beschreibung der Grundgesamtheit, vgl. Herbert Brücker et al. (2016): IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten: Flucht, Ankunft und erste Schritte der Integration. DIW Wochenbericht Nr. 46 (online verfügbar, abgerufen am 27. Dezember 2018. Dies gilt insofern nicht anders vermerkt für alle Onlinepublikationen in diesem Bericht.) Die meisten dieser Menschen sind in den letzten vier Jahren, insbesondere seit 2015, zugezogen. Auf Grundlage der zweiten Welle der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten (Kasten 1), der umfassendsten Haushaltsbefragung von Geflüchteten in Deutschland, können die Lebensbedingungen dieser Gruppe und die Entwicklung ihrer Integration in Wirtschaft und Gesellschaft untersucht werden. Im Folgenden werden die Familiensituation und der Gesundheitszustand der Geflüchteten, die Investitionen in Sprache und Bildung und die Integration in den Arbeitsmarkt analysiert. Alle Ergebnisse beziehen sich, sofern nicht anders hervorgehoben, auf das zweite Halbjahr 2017. Zum Vergleich werden die Ergebnisse der 2016 Befragten – also nicht nur der Wiederholungsbefragten – herangezogen.
Die IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten ist eine Längsschnittbefragung von Geflüchteten, die als Schutzsuchende nach Deutschland zugezogen sind, und ihren Haushaltsmitgliedern.Die Befragung wird aus Mitteln des Haushaltes der Bundesagentur für Arbeit, die dem Forschungshaushalt des IAB zugewiesen sind, und aus Mitteln des Haushaltes des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, finanziert. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat ferner einen Auftrag an das IAB zur Durchführung von Analysen auf Grundlage der Befragung erteilt, die einen Teil der hier durchgeführten Analysen ermöglicht hat. Ferner tragen alle drei beteiligten Forschungseinrichtungen mit Personalmitteln zur Befragung bei. Die Stichprobe wurde aus dem Ausländerzentralregister gezogen. In der ersten Welle bezog sich die Zielpopulation auf Schutzsuchende, die vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Januar 2016 zugezogen und bis zum 30. Juni 2016 im Ausländerzentralregister registriert waren. Durch eine Aufstockung der Befragung 2017 werden auch Schutzsuchende, die bis zum 31. Dezember 2016 zugezogen und bis zum 1. Januar 2017 registriert waren, berücksichtigt. Die Gesamtstichprobe umfasst inzwischen 7430 erwachsene Personen, die mindestens einmal befragt wurden. Davon nahmen 4465 Personen an der ersten Befragungswelle 2016 teil, von denen 2630 Personen 2017 erneut befragt werden konnten. Zudem nahmen 2017 2965 Personen erstmals an der Studie teil. Unter Verwendung statistischer Gewichtungsverfahren können für die Schutzsuchenden, die vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Dezember 2016 nach Deutschland zugezogen sind, und ihre Haushaltsangehörigen repräsentative Aussagen gemacht werden. In diesem Bericht wurden die Daten von 217 Personen ausgeschlossen, die vor dem 1. Januar 2013 zugezogen oder nicht als Schutzsuchende nach Deutschland gekommen sind und als Haushaltsmitglieder Schutzsuchender in der Stichprobe berücksichtigt wurden. Für das Befragungsjahr 2017 stehen damit insgesamt 5544 Personenbeobachtungen für die Analysen zur Verfügung, für das Jahr 2016 sind es 4328.Die in diesem Bericht verwendeten Gewichte sind vorläufig.
73 Prozent der erwachsenen Geflüchteten sind männlich, 27 Prozent weiblich. Die Familienstrukturen von geflüchteten Frauen und Männern unterscheiden sich erheblich (Tabelle 1): So war zum Befragungszeitpunkt gut die Hälfte der Männer ohne Partnerin, während 24 Prozent der Frauen keinen Partner hatten. Bei 12 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer lebt der Partner außerhalb des Haushalts. 67 Prozent der Frauen leben mit ihren Kindern in einem Haushalt, 33 Prozent mit Kleinkindern im Alter von drei Jahren und jünger. Umgekehrt leben 20 Prozent der Männer mit ihren Kindern in einem Haushalt, elf Prozent mit Kleinkindern. 17 Prozent der Frauen und zwei Prozent der Männer sind alleinerziehend. Diese unterschiedlichen Familienkonstellationen spiegeln sich in den verschiedenen Integrationsverläufen von weiblichen und männlichen Geflüchteten.
Anteile in Prozent an den Personen im Alter von 18 Jahren und älter
Familienstatus und Kinder in dem Haushalt | insgesamt | Männer | Frauen |
---|---|---|---|
ohne Partner/Partnerin | 44 | 51 | 24 |
darunter ohne Kinder | 41 | 50 | 15 |
mit Kindern | 3 | 1 | 9 |
darunter mit Kleinkindern1 | 1 | 0 | 2 |
mit Partner/Partnerin im Haushalt | 36 | 27 | 61 |
darunter ohne Kinder | 9 | 8 | 11 |
mit Kindern | 27 | 19 | 50 |
darunter mit Kleinkindern1 | 15 | 10 | 28 |
mit Partner/Partnerin außerhalb des Haushalts | 19 | 21 | 12 |
darunter ohne Kinder | 16 | 20 | 5 |
mit Kindern | 3 | 1 | 8 |
darunter mit Kleinkindern1 | 1 | 0 | 3 |
Sonstiges/unklar | 2 | 1 | 3 |
Insgesamt | 100 | 100 | 100 |
Beobachtungen | 5444 | 3293 | 2151 |
1 Kleinkinder sind als Kinder im Alter von drei Jahren und jünger definiert.
Anmerkungen: Alle Angaben zu Kindern beziehen sich auf eigene Kinder, die im Haushalt leben. Kursiv sind Angaben mit weniger als zehn Beobachtungen.
Quelle: IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten 2017, gewichtet.
71 Prozent der Geflüchteten geben an, dass sie vor Krieg oder Bürgerkrieg geflohen sind, 47 Prozent vor politischer Verfolgung und 41 Prozent vor Zwangsrekrutierung. Insgesamt geben 87 Prozent der Geflüchteten an, vor Krieg, Verfolgung oder Zwangsrekrutierung geflohen zu sein.Mehrfachnennungen sind möglich, weil mehrere Faktoren die Migrationsentscheidung beeinflussen können. Zudem berichten 56 Prozent der Geflüchteten, die darüber Auskunft geben wollten, von Schiffbruch, Gewalterfahrungen, sexuellem Missbrauch, willkürlichen Gefängnisaufenthalten und ähnlichen Ereignissen auf der Flucht.Rund 30 Prozent der Geflüchteten wollten diese Frage nicht beantworten. Es ist davon auszugehen, dass diese Gruppe überdurchschnittlich betroffen ist.
Es ist naheliegend, dass die Kriegs-, Verfolgungs- und Gewalterfahrungen in den Herkunftsländern und die potenziell traumatisierenden Erlebnisse auf der Flucht sowie Engpässe in der Gesundheitsversorgung in Herkunfts- und Transitländern, aber auch in Deutschland, einen Einfluss auf die psychische und körperliche Gesundheit der Geflüchteten haben können. Diese Faktoren wiederum können ihre Integrations- und Teilhabechancen in Deutschland auf vielfältige Weise beeinflussen.
Am geringsten fallen die Unterschiede zwischen den Geflüchteten und dem Bevölkerungsdurchschnitt in Deutschland bei der körperlichen Gesundheit aus (Kasten 2). Allerdings steigen die Gesundheitsrisiken mit dem Alter: Die geflüchteten Männer berichten bis zu einem Alter von 34 Jahren von einem besseren körperlichen Gesundheitszustand, ab einem höheren Lebensalter von einem geringfügig schlechteren. Bei den geflüchteten Frauen ist der körperliche Gesundheitszustand mit Ausnahme der jüngsten Altersgruppe schlechter als in den weiblichen Vergleichsgruppen im Bevölkerungsdurchschnitt (Tabelle 2).
Geflüchtete | Bevölkerungsdurchschnitt | |||
---|---|---|---|---|
Männer | Frauen | Männer | Frauen | |
Körperliches Wohlbefinden2 (Normalisierter Index PCS, 50 = Bevölkerungsdurchschnitt) | ||||
18–24 Jahre alt | 59 | 56 | 56 | 55 |
25–34 Jahre alt | 57 | 53 | 55 | 54 |
35–44 Jahre alt | 51 | 50 | 52 | 52 |
45–54 Jahre alt | 49 | 45 | 49 | 48 |
Beobachtungen | 1452 | 798 | 10967 | 12971 |
Psychisches Wohlbefinden2 (Normalisierter Index MCS, 50 = Bevölkerungsdurchschnitt) | ||||
18–24 Jahre alt | 48 | 46 | 52 | 48 |
25–34 Jahre alt | 48 | 46 | 52 | 49 |
35–44 Jahre alt | 47 | 43 | 51 | 49 |
45–54 Jahre alt | 47 | 42 | 52 | 50 |
Beobachtungen | 1452 | 798 | 10967 | 12971 |
Depressive Symptome2 (Summenindex PHQ–4) | ||||
18–24 Jahre alt | 2,8 | 3,6 | 2,0 | 2,7 |
25–34 Jahre alt | 3,1 | 3,3 | 2,2 | 2,3 |
35–44 Jahre alt | 3,2 | 4,2 | 2,1 | 2,4 |
45–54 Jahre alt | 4,0 | 4,9 | 2,2 | 2,5 |
Beobachtungen | 1454 | 782 | 11096 | 13181 |
Risiko posttraumatischer Belastungsstörungen3 (Anteile in Prozent) | ||||
18–24 Jahre alt | 35 | 41 | – | – |
25–34 Jahre alt | 32 | 42 | – | – |
35–44 Jahre alt | 38 | 56 | – | – |
45–54 Jahre alt | 47 | 69 | – | – |
Beobachtungen | 1435 | 791 | – | – |
1 Die Gesundheitsindikatoren sind im Kasten 2 beschrieben.
2 Die Werte wurden in der Befragung 2016 erhoben.
3 Die Anteilswerte beziehen sich auf die Personengruppe, bei dem der Index für post-traumatische Belastungsstörungen den kritischen Schwellenwert von elf überschreitet. Die Werte wurden in der Befragung 2017 erhoben.
Quelle: IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten, 2016 und 2017, gewichtet.
Die Analyse bezieht sich auf folgende Indikatoren für den Gesundheitszustand, die sich auf selbst berichtete Einschätzungen und Symptome stützen:
Basierend auf einem Fragebogen mit Indikatoren zum Gesundheitszustand wurde jeweils eine Summenskala gebildet für das körperliche Wohlbefinden (PCS, kodiert von 11 bis 77) und für das psychische Wohlbefinden (MCS, kodiert von 6 bis 73). Die Skalen sind so normiert, dass ein höherer Wert einem höheren Wohlbefinden entspricht und 50 dem durchschnittlichen Wert in der deutschen Bevölkerung. Zehn Punkte auf der Skala entsprechen einer Standardabweichung.Hanfried Andersen et al. (2007): Computation of standard values for physical and mental health scale scores using the SOEP version of SF-12v2. Schmollers Jahrbuch, 127 Jg., Heft 1, 171–182.
Zusätzlich wurde auf Grundlage eines vierteiligen Kurzfragebogens (PHQ-4) zu Symptomen depressiver Erkrankungen und Ängstlichkeit ein Summenindex gebildet, der von 0 bis 12 skaliert ist. Je höher der Wert, desto mehr Symptome wurden berichtet.Bernd Löwe et al. (2010): A 4-item measure of depression and anxiety: Validation and standardization of the Patient Health Questionnaire-4 (PHQ-4) in the general population. Journal of Affective Disorders, 122 Jg, Heft 1–2, 86–95.
Zur genaueren Beurteilung der psychischen Belastung wurde der sogenannte Refugee-Health-Screener (RHS-15) durchgeführt,Michael Hollifield et al. (2013): The Refugee Health Screener-15 (RHS-15): development and validation of an instrument for anxiety, depression, and PTSD in refugees. General Hospital Psychiatry, 35 Jg. Heft 2, 202–209. der den Grad der emotionalen Belastung auf einer Skala von 0 bis 52 misst, wobei ein höherer Wert für eine höhere Belastung spricht. Basierend auf klinischen Validierungsstudien ergibt sich ein Schwellenwert von 11, ab dem eine Person so stark emotional belastet ist, dass auch langfristig eine posttraumatische Belastungsstörung möglich ist.Michael Hollifield et al. (2016): Effective screening for emotional distress in refugees: The Refugee Health Screener. Journal of Nervous and mental Disease, 204 Jg., Heft 4, 247–253.
Die meisten Gesundheitsindikatoren wurden nur bei den Erstbefragten erhoben, der Indikator für post-traumatische Belastungsstörungen bei den Wiederholungsbefragten im Jahr 2017. Aus Gründen der Vergleichbarkeit werden hier alle Gesundheitsindikatoren nur für die 2447 Geflüchteten berichtet, die sowohl an der ersten Welle 2016 als auch an der Wiederholungsbefragung 2017 teilgenommen haben. Als Vergleich wurden die Werte für den Durchschnitt der Bevölkerung in Deutschland im Jahr 2016 herangezogen, die auf dieselbe Art vom SOEP erhoben wurden wie für Geflüchtete.
Geflüchtete sind stärkeren Risiken psychischer Erkrankungen ausgesetzt als der Bevölkerungsdurchschnitt: Das selbstberichtete psychische Wohlbefinden der Geflüchteten ist in allen Altersgruppen niedriger. Hier ist ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern zu beobachten: Geflüchtete Frauen wie auch Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt zeichnen sich durch ein geringeres psychisches Wohlbefinden aus als Männer. Bei den geflüchteten Frauen in den Altersgruppen ab 35 Jahren fällt es darüber hinaus deutlich schlechter aus als in der weiblichen Vergleichsgruppe im Bevölkerungsdurchschnitt, die Unterschiede entsprechen bis zu 50 Prozent einer Standardabweichung. Bis auf die jüngste Altersgruppe sind die Unterschiede auch signifikant.
Ein ähnliches Muster gibt es bei den depressionsbezogenen Symptomen: Neben den Differenzen zwischen Frauen und Männern zeigt sich, dass diese mit zunehmendem Alter deutlich steigen. Insgesamt fallen also bei den Geflüchteten in den älteren Kohorten das psychische Wohlbefinden geringer und die depressionsbezogenen Symptome stärker aus. Ein vergleichbarer Trend ist in der Gesamtbevölkerung nicht zu beobachten.
Auch das Risiko posttraumatischer Belastungsstörungen steigt bei den Geflüchteten mit dem Lebensalter. Dieser altersbezogene Anstieg ist bei Frauen deutlich stärker ausgeprägt als bei Männern. Während in den jüngeren Altersgruppen rund 35 bis 40 Prozent der Geflüchteten zu der Risikogruppe zu rechnen sind, steigt dieser Anteil bei den älteren Altersgruppen auf deutlich über 50 Prozent. Insbesondere bei den geflüchteten Frauen zeigt sich ab einem Alter von 35 Jahren eine hohe Vulnerabilität (Tabelle 2).
Der psychische und körperliche Gesundheitszustand der Geflüchteten unterscheidet sich je nach Herkunftsland (Tabelle 3). Geflüchtete aus Afghanistan, Syrien und dem Irak weisen die größten Risiken posttraumatischer Belastungsstörungen und depressiver Symptome auf. Dagegen sind Geflüchtete aus Eritrea und Somalia unterdurchschnittlich betroffen.
Wohlbefinden | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Normalisierter Index PCS (50 = Bevölkerungsdurchschnitt) | Depressive Symptome2 | Risiko PTBS3 | ||||||
körperlich2 | psychisch2 | Summenindex (PHQ-4) | Anteil in Prozent | |||||
Männer | Frauen | Männer | Frauen | Männer | Frauen | Männer | Frauen | |
Herkunftsland | ||||||||
Afghanistan | 57 | 49 | 46 | 43 | 3,7 | 4,2 | 59 | 59 |
Syrien | 56 | 52 | 48 | 46 | 3,0 | 3,2 | 31 | 44 |
Irak | 55 | 50 | 50 | 45 | 2,5 | 3,7 | 32 | 37 |
Eritrea, Somalia | 58 | 55 | 53 | 51 | 1,9 | 2,2 | 20 | 31 |
Gesamt | 56 | 51 | 48 | 45 | 3,1 | 3,9 | 35 | 50 |
Negatives Fluchterlebnis | ||||||||
keines | 57 | 51 | 49 | 45 | 2,8 | 3,7 | 22 | 45 |
eines | 56 | 51 | 48 | 46 | 3,1 | 3,4 | 44 | 43 |
mehr als eines | 57 | 48 | 46 | 43 | 3,6 | 4,1 | 41 | 62 |
keine Antwort | 55 | 51 | 48 | 45 | 2,9 | 4,1 | 38 | 54 |
Beobachtungen | 1452 | 798 | 1452 | 798 | 1454 | 782 | 1435 | 791 |
Befragungsjahr | 2016 | 2016 | 2016 | 2016 | 2016 | 2016 | 2017 | 2017 |
1 Die Gesundheitsindikatoren sind in Kasten 2 beschrieben.
2 Die Werte wurden in der Befragung 2016 erhoben.
3 Die Anteilswerte beziehen sich auf die Personengruppe, bei dem der Index für post-traumatische Belastungsstörungen den kritischen Schwellenwert von elf überschreitet. Die Werte wurden in der Befragung 2017 erhoben.
Quelle: IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten, 2016 und 2017, gewichtet.
Geflüchtete, die von einem oder mehreren negativen Ereignissen auf der Flucht berichten, die möglicherweise Traumata oder psychische Belastungen auslösen können, haben höhere Risiken post-traumatischer Belastungsstörungen und depressiver Symptome, insbesondere wenn sie solche Erfahrungen mehrfach gemacht haben. Das Gleiche gilt für Geflüchtete, die diesen Bereich des Fragebogens – möglicherweise wegen traumatischer Erfahrungen – gar nicht erst beantworten wollten.
Deutschkenntnisse sind ein Schlüsselfaktor für die Integration in den Arbeitsmarkt und das Bildungssystem sowie die Teilhabe an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Nur ein kleiner Teil der Geflüchteten verfügte bereits beim Zuzug über gute deutsche Sprachkenntnisse. Ihr Erwerb wird zudem durch die linguistische Distanz zwischen der deutschen Sprache und der Muttersprache vieler Geflüchteter erschwert. Auch sind die Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich: Eine große Gruppe hat weiterführende oder zumindest mittlere Schulen besucht, andere nur Grundschulen oder gar keine Schule; ein Teil ist nicht in lateinischer Schrift oder gar nicht alphabetisiert.Vgl. Jana A. Scheible (2018): Alphabetisierung und Deutscherwerb von Geflüchteten: Deutschkenntnisse und Förderbedarfe von Erst- und Zweitschriftlernenden in Integrationskursen. Kurzanalysen des Forschungszentrums für Migration, Integration und Asyl des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge 1/2018 (online verfügbar).
Vor diesem Hintergrund kommt der Deutsch-Sprachförderung eine zentrale Bedeutung zu. Knapp 75 Prozent aller 2017 Befragten haben an mindestens einer sprachfördernden Maßnahme teilgenommen oder sie abgeschlossen. An dem wichtigsten staatlichen Programm der Sprachförderung für Geflüchtete, den Integrationskursen,Integrationskurse richten sich an alle Zugewanderten, unabhängig vom Grund der Einreise, und umfassen in ihrem Sprachteil je nach Kursart 600 (allgemeiner Integrationskurs), 900 (spezielle Kurse) oder 400 Unterrichtseinheiten (Intensivkurs). Daran schließt sich ein Orientierungskurs mit weiteren 100 Unterrichtseinheiten an, der Kenntnisse über Rechtsordnung, Kultur und Geschichte in Deutschland vermittelt. Bei nicht bestandener Sprachprüfung besteht eine Wiederholungsmöglichkeit von 300 Stunden. hatten 50 Prozent der 2017 befragten Geflüchteten teilgenommen oder einen Kurs abgeschlossenEin Kurs gilt als „abgeschlossen“, wenn die Befragten berichten, dass sie an diesem Kurs teilgenommen und das Datum des Kursabschlusses angegeben haben. (2016: 33 Prozent). Weitere neun Prozent der Befragten hatten an weiterführenden Sprachprogrammen, die auch berufspraktisches Vokabular vermitteln, teilgenommen oder sie abgeschlossen (Tabelle 4). Dazu gehören etwa der ESF-BAMF-Sprachkurs (Förderzeitraum: 2014–2020, letzter Kursstart 2017) und der seit 2016 vom BMAS finanzierte „Berufssprachkurs“. Zwölf Prozent der 2017 Befragten hatten an Programmen der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit berufsspezifischer Sprachförderung („KompAS“,6 „Perspektiven für Flüchtlinge“, „Perspektiven für jugendliche Flüchtlinge“ und „Perspektiven für weibliche Flüchtlinge“, oder dem BA-Einstiegskurs nach § 421 SGB III) teilgenommen beziehungsweise sie beendet. Neben diesen bundesweiten Programmen bieten die Bundesländer, die Kommunen, Wohlfahrtsorganisationen, Ehrenamtliche und andere private Akteure zahlreiche Programme zur Sprachförderung an, die sich hinsichtlich Ziel, Umfang und Qualität stark unterscheiden. Die Teilnahme- und Absolventenquote an diesen sonstigen Programmen lag 2017 bei etwa 51 Prozent.
Anteile in Prozent
Zuzugsjahr | Integrationskurs | ESF-BAMF-Kurs/Berufssprachkurs | BA-Programme mit Sprachförderung1 | Sonstige Deutschkurse | Gute und sehr gute Deutschkenntnisse2 |
---|---|---|---|---|---|
2013 | 46 | 15 | 9 | 63 | 36 |
2014 | 60 | 14 | 19 | 54 | 48 |
2015 | 50 | 8 | 12 | 51 | 33 |
2016 | 40 | 4 | 5 | 42 | 17 |
Alle | 50 | 9 | 12 | 51 | 33 |
Beobachtungen | 5413 | 5327 | 5444 | 5409 | 5543 |
1 Dies umfasst sowohl die Teilnahme an einem BA-Einstiegskurs zur Deutsch-Sprachförderung (nach §421 SGB III), als auch die an anderen BA-Sprachprogrammen, der Maßnahme „Perspektiven für Flüchtlinge“ (BA), „Perspektiven für jugendliche Flüchtlinge“ (BA), „Perspektiven für weibliche Flüchtlinge“ (BA) oder „KompAS“ (BA und BAMF).
2 Gerundete Durchschnittswerte über alle drei Dimensionen (Sprechen, Lesen, Schreiben).
Quelle: IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten 2017, gewichtet.
Grundsätzlich steigt der Anteil derer, die an Sprachprogrammen teilgenommen oder sie abgeschlossen haben, mit der Aufenthaltsdauer. Eine Ausnahme bilden die vor 2014 zugezogenen Geflüchtete, die noch nicht von dem breiten Ausbau der Sprachprogramme profitiert haben dürften.
Eine wichtige Rolle spielt auch der Aufenthaltsstatus: Zum Befragungszeitpunkt 2017 hatten 60 Prozent der Geflüchteten mit anerkanntem Schutzstatus, 34 Prozent der Geduldeten und 31 Prozent der Geflüchteten, deren Asylverfahren noch nicht abgeschlossen waren,Während der Asylverfahren sind nur Asylbewerberinnen und -bewerber aus Ländern mit guter Bleibeperspektive (Syrien, Irak, Iran, Eritrea und Somalia) teilnahmeberechtigt. einen Integrationskurs besucht.
Bei ihrer Ankunft in Deutschland verfügten über 90 Prozent der Geflüchteten über keine Deutschkenntnisse.Vgl. Brücker et al. (2016), a.a.O. Seitdem ist bei dieser Gruppe ein stetiger Anstieg der Sprachkompetenz zu beobachten.
In der IAB-BAMF-SOEP-Befragung werden die Deutschkenntnisse der Geflüchteten jeweils in den drei Bereichen Sprechen, Lesen und Schreiben auf einer fünfstufigen Skala von „gar nicht“ bis „sehr gut“ erfasst. Die Einstufung stützt sich auf eine Selbsteinschätzung der Geflüchteten, allerdings ergibt sich eine enge Korrelation dieser Selbsteinschätzung mit der Einschätzung durch die Interviewerinnen und Interviewer, wie gut die Befragung auf Deutsch durchführbar war.Cronbach’s alpha, ein Korrelationsmaß, das die interne Konsistenz einer Skala misst, hat einen Wert von 0,74. In allen drei Bereichen ist eine Verbesserung der Sprachkenntnisse zwischen den 2016 und den 2017 Befragten zu beobachten: In der Befragung 2017 schätzten 31 Prozent der Teilnehmenden ihre Fähigkeiten beim Sprechen als „sehr gut“ oder „gut“ ein (2016: 15 Prozent), beim Lesen waren es 37 Prozent (2016: 23 Prozent) und beim Schreiben 33 Prozent (2016: 19 Prozent).
Die Deutschkenntnisse steigen mit der Aufenthaltsdauer: Im Jahr 2017 gaben 17 Prozent der 2016 Zugezogenen an, über sehr gute oder gute Deutschkenntnisse zu verfügen (Tabelle 4); von den Zugezogenen des Jahres 2015 waren es 33 Prozent und 48 Prozent der 2014 Zugezogenen. Der etwas geringere Wert der 2013 Zugezogenen (36 Prozent) könnte darauf zurückzuführen sein, dass diese Kohorte weniger an Sprachprogrammen teilgenommen hat als die im Jahr 2014 Zugezogenen.
Für die folgenden Analysen wurden die Dimensionen sprachlicher Kompetenz zu einem Summenindex zusammengefasst, der von 0 bis 12 skaliert ist.Der Summenindex fasst die sprachliche Selbsteinschätzung des Geflüchteten über alle drei Bereiche Sprechen, Lesen und Schreiben zusammen und kann Werte zwischen 0 und 12 annehmen. Auf Grundlage dieses Summenindex wurden fünf Kategorien („gar nicht“ bis „sehr gut“) gebildet. Die Kategorie „gar nicht“ entspricht einem Indexwert von 0, die Kategorie „sehr gut“ einem Indexwert von 10 bis 12. 61 Prozent derjenigen, die einen Integrationskurs, und 71 Prozent derjenigen, die das weiterführende ESF-BAMF-Sprachprogramm beendet haben, weisen sehr gute oder gute deutsche Sprachkenntnisse aus (Abbildung 1). Ähnlich hohe Werte gelten auch für die AbsolventInnen der BA-Programme mit Sprachförderung und etwas niedrigere für die AbsolventInnen von sonstigen Sprachprogrammen. Demgegenüber berichten 16 Prozent der Befragten, die an keinem Sprachprogramm teilgenommen haben, von sehr guten oder guten Deutschkenntnissen.
Während insgesamt 44 Prozent der geflüchteten Männer über sehr gute oder gute deutsche Sprachkenntnisse verfügen, gilt dies für 26 Prozent der geflüchteten Frauen (Abbildung 2). Die Differenz ist allerdings bei kinderlosen Geflüchteten sehr viel geringer: Hier haben 41 Prozent der Frauen und 48 Prozent der Männer sehr gute und gute Deutschkenntnisse. Geflüchtete mit Kindern, insbesondere mit Kleinkindern, weisen im Durchschnitt geringere Anteile mit sehr guten oder guten deutschen Sprachkenntnissen auf, das gilt insbesondere für geflüchtete Frauen.
Diese deskriptiven Befunde werden durch multivariate Schätzungen bestätigt. Hierzu wird zum einen ein Modell genutzt, in dem die Befragungsergebnisse aus der ersten und zweiten Welle zusammengefasst („gepoolt“) wurden, zum anderen ein Modell mit personenspezifischen fixen Effekten (Tabelle 5). Das zweite Modell erlaubt es, für konstante aber nicht beobachtbare individuelle Unterschiede zu kontrollieren. Dabei werden Zusammenhänge nur über zeitliche Veränderungen identifiziert. Die Schätzungen wurden für Frauen und Männer gemeinsam und getrennt durchgeführt. Abhängige Variable ist der oben beschriebene Summenindex für alle drei Dimensionen der Sprachkompetenz.
Regressionsanalyse
Gepooltes Modell | Modell mit fixen Effekten | |||||
---|---|---|---|---|---|---|
(1) | (2) | (3) | (1) | (2) | (3) | |
Gesamt | Männer | Frauen | Gesamt | Männer | Frauen | |
Weiblich | −0,29*** | |||||
Kinder im Haushalt1 (Referenz: Keine Kinder im Haushalt) | ||||||
mit Kindern (0–3 Jahre) im Haushalt | −0,59*** | −0,12 | −1,23*** | |||
mit Kindern (4–17 Jahre) im Haushalt | −0,07 | 0,14 | −0,49*** | |||
Teilnahme an Deutschkurs2 (Referenz: Keine Teilnahme) | ||||||
Derzeit im Programm | 1,52*** | 1,14*** | 1,74*** | 0,76*** | 0,67*** | 0,88*** |
Kurs abgeschlossen | 1,84*** | 1,54*** | 1,92*** | 0,74*** | 0,59*** | 0,97*** |
Erwerbstätig | 0,40*** | 0,38*** | 0,41* | 0,09 | 0,06 | 0,05 |
Kontakte zu Deutschen | 0,27*** | 0,22*** | 0,34*** | 0,13*** | 0,13*** | 0,15*** |
Konstante | 3,25*** | 4,22*** | 2,29*** | 1,64*** | 1,66*** | 1,48*** |
Beobachtungen | 4169 | 2684 | 1485 | 4169 | 2684 | 1485 |
Angepasstes R2 | 0,51 | 0,48 | 0,53 | 0,31 | 0,33 | 0,28 |
1 Es wurden nur eigene Kinder berücksichtigt, die im gleichen Haushalt leben und deren Alter bekannt ist. In den Modellen mit fixen Effekten wurde für Kinder im Haushalt kontrolliert; aufgrund weniger Fälle, in denen sich der Kinderstatus über die beiden Befragungswellen verändert hat, wurden diese Koeffizienten nicht berichtet.
Anmerkungen: ***, **, *: signifikant auf dem 1-, 5- und 10-Prozentniveau. In beiden Modellen sind nur Personen berücksichtigt, die wiederholt befragt wurden.
Abhängige Variable: Selbsteingeschätzte Deutschkenntnisse (Index aus Sprechen, Lesen und Schreiben; 0–12) zum Befragungszeitpunkt.
1. Es wurden nur eigene Kinder berücksichtigt, die im selben Haushalt leben und deren Alter bekannt ist.
2. Dies kann die Teilnahme an einem BAMF-Integrationskurs, ESF-BAMF-Kurs zum Erlernen von berufsbezogenem Deutsch, einem BA-Einstiegskurs zur Deutsch-Sprachförderung (nach § 421 SGB III), der Maßnahme „Perspektiven für Flüchtlinge“ (BA), „Perspektiven für jugendliche Flüchtlinge“ (BA), „Perspektiven für weibliche Flüchtlinge“ (BA), „KompAS“ (BA und BAMF) oder einem anderen, nicht weiter spezifizierten Deutschsprachkurs sein.
Gepooltes Modell: Lineares Regressionsmodell; Standardfehler gruppiert auf Basis von Personen. Zusätzliche Kontrollvariablen: Erhebungsjahr, Aufenthaltsdauer in Monaten, Aufenthaltsdauer in Monaten quadriert, Alter bei Ankunft, Alter bei Ankunft quadriert, Zufriedenheit mit Gesundheit, Analphabetismus, Deutschkenntnisse vor der Einreise, Bundesland, Private Unterkunft, Status des Asylverfahrens, Bildungsstand, Zeichen-Zahlen-Test, Teilnahme am Zeichen-Zahlen-Test, Staatsangehörigkeit.
Lesebeispiel (1. Spalte, 6. Zeile): Geflüchtete, die erwerbstätig sind, weisen im Vergleich zu Geflüchteten, die nicht erwerbstätig sind, im Durchschnitt – alle anderen Faktoren gleichbleibend – einen um 0,40 Punkte höheren Index auf.
Modell mit fixen Effekten: Standardfehler gruppiert auf der Basis von Personen. Zusätzliche Kontrollvariablen: Aufenthaltsdauer in Monaten, Aufenthaltsdauer in Monaten quadriert, Zufriedenheit mit der Gesundheit, private Unterkunft, Kinder im Haushalt.
Lesebeispiel (4.Spalte, 2. Zeile): Der Abschluss eines Deutschkurses führt im Durchschnitt – alle anderen Faktoren gleichbleibend – zu einem Anstieg des Index um 0,74 Punkte.
Quelle: IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten 2016 und 2017.
Die Schätzergebnisse des gepoolten Modells zeigen, dass die Deutschkenntnisse bei Frauen signifikant schlechter sind als bei Männern. Das gilt auch für Personen mit Kleinkindern im Haushalt im Vergleich zu Kinderlosen.Es wurde in den Modellen mit fixen Effekten für den Kinderstatus kontrolliert. Die Ergebnisse sind aber schwer zu interpretieren, weil sie nur über wenige Fälle, in denen sich der Kinderstatus zwischen den beiden Befragungen verändert hat, identifiziert werden können. Sie werden deshalb hier nicht berichtet. Zugleich zeigen alle Schätzungen, dass der Abschluss und die Teilnahme an Sprachkursen signifikant positiv mit der deutschen Sprachkompetenz korreliert sind. In dem gepoolten Modell steigt der Summenindex für deutsche Sprachkenntnisse bei den Absolventen eines Sprachkurses um 1,8 Punkte, bei den aktuellen KursteilnehmerInnen um 1,5 Punkte auf der Skala von 0 bis 12. In dem Modell mit fixen Effekten steigen die Sprachkenntnisse bei den Kursabsolventen um 0,7 Punkte und bei den KursteilnehmerInnen um 0,8 Punkte. Auch Kontextfaktoren wie die Erwerbstätigkeit (im gepoolten Modell) und Kontakte zu Deutschen sind signifikant positiv mit den Sprachkenntnissen korreliert. Hier kann die Kausalität auch umgekehrt sein, also dass Personen mit besseren Deutschkenntnissen eher erwerbstätig sind oder Kontakte zu Deutschen haben. Schließlich zeigen die getrennten Schätzungen von Frauen und Männern, dass Frauen stärker als Männer von der Sprachkursteilnahme profitieren. Hingegen sind nach den Ergebnissen der gepoolten Regressionen Kinder im Haushalt – vor allem Kleinkinder – für Frauen, nicht aber für Männer, eine Hürde zum Erwerb deutscher Sprachkenntnisse. Das kann auf die beschränkten Möglichkeiten zur Sprachkursteilnahme und fehlende Angebote und Nutzungsbereitschaft der Kinderbetreuung zurückzuführen sein.Herbert Brücker, Nina Rother und Jürgen Schupp (Hrsg.) (2017): IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten 2016. Studiendesign, Feldergebnisse sowie Analysen zu schulischer wie beruflicher Qualifikation, Sprachkenntnissen sowie kognitiven Potenzialen. DIW Politikberatung Kompakt 123 (online verfügbar). Zudem besteht bei Müttern mit Kleinkindern, anders als bei den Vätern, keine rechtliche Verpflichtung zur Kursteilnahme.
Die Geflüchteten haben bei ihrem Zuzug eine sehr heterogene Schulbildung und im Durchschnitt ein geringeres Niveau der Berufs- und Hochschulbildung als der Bevölkerungsdurchschnitt in Deutschland:Die folgenden Ergebnisse beziehen sich auf die 2017 befragten Geflüchteten. Für eine Analyse der 2016 Befragten, vgl. Brücker, Rother und Schupp (2017), a.a.O. So hatten 42 Prozent der Geflüchteten beim Zuzug weiterführende und sonstige, in der Regel berufspraktisch ausgerichtete Schulen besucht und 36 Prozent hatten diese abgeschlossen, während im deutschen Bevölkerungsdurchschnitt 32 Prozent die Fachhochschul- oder Hochschulreife und acht Prozent eine polytechnische Oberschule abgeschlossen haben.Statistisches Bundesamt (2018): Bildungsstand der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus 2017 (online verfügbar). Weitere 32 Prozent der Geflüchteten hatten mittlere Schulen, vergleichbar mit unseren Haupt- und Realschulen, besucht und 23 Prozent abgeschlossen, während im deutschen Bevölkerungsdurchschnitt 55 Prozent Haupt-, Real- und vergleichbare Schulen abgeschlossen haben.
Im Bereich der beruflichen Bildung ist das Gefälle zwischen dem Bevölkerungsdurchschnitt in Deutschland und den Geflüchteten am stärksten ausgeprägt: Acht Prozent der Geflüchteten haben eine berufliche Bildungseinrichtung besucht und sechs Prozent abgeschlossen. 17 Prozent haben ein Hochschul- oder Universitätsstudium begonnen und elf Prozent haben es abgeschlossen. Im Bevölkerungsdurchschnitt 2017 verfügten demgegenüber 59 Prozent über berufsqualifizierende Abschlüsse und weitere 18 Prozent über Hochschul- oder Universitätsabschlüsse.Statistisches Bundesamt (2018), a.a.O.
Die Bildungsaspirationen der Geflüchteten sind sehr stark ausgeprägt: So streben 44 Prozent der Befragten sicher oder wahrscheinlich an, einen allgemeinbildenden Schulabschluss in Deutschland zu erwerben, 68 Prozent streben eine Berufsausbildung oder ein Hochschulstudium an.
Zum Befragungszeitpunkt im zweiten Halbjahr 2017 hatten zehn Prozent der seit 2013 zugezogenen Geflüchteten in Deutschland eine Schule besucht, eine berufliche Ausbildung oder ein Studium begonnen oder bereits abgeschlossen (Abbildung 3). Damit ist die Bildungsbeteiligung unter den Geflüchteten gegenüber der Befragung im Jahr 2016 um vier Prozentpunkte gestiegen.
Dabei wird die berufliche Ausbildung, an der fünf Prozent der Geflüchteten teilnehmen, am häufigsten genutzt, jeweils ein Prozent besuchte eine Hochschule, Universität oder Weiterbildungseinrichtungen, zwei Prozent eine allgemeinbildende Schule. Bei der Bildungsbeteiligung zeichnet sich ein deutliches Gefälle zwischen Männern und Frauen ab: 2017 betrug sie bei den geflüchteten Männern elf Prozent und bei den geflüchteten Frauen fünf Prozent.
Die Differenz in der Bildungsbeteiligung zwischen den Geschlechtern hängt – ähnlich wie bei der Beteiligung an Sprachprogrammen – stark damit zusammen, ob minderjährige Kinder in den Haushalten leben (Abbildung 4).
Insgesamt hat rund ein Fünftel der Geflüchteten, die 2016 angaben, eine Bildungseinrichtung in Deutschland besuchen zu wollen, diesen Wunsch 2017 umgesetzt. Der noch recht geringe Anteil ist teils auf noch nicht ausreichende Sprachkenntnisse, und teils auf fehlende allgemeinbildende oder berufsbildende Voraussetzungen zurückzuführen.
Im Vergleich zur ersten Welle der Befragung sind die Erwerbstätigenquoten der Geflüchteten in Deutschland deutlich gestiegen: Während im zweiten Halbjahr 2016 im Durchschnitt neun Prozent der seit 2013 zugezogenen Geflüchteten einer Erwerbstätigkeit nachgingen, waren es im zweiten Halbjahr 2017 21 Prozent. Die ErwerbstätigenquoteDie Erwerbstätigenquote ist hier als Verhältnis aller abhängig Beschäftigten und Selbständigen im Verhältnis zur Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren definiert. steigt mit der Aufenthaltsdauer (Abbildung 5).
Die Befragungsergebnisse sind konsistent mit den Informationen aus der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit: Ein guter Indikator für die BeschäftigungsquoteDie Beschäftigungsquote ist hier als Verhältnis der abhängig Beschäftigten zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter definiert. der Geflüchteten, die seit 2015 nach Deutschland gekommen sind, ist in dieser Statistik das Verhältnis des Beschäftigungszuwachses zum Bevölkerungszuwachs von Staatsangehörigen aus den acht wichtigsten Asylherkunftsländern. Gemessen in dem Zeitraum vom 31. Dezember 2014 bis zum 31. Juli 2017 betrug dieser Anteil 20 Prozent. Das entspricht der Beschäftigungsquote in der Befragung 2017 für die 2015 zugezogenen Geflüchteten. Zum 31. Oktober 2018 ist dieser Wert auf 35 Prozent gestiegen, also hat sich der Beschäftigungsanstieg auch nach dem Befragungsende weiter fortgesetzt.
Die mittleren Bruttomonatsverdienste der vollzeitbeschäftigten Geflüchteten betrugen 2017 gut 1600 Euro, das entspricht etwa 55 Prozent der mittleren Verdienste aller abhängig Beschäftigten in Vollzeit. Da ein erheblicher Teil der Geflüchteten in Teilzeit beschäftigt ist oder Praktika und Ausbildungen absolviert, beläuft sich das durchschnittliche Bruttomonatseinkommen aller erwerbstätigen Geflüchteten auf knapp 1000 Euro (Abbildung 6).
Persönliche Netzwerke spielen bei der Arbeitssuche eine wichtige Rolle: 43 Prozent der Geflüchteten, die 2017 schon mindestens einmal beschäftigt waren, haben ihre erste Stelle in Deutschland durch Familienangehörige, Freunde und Bekannte, 27 Prozent durch die Arbeitsvermittlung der Jobcenter und Arbeitsagenturen und neun Prozent durch Zeitungen und das Internet gefunden.
In der zweiten Welle der Befragung wurde gezielt nach der Struktur der persönlichen Netzwerke gefragt: 22 Prozent derjenigen, die 2017 ihre erste Beschäftigung aufgenommen haben, haben die Stelle durch deutsche Freunde und Bekannte, 15 Prozent durch Freunde und Bekannte der eigenen ethnischen Gruppe oder andere MigrantInnen und drei Prozent durch Familienangehörige gefunden. Persönliche Kontakte zu Deutschen spielen also eine etwas größere Rolle als ko-ethnische Netzwerke.
75 Prozent der geflüchteten Männer und 37 Prozent der geflüchteten Frauen verfügten bereits vor dem Zuzug nach Deutschland über Berufserfahrung. Dabei waren die Männer, die über Berufserfahrung verfügten, im Durchschnitt zehn Jahre berufstätig, bei den Frauen waren es elf Jahre.
Mit der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt lässt sich eine veränderte berufliche Stellung der Geflüchteten im Vergleich zum Heimatland beobachten (Tabelle 6): Zwar ist der Anteil von Angestellten mit einem Drittel unverändert geblieben, aber der Anteil der ArbeiterInnen ist um zehn Prozentpunkte gestiegen, während der Anteil der Selbstständigen von gut einem Drittel auf drei Prozent gesunken ist. Auch ist der Anteil von Angestellten in Führungspositionen stark zurückgegangen.
Anteile an den Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren in Prozent
Vor dem Zuzug | In Deutschland | |||||
---|---|---|---|---|---|---|
Insgesamt | Männer | Frauen | Insgesamt | Männer | Frauen | |
Stellung im Beruf | ||||||
ArbeiterInnen | 30 | 33 | 18 | 40 | 42 | 21 |
Angestellte | 33 | 29 | 50 | 35 | 34 | 45 |
darunter mit Führungsposition | 10 | 9 | 11 | 1 | 1 | 2 |
Selbstständige | 33 | 35 | 25 | 3 | 3 | 3 |
BeamtInnen bzw. Staatsverwaltung | 3 | 3 | 6 | 5 | 5 | 14 |
Auszubildende/r bzw. PraktikantIn1 | – | – | – | 17 | 17 | 18 |
Beobachtungen | 1575 | 1238 | 337 | 731 | 637 | 94 |
Tätigkeitsniveau | ||||||
Helfer- und Anlerntätigkeiten | 15 | 16 | 11 | 47 | 46 | 61 |
Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten | 65 | 66 | 57 | 48 | 50 | 27 |
Komplexe Spezialistentätigkeiten | 6 | 6 | 7 | 2 | 2 | 3 |
Hochkomplexe Expertentätigkeiten | 15 | 13 | 26 | 3 | 3 | 9 |
Beobachtungen | 3340 | 2636 | 704 | 767 | 668 | 99 |
1 Diese Antwortkategorie wurde nur bei der Frage zur beruflichen Stellung in Deutschland gestellt.
Anmerkungen: Kursiv sind Angaben mit weniger als zehn Beobachtungen.
Quelle: IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten 2017, gewichtet.
Deutlichere Unterschiede treten in den Tätigkeitsstrukturen zu Tage: Vor dem Zuzug waren 15 Prozent der Geflüchteten mit Erwerbserfahrung als HelferInnen tätig, in Deutschland sind es 47 Prozent. Zwei Drittel haben vor dem Zuzug Fachkrafttätigkeiten und gut ein Fünftel komplexe oder hochkomplexe Spezialisten- und Expertentätigkeiten ausgeübt, während in Deutschland die Hälfte einer Fachkrafttätigkeit nachgeht und fünf Prozent Spezialisten- und Expertentätigkeiten ausüben.Zur Definition der Anforderungsniveaus verschiedener Tätigkeiten vgl. Bundesagentur für Arbeit – Statistik (2018): Methodische Hinweise zum Anforderungsniveau des Zielberufs der auszuübenden Tätigkeit (online verfügbar).
Auf Grundlage der Angaben zur Schul- und Berufsausbildung und zu den ausgeübten Berufen und Tätigkeiten kann ermittelt werden, ob die Qualifikationsanforderungen der ausgeübten Tätigkeiten den erworbenen Qualifikationen der Geflüchteten entsprechen. Für die erworbenen Qualifikationen wurde die International Standard Classification of Education (ISCED) der OECD, für die Qualifikationsanforderungen der ausgeübten Tätigkeiten die Klassifikation der Berufe (KldB) des IAB und der Bundesagentur für Arbeit des Jahres 2010 zugrunde gelegt. Nach diesen Klassifikationen arbeiten 31 Prozent der Geflüchteten in Berufen, für die sie formell überqualifiziert sind, aber auch 25 Prozent in Berufen, für die sie das formelle berufliche Ausbildungsniveau nicht haben. Bei 44 Prozent entspricht das Anforderungsniveau der ausgeübten Berufe den formellen Qualifikationen (Abbildung 7). Die durch Berufserfahrung erworbenen Qualifikationen können also durchaus verwertet werden.
Besonders betroffen von einer Beschäftigung unterhalb des Qualifikationsniveaus sind geflüchtete AkademikerInnen mit Soezialisten- und Exeprtenqualifikationen, während Geflüchtete mit Fachkraftqualifikationen zu rund 50 Prozent qualifikationsadäquat beschäftigt sind. Die Hälfte derjenigen Geflüchteten, die formal über keine abgeschlossene Berufsausbildung und damit eine Helferqualifikation verfügen, übt eine Tätigkeit mit Fachkraftanforderungen aus. Bei Männern ist die Beschäftigung in Berufen unterhalb des formellen Ausbildungsniveaus mit 32 Prozent geringfügig stärker ausgeprägt als bei Frauen mit 29 Prozent.
Es zeigen sich also zwei gegenläufige Trends: Auf der einen Seite gelingt es nicht allen Geflüchteten, ihr in den Herkunftsländern erworbenes Humankapital in den deutschen Arbeitsmarkt zu transferieren und eine qualifikationsadäquate Beschäftigung zu finden. Davon sind Geflüchtete mit akademischen Qualifikationen (ExpertInnen/SpezialistInnen) stärker betroffen als Fachkräfte. Auf der anderen Seite werden erhebliche Teile der Geflüchteten, die über keine formellen Berufsabschlüsse verfügen, als Fachkräfte am deutschen Arbeitsmarkt eingesetzt. Das ist wahrscheinlich auf die durch langjährige Berufserfahrung erworbenen Kompetenzen zurückzuführen.
Insgesamt aber üben die Geflüchteten in Deutschland häufig Tätigkeiten aus, die geringere Anforderungen an die formell oder informell erworbenen Kompetenzen stellen als die Tätigkeiten, die sie in ihren Heimatländern ausgeübt haben. Diese Unterschiede in den Qualifikationsanforderungen der ausgeübten Tätigkeiten sind vermutlich auf ein Bündel von Ursachen zurückzuführen: fehlende Sprachkenntnisse, Probleme des Transfers von Humankapital in einen Arbeitsmarkt mit anderen Qualifikationsanforderungen, Anreize, schnell eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen sowie die gezielte Rekrutierung von Geflüchteten in manuellen Engpassberufen.
27 Prozent der geflüchteten Männer und sechs Prozent der geflüchteten Frauen waren zum Befragungszeitpunkt im zweiten Halbjahr 2017 erwerbstätig. Dabei spielen die unterschiedlichen Familienkonstellationen von geflüchteten Frauen und Männern eine wichtige Rolle: So sind die Erwerbstätigenquoten von geflüchteten Müttern mit Kleinkindern mit drei Prozent besonders niedrig (Abbildung 8). Die Erwerbstätigenquoten von Vätern mit Kindern in diesem Alter sind ebenfalls niedriger als im Durchschnitt der Männer, mit 18 Prozent aber deutlich höher als die der Frauen; zudem leben mehr Frauen in dieser Familienkonstellation. Neun Prozent der geflüchteten Frauen und zwölf Prozent der geflüchteten Männer mit älteren Kindern gehen einer Erwerbstätigkeit nach. Allerdings können die Unterschiede in den Erwerbstätigenquoten von Männern und Frauen nicht allein auf die Familienkonstellationen zurückgeführt werden, denn von denjenigen ohne eigene Kinder im Haushalt arbeiten sechs Prozent der Frauen, aber 30 Prozent der Männer.
Die Korrelationen zwischen der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit und dem Abschluss von Sprach-, Integrations- und arbeitsmarktpolitischen Programmen sind auf den ersten Blick hoch: So gehen 31 Prozent der Personen, die einen Integrationskurs abgeschlossen haben, einer Erwerbstätigkeit nach, im Vergleich zu 16 Prozent derjenigen, die (noch) nicht teilgenommen haben oder gerade teilnehmen (Abbildung 9). Die Erwerbstätigenquote der AbsolventInnen des ESF-BAMF-Programms – das auf den Integrationskursen aufbaut und ein Sprachniveau von mindestens A2 voraussetzt – ist noch etwas höher. Mit jeweils rund 30 Prozent sind die Erwerbstätigenquoten unter denjenigen, die eine Arbeitsmarktberatung der Bundesagentur für Arbeit in Anspruch genommen oder an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilgenommen haben, ebenfalls deutlich höher als bei den NichtteilnehmernInnen beziehungsweise den Personen, die sich zum Befragungszeitpunkt noch in Programmen befanden. Allerdings kann es sich hierbei auch um Scheinkorrelationen handeln, etwa wenn beides, der Abschluss von Integrationsmaßnahmen und die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit, von dem Abschluss der Asylverfahren oder der Aufenthaltsdauer abhängen. Näheren Aufschluss können hier nur multivariate Analysen geben.
Es wurden multivariate Analysen der Determinanten der Erwerbstätigkeit und der Bruttomonatsverdienste von Geflüchteten durchgeführt (Tabelle 7). Unterschieden wird bei den abhängigen Variablen zwischen allen Erwerbstätigen, die auch geringfügig Beschäftigte und PraktikantInnen einschließen, und den Teil- und Vollzeiterwerbstätigen. Nur für letztere Gruppe wurden die Lohnregressionen gerechnet. Von besonderem Interesse ist hier die Frage, wie sich Geschlecht und Familienstatus, das Asylverfahren und sein Ausgang sowie die Teilnahme an Integrationsmaßnahmen auf die Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, und die Bruttolöhne auswirken. In den Regressionen wird für viele andere Variablen kontrolliert, unter anderem für Bildungsstand, Aufenthaltsdauer und Berufserfahrung. Die Modelle berücksichtigen zahlreiche Interaktionseffekte, etwa zwischen Familienstand und Kinderstatus oder Aufenthaltsstatus und Maßnahmenteilnahme. In Tabelle 7 werden die vorhergesagten Werte für die Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, beziehungsweise die Bruttomonatsverdienste dargestellt: Es wurden für jede Person die prognostizierten Werte geschätzt und dann über die jeweilige Gruppe entsprechend ihrer Merkmalskombination gemittelt. Alle Regressionen wurden als Querschnittsmodelle und als Modelle mit personenspezifischen fixen Effekten geschätzt.
Vorhergesagte Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, und vorhergesagter Bruttomonatslohn in Euro für ausgewählte Merkmale
Erwerbstätigkeit, in Prozent1 | Voll- und Teilzeit, in Prozent | Bruttomonatslohn, in EURO2 | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
Querschnittsmodell | Modell mit fixen Effekten | Querschnittsmodell | Fixe Effekte | Querschnittsmodell | Modell mit fixen Effekten | |
Geschlecht | ||||||
Mann | 19 | 12 | 748 | |||
Frau | 7 | 4 | 662 | |||
Kinder im Haushalt3 | ||||||
ohne Kinder im Haushalt | 18 | 12 | 788 | |||
mit Kindern (4–17 Jahre) im Haushalt | 12 | 8 | 694 | |||
mit Kindern (0–3 Jahre) im Haushalt | 10 | 6 | 640 | |||
Interaktion von Geschlecht und Kindern im Haushalt3 | ||||||
Mann ohne Kinder im Haushalt | 23 | 16 | 799 | |||
Mann mit Kindern (4–17 Jahre) im Haushalt | 14 | 10 | 705 | |||
Mann mit Kindern (0–3 Jahre) im Haushalt | 16 | 10 | 650 | |||
Frau, ohne Kinder im Haushalt | 10 | 6 | 708 | |||
Frau mit Kindern im Haushalt (4–17 Jahre) | 9 | 4 | 624 | |||
Frau mit Kindern (0–3 Jahre) im Haushalt | 1 | 0 | 576 | |||
Asylantragstatus | ||||||
Anerkannt | 15 | 13 | 10 | 10 | 768 | 889 |
Abgelehnt | 14 | 16 | 9 | 7 | 668 | 541 |
im Asylverfahren | 12 | 18 | 7 | 9 | 638 | 320 |
Teilnahme an Sprachkursen und/oder BA-Programmen | ||||||
Programm abgeschlossen | 21 | 18 | 15 | 14 | 811 | 931 |
ohne Programmteilnahme | 17 | 19 | 11 | 12 | 677 | 434 |
derzeit in Programm | 7 | 9 | 4 | 5 | 620 | 700 |
Interaktion Asylantragstatus und Programmteilnahme/-abschluss | ||||||
Anerkannt und Programm abgeschlossen | 21 | 17 | 16 | 15 | 846 | 1180 |
Anerkannt ohne Programmteilnahme | 18 | 19 | 11 | 13 | 706 | 550 |
Anerkannt und derzeit in Programm | 7 | 6 | 4 | 5 | 646 | 887 |
Abgelehnt und Programm abgeschlossen | 21 | 28 | 13 | 17 | 736 | 718 |
Abgelehnt ohne Programmteilnahme | 15 | 18 | 9 | 6 | 614 | 335 |
Abgelehnt und derzeit in Programm | 9 | 3 | 5 | 0 | 562 | 540 |
im Asylverfahren und Programm abgeschlossen | 19 | 18 | 12 | 10 | 702 | 425 |
im Asylverfahren ohne Programmteilnahme | 12 | 20 | 6 | 10 | 586 | 198 |
im Asylverfahren und derzeit in Programm | 6 | 17 | 4 | 8 | 537 | 320 |
Arbeitsmarktberatung | ||||||
Arbeitsmarktberatung (BA) in Anspruch genommen | 19 | 18 | 18 | 12 | 746 | 719 |
Arbeitsmarktberatung (BA) nicht in Anspruch genommen | 11 | 12 | 8 | 8 | 719 | 674 |
Beschäftigungsart | ||||||
Teilzeit, Geringfügig oder unregelmäßig, in Ausbildung | 408 | 634 | ||||
Vollzeit | 1564 | 805 | ||||
Beobachtungen (Personen-Jahr) | 5392 | 5064 | 5392 | 5064 | 583 | 566 |
1 Als erwerbstätig gelten hier Personen, die in Voll- und Teilzeit (einschließlich selbstständig), geringfügig oder unregelmäßig erwerbstätig, in betrieblicher Ausbildung/Lehre oder in betrieblicher Umschulung sind.
2 Befragte, die einen Lohn von Null Euro angaben, sowie die Angaben, die im obersten Ein-Prozent-Perzentil liegen, wurden nicht berücksichtigt.
3 Es wurden nur eigene Kinder berücksichtigt, die im gleichen Haushalt leben und deren Alter bekannt ist. In den Modellen mit fixen Effekten wurde für Kinder im Haushalt kontrolliert; aufgrund weniger Fälle, in denen sich der Kinderstatus über die beiden Befragungswellen verändert hat, wurden diese Koeffizienten nicht berichtet.
Anmerkungen: Die Angaben beziehen sich nur auf Personen, die zum Befragungszeitpunkt zwischen 18 und 65 Jahre alt waren. Kontrollvariablen: Staatsangehörigkeit, Bundesland, Interviewdatum, Alter, Alter zum Quadrat, Monate seit dem Zuzug, Berufliche Bildung vor dem Zuzug, Deutschkentnisse vor dem Zuzug, Berufliche Erfahrung vor dem Zuzug, Partnerschaftstatus, Teilnahme am mehr als einem Sprachkurs/-Programm. Die Modelle mit fixen Effekten kontrollieren zusätzlich für das Befragungsjahr. Für fehlende Angaben wurden in allen Modellen für alle Variablen ebenfalls kontrolliert.
Lesebeispiel: Für Personen, die Arbeitsmarktberatung (BA) in Anspruch genommen haben (3. Zeile von unten), beträgt die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, 19 Prozent im Querschnittsmodell (1. Spalte) und 18 Prozent (3. Spalte) in dem Modell mit den personenspezifischen fixen Effekte.
Quelle: IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten 2016 und 2017.
Die Querschnittsschätzungen bestätigen, dass das Gefälle in der Erwerbstätigkeit zwischen geflüchteten Männern und Frauen hoch ist: Im Durchschnitt ist die Wahrscheinlichkeit von Männern, erwerbstätig zu sein, um zwölf Prozentpunkte höher als die von Frauen; für eine Teil- und Vollzeiterwerbstätigkeit ist diese Wahrscheinlichkeit um acht Prozentpunkte höher. Auch das durchschnittliche Lohnniveau von Männern ist rund 90 Euro pro Monat höher als das von Frauen. Kinder im Haushalt verringern in den Querschnittsregressionen die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, und senken auch das durchschnittliche Niveau der Verdienste bei den Erwerbstätigen. Dabei zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Während die Wahrscheinlichkeit von Frauen mit Kleinkindern, erwerbstätig zu sein, nicht signifikant von Null verschieden ist, beträgt diese Wahrscheinlichkeit bei Männern mit Kleinkindern 16 Prozent. In den Regressionen mit fixen Personen-Effekten können die Geschlechterdifferenzen und die Interaktionen zwischen Geschlecht und Kinderstatus nicht identifiziert werden, weil das Geschlecht konstant über die Zeit ist.Für den Kinderstatus wurde zwar kontrolliert, aber die Ergebnisse werden hier nicht berichtet, weil sie aufgrund geringer Fallzahlen, in denen der Kinderstatus sich verändert hat, schwer zu interpretieren sind.
Bei einer genauen Betrachtung der Effekte des Ausgangs der Asylverfahren und der Teilnahme an Sprachkursen und/oder BA-Programmen auf die Arbeitsmarktindikatoren ergeben sich zum Teil überraschende Ergebnisse. Unterschieden wird zwischen Personen, die das Asylverfahren erfolgreich abgeschlossen und einen Schutzstatus erhalten haben, Personen, deren Asylanträge abgelehnt wurden und Personen, die sich noch im Asylverfahren befinden.Die Beschäftigungsmöglichkeiten hängen vom Aufenthaltsstatus ab: Anerkannte AsylbewerberInnen, die einen positiven Bescheid erhalten haben, dürfen uneingeschränkt einer Erwerbstätigkeit nachgehen. AsylbewerberInnen mit vorläufigem Abschiebeschutz nach Zustimmung der Ausländerbehörde. Personen deren Asylanträge abgelehnt wurden (Geduldete), können einer Erwerbstätigkeit nachgehen, wenn die Ausländerbehörden und BA im Einzelfall zustimmen. Vor der Entscheidung über die Asylanträge dürfen AsylbewerberInnen grundsätzlich einer Beschäftigung nachgehen, sofern Ausländerbehörde und BA im Einzelfall zugestimmt haben. Ausgeschlossen sind Personen, die verpflichtet sind, in einer Aufnahmeeinrichtung zu wohnen. Das gilt insbesondere für AsylberwerberInnen aus sicheren Herkunftsstaaten. Die ihren Asylantrag nach dem 31. August 2015 gestellt haben. In den Regressionen wurde für den unterschiedlichen Aufenthaltsstatus sowie durch Dummy-Variablen für die Herkunftsländer kontrolliert, sodass diesen unterschiedlichen Bedingungen Rechnung getragen wurde. Bei der Programmteilnahme wird zwischen Personen unterschieden, die die Programme abgeschlossen haben, die (noch) nicht an dem Programm teilgenommen haben und denjenigen, die sich zum Befragungszeitpunkt im Programm befinden.
Für die Programmteilnahme ergeben sich zunächst einmal die erwarteten Effekte: Die Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, und die Verdienste fallen am höchsten für diejenigen aus, die die Programme abgeschlossen haben, und am niedrigsten für diejenigen, die sich derzeit in Programmen befinden. Eher überraschend sind die Effekte für den Asylstatus: Zwar haben in den Querschnittsregressionen Personen, die das Asylverfahren abgeschlossen und einen Schutzstatus erhalten haben, eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, als diejenigen, die sich noch in den Verfahren befinden oder deren Anträge abgelehnt wurden. In den Regressionen mit fixen Effekten, die für individuelle Heterogenität kontrollieren, ist allerdings das Gegenteil der Fall.
Näheren Aufschluss geben die Schätzergebnisse, die die Interaktion von Schutzstatus und Programmteilnahme berücksichtigen: Geflüchtete mit Schutzstatus, die ein Programm abgeschlossen haben, haben eine etwa gleiche Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, wie diejenigen mit abgelehnten Asylanträgen und abgeschlossenen Programmen. Allerdings sind die Verdienste derjenigen, deren Asylanträge abgelehnt wurden, deutlich geringer als die von Geflüchteten, die einen Schutzstatus erhalten haben.
Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass Geflüchtete, deren Asylanträge abgelehnt wurden, und die versuchen, sich möglichst schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren, häufiger eine geringfügige Beschäftigung und vor allem niedrig entlohnte Tätigkeiten annehmen. Demgegenüber scheinen Geflüchtete mit Schutzstatus länger selbst oder mit Hilfe von Arbeitsvermittlern eine Erwerbstätigkeit zu suchen, die dann aber besser bezahlt ist und vermutlich auch eher ihrer Qualifikation entspricht.
Schließlich zeigen die Querschnittsregressionen und die Regressionen mit fixen Effekten, dass eine Inanspruchnahme der Beratungs- und Vermittlungsleistungen der BA mit einer steigenden Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, und mit steigenden Bruttoverdiensten einhergeht.
Seit dem starken Anstieg der Fluchtmigration nach Deutschland im Jahr 2015 konzentrieren sich die Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen, von Bildungseinrichtungen und Arbeitsverwaltungen, von zahlreichen Akteuren der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft und nicht zuletzt die der Geflüchteten selbst auf die Integration und Teilhabe in allen Bereichen des Arbeitsmarktes, des Bildungssystems und der Gesellschaft. Mithilfe der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten können die Ergebnisse dieser Anstrengungen nachgezeichnet werden.
Dieser Bericht zeigt, dass die Startbedingungen der Geflüchteten beim Zuzug nach Deutschland in vielfacher Hinsicht ungünstig waren. Zwar sind der physische Gesundheitszustand und die allgemeine Gesundheitszufriedenheit der Geflüchteten gut, aber sie weisen deutlich höhere Risiken von psychischen Erkrankungen auf als die Gesamtbevölkerung. Auch zeigen sich bei ihnen deutliche Anzeichen für ein erhöhtes Risiko des Auftretens post-traumatischer Belastungsstörungen. Dies trifft insbesondere für geflüchtete Frauen und ältere Geflüchtete zu. Das erhöhte Erkrankungsrisiko bedeutet allerdings nicht, dass die große Mehrheit gegenwärtig auch von solchen Erkrankungen betroffen ist. Die Daten sprechen vielmehr dafür, dass es sich um eine Minderheit handelt. Die herangezogenen Gesundheitsindikatoren können keine klinischen Untersuchungen ersetzen, sie deuten aber darauf hin, dass eine umfassende gesundheitliche Versorgung dieser Gruppen eine zentrale Herausforderung für die Zukunft ist. Hierbei werden ein systematisches Screening von Geflüchteten und niedrigschwellige Angebote wichtig sein, die beispielsweise über geschulte Peer-BeraterInnen funktionieren können, und auf Geflüchtete mit minder schweren Problemen zielen. Dies kann die Versorgung schwierigerer Fälle durch approbierte PsychotherapeutInnen ergänzen, da eine ausschließliche Versorgung durch approbiertes Personal – nicht zuletzt aufgrund der hohen Anforderung an kultur- und sprachspezifische Behandlung – nicht umsetzbar erscheint.
Nur ein verschwindend geringer Anteil der Geflüchteten verfügte bereits beim Zuzug über deutsche Sprachkenntnisse. Inzwischen hat die Hälfte der Geflüchteten an einem Integrationskurs teilgenommen. Entsprechend hat sich der Anteil, der angibt, sehr gut oder gut Deutsch zu sprechen, von 2016 zu 2017 fast verdoppelt, aber es verfügt erst ein Drittel der Geflüchteten über gute oder sehr gute Deutschsprachkenntnisse. Die Erhebung zeigt aber auch, dass noch ein erheblicher Bedarf in der Sprachförderung insgesamt und für spezifische Gruppen, insbesondere für Frauen mit Kindern, besteht. Zentral für die Integration wird auch sein, ob über das Basisniveau der Integrationskurse hinaus künftig mehr weiterführende Sprachprogramme angeboten und genutzt werden, die auch berufspraktisches Vokabular vermitteln.
Zwar ist das allgemeinbildende und berufliche Bildungsniveau der Geflüchteten höher als in den Bevölkerungen der Herkunftsländer. Dennoch besteht insbesondere im Bereich der beruflichen Bildung, zum Teil aber auch der schulischen Bildung, ein erhebliches Gefälle zum Durchschnitt der in Deutschland lebenden Bevölkerung. Mit rund einem Zehntel der Geflüchteten im Erwachsenenalter, die 2017 zur Schule gingen, studierten oder eine Ausbildung machten, hat sich der Anteil zum Vorjahr fast verdoppelt. Auch hier sind die Potenziale, gemessen an den Bildungsaspirationen der Geflüchteten, bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.
Zugleich ist ein deutlicher Anstieg der Erwerbsbeteiligung zu beobachten: 21 Prozent aller seit 2013 zugezogenen Geflüchteten gingen im zweiten Halbjahr 2017 einer Erwerbstätigkeit nach. Auf Grundlage der Prozessdaten der Bundesagentur für Arbeit kann geschätzt werden, dass dieser Anteil bis Oktober 2018 auf 35 Prozent gestiegen ist. Der Trend beschleunigt sich mit dem Abschluss von Integrationsmaßnahmen wie etwa der Teilnahme an Integrationskursen. Während rund 30 Prozent der Geflüchteten in Berufen arbeitet, für die sie formal überqualifiziert sind, arbeitet auch ein Viertel in Berufen, deren Anforderungen über ihr formelles Qualifikationsniveau hinausgehen. Offensichtlich gelingt es diesen Geflüchteten, ihre durch Berufserfahrung erworbenen Qualifikationen zumindest teilweise am deutschen Arbeitsmarkt zu verwerten. Die mittleren Verdienste der vollzeitbeschäftigten Geflüchteten liegen bei rund 55 Prozent der mittleren Verdienste der Vollzeitbeschäftigten in Deutschland.
Geflüchtete Frauen sind im Durchschnitt wesentlich schlechter in den deutschen Arbeitsmarkt integriert als geflüchtete Männer. Die Familienkonstellationen können ein Teil der unterschiedlichen Partizipation in Bildung und Erwerbstätigkeit erklären. Um weitere relevante Faktoren identifizieren zu können, bedarf es aber zusätzlicher Forschung.
Die Anerkennung von Asylanträgen ist nicht unmittelbar mit einer steigenden Erwerbstätigkeit verbunden; Personen, deren Asylanträge abgelehnt wurden oder die sich noch im Asylverfahren befinden, sind vergleichbar oft erwerbstätig wie Geflüchtete, denen ein Schutzstatus zuerkannt wurde. Allerdings sprechen die deutlich geringeren Verdienste im Vergleich zu Geflüchteten mit einem anerkannten Schutzstatus dafür, dass sie sich zwar relativ schnell in den Arbeitsmarkt integrieren, aber in Tätigkeiten, die geringere Qualifikationsanforderungen stellen und schlechter bezahlt sind.
In allen untersuchten Bereichen lassen sich auf Grundlage der Befragung im zweiten Halbjahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr Fortschritte bei der Integration und Teilhabe beobachten: Das gilt für die Entwicklung der Sprachkompetenz, die Beteiligung an Bildung und Ausbildung sowie die steigende Erwerbstätigkeit. Dennoch sprechen die Befunde auch dafür, dass die Möglichkeiten der Sprachförderung und der Integration in das Bildungs- und Ausbildungssystem sowie in den Arbeitsmarkt – insbesondere bei den Frauen – noch nicht ausgeschöpft sind und eine passende gesundheitliche Versorgung der Geflüchteten eine große Herausforderung bleibt.
Themen: Migration, Gesundheit, Arbeit und Beschäftigung
JEL-Classification: E24;I14;I24
Keywords: Refugees, labour market integration, language skills, health status
DOI:
https://doi.org/10.18723/diw_wb:2019-4-1
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/193002