Es wird mehr und mehr klar, dass die subjektive Wahrnehmung und Bewertung objektiver Ungleichheiten als 'gerecht' oder 'ungerecht' eine Schlüsselrolle für ihre Reproduktion und Auswirkungen spielen.
Das LINOS-Projekt unter Leitung von Stefan Liebig untersucht, wie und warum die strukturellen Bedingungen, in denen Individuen eingebunden sind, diese Gerechtigkeitseinstellungen beeinflussen. Zu diesem Zweck führt die Projektgruppe die Langfristbefragung Erwartungen an Wirtschaft und Gesellschaft durch, welche hier vorgestellt wird.
Die Studie beruht auf einer aus der Meldung zur Sozialversicherung gezogenen Stichprobe von Erwerbstätigen, welche in bisher zwei Wellen (2012/13 und 2017) erhoben wurde. Ergänzt um verknüpfte administrative Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg, ermöglicht die Befragung die längsschnittliche Betrachtung von Gerechtigkeitseinstellungen über den Lebensverlauf, unter Berücksichtigung detaillierter Informationen über die Einbettung in soziale Kontexte (u.a. Betrieb, Partnerschaft, soziales Netzwerk).
Im Mittelpunkt der Studie stehen Gerechtigkeitseinstellungen im Bezug auf eigene und fremde Einkommen (ergebnisbezogene Gerechtigkeitseinstellungen), die Regeln, nach denen Güter und Lasten verteilt werden sollten (ordnungsbezogene Gerechtigkeitseinstellungen) und die Verfahren, die zur Generierung von Ungleichheiten beitragen (verfahrensbezogene Gerechtigkeitseinstellungen).
Themen: Arbeit und Beschäftigung , Persönlichkeit