DIW Wochenbericht 8 / 2020, S. 103-112
Zbignev Gricevic, Karsten Schulz-Sandhof, Jürgen Schupp
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„Spenden sind generell für unser Gemeinwesen und unseren Sozialstaat eine Ergänzung. Neben den Hilfen, die als Not- und Entwicklungshilfe ins Ausland gehen, kommen viele Leistungen Bedürftigen in Deutschland zugute.“ Jürgen Schupp, Studienautor
Umfragen der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) zeigen, dass Privatpersonen ab 16 Jahren in Deutschland im Jahr 2017 fast zehn Milliarden Euro spendeten. Das Spendenvolumen ist im Vergleich zum Jahr 2009 wesentlich angestiegen. Die Höhe liegt aufgrund methodischer Vorteile der SOEP-Befragung deutlich über den Ergebnissen anderer Befragungen. Der Anteil der Spendenden im Jahr 2017 betrug 47 Prozent aller Erwachsenen und ist im Vergleich zum Jahr 2009 um fast sieben Prozentpunkte gestiegen. Noch deutlicher ist der von den Spendenden durchschnittlich jährlich aufgebrachte Betrag von 206 Euro auf 301 Euro im gleichen Zeitraum angewachsen. Die Spendentätigkeit hat sich in West- und Ostdeutschland seit 2009 deutlich erhöht, wobei auch im Jahr 2017 die Spendenquote im Westen um rund elf Prozentpunkte höher war als im Osten. Etwa 35 Prozent des gesamten Spendenvolumens wurden vom obersten Dezil der Einkommensverteilung privater Haushalte aufgebracht.
Spenden spielen eine wichtige Rolle für den sozialen und materiellen ZusammenhaltZu Vorschlägen für Messkonzepte gesellschaftlichen Zusammenhalts vgl. z.B. Bertelsmann Stiftung (2020): Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Baden-Württemberg (online verfügbar, abgerufen am 11.02.2020. Dies gilt auch für alle anderen Online-Quellen dieses Berichts, sofern nicht anders vermerkt). in einer Gesellschaft. Sie werden, in Ergänzung zu rein sozialstaatlichen Maßnahmen, für gemeinnützige Zwecke eingesetzt. So leisten private Geld- und Sachspenden in Deutschland zum Beispiel einen wichtigen Beitrag für die Unterstützung von Geflüchteten, die vor allem im Jahr 2015 angekommen sind. Die rund 230 Organisationen, die das Spenden-SiegelDas Spenden-Siegel kann beim DZI auf freiwilliger Basis von als steuerbegünstigt anerkannten Organisationen beantragt werden. Die Einhaltung der in den Spenden-Siegel-Leitlinien festgelegten Standards wird jährlich überprüft. Für nähere Informationen siehe www.dzi.de. des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) tragen, verwenden die Geldspenden überwiegend im Ausland für Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit sowie in Deutschland im sozialen Bereich.Vgl. Karsten Schulz-Sandhof (2019): DZI Spendenstatistik. DZI Spenden-Almanach 2020, 296–317 (online verfügbar). In der Regel erhalten die Spendenden keine direkte Gegenleistung für ihre Zuwendung und die Beweggründe ihres Engagements sind vielfältigRene Bekkers und Pamala Wiepking (2011): A literature review of empirical studies of philanthropy: Eight mechanisms that drive charitable giving. Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly, 35(3), 533–540.: Spenden können beispielsweise uneigennützig motiviert sein oder aber dem eigenen WohlbefindenJames Andreoni (1990): Impure Altruism and donations to public goods: A theory of warm-glow giving. The Economic Journal, 100 (401), 464–477., der sozialen AnerkennungSebastian Fehrler und Wojtek Przepiorka (2013): Charitable Giving as a signal of trustworthiness: Disentangling the signaling benefits of altruistic acts. Evolution and Human Behavior, 34(2), 139–145. und als Signal für einen bestimmten sozialen Status dienen.Amihai Glazer und Kai A. Konrad (1996): A signaling explanation for charity. The American Economic Review, 86(4), 1019–1028. Auch die Möglichkeit, gespendete Beträge steuerlich geltend zu machen, kann die Spendenbereitschaft erhöhen.
In Deutschland liegen verschiedene Datenquellen zum Spendenverhalten von Privatpersonen vor: Der Deutsche Freiwilligensurvey vom Deutschen Zentrum für AltersfragenClaudia Vogel und Nicole Hameister (2016): Geldspenden, Spendenbeträge und Freiwilliges Engagement. In: Julia Simonson, Claudia Vogel und Clemens Tesch-Römer (Hrsg.): Freiwilliges Engagement in Deutschland – Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014. Berlin: Springer, 213–232 (online verfügbar)., das Taxpayer-Panel des Statistischen BundesamtesUlrike Gerber und Kathrin Kann (2019): Wer spendet wie viel? Wirtschaft und Statistik, Heft 6/2019, 79 (online verfügbar). und die Umfragen des Marktforschungsinstituts GfKDiese Erhebungen unterscheiden sich in wichtigen Punkten der Methodik, was zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. Die Autoren des Berichts diskutieren diese Unterschiede im Detail in: Zbignev Gricevic, Karsten Schulz-Sandhof und Jürgen Schupp (im Erscheinen): Spenden in Deutschland. SOEPpaper 1074.. Auch mit Hilfe der Datenbank des DZI können vielfältige Analysen zu den Spendeneinnahmen der Spenden-Siegel-Organisationen durchgeführt werden.Schulz-Sandhof (2019), a.a.O. Jedoch sind zu den SpenderInnen und deren Struktur auf dieser Grundlage kaum Aussagen möglich, da sich die Daten des DZI nicht auf die Spendenden, sondern auf die empfangenden Organisationen beziehen.
Durch das Sozio-oekonomische Panel (SOEP), das zusammen mit dem Befragungsinstitut Kantar die Langzeitstudie SOEP erhebt,Zu einführenden Informationen in die Datenbasis des SOEP, vgl. https://www.diw.de/de/diw_01.c.607440.de/getting_started.html wurde erstmals im Erhebungsjahr 2010 das Spendenverhalten erfasst (Kasten 1). Die Fragen zu Geldspenden wurden in den Jahren 2015 und 2018 wiederholt.Eckhard Priller und Jürgen Schupp (2011): Soziale und ökonomische Merkmale von Geld- und Blutspendern in Deutschland. Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 29, 3–10 (online verfügbar). Darüber hinaus gaben die SOEP-Befragten in den Jahren 2016 und 2018 über Spenden für Geflüchtete Auskunft. Im Vergleich zu den übrigen Datenquellen für Deutschland zeichnet das SOEP vor allem die Repräsentativität, die freie Zugänglichkeit für die Scientific Community und das Längsschnittdesign aus.
In die vorliegenden Analysen wurden, mit Ausnahme der Geflüchteten, alle Befragungspersonen des SOEP ab 17 Jahren einbezogen. Im Frühjahr der Erhebungsjahre 2010, 2015 und 2018 wurden im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) Fragen zur finanziellen Spendentätigkeit im jeweiligen Vorjahr erhoben. Die Originalfrage im Personenfragebogen des SOEP, die mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden soll, lautet:
„Wir haben nun eine Frage zu Spenden. Unter Spenden verstehen wir hier das Geben von Geld für soziale, kirchliche, kulturelle, gemeinnützige und wohltätige Zwecke, ohne dass man dafür direkte Gegenleistungen erhält. Dies können größere Beträge sein, aber auch kleinere, die man z.B. in eine Sammelbüchse steckt. Auch die Kollekte in der Kirche zählen wir dazu. Haben Sie im letzten Jahr, also 2009 [2014,2017], Geld gespendet – Mitgliedsbeiträge nicht mitgerechnet?“
Die Personen, die mit „Ja“ antworteten, erhielten daraufhin eine weitere Frage nach der Spendenhöhe:
„Wie hoch war der Gesamtbetrag, den Sie im letzten Jahr gespendet haben?“
In den Jahren 2016 und 2018 wurde im Personenfragebogen zudem eine Frage zur Unterstützung Geflüchteter integriert, die mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten war:
„Haben Sie im Zusammenhang mit der Flüchtlingsthematik seit dem letzten Jahr Flüchtlinge mit Geld- oder Sachspenden unterstützt?“
Dieser Bericht zeigt die Entwicklung der Spendentätigkeit und des Spendenvolumens zwischen den Jahren 2009 und 2018 anhand dieser repräsentativen Befragungsdaten auf. Hierzu werden ergänzend die aktuellen Ergebnisse aus der Datenbank des DZI herangezogen, um fundierte Schätzwerte für die Jahre zwischen und nach den jeweiligen SOEP-Berichtsjahren 2009, 2014 und 2017 ermitteln zu können.
In Deutschland haben im Jahr 2017 rund 47 Prozent aller Erwachsenen Geld für soziale, kirchliche, kulturelle, gemeinnützige und wohltätige Zwecke gespendet. Dieser Anteil ist gegenüber 2009 signifikant um rund sieben Prozentpunkte angestiegen und liegt im Jahr 2017 etwa auf gleichem Niveau wie bereits im Jahr 2014 (Abbildung 1). Auch die durchschnittliche Höhe der geleisteten Spenden ist im gleichen Zeitraum merklich angestiegen. Sie liegt mit rund 300 Euro knapp 100 Euro höher als noch acht Jahre zuvor, was einem nominalen Anstieg von 46 Prozent, beziehungsweise inflationsbereinigt einer Erhöhung von 32 Prozent, entspricht.
Insgesamt errechnet sich daraus ein Gesamtspendenvolumen in Deutschland von rund 9,8 Milliarden Euro im Jahr 2017. Nominal ist das Spendenvolumen in Deutschland damit um rund 69 Prozent, inflationsbereinigt um etwa 53 Prozent, seit 2009 gestiegen (Tabelle 1). Diese Schätzung zum Spendenverhalten in Deutschland auf Basis von Befragungsdaten des SOEP liegt damit deutlich über den Hochrechnungen der GfK-Studie Bilanz des Helfens, die ebenfalls regelmäßig über das Spendenverhalten in Deutschland berichtet. Dieser Unterschied ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die GfK-Studie bei ihrer Hochrechnung Spenden über 2500 Euro nicht berücksichtigt (ausführlich zu den Unterschieden: Kasten 2).So wurde auf Basis des CharityScope Panels der GfK für das Jahr 2018 ein Gesamtspendenvolumen von lediglich 5,3 Milliarden ermittelt, vgl. GfK und Deutscher Spendenrat e.V.: Bilanz des Helfens 2019 (online verfügbar). Auch in der Entwicklung des Spendenverhaltens zeigt sich seit 2009 ein entgegengesetzter Trend im Vergleich zur GfK-Datenbasis. Siehe hierzu iwd vom 12.12.2019 (online verfügbar).
Veränderung der nominalen und inflationsbereinigten Spendenbeträge seit 2009 (in Prozent) | ||
---|---|---|
2014 | 2017 | |
Veränderung der nominalen Spendenbeträge | ||
Durchschnittliche Spendenhöhe | 25,1 | 46,2 |
Spendenvolumen | 44,4 | 68,7 |
Veränderung der inflationsbereinigten Spendenbeträge1 | ||
Durchschnittliche Spendenhöhe | 15,9 | 32,1 |
Spendenvolumen | 33,8 | 52,5 |
1 Die Inflationsbereinigung erfolgte anhand des Verbraucherpreisindex für Deutschland (Basisjahr der amtlichen Statistik: 2015, vgl. Statistisches Bundesamt (online verfügbar)).
Quelle: SOEP V35_0, gewichtet, eigene Berechnungen.
Neben dem SOEP gibt es weitere Erhebungen zur Spendentätigkeit in Deutschland. Die Ergebnisse zur Spendenquote und zum Spendenvolumen unterscheiden sich dabei teilweise recht deutlich von denen des SOEP, was insbesondere auf methodische Unterschiede zurückzuführen ist.Für einen Überblick zu methodischen Unterschieden vgl. Karsten Schulz-Sandhof: Wie viel wird in Deutschland gespendet – 4 oder 8 Milliarden Euro? Maecenata Stiftung. Observatorium 17/2017 (online verfügbar). Zu diesen Erhebungen zählt vor allem die jährlich aktualisierte Analyse der sogenannten Bilanz des Helfens. Sie basiert auf dem CharityScope Panel der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Im Rahmen des kommerziellen Panels befragt die GfK 10000 deutsche Privatpersonen auf der Grundlage eines monatlichen Tagebuchs laufend nach ihrer Spendentätigkeit. Die allgemeinen Ergebnisse aus dem GfK-Panel werden jährlich im Auftrag des Deutschen Spendenrates als Bilanz des Helfens veröffentlicht. Die Mikrodaten stehen der Scientific Community jedoch nicht zur Verfügung.www.spendenrat.de/spendeninfos/bilanz-des-helfens/
Die von der Bilanz des Helfens kommunizierten Ergebnisse zur Spendenquote und zum Spendenvolumen unterscheiden sich stark von denen des SOEP und werden zusammen mit anderen Spendenerhebungen ausführlicher in einem Diskussionspapier diskutiert.Vgl. hierzu die Diskussion in Zbignev Gricevic, Karsten Schulz-Sandhof und Jürgen Schupp (im Erscheinen): Spenden in Deutschland. SOEPpaper 1074 mit einem Überblick über die Methodik sowie Ergebnissen weiterer Spendenerhebungen in Deutschland. Die Bilanz des Helfens errechnet für 2017 eine Spendenquote von 31,5 Prozent (Abbildung). Das sind 15,3 Punkte weniger im Vergleich zur hier betrachteten SOEP-Spendenquote. Auch das Spendenvolumen unterscheidet sich deutlich. Es beläuft sich im Jahr 2017 laut der Bilanz des Helfens auf 5,2 Milliarden Euro und liegt damit 4,6 Milliarden Euro unter dem SOEP-Spendenvolumen (9,8 Milliarden Euro, Abbildung).
Die von der GfK gestellte SpendenfrageDie GfK-Spendenfrage lautet: „Haben Sie im Monat […] Spenden (freiwillige Geld-/Sachspenden) an gemeinnützige (Hilfs-) Organisationen getätigt?“ Sofern dies der Fall ist, ist im monatlichen Tagebuch der GfK Folgendes einzutragen: Datum der Spende, Art der Spende (Geldspende oder Sachspende) und Spendenbetrag. Dabei werden die Spenden wie folgt definiert: „Freiwillige Geld- und Sachspenden an gemeinnützige Organisationen / Hilfsorganisationen / Wohltätigkeitsorganisationen. Keine Spenden an politische Parteien, politische Organisationen / keine gerichtlich veranlassten Spenden / keine Lotterien, wie z.B. Aktion Mensch, ARD Fernsehlotterie / keine Mitgliedsbeiträge.“ Vgl. Schulz-Sandhof (2017), a.a.O. ist im Vergleich zum SOEP (Kasten 1) enger gefasst. Um die Auswirkungen der unterschiedlichen Formulierungen zu quantifizieren, wurden die beiden Spendenfragen in einem Befragungsexperiment im SOEP Innovation Sample jeweils etwa 1500 Personen gestelltFür das Befragungsexperiment wurde die GfK-Spendenfrage wie folgt modifiziert: „Haben Sie im letzten Jahr, also 2017, Geldspenden an gemeinnützige Organisationen bzw. Hilfsorganisationen getätigt? Damit sind gemeint: freiwillige Geldspenden an gemeinnützige Organisationen / Hilfsorganisationen / Wohltätigkeitsorganisationen. Damit nicht gemeint sind: Spenden an politische Parteien, politische Organisationen / gerichtlich veranlassten Spenden / Lotterien, wie z.B. Aktion Mensch, ARD Fernsehlotterie / Mitgliedsbeiträge.“ (Forschungsmodul „Spendenfragen“ im SOEP IS 2018). Die empirischen Ergebnisse des Fragenmoduls lassen darauf schließen, dass die Differenz der Spendenquoten im Jahr 2017 zu mehr als 40 Prozent auf die unterschiedlich formulierten Spendenfragen zurückgeführt werden kann (6,5 der genannten 15,3 Prozentpunkte).
Darüber hinaus unterscheiden sich SOEP und GfK-Panel unter anderem im Mindestalter der Befragten. Im SOEP sind die Befragten zum Zeitpunkt der Spende mindestens 16 Jahre alt. Die GfK befragt in ihrer Umfrage dagegen schon Personen ab zehn Jahren. Die Spendenquote wird bei den 10- bis 15-Jährigen niedriger sein als in den höheren Altersklassen, was die Spendenquote der GfK insgesamt reduziert.Anhand der SOEP-Daten lässt sich der Effekt der unterschiedlichen Einstiegsalter nicht quantifizieren. Die Autoren haben die GfK daher gebeten, die Spendenquote testweise für Personen im Alter ab 16 Jahren zu berechnen.
Die Bilanz des Helfens berücksichtigt bei ihrer Hochrechnung keine Spenden über 2500 EuroLaut GfK dient dies der Gewährleistung von Vergleichbarkeit über mehrere Jahre. Das deutet darauf hin, dass die Fallzahl solcher Spenden im GfK CharityScope Panel nicht ausreichend für eine robuste Abbildung ist., wohingegen die SOEP-Daten auch eine hinreichende Anzahl an Spenden über diesem Betrag ausweisen.Im SOEP haben im Jahr 2017 181 Befragte mehr als 2500 Euro gespendet (Maximalwert: 100000 Euro, Mittel: 5749 Euro, Median: 3500 Euro). Die Werte für 2014: 136 Befragte, Maximalwert: 30000 Euro, Mittel: 4920 Euro, Median: 4000 Euro. Auf die Bevölkerung hochgerechnet belaufen sich diese größeren Spenden im Jahr 2017 schätzungsweise auf rund 2,8 Milliarden Euro.Zur Glättung der Effekte durch Extremwerte wird im SOEP – analog dem Vorgehen bei Einkommens- oder Vermögensberechnungen – bei der Spendenhochrechnung stets ein sogenanntes 0,1-Prozent-Top-Coding vorgenommen. Mit anderen Worten wurden die Spendenbeträge im obersten Tausendstel auf den darunterliegenden Wert umgerechnet. Dies betrifft 2017 zehn Werte und 2014 acht Werte. Dadurch reduziert sich der bei der Hochrechnung zum Tragen kommende Spendenhöchstwert im Jahr 2017 auf 12000 Euro (2014: 10000 Euro). Die Differenz zum Spendenvolumen der GfK erklärt sich damit zu 60 Prozent durch die Einbeziehung dieser hohen Spenden.
Darüber hinaus zeigen die vorläufigen Ergebnisse des zuvor erwähnten Forschungsmoduls, dass die im SOEP gestellte Spendenfrage im Vergleich zur GfK-Formulierung im Jahr 2017 zu einem um 1,4 Milliarden Euro größeren Spendenvolumen führt. Außerdem bezieht das SOEP, im Unterschied zum GfK-Panel, auch in Deutschland lebende Personen ein, die keine deutsche Staatsbürgerschaft bzw. einen Migrationshintergrund haben. Das Spendenaufkommen dieser Gruppe beläuft sich gemäß SOEP-Berechnungen im Jahr 2017 auf rund 700 Millionen Euro.
Diese drei Faktoren belaufen sich zusammengenommen auf rund 4,9 Milliarden Euro und erklären damit das deutlich höhere SOEP-Spendenvolumen des SOEP im Vergleich zur Bilanz des Helfens.
Darüber hinaus kann mit Hilfe der Daten des DZI (Kasten 3) die jährliche Entwicklung nach der letzten SOEP-Befragung abgeschätzt werden. Das fortgeschriebene SOEP-basierte Spendenvolumen liegt im Jahr 2018 – gestützt auf die aktuellen Organisationsdaten des DZI – bei rund 10,1 Milliarden Euro.
Die Frage zum Spendenverhalten im SOEP wird seit 2010 in der RegelIm Jahr 2018 erfolgte eine zusätzliche Befragung. Im Frühjahr 2020 beginnt die Feldphase für die SOEP-Befragung 2020, in der erneut die Fragen zum Spendenverhalten für das Jahr 2019 abgefragt werden. alle fünf Jahre wiederholt. Um für andere Jahre die Entwicklung des Spendenvolumens abschätzen zu können, errechnet das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) auf Grundlage der jeweils letzten SOEP-Spendenwerte einen jährlichen Schätzwert.
Grundlage für die Fortschreibung des SOEP-Wertes ist der DZI Spenden-Index. Er beinhaltet die 30 nach Geldspenden größten Organisationen, die das DZI Spenden-Siegel tragen. Der Index ist als Summenaggregat konstruiert und misst die jährliche Veränderungsrate der Geldspendensumme an diese Organisationen.Die Spendeneinnahmen der 30 Indexorganisationen belaufen sich im Jahr 2018 auf insgesamt 1,3 Milliarden Euro. Da Katastrophenspenden im Index überrepräsentiert sind, bereinigt das DZI die Berechnung in Jahren mit einem außerordentlichen Aufkommen an Katastrophenspenden um verzerrende Effekte. Für nähere Informationen zum Index vgl. Karsten Schulz-Sandhof (2019): DZI Spendenstatistik. DZI Spenden-Almanach 2020, 296–317 (online verfügbar). Ausgangspunkt der DZI-Reihe ist der SOEP-Wert aus dem Jahr 2009. Auf dieser Basis ergibt sich für 2014 ein geschätztes Spendenvolumen, das etwa eine Milliarde Euro niedriger ist als der hochgerechnete SOEP-Wert (Abbildung).
Die anschließende, auf den SOEP-Wert 2014 basierte DZI-Reihe schätzt für das Jahr 2017 ein Spendenvolumen, das dem SOEP-Wert dieses Jahres nahezu gleicht. Im Jahr 2018 beläuft sich das Spendenvolumen nach der Fortschreibung des SOEP-Wertes 2017 auf 10,1 Mrd. Euro.
Innerhalb Deutschlands zeichnen sich immer noch große regionale Unterschiede ab. Während im Jahr 2017 in Westdeutschland rund 49 Prozent aller erwachsenen Personen spendeten, waren es in Ostdeutschland mit etwa 37 Prozent deutlich weniger (Tabelle 2). Im Durchschnitt war im Osten auch die gespendete Summe mit 163 Euro niedriger. Gleichwohl hat sich sowohl in West- als auch in Ostdeutschland seit 2009 die Spendentätigkeit deutlich erhöht.
Spendenquote (in Prozent) | Durchschnittliche Spendenhöhe (in Euro) | |||||
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2009 | 2014 | 2017 | 2009 | 2014 | 2017 | |
Insgesamt | 40 | 47 | 47 | 206 | 258 | 301 |
Westdeutschland | 42 | 49 | 49 | 219 | 277 | 323 |
Ostdeutschland | 33 | 36 | 37 | 134 | 140 | 163 |
Altersgruppe | ||||||
16 bis 34 Jahre alt | 25 | 30 | 30 | 91 | 111 | 158 |
35 bis 49 Jahre alt | 39 | 44 | 48 | 189 | 267 | 254 |
50 bis 64 Jahre alt | 43 | 49 | 49 | 202 | 254 | 329 |
65 bis 79 Jahre alt | 53 | 61 | 58 | 258 | 306 | 363 |
80 Jahre und älter | 51 | 60 | 58 | 280 | 340 | 409 |
Geschlecht | ||||||
Männer | 39 | 46 | 45 | 245 | 304 | 357 |
Frauen | 42 | 48 | 49 | 171 | 216 | 251 |
Migrationshintergrund | ||||||
ohne Migrationshintergrund | 43 | 50 | 49 | 212 | 261 | 312 |
eigener Migrationshintergrund | 28 | 33 | 37 | 159 | 255 | 259 |
ausschließlich Migrationshintergrund der Eltern | 28 | 37 | 38 | 140 | 198 | 225 |
Schulische und berufliche Ausbildung | ||||||
Hauptschulabschluss, ohne Schulabschluss sowie ohne beruflichen Abschluss | 25 | 31 | 30 | 107 | 156 | 165 |
Realschulabschluss, Abitur und beruflicher Abschluss | 39 | 45 | 45 | 162 | 189 | 232 |
(Fach-)Hochschulabschluss | 57 | 64 | 64 | 321 | 413 | 461 |
Religionszugehörigkeit1 | ||||||
mit Religionszugehörigkeit1/Glaubensbekenntnis | 46 | 51 | 217 | 269 | ||
ohne Religionszugehörigkeit1/Glaubensbekenntnis | 30 | 37 | 168 | 217 | ||
Gemeindegröße | ||||||
Gemeindegrößenklasse bis zu 20 000 Einwohner | 41 | 48 | 48 | 169 | 227 | 261 |
20 000 bis 100 000 Einwohner | 41 | 45 | 45 | 224 | 284 | 342 |
mehr als 100 000 Einwohner | 40 | 47 | 47 | 238 | 274 | 318 |
1 Die Frage zur Religionszugehörigkeit wurde im SOEP zuletzt im Jahr 2015 gestellt.
Quelle: SOEP V35_0, gewichtet, eigene Berechnungen.
Die Spendentätigkeit von Männern und Frauen erhöhte sich von 2009 bis 2017 jeweils um etwa sechs Prozentpunkte. Der leicht höhere Anteil bei Frauen blieb auch im Jahr 2017 bestehen und ist – angesichts der geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede zu Lasten von FrauenVgl. beispielsweise Aline Zucco (2019): Große Gender Pay Gaps in einzelnen Berufen hängen stark mit der überproportionalen Entlohnung von langen Arbeitszeiten zusammen. DIW Wochenbericht Nr. 10, 127–136 (online verfügbar). – bemerkenswert. Allerdings lag der durchschnittliche Spendenbetrag bei spendenden Männern im Jahr 2017 bei 357 Euro und damit rund 100 Euro höher als bei spendenden Frauen.Die Unterschiede nach soziodemografischen Gruppen werden weitgehend von internationalen Studien bestätigt, vgl. Rene Bekkers und Pamala Wiepking (2011): Who gives? A literature review of predictors of charitable giving. Part one: religion, educations and socialisation. Voluntary Sector Review 2(3), 337–365; Pamala Wiepking und Rene Bekkers (2012): Who gives? A literature review of predictors of charitable giving. Part two: Gender family composition and income. Voluntary Sector Review, 3(2), 217–245.
Eine Betrachtung nach Altersgruppen zeigt, dass die jüngste Altersgruppe der 16- bis 34-Jährigen mit 30 Prozent die niedrigste Spendenquote aufweist und die Gruppe der 65- bis 80-Jährigen den höchsten Spendenanteil aller Altersgruppen von 58 Prozent hat. Die Gruppe der 80-Jährigen und Älteren spendet die mit durchschnittlich mehr als 400 Euro höchsten Geldbeträge. Die Spendentätigkeit erhöhte sich zwischen 2009 und 2017 in allen Altersgruppen.
Fast die Hälfte aller erwachsenen Personen ohne Migrationshintergrund spendete im Jahr 2017. Dahingegen spendeten Personen, die selbst zugewandert sind beziehungsweise deren Eltern einen Migrationshintergrund aufweisen, lediglich zu rund 37 Prozent. Ihre durchschnittliche Spendenhöhe liegt auch im Jahr 2017 niedriger als bei Personen ohne Migrationshintergrund und der Unterschied in der Spendenhöhe hat sich im Zeitverlauf nur wenig verändert.
Auch bei der Bildung lässt sich ein heterogenes Muster feststellen. Je höher die schulische und berufliche Bildung ist, umso häufiger wird Geld gespendet. Während 64 Prozent aller Personen mit einem (Fach-)Hochschulabschluss 2017 einen durchschnittlichen Betrag von 461 Euro gespendet haben, spendeten nur rund 30 Prozent aller Personen mit einem einfachen oder ohne Schulabschluss. Diese Gruppe brachte dabei einen durchschnittlichen Betrag von 165 Euro auf.
Die Handlungsnorm des Spendens für wohltätige Zwecke ist in verschiedenen religiösen Traditionen verwurzelt.So ist das Geben des sogenannten Zehnten (also zehn Prozent des Einkommens) eine bereits im Alten Testament der Bibel verankerte Tradition, die auch in anderen Religionen, wie beispielsweise im Islam, Geltung hat, vgl. Fatima Lambarraa und Gerhard Riener (2015): On the norms of charitable giving in Islam: Two field experiments in Morocco. Journal of Economic Behavior & Organization, 118, 69–84. Eine Differenzierung nach religiöser Bindung dokumentiert eine deutlich höhere Spendenquote von rund 51 Prozent aller Erwachsenen mit einer religiösen Bindung im Vergleich zu rund 37 Prozent bei Personen ohne religiöse Bindungen im Jahr 2014.Da die Frage zur Religionszugehörigkeit im SOEP zuletzt im Jahr 2015 gestellt wurde, erfolgte keine Fortschreibung für das Befragungsjahr 2018.
Ein möglicher Erklärungsfaktor für die Differenzen im Spendenverhalten zwischen den betrachteten sozio-demografischen Gruppen sind deren unterschiedliche finanzielle Ressourcen.Die Untersuchung dieser möglichen Gründe ist nicht Gegenstand dieses Berichts, vgl. hierzu Gricevic, Schulz-Sandhof, Schupp (im Erscheinen), a.a.O. In der multivariaten Prüfung der sozio-demografischen Indikatoren zeigt sich, dass diese allesamt einen signifikanten Erklärungsbeitrag zum Spendenverhalten leisten. Vgl. hierzu die Ergebnisse einer multivariaten Regressionsschätzung zum Spendenverhalten (online verfügbar). Der vermutete Zusammenhang zwischen dem Spendenverhalten und der finanziellen Stellung lässt sich eindeutig bestätigen: Ein höheres Einkommen geht mit vermehrter Spendentätigkeit und tendenziell höheren Spenden einher (Abbildung 2). Höherer Wohlstand ermöglicht es, mehr Mittel für soziale und wohltätige Zwecke aufzubringen, ohne dabei selbst einen zu großen Verzicht leisten zu müssen.Dies belegen auch entsprechende Ergebnisse zum unterschiedlichen Konsum- und Sparverhalten nach Einkommensgruppen in: Karl Brenke und Jan Pfannkuche (2018): Konsum und Sparquote der privaten Haushalte hängen stark vom Erwerbsstatus, Einkommen und Alter ab. DIW Wochenbericht Nr. 10, 181–191 (online verfügbar). Zugleich wachsen mit höheren Einkommen aufgrund der Steuerprogression auch die steuerlichen Anreize für die Spendentätigkeit. So ermöglicht die derzeitige Steuergesetzgebung privaten SpenderInnen in den meisten Fällen die volle steuerliche Abzugsfähigkeit.Ein Teil der freiwilligen Abgaben erfolgt natürlich auch ohne Spendenquittungen (bspw. für Bettelnde oder bei Straßenspenden), andere werden steuerlich nicht geltend gemacht, insbesondere die Spenden der rund 13 Millionen Lohnsteuerpflichtigen, die keine Steuererklärung abgeben. Voraussetzung ist, dass die Spenden an Organisationen und Vereine gehen, die vom Finanzamt als steuerbegünstigt anerkannte Zwecke ausüben. Der steuermindernde Effekt wird vom persönlichen (Grenz-)Steuersatz bestimmt und führt bei SpitzenverdienerInnen zu den höchsten Steuereinsparungen.
Insgesamt wurde über die Jahre rund ein Drittel des deutschen Spendenvolumens vom obersten Dezil im Einkommensgefüge privater Haushalte aufgebracht (Abbildung 2).Zu ähnlichen, jedoch nicht unerwartet noch höheren Ergebnissen kommen auch Untersuchungen zu Spendenverhalten und zur Spendenhöhe anhand des sogenannten Taxpayer-Panels der amtlichen Statistik. Demnach haben die zehn Prozent der Lohn- und Einkommenssteuerpflichtigen mit dem höchsten Gesamtbetrag der Einkünfte im Jahr 2015 rund 42 Prozent des gesamten Spendenvolumens in Höhe von rund 5,5 Milliarden Euro gespendet. Eine Erklärung könnte sein, dass das Taxpayer Panel die Höchstverdiener besser repräsentiert als das SOEP, vgl. Gerber und Kann (2019), a.a.O. Die Steigerung des gesamten Spendenvolumens im Untersuchungszeitraum geht einher mit einer um sieben Prozentpunkte erhöhten Spendenquote bei Personen des obersten Einkommensdezils und einer rund 180 Euro höheren Spendenhöhe in dieser Gruppe. In den unteren drei Einkommensdezilen liegt die Spendenquote hingegen bei weniger als 35 Prozent. Im obersten Dezil sind es rund 69 Prozent.
Die Angaben aus den jüngsten Zahlen des SOEP bestätigen darüber hinaus die für das Jahr 2009 getroffene AussagePriller und Schupp (2011), a.a.O., dass untere Einkommensgruppen tendenziell einen kleineren relativen Anteil ihrer Einkommen spenden als höhere Einkommensgruppen.Anteil vom äquivalenzgewichteten Haushaltseinkommen, der gespendet wurde. Hierbei werden Spendende und Nicht-Spendende einbezogen. So betrug in Deutschland im Jahr 2017 im zehnten Einkommensdezil der Anteil des Spendenvolumens am verfügbaren Einkommen rund 0,8 Prozent. In den untersten beiden Dezilen lag dieses Verhältnis im Jahr 2009 noch bei etwa 0,3 Prozent und ist auf rund 0,5 Prozent im Jahr 2017 angestiegen.
In der Psychologie wurde im Gegensatz dazu bislang ein negativer Zusammenhang zwischen dem prosozialen Verhalten und dem eigenen Status vermutet.Vgl. Paul K. Piff et al. (2010): Having Less, Giving More: The Influence of Social Class on Prosocial Behavior. Journal of Personality and Social Psychology, Jg. 99, Heft 5, 771–784. Im Einklang mit den Ergebnissen dieses Berichts konnte diese Annahme auch in einer anderen Studie bereits widerlegt werden.Martin Korndörfer, Boris Egloff und Stefan Schmukle (2015): A Large Scale Test of the Effect of Social Class on Prosocial Behavior. PLOS One, Jg. 10, Heft 7, e0133193. Einige empirische Studien aus den USA konnten zeigen, dass es dort eine eher U-förmige Beziehungskurve zwischen Einkommen und Spendenanteil gibt.Russel N. James und Deanna L. Sharpe (2007): The nature and causes of the U-shaped charitable giving profile. Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly. Jg. 36, Heft 2, 218–238. In Deutschland war das in den Jahren 2009 und 2014 nicht der Fall. Man kann aber einen ersten U-förmigen Ansatz im Jahr 2017 aufgrund der gestiegenen Spendenanteile in den untersten Dezilen beobachten.
Die Längsschnittstruktur des SOEP ermöglicht eine Unterscheidung nach der Häufigkeit des Spendenverhaltens (Abbildung 3). Etwas mehr als 30 Prozent der Erwachsenen haben in keinem der drei Jahre gespendet, während knapp 30 Prozent zur Gruppe der dauerhaft in den Jahren 2009, 2014 und 2017 spendenden Personen zählen. Die größte Gruppe – rund 40 Prozent – hat in einem oder zwei Jahren gespendet. Die Gruppe der dauerhaft Spendenden hat im Durchschnitt deutlich höhere Summen aufgebracht.
War die erste Erhebung des Spendenverhaltens für das Jahr 2009 noch geprägt von den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise, folgte seit 2013 der Zuzug von rund einer Million Geflüchteten. Es zeigte sich vor allem in den Jahren 2015 und 2017 eine hohe Unterstützungsbereitschaft in Deutschland. Auch im SOEP wurde das hohe Engagement mit Geld- und Sachspenden für Geflüchtete ermitteltVgl. hierzu Jannes Jacobsen, Philipp Eisnecker und Jürgen Schupp (2017): Rund ein Drittel der Menschen in Deutschland spendete 2016 für Geflüchtete, zehn Prozent halfen vor Ort – Immer mehr äußern aber auch Sorgen. DIW Wochenbericht Nr. 84, 347–358 (online verfügbar)., das im Zeitraum 2015/16 bei rund 28 und 2017/18 noch bei 20 Prozent aller Erwachsenen lag (Abbildung 4).
Rund 40 Prozent der Spendenden des Jahres 2014 haben sich auch 2015/2016 mit Geld- und Sachspenden für Geflüchtete engagiert. Interessanterweise haben auch 18 Prozent der Nicht-Spendenden des Jahres 2014 Geflüchtete in den Jahren 2015/2016 mit Geld- und Sachspenden unterstützt.
Mit den Befragungsdaten des SOEP zum Spendenverhalten wurden in den vergangenen Jahren grundlegend neue Möglichkeiten geschaffen, Analysen zur Spendenthematik durchzuführen. Alle fünf Jahre liefert die SOEP-Befragung eine detaillierte, repräsentative und der wissenschaftlichen Community zugängliche Datenbasis zum Spendenverhalten in Deutschland. Darüber hinaus kann mit Hilfe der Daten des DZI die jährliche Entwicklung des Spendenvolumens in anderen Jahren fortgeschrieben werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Spendenvolumen in Deutschland insgesamt wesentlich höher ist, als von anderen Umfragen berichtet wird. Insbesondere die von der GfK und dem Deutschen Spendenrat veröffentlichte Bilanz des Helfens unterscheidet sich stark. Außerdem ist das Spendenvolumen zwischen 2009 und 2017 deutlich angestiegen. Die Analyse nach sozio-demografischen Gruppen zeigt eine deutliche Heterogenität im Spendenverhalten auf. Die Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass das verfügbare Einkommen die Spendentätigkeit und die Höhe der Geldspenden wesentlich beeinflusst.
Es bleibt weiterführenden empirischen Analysen vorbehalten, welche eigenständige Rolle den in Deutschland vergleichsweise hohen steuerlichen Anreizen für das Spendenvolumen zukommt. So erfreulich die hohe und im Zeitverlauf gewachsene Spendentätigkeit der SpitzenverdienerInnen für die gemeinnützigen Organisationen ist, so mindert sie auch die Steuereinnahmen des Staates. Derzeit hängt in Deutschland die Entlastungswirkung durch Spenden vom individuellen Grenzsteuersatz ab und begünstigt dadurch Steuerpflichtige mit hohen Einkommen. Eine Alternative, die den Steuervorteil vom Grenzsteuersatz entkoppeln würde, wäre ein teilweiser Abzug der Spenden von der Steuerschuld. Diese Regelung findet derzeit bereits bei den Parteispenden Anwendung. Ferner könnte die Höhe der Steuervergünstigung insgesamt stärker gedeckelt werden.
Themen: Verteilung
JEL-Classification: D31;D64;Z13
Keywords: charitable giving, income, SOEP
DOI:
https://doi.org/10.18723/diw_wb:2020-8-1
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/219340