Statement vom 23. April 2020
DIW-Präsident Marcel Fratzscher kommentiert die Einigung des Koalitionsausschusses auf weitere Corona-Hilfen:
Die Beschlüsse der Koalition sind nur zum Teil eine sinnvolle Nachbesserung des Wirtschaftsprogramms. Die stufenweise Erhöhung des Kurzarbeitergelds ist hilfreich, um Menschen, die über eine längere Zeit von Einkommensverlusten betroffen sind, stärker zu unterstützen. Die temporäre Reduzierung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie ist aber eher symbolisch und dürfte den meisten Betroffenen kaum helfen, denn sie wird erst dann wirksam, wenn Gaststätten wieder Umsatz generieren können. Solange sie geschlossen bleiben oder der Umsatz beschränkt ist, dürfte diese Maßnahme eine Welle von Insolvenzen in der Branche nicht verhindern können. Die Steuerverrechnung von Verlusten dagegen ist extrem sinnvoll, um Unternehmen effektiv finanziell zu entlasten, gerade auch, wenn sie eben keine Umsätze haben. Das Paket der Koalition ist zudem eine verpasste Chance, vor allem jungen Familien zu helfen. Viele können kaum noch weitere vier Monate den Spagat von Schul- und Kitaschließungen, Home-Schooling und Kinderbetreuung zu Hause bei gleichzeitigem Home-Office leisten. Vor allem Mütter zahlen einen enorm hohen Preis, da ein überproportionaler Teil der zusätzlichen Aufgaben von Ihnen geleistet werden wird. Die Corona-Krise könnte einen empfindlichen Rückschritt bei der Gleichstellung bedeuten. Ein Corona-Elterngeld und eine Corona-Elternzeit mit Lohnausgleich, gekoppelt mit einer massiven Ausweitung von Kita- und Schul-Angeboten sind wichtige und dringende Maßnahmen, um jungen Familien konkret zu helfen.
Themen: Konjunktur , Märkte