Bericht vom 12. Mai 2021
Von C. Katharina Spieß, Mathias Huebener und Astrid PapeFU Berlin und Gast bei der Abteilung Bildung und Familie am DIW Berlin.
Am Samstag, den 15. Mai, ist der Tag der Familie – da lohnt es sich zu schauen, wie es Familien geht. Seit Anfang dieses Jahres hat der FamilienMonitor_Corona des DIW Berlin in Zusammenarbeit mit infratest dimap regelmäßig und aktuell über die Sorgen und das Wohlbefinden von Familien berichtet, bisher sieben Mal. Wie jedoch sieht es in der Gesamtschau aus? Insgesamt zeigt sich, dass seit Anfang des Jahres die Sorgen um die Bildung der Kinder die Sorgen in anderen Bereichen dominieren, dicht gefolgt von großen Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft des Kindes. Über den gesamten Zeitraum waren es in beiden Bereichen etwas über die Hälfte der Eltern, die sich große Sorgen machten – bei den wirtschaftlichen Sorgen gab es einen Anstieg von 50 auf 56 Prozent. Aber auch die Gesundheit der Kinder ist ein Sorgenthema – und zwar bei mehr als einem Drittel der Eltern, auch wiederum über den gesamten Zeitraum. Sehr bemerkenswert ist, dass Eltern sich über ihre eigene wirtschaftliche Situation weniger Sorgen machten – hier ist es etwa jedes dritte Elternteil, im Februar war es sogar nur jedes vierte.
Abbildung 1: Große Sorgen der Eltern im Zeitverlauf (7.1.2021-13.04.2021)
Anteile in Prozent
Quelle: Infratest dimap COMPASS.
© DIW Berlin 2021
Diese Sorgen der Eltern sind zu interpretieren vor dem Hintergrund, dass Kitas und Schulen höchstens phasenweise teilgeöffnet waren oder nur eine „Notbetreuung“ zur Verfügung stand. Bereits seit Beginn der Pandemie befinden sich viele Schulen entweder vollständig im Fernunterricht oder im Wechselmodell. Auch die Bildungs- und Betreuungskapazitäten im Kita-Bereich wurden in allen Bundesländern massiv zurückgefahren. Noch immer liegt in Kitas das Nutzungsniveau nur bei rund 70 Prozent des Normalbetriebs, in manchen Bundesländern wie Hamburg und Bayern sogar nur bei rund 50 Prozent. Dies stellt eine Dauerbelastung für Familien seit nunmehr fünf Monaten dar (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2: Notbetreuungsquoten im Kita-Bereich nach Bundesländern über die Zeit
In Prozent
Quelle: Eigene Darstellung nach der Corona-Kita-Studie, abrufbar unter https://corona-kita-studie.de/ (zuletzt abgerufen am 08.05.2021).
© DIW Berlin 2021
Familie ist aber nicht gleich Familie, deshalb hat der FamilienMonitor_Corona immer auch nach unterschiedlichen Merkmalen differenziert. Betrachtet man Mütter und Väter getrennt, so zeigt sich, dass sich Mütter in allen Bereichen fast durchgängig größere Sorgen als Väter machten. Bei den Sorgen um die Bildung der Kinder wird die Differenz allerdings ein wenig kleiner. Waren es am Anfang des Jahres unter 100 Müttern und 100 Vätern etwa zwölf Mütter mehr, die sich sorgten, so ist der Unterschied Mitte April auf neun gesunken. Bei den Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft der Kinder beträgt der Unterschied zwischen Müttern und Vätern 15 Prozentpunkte, hier fluktuiert es bei den Vätern seit Januar, wobei sich der Anteil bei den letzten beiden Befragungen bei etwa 50 Prozent stabilisierte.
Abbildung 3: Große Sorgen der Eltern im Zeitverlauf (7.1.2021-13.4.2021), nach Geschlecht
Anteile in Prozent
Quelle: Eigene Darstellung nach Infratest dimap COMPASS.
© DIW Berlin 2021
Die Differenzierung nach dem Alter des jüngsten Kindes im Haushalt zeigt, dass sich insbesondere Eltern von Grundschulkindern Sorgen um die Bildung ihrer Kinder machten. Eltern mit Kita-Kindern sorgten sich zwar auch zunehmend, aber in einem geringeren Umfang – ihr Anteil lag Anfang April wie bei Eltern mit älteren Schulkindern bei fast 60 Prozent. Bemerkenswert ist, dass sich unabhängig vom Alter der Kinder die Eltern Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft der Kinder machten. Die Sorgen um die Gesundheit schwanken zwischen den Altersgruppen, was mit Zeiträumen einhergeht, in denen Kita- und Schulkinder die (teilweise) Rückkehr zum Schul- und Kitabetrieb ermöglicht wurde, bevor dieser erneut ausgesetzt wurde. Um die eigene wirtschaftliche Situation sorgten sich insbesondere Eltern mit Schulkindern – deutlich mehr als solche mit Kita-Kindern.
Abbildung 4: Große Sorgen der Eltern im Zeitverlauf (7.1.2021-13.4.2021), nach Alter des Kindes
Anteile in Prozent
Quelle: Eigene Darstellung nach Infratest dimap COMPASS.
© DIW Berlin 2021
Aber auch die Bildung der Eltern macht einen Unterschied. Wenn Eltern kein Abitur haben, ist der Anteil derjenigen mit Sorgen deutlich höher. Die Sorgen um die Bildung der Kinder nahmen besonders bei Eltern mit niedrigerer Schulbildung zu. Bemerkenswert ist, dass der Anteil der Eltern, die sich große Sorgen um die Gesundheit der Kinder machten, insbesondere bei Eltern mit Abitur stieg, während des gesamten Zeitraums aber dennoch niedriger lag als bei Eltern ohne Abitur.
Abbildung 5: Große Sorgen der Eltern im Zeitverlauf (7.1.2021-13.4.2021), nach Bildungsabschluss
Anteile in Prozent
Quelle: Eigene Darstellung nach Infratest dimap COMPASS.
© DIW Berlin 2021
Was bedeutet dies nun? Der Verlauf elterlicher Sorgen in unterschiedlichen Bereichen – sei es die Gesundheit, Bildung oder Zukunft der Kinder oder die wirtschaftliche Situation der Familie – zeigt, dass diese nicht unerheblich sind, insbesondere was die Sorgen um die Kinder betrifft. All dies kann Eltern beeinflussen – ihre Aktivitäten zu Hause, aber auch ihre Produktivität bei der Erwerbsarbeit. Solche Sorgen können auch das Umfeld prägen, in dem Kinder und Jugendliche aufwachsen. Es ist unbestritten, dass Familien in der Pandemie besonderen Herausforderungen unterliegen – die Politik hat ein „Aufholprogramm“ von zwei Milliarden Euro beschlossen, um hier zu entlasten und Lernrückstände aufzuholen. Das ist ein Anfang, wird aber sicher nicht ausreichen, um insbesondere die Familien zu unterstützen, die von der Pandemie besonders betroffen waren und es noch immer sind.
Themen: Familie , Wohlbefinden