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Keine eindeutige Lagerbildung bei Ungleichheitskonflikten – Open-Access-Artikel auf Basis der SOEP-Innovationsstichprobe erhält den ersten Preis der Fritz Thyssen Stiftung

Bericht vom 29. Juli 2021

Immer wieder ist in Debatten von einer neuen Lagerbildung die Rede: Demnach sprächen sich zum Beispiel die besser gestellten Gruppen für Migration und die Anerkennung von Diversität aus, während die schlechter gestellten dem ablehnend gegenüberstünden. Auf Basis der SOEP-Innovations-Stichprobe aus dem Jahr 2017 hat nun ein Team von Sozialwissenschaftlern der Humboldt Universität zu Berlin herausgefunden, dass diese klare Lagerbildung ein Mythos ist.

So sind zwar beim Thema „Umverteilung“ Menschen in den unteren Statuslagen ungleichheitskritischer als andere. Aber wenn es um „Migration“ und „sexuelle Diversität“ geht, verhält es sich anders als viele denken: Dann sind besser gestellte Gruppen kritischer eingestellt als schlechter gestellte. Nur bei Thema „Migration“ sind die Einstellungen wirklich polarisiert.

Die Studie, die Thomas Lux, Steffen Mau und Fabian Gülzau verfasst haben, wurde als Open-Access-Artikel im Berliner Journal für Soziologie veröffentlicht und hat im Juli den ersten Preis der Fritz Thyssen Stiftung für die besten sozialwissenschaftlichen Aufsätze in deutscher Sprache 2020 gewonnen. Der Artikel wurde innerhalb eines zweistufigen Verfahrens unter Artikeln aus 18 deutschsprachigen Zeitschriften in den Sozialwissenschaften von einer Jury am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität zu Köln ausgewählt.

Der Open-Access-Artikel ist im Berliner Journal für Soziologie erschienen und online frei abrufbar:

Mau, S., Lux, T. & Gülzau, F. Die drei Arenen der neuen Ungleichheitskonflikte. Eine sozialstrukturelle Positionsbestimmung der Einstellungen zu Umverteilung, Migration und sexueller Diversität. Berlin J Soziol 30, 317–346 (2020). https://doi.org/10.1007/s11609-020-00420-8

Die Innovations-Stichprobe des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP-IS) ist eine repräsentative Haushaltsbefragung der deutschen Bevölkerung, die neben sozioökonomischen Standardfragen separate Erhebungsmodule bietet. So ist es möglich, innovative Forschungsideen und -ansätze empirisch zu überprüfen. Die Innovations-Stichprobe eignet sich für Kurzzeitexperimente, aber auch für Langzeit-Erhebungen, die in der jährlichen Haushaltsbefragung des SOEP nicht möglich sind – zum Beispiel, weil es sich um sehr spezifische Forschungsfragen handelt.

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