Erinnerungen an Joachim R. Frick: Zum 10. Todestag eines ehemaligen Kollegen

Am 16. Dezember 2021 jährte sich der zehnte Todestag unseres sehr geschätzten Kollegen Joachim R. Frick. Joachim war gut 20 Jahre Mitarbeiter am SOEP.

Markus Grabka erinnert sich:

Ich habe ihn im Dezember 1992 bei meinem Bewerbungsgespräch als studentische Hilfskraft in Berlin Dahlem zum ersten Mal erlebt. Zu diesem Zeitpunkt bestand die SOEP-Abteilung aus einer Handvoll von Mitarbeitern, so dass selbst bei einem Einstellungsgespräch für so eine Stelle alle Mitarbeiter der Abteilung anwesend waren. Joachim war sehr an den Fähigkeiten potentiell neuer Mitarbeiter interessiert (so wie auch Gert Wagner, der damalige Leiter des SOEP). Dies nur als kleines Beispiel dafür, was für eine Person Joachim war, welch großes Interesse er an der wissenschaftlichen Arbeit anderer, aber auch an der Person dahinter hatte.

Durch seine offene Art fiel es Joachim leicht auf andere zuzugehen und neue Kontakte zu knüpfen. Diese Eigenschaft war für das SOEP von großem Wert, da er dadurch viele - gerade internationale - Kontakte hatte und pflegte. Er liebte den Austausch mit anderen (internationalen) Wissenschaftlern – gerne auch bei einem guten Abendessen mit gutem Wein nach einem Konferenztag. Nicht nur bei solchen Gelegenheiten bewies er besonderes Durchhaltevermögen (bis spät in die Nacht), es hielt ihn aber keineswegs davon ab, sich am nächsten Tag auch bei den ersten Sessions wieder engagiert einzubringen. Work hard - Play hard: Dieses Motto unseres Kollegen Tim Smeeding traf auch auf Joachim ohne Einschränkungen zu.

Joachim begann seine wissenschaftliche Karriere direkt nach seinem Studium im SOEP und absolvierte hier sowohl seine Promotion als auch seine Habilitation erfolgreich. Inhaltlich interessierte er sich primär für die Themengebiete Wohnen, Ungleichheit und Mobilität, nutzte aber letztlich das ganze Themenspektrum des SOEP für seine Arbeit. Dabei folgte er gerne dem Ansatz methodische als auch inhaltliche Themen miteinander zu verknüpfen, um sowohl den Service des SOEP als auch dessen wissenschaftliche Reputation zu stärken. Dies gelang ihm zum Beispiel durch die Weiterentwicklung der Imputation von partial unit non response, der Generierung von imputed rents oder auch die Anwendung von Anogie, um Altsamples des SOEP mit einer großer Auffrischungsstichprobe zu vergleichen.

Neben Gert Wagner und Jürgen Schupp war Joachim auch eine zentrale Person für den Erfolg des SOEP als forschungsbasierte Infrastruktureinrichtung in den 1990er und 2000er Jahren. Die Arbeitsteilung der drei kann folgendermaßen beschrieben werden: Gert Wagner vertrat das SOEP nach außen, Jürgen Schupp hielt engen Kontakt zum Feldinstitut und Joachim kümmerte sich um die internen Abläufe und hierbei insbesondere um die Datenaufbereitung.

Joachim war der Prototyp eines Vollblutwissenschaftlers, der sich mit ganzem Herzen und einem Großteil seines Lebens für das Produkt SOEP einsetze. Nur wenige Termine neben der Arbeit hatten höchste Priorität für ihn: Da waren seine Doppelkopfrunde (u.a. mit zwei anderen viel zu früh verstorbenen Kollegen Felix Büchel und Johannes Schwarze), das wöchentliche Fußballspielen und die jährlichen Wanderungen – und selbst hier bewegte er sich oft im Arbeitsumfeld. Aber natürlich lag ihm auch seine Familie sehr am Herzen. Er wäre heute sicher sehr stolz, den beruflichen Erfolg seiner beiden Töchter zu sehen.

Ich habe Joachim viel zu verdanken: Er hat mich bereits als studentische Hilfskraft und später als Doktorand regelmäßig gefordert und gefördert. Ich schätzte seine Beratung und Anleitung sehr, die oft verbunden war mit ausgiebigen Arbeits-Spaziergängen um den Ententeich am Gustav-Mahler-Platz.  

Leider erkrankte Joachim Ende der 2000er Jahre schwer – er kämpfte gegen die Krankheit, die am Ende stärker war als er. Er hat eine große Lücke hinterlassen als Vater, als Kollege, als Wissenschaftler. Wir denken weiter gerne an ihn zurück.

Markus M. Grabka

für das SOEP-Team

PD Dr. Joachim R. Frick
© DIW Berlin

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