Direkt zum Inhalt

Geflüchtete in Deutschland fühlten sich in der Corona-Pandemie stärker diskriminiert als zuvor

DIW Wochenbericht 18 / 2022, S. 259-268

Adriana Cardozo Silva, Christopher Prömel, Sabine Zinn

get_appDownload (PDF  448 KB)

get_appGesamtausgabe/ Whole Issue (PDF  2.7 MB)

  • Geflüchtete nahmen Diskriminierung aufgrund ihrer Herkunft im Jahr 2020 stärker wahr als noch 2019
  • Wahrgenommene Benachteiligung hat besonders bei der Arbeitssuche und in Bildungseinrichtungen zugenommen, aber auch leicht bei der Arbeit und im Alltag
  • Bei der Arbeitssuche fühlten sich 2020 vier von zehn Befragten diskriminiert, in den anderen Bereichen jeweils drei von zehn
  • Geflüchtete, die in Ostdeutschland leben, jünger als 40 Jahre sind oder schlechtere Sprachkenntnisse aufweisen, fühlten sich stärker diskriminiert als andere
  • Integrationsmaßnahmen, die durch die Pandemie unterbrochen oder eingestellt wurden, müssen schnellstmöglich wieder aufgenommen werden

„Es ist wichtig, weiterhin gezielt in staatliche Maßnahmen zur Verbesserung der Integration von Geflüchteten zu investieren. Dazu gehören zum Beispiel vertiefende Integrationsmaßnahmen wie Sprachkurse sowie auch Beratungen, die es Geflüchteten ermöglichen, fehlende soziale Netzwerke und Erfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu kompensieren.“ Adriana Cardozo Silva

Geflüchtete in Deutschland fühlen sich in verschiedenen Lebensbereichen aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert. Dies kann ihre Integration nachhaltig beeinträchtigen. Dieser Bericht analysiert auf Basis der IAB-BAMF-SOEP-Befragung, inwieweit sie Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt, in Bildungseinrichtungen, auf dem Wohnungsmarkt, gegenüber öffentlichen Institutionen und im Alltag wahrnehmen. Die Ergebnisse zeigen, dass die wahrgenommene Diskriminierung in den Jahren 2019 und 2020 in allen untersuchten Bereichen zugenommen hat, insbesondere bei der Arbeitssuche und in Bildungseinrichtungen. Geflüchtete, die in Ostdeutschland leben, jünger als 40 Jahre sind oder schlechtere Sprachkenntnisse aufweisen, und erwerbstätige Frauen fühlten sich 2019 stärker benachteiligt als andere Geflüchtetengruppen. Die Zunahme der wahrgenommenen Diskriminierung hängt sehr wahrscheinlich mit den abrupten Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt sowie mit der Abschaffung wichtiger Integrationsmaßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie zusammen. Daher ist es unabdingbar, Integrationsmaßnahmen, die durch die Pandemie unterbrochen oder eingestellt wurden (wie Sprach- und Integrationskurse), so schnell wie möglich wieder vollumfänglich aufzunehmen, um der Ausgrenzung und Marginalisierung von Geflüchteten entgegenzuwirken.

Die hohe Fluchtzuwanderung in den Jahren 2015 und 2016 hat politische und wissenschaftliche Debatten über die Integration von Geflüchteten in Deutschland ausgelöst, die noch immer andauern.infoSusanne Worbs, Eva Bund Axel Böhm (2016): Asyl – und dann? Die Lebenssituation von Asylberechtigten und anerkannten Flüchtlingen in Deutschland. BAMF-Flüchtlingsstudie 2014. Forschungsbericht 28. Bestehende Studien zeigen, dass Diskriminierung ein Hindernis für die Integration in die Aufnahmegesellschaft darstellt, wobei Geflüchtete im Vergleich zu den meisten anderen Migrantengruppen stärker von Diskriminierung betroffen sind.infoDaniel Diekmann und Karim Fereidooni (2019): Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen geflüchteter Menschen in Deutschland: Ein Forschungsüberblick. Zeitschrift für Flüchtlingsforschung, 3(2), 343–360.

Auf der Grundlage neuester Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten analysiert dieser Bericht die wahrgenommene Diskriminierung von Geflüchteten in Deutschland in den Jahren 2019 und 2020 (Kasten). Die Befragung ist die erste für Deutschland, die auf einer umfassenden und repräsentativen Stichprobe Geflüchtete zu ihren Wahrnehmungen von Benachteiligung aufgrund ihrer Herkunft befragt. Dabei werden insgesamt sieben Bereiche betrachtet: Die empfundene Benachteiligung bei der Arbeitssuche, während der Arbeit oder eines Praktikum, in der Schule oder einer anderen Bildungsstätte, bei der Wohnungssuche, bei Behörden, im Kontakt mit der Polizei und im Alltag.

Die Befragung von Geflüchteten besteht aus mehreren Teilstichproben, die aus dem Ausländerzentralregister gezogen wurden.infoDie Befragung wird aus Mitteln des Haushalts der Bundesagentur für Arbeit, die dem Forschungshaushalt des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zugewiesen sind, und aus Mitteln des Haushalts des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert. Ferner tragen alle drei beteiligten Forschungseinrichtungen mit Personalmitteln zur Befragung bei. Die Zielpopulation sind Schutzsuchende, die zwischen Januar 2013 und Januar 2016 nach Deutschland eingewandert sind und bis einschließlich Juni 2016 in Deutschland einen Asylantrag gestellt haben, sowie Schutzsuchende, die zwischen Februar 2016 und Ende Dezember 2016 in Deutschland angekommen sind und bis zum Januar 2017 einen Asylantrag gestellt haben.infoSimon Kühne, Jannes Jacobsen und Martin Kroh (2019): Sampling in Times of High Immigration: The Survey Process of the IAB-BAMF-SOEP Survey of Refugees. Survey Methods: Insights from the Field. Swiss Foundation for Research in Social Sciences. (online verfügbar, abgerufen am 6. Januar 2022).

Die befragten Geflüchteten sind vergleichsweise jung, wohnen überwiegend in Westdeutschland und sind zu etwa zwei Dritteln Männer (Tabelle). Mehr als die Hälfte kam 2015 nach Deutschland und etwa 45 Prozent sind syrischer Herkunft. Die Anteile der grundlegenden Merkmale der Geflüchteten für das Jahr 2020 unterscheiden sich nicht wesentlich vom Jahr 2019, mit zwei Ausnahmen: Der Anteil der Familien mit Kindern ist von 2019 auf 2020 von 39 auf 44 Prozent gestiegen, während der Anteil der Alleinlebenden gesunken ist. Zudem verbesserten sich wie erwartet die Sprachkenntnisse der Geflüchteten mit der Dauer ihres Aufenthalts in Deutschland, was sich in einem höheren Anteil von Geflüchteten widerspiegelt, die ihre Deutschkenntnisse als hoch einstuften (4,4 Prozentpunkte höher im Jahr 2020).

Tabelle: Untersuchte Geflüchtete nach verschiedenen Merkmalen

Querschnittsdaten von 2019; Anteile in Prozent

Anteil 95-Prozent-Konfidenzintervall
Untere Grenze Obere Grenze
Geschlecht
Mann 68,2 65,9 70,5
Frau 31,8 29,6 34,1
Wohnort
Westdeutschland 85,6 83,7 87,3
Ostdeutschland 14,4 12,7 16,3
Alter
Jünger als 30 Jahre 48,8 46,3 51,4
30 bis 39 Jahre 30,6 28,3 32,9
40 Jahre und älter 20,6 18,9 22,5
Zuzugsjahr
Vor 2015 17,4 15,5 19,4
2015 56,2 53,7 58,8
Nach 2015 26,4 24,1 28,8
Herkunft
Syrien 45,4 42,9 47,9
Andere Länder 54,6 52,1 57,1
Haushaltstyp
Alleinlebend 37,7 35,1 40,3
Paar mit Kind(ern) 39,4 37,1 41,8
Sonstige 22,9 20,8 25,1
Deutschkenntnisse
Niedrig 21,4 19,5 23,5
Mittel 35,6 33,2 38,1
Hoch 42,9 40,4 45,5

Anmerkungen: Die Stichprobe umfasst 3 993 Personen. Die Anteile unterscheiden sich für das Jahr 2020 nicht wesentlich. Die Deutschkenntnisse basieren auf Selbsteinschätzungen der Geflüchteten und werden als Durchschnitt der eigenen Bewertung in den Sprech-, Schreib- und Lesekompetenzen gebildet. Das Konfidenzintervall gibt den Bereich an, der mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit den Parameter einer Verteilung einer Zufallsvariable einschließt. Ein häufig verwendetes Konfidenzniveau ist 95 Prozent.

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten, gewichtet (Querschnitt 2019).

Zur Analyse von Diskriminierungserfahrungen wurden die Daten der Jahre 2019 und 2020 analysiert. Im Jahr 2020 fand die Umfrage hauptsächlich nach Beginn der Corona-Pandemie statt und zum größten Teil in der zweiten Hälfte des Jahres. Sie umfasst daher auch die Wahrnehmungen von Geflüchteten während der Pandemie. Befragte konnten ihre empfundene Diskriminierung dabei als „häufig“, „selten“ oder „nie“ einstufen. Folgende Fragen flossen in die Analyse ein:

  • Haben Sie in den letzten beiden Jahren eine Arbeit, einen Ausbildungsplatz oder einen Praktikumsplatz gesucht? Wenn ja, wie häufig kam es dabei vor, dass Sie aufgrund Ihrer Herkunft benachteiligt wurden? (bei der Arbeitssuche)
  • Haben Sie in den letzten beiden Jahren eine Schule oder Hochschule besucht oder eine andere Ausbildung gemacht? Wenn ja, wie häufig kam es dabei vor, dass Sie aufgrund Ihrer Herkunft benachteiligt wurden? (in Bildungseinrichtungen)
  • Hatten Sie in den letzten beiden Jahren einen Arbeitsplatz, Ausbildungsplatz oder einen Praktikumsplatz? Wenn ja, wie häufig kam es dabei vor, dass Sie aufgrund Ihrer Herkunft benachteiligt wurden? (bei der Arbeit)
  • Und wie war das in den letzten zwei Jahren im Alltag: Wie häufig kam es zum Beispiel beim Einkaufen, in der U-Bahn oder im Bus vor, dass Sie aufgrund Ihrer Herkunft benachteiligt wurden? (im Alltag)
  • Haben Sie in den letzten beiden Jahren eine Wohnung gesucht? Wenn ja, wie häufig kam es dabei vor, dass Sie aufgrund Ihrer Herkunft benachteiligt wurden? (bei der Wohnungssuche)
  • Hatten Sie in den letzten beiden Jahren Kontakt zu Ämtern oder Behörden? Wenn ja, wie häufig kam es dabei vor, dass Sie aufgrund Ihrer Herkunft benachteiligt wurden? (beim Behördengang)
  • Hatten Sie in den letzten beiden Jahren Kontakt zur Polizei? Wenn ja, wie häufig kam es dabei vor, dass Sie aufgrund Ihrer Herkunft benachteiligt wurden? (Polizei)

Als Personen mit Diskriminierungserfahrungen zählen hierbei diejenigen, die auf die entsprechende Frage mit „selten“ oder „häufig“ geantwortet haben.

Für die unterschiedlichen Analysen werden zwei Stichproben genutzt. Um zu untersuchen, wie sich die wahrgenommene Diskriminierung anhand von persönlichen und haushaltsspezifischen Merkmalen unterscheidet, werden Querschnittsdaten aus dem Jahr 2019 verwendet, welche die volle Stichprobe von 3993 Personen umfassen. Um wahrgenommene Diskriminierung über die Zeit, also in den Jahren 2019 und 2020, in den Bereichen Arbeitsuche, bei der Arbeit, in Bildungseinrichtungen und im Alltag zu untersuchen, werden Längsschnittdaten verwendet. Insgesamt werden 2455 Personen, die über ihre Diskriminierungserfahrungen im Zeitverlauf berichtet haben, untersucht. Diskriminierungserfahrungen in den Bereichen Wohnungssuche, Kontakt mit Behörden und mit der Polizei werden dabei ausschließlich vor dem Einsetzen der Pandemie betrachtet. Grund dafür ist, dass diese Bereiche in der Studie im Jahr 2020 nicht abgefragt wurden.

Geflüchtete nehmen Diskriminierung unterschiedlich wahr

Die Analyse von Diskriminierung ist besonders wichtig, wenn es um die Integration von Geflüchteten in die Gesellschaft geht, da sie unter anderem deren Beschäftigungsmöglichkeiten sowie den Zugang zu Gesundheitsleistungen, Bildung und Wohnraum beeinflusst. Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt geht oft mit niedrigeren Löhnen und weniger Stellenangeboten einher sowie mit der Beschäftigung in Berufen, die geringere Qualifikationen erfordern.infoChristian Dustmann, Uta Schönberg und Jan Stuhler (2016): The Impact of Immigration: Why Do Studies Reach Such Different Results?. Journal of Economic Perspectives 30 (4), 31–56. Somit kann Diskriminierung die Erwerbsbeteiligung und die Motivation für Aus- und Weiterbildung beeinträchtigen. Forschung im Bereich der Psychologie zeigt außerdem, dass ein höheres Maß an Diskriminierung mit einem höheren Maß an psychischem Stress verbunden ist und die psychische Gesundheit von Menschen gefährdet.infoKimberly Matheson et al. (2019): Traumatic experiences, perceived discrimination, and psychological distress among members of various socially marginalized groups. Frontiers in Psychology 10(416), 1–16. Die wahrgenommene Diskriminierung unterscheidet sich jedoch von der tatsächlichen Diskriminierung. Letztere ist schwer zu messen, weil sie oft versteckt oder in subtilen Formen abläuft.infoClaudia Diehl, Elisabeth Liebau und Peter Mühlau (2021): How Often Have You Felt Disadvantaged? Explaining Perceived Discrimination. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 73, 1–24. Daher ist die wahrgenommene Diskriminierung trotz ihres subjektiven Charakters das am häufigsten verwendete Maß in wissenschaftlichen Studien. Obwohl diese nicht unbedingt die tatsächliche Diskriminierung widerspiegelt, ist sie stark mit ihr korreliert. Zudem beeinflusst sie Entscheidungen von Menschen, die nach dem handeln, was sie als real empfinden.infoJan-Philip Steinmann (2019): The paradox of integration. Why do higher educated new immigrants perceive more discrimination in Germany?. Journal of Ethnic and Migration Studies 45(9),1377–1400. Studien zur Wahrnehmung von Diskriminierung aufgrund der Herkunft – auch solche, die auf SOEP-Daten für andere Zuwanderergruppen beruhen – mahnen jedoch zur Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse: Die Wahrnehmung ist von Person zu Person sehr unterschiedlich und kann auch verschiedene Faktoren umfassen, die nicht direkt mit der Herkunft zusammenhängen. Außerdem kann Diskriminierung aus einer Kombination mehrerer Gründe erfolgen (Mehrfachdiskriminierung). Zum Beispiel können geflüchtete Frauen aufgrund ihres Geschlechts und ihrer Herkunft gleichzeitig diskriminiert werden.infoEileen Pittaway und Linda Bartolomei (2001): Refugees, Race, and Gender: The Multiple Discrimination against Refugee Women. Refuge: Canada’s Journal on Refugees, 19(6), 21–32. Zusätzlich gibt es Belege dafür, dass die Diskriminierung bei jüngeren Geflüchteten ausgeprägter istinfoMerlin Schaeffer (2019): Social Mobility and Perceived Discrimination: Adding an Intergenerational Perspective. European Sociological Review 35(1), 65–80. und dass Menschen mit einem höheren Bildungsniveau und besseren Sprachkenntnissen Diskriminierung besser erkennen können.infoSteinmann (2019), a.a.O.

Um kontextuelle Faktoren wie tiefgreifende wirtschaftliche oder soziale Veränderungen nach der Corona-Pandemie zu erfassen, wird die wahrgenommene Diskriminierung im Jahr 2019 mit der im Jahr 2020 verglichen. Gerade in den ersten Monaten der Pandemie waren Geflüchtete in Deutschland einem hohen Maß an psychischem Stress ausgesetzt.infoEva Spiritus-Beerden et al. (2021): Mental Health of Refugees and Migrants during the Covid-19 Pandemic: The Role of Experienced Discrimination and Daily Stressors. International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(12), 1–14. Zum einem hatten sie oft aufgrund prekärer Arbeits- und Wohnverhältnisse ein höheres Infektionsrisiko.infoTheresa Entringer et al. (2021): Geflüchtete sind auch in der Corona-Pandemie psychisch belastet und fühlen sich weiterhin sehr einsam. DIW Wochenbericht Nr. 12, 227–232 (online verfügbar, abgerufen am 10. März 2022). Zum anderen wurden sie auch Zielscheibe fremdenfeindlicher Diskurse und Gewalt.infoPetra Bendel, Yasemin Bekyol und Marlene Leisenheimer (2021): Auswirkungen und Szenarien für Migration und Integration während und nach der COVID-19 Pandemie. Institut für Politische Wissenschaft. Forschungsbereich Migration, Flucht und Integration. Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (online verfügbar, abgerufen am 21. April 2022). So kam es nach Angaben der Antidiskriminierungsstelle des Bundes im Laufe der Pandemie zu einem beispiellosen Anstieg von Anfragen zu Diskriminierung aus rassistischen Gründen.infoAntidiskriminierungsstelle des Bundes (2021): Jahresbericht 2020 (online verfügbar, abgerufen am 21. April 2022). Es ist daher zu erwarten, dass die Wahrnehmung von Diskriminierung zugenommen hat, obwohl es sehr schwierig ist zu überprüfen, inwieweit dies mit tatsächlicher Diskriminierung einhergeht.

Geflüchtete nahmen Diskriminierung im Jahr 2020 verstärkt wahr

Der Vergleich der Jahre 2019 und 2020 zeigt, dass in den Bereichen Arbeitssuche, Bildungseinrichtungen, Arbeit oder Ausbildungsplatz und Alltag die wahrgenommene Benachteiligung sichtbar gestiegen ist (Abbildung 1). Am stärksten war der Anstieg im Bereich Bildungseinrichtungen, wo sich der Anteil an Geflüchteten, die sich diskriminiert fühlen, nahezu verdoppelte.

Grund für diese Erfahrungen sind sehr wahrscheinlich die sehr restriktiven Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, die im Jahr 2020 in den Bildungseinrichtungen verhängt wurden. So wurden die Präsenzlehre beinahe flächendeckend eingestellt und Sprach- sowie Integrationskurse unterbrochen. In Teilen wurde zwar Beschulungsmaterial digital und online zur Verfügung gestellt. Doch fehlte es in vielen Geflüchtetenhaushalten an der entsprechenden technischen Ausstattung, um auf die Materialien überhaupt zugreifen zu können.infoUN Refugee Agency (2020): Coming Together For Refugee Education. Education Report 2020 (online verfügbar, abgerufen am 18.03.2022). Zugrundeliegende Sprachbarrieren und die fehlende Interaktion mit den Kursveranstaltern dürften es den Geflüchteten zusätzlich erschwert haben, den Bildungsangeboten folgen zu können.

Am zweitstärksten war die Zunahme der Wahrnehmung von Benachteiligung bei der Arbeitssuche (acht Prozentpunkte), gefolgt von Diskriminierung am Arbeitsplatz (sechs Prozentpunkte). Hintergrund dürfte sein, dass Geflüchtete häufiger als Einheimische in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten und zu einem höheren Anteil in Branchen tätig sind, die stark von der Pandemie getroffen wurden. Viele dieser Tätigkeiten fielen im Zuge der Corona-Maßnahmen weg und es kam zu EntlassungeninfoHerbert Brücker et al. (2021): Die Arbeitsmarktwirkungen der COVID-19-Pandemie auf Geflüchtete und andere Migrantinnen und Migranten. IAB-Forschungsbericht Nr. 5. (online verfügbar, abgerufen am 3. März 2022). – zum Beispiel in der Gastronomie- und Tourismusbranche. Davon waren Geflüchtete aufgrund vermehrter befristeter Beschäftigung sowie geringerer Arbeitserfahrung und Qualifizierung stärker betroffen als Einheimische, die eher in Kurzarbeit gehalten wurden. Zusätzlich schränkte die Pandemie den Zugang zu Praktika ein sowie zu Beratungsstellen und Messen, die die Suche nach einem Ausbildungsplatz erleichtern sollen. Dies betraf überproportional diejenigen, die mit dem deutschen Arbeitsmarkt nicht vertraut waren und nicht über ausreichende soziale Netzwerke verfügten.infoBendel, Bekyol und Leisenheimer (2021), a.a.O. Außerdem führte der Wegfall der Integrations- und Sprachkurse zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit unter den Geflüchteten, da sie während solcher arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen nicht als arbeitslos gelten, diese aber nun wegfielen.infoBrücker et al. (2021), a.a.O.

Auch bei alltäglichen Angelegenheiten stieg die wahrgenommene Benachteiligung um fünf Prozentpunkte. Geflüchtete sahen sich im Jahr 2020 größeren Integrationsbarrieren gegenüber als noch im Jahr 2019: Zugänge zu Einkaufsmöglichkeiten waren beschränkt und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nur unter bestimmten Bedingungen möglich (mit Maske und unter Einhaltung von Abstandsregeln). Mit nur beschränkten Sprachkenntnissen, eingeschränkten sozialen Kontakten und/oder mangelnder Unterstützung durch andere dürften sich viele der Auflagen der Pandemiezeit für Geflüchtete in ihrem Alltag als hinderlicher erwiesen haben als für die einheimische Bevölkerung.

In den Bereichen, die nur im Jahr 2019 erfragt wurden, zeigt sich, dass die wahrgenommene Diskriminierung von Geflüchteten auf dem Wohnungsmarkt besonders hoch ist (Abbildung 2). Dies liegt womöglich an den angespannten Wohnungsmärkten, gerade in städtischen Lagen, die die Wohnungssuche erschweren. Dagegen fiel die wahrgenommene Benachteiligung in den anderen beiden Bereichen, also in Behörden und Ämtern und beim Kontakt mit der Polizei, niedriger, wenn auch immer noch substanziell aus.

Frauen fühlen sich auf dem Arbeitsmarkt häufiger diskriminiert

Da sich die Wahrnehmung von Diskriminierung zwischen Geflüchteten stark unterscheiden kann, werden Faktoren wie Geschlecht, Wohnort, Alter und Deutschkenntnisse in die Analyse einbezogen. Diese beeinflussen die empfundene Diskriminierung wesentlich. Dafür eignen sich besonders die Daten aus dem Jahr 2019, da diese die wahrgenommene Diskriminierung von Geflüchteten in mehr Bereichen und damit weiträumiger wiedergeben.

Die Lebensrealität von männlichen und weiblichen Geflüchteten in Deutschland unterscheidet sich deutlich: So waren 2019 Männer weit häufiger erwerbstätig (54 versus 17 Prozent), suchten Arbeit (62 versus 26 Prozent) oder besuchten eine Bildungseinrichtung (25 versus 15 Prozent). Auch suchten sie häufiger eine Wohnung als Frauen (58 versus 48 Prozent) und hatten Behördenkontakt (84 versus 77 Prozent) oder Polizeikontakt (18 versus 15 Prozent, Tabelle).

Tabelle: Geflüchtete nach untersuchten Lebensbereichen und ausgewählten Merkmalen

Querschnittsdaten von 2019; Anteile in Prozent

Geschlecht Wohnort Alter Deutschkenntnisse
Mann Frau West Ost <30 30–39 40+ Niedrig Mittel Hoch
In Arbeit
Ja 54 17 45 32 48 44 29 21 39 57
Nein 46 83 55 68 52 56 71 78 61 43
Auf Arbeitssuche
Ja 62 26 54 39 59 50 37 30 50 63
Nein 38 73 46 61 41 49 63 69 50 37
In Bildungseinrichtung
Ja 25 15 22 20 33 13 9 5 13 38
Nein 75 85 78 80 67 86 91 94 87 62
Auf Wohnungssuche
Ja 58 48 58 35 55 59 49 52 57 55
Nein 42 52 42 64 45 41 51 47 43 45
Auf Behördengang
Ja 84 77 81 87 84 81 79 78 81 84
Nein 16 23 18 13 16 18 21 21 18 15
Hatte Polizeikontakt
Ja 18 15 16 20 18 16 15 14 18 17
Nein 82 85 83 80 82 83 85 86 82 83

Anmerkung: Der auf „keine Angabe“ entfallene Anteil liegt in allen Fällen nahe Null und wird daher in dieser Tabelle nicht gezeigt.

Lesebeispiel: Im Jahr 2019 waren von den geflüchteten Männern in der Stichprobe 54 Prozent erwerbstätig und 46 Prozent nicht erwerbstätig.

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten, gewichtet (Querschnitt 2019).

Dennoch zeigt sich, dass geflüchtete Frauen, die auf dem Arbeitsmarkt aktiv sind, häufiger Diskriminierung erleben als erwerbstätige geflüchtete Männer. So berichteten rund 35 Prozent der geflüchteten Frauen über Diskriminierung bei der Arbeit, während der entsprechende Anteil bei den Männern bei 25 Prozent lag (Abbildung 3). Auch bei der Arbeitssuche erfuhren geflüchtete Frauen weit häufiger Diskriminierung als geflüchtete Männer (41 versus 32 Prozent).

In Bezug auf die anderen untersuchten Lebensbereiche Wohnungssuche, Behörden- und Polizeikontakt sowie Alltag zeigten sich weniger deutliche Unterschiede in der Diskriminierungswahrnehmung zwischen Männern und Frauen. So berichteten Frauen häufiger von Diskriminierung beim Polizeikontakt, männliche Geflüchtete jedoch häufiger beim Kontakt mit Ämtern und Behörden. Bei der Wohnungssuche und im Alltag zeigten sich keine wesentlichen geschlechterspezifischen Unterschiede.

Geflüchtete im Osten Deutschlands sehen sich stärker Diskriminierung ausgesetzt als jene im Westen

Geflüchtete, die in Westdeutschland leben, waren im Jahr 2019 weit häufiger erwerbstätig als jene, die in Ostdeutschland ansässig sind (45 versus 32 Prozent). Ebenso waren sie auch häufiger auf Arbeitsplatzsuche (54 versus 39 Prozent). Hingegen zeigten sich in Bildungseirichtungen keine bedeutsamen Unterschiede. Für dieses Ungleichgewicht ist mutmaßlich der schwächere Arbeitsmarkt in Ostdeutschland verantwortlich. Die Geflüchteten, die in Ostdeutschland entweder erwerbstätig oder auf Arbeitssuche sind oder in Bildungseinrichtungen beschult werden, nahmen im Vergleich zu den Geflüchteten in Westdeutschland eine deutlich stärkere Diskriminierung wahr (Abbildung 4). Besonders stark zeigt sich dies bei der Arbeitsplatzsuche, wo 2019 über 50 Prozent der Geflüchteten im Osten Deutschlands Diskriminierung aufgrund ihrer Herkunft wahrnahmen, aber nur etwas über 30 Prozent im Westen des Landes. Bei der Arbeit (33 versus 25 Prozent) und in Bildungseinrichtungen (26 versus 18 Prozent) fiel der Unterschied zwar kleiner aus, war aber immer noch substanziell. Auch außerhalb des Arbeits- und Ausbildungsmarkts zeigen sich teils deutliche Unterschiede in der empfundenen Benachteiligung zwischen Ost- und Westdeutschland. Dies wurde besonders im alltäglichen Leben ersichtlich. Hier berichteten 2019 insgesamt 55 Prozent der Geflüchteten in Ostdeutschland von Diskriminierungserfahrungen, während der Anteil von Geflüchteten mit Diskriminierungserfahrungen in Westdeutschland mit 24 Prozent im selben Jahr deutlich geringer ausfiel. Aber auch bei der Wohnungssuche (49 versus 41 Prozent) und bei Behördengängen (36 versus 27 Prozent) nahmen Geflüchtete im Osten häufiger Diskriminierung wahr als jene im Westen Deutschlands. In Bezug auf den Polizeikontakt waren die Unterschiede klein und unbedeutsam. Generell zeigt sich somit, dass sich Geflüchtete in Ostdeutschland stärker Diskriminierung ausgesetzt sehen als jene in Westdeutschland.

Jüngere Geflüchtete fühlen sich stärker diskriminiert

Die Gruppe der befragten Geflüchteten ist insgesamt recht jung: Fast die Hälfte war im Jahr 2020 jünger als 30 Jahre, nur etwas über 20 Prozent waren 40 oder älter. Die Altersgruppen unterschieden sich vor allem darin, inwieweit sie am Arbeitsmarkt teilnahmen. So waren besonders viele Geflüchtete unter 30 Jahren auf Arbeitssuche (59 Prozent), in Arbeit (48 Prozent) und in Bildungseinrichtungen (33 Prozent). Die Anteile der anderen Altersgruppen, insbesondere die der über 40-Jährigen, waren teils erheblich niedriger. Dies lässt sich womöglich dadurch erklären, dass es für ältere Geflüchtete schwerer ist, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, da zum Beispiel das Erlernen der deutschen Sprache schwieriger ist oder heimische Qualifikationen nicht anerkannt werden. Zwar sind auch in den anderen Bereichen (Wohnungssuche, Behördengang, Polizeikontakt) jüngere Geflüchtete stärker vertreten, jedoch fallen die Unterschiede hier geringer aus.

Beim Blick auf die empfundene Diskriminierung nahmen jüngere Geflüchtete eher Benachteiligungen wahr (Abbildung 5). Dies zeigt sich besonders im Alltag, aber auch bei der Arbeitssuche, in Bildungseinrichtungen, bei der Wohnungssuche und bei Behördengängen. So sieht man in allen fünf Bereichen eine nach Alter abfallende Tendenz an wahrgenommener Diskriminierung. In den Bereichen Arbeit und Polizeikontakt sind die Muster weniger eindeutig. Dennoch deutet sich auch hier ein Alterseffekt in der wahrgenommenen Diskriminierung zumindest an.

Geflüchtete mit besseren Deutschkenntnissen nehmen weniger Benachteiligung wahr

Ein wichtiges Kriterium für eine gelungene Integration Geflüchteter in Deutschland ist das Erlernen der deutschen Sprache. Dies erleichtert nicht nur den Zugang zum Arbeitsmarkt, sondern auch die Partizipation in der Gesellschaft und das soziale Miteinander. Eben dieser Umstand zeigt sich auch in den Daten: Geflüchtete mit hohen Sprachfähigkeiten (nach Selbstangabe) sind deutlich häufiger in Arbeit, auf Arbeitssuche oder in einer Bildungseinrichtung als jene, die Deutsch schlechter verstehen, sprechen oder schreiben. Die Unterschiede bei der Partizipation in den anderen Lebensbereichen wie Wohnungssuche und Behördengängen sind dagegen kleiner, obwohl auch dort jene Geflüchtete, die besser Deutsch können, eher vertreten sind.

Man kann zudem sehen, dass Geflüchtete mit schlechteren Deutschkenntnissen in den meisten untersuchten Bereichen eher Diskriminierung empfanden als solche mit guten Deutschkenntnissen (Abbildung 6). Dies gilt insbesondere auf dem Arbeitsmarkt und in Bildungseinrichtungen: Insgesamt berichteten im Jahr 2019 45 Prozent der Geflüchteten mit schlechten Sprachkenntnissen, die eine Arbeit suchten, von Diskriminierungserfahrungen. Auf dem Arbeitsmarkt waren es 33 Prozent und in Bildungseinrichtungen sogar 50 Prozent. Für die Gruppen mit mittleren oder hohen Sprachkenntnissen war der Anteil mit Diskriminierungserfahrungen dagegen sehr viel niedriger. Auch in den anderen Bereichen zeigt sich die grundsätzliche Tendenz, dass Geflüchtete, die schlechtere Deutschkenntnisse haben, eher von Diskriminierung berichteten. Nur im Alltag berichteten alle Gruppen von etwa ähnlich viel wahrgenommener Benachteiligung.

Fazit: Gestiegene wahrgenommene Benachteiligung in der Pandemie könnte die Integration Geflüchteter erschweren

Geflüchtete in Deutschland nahmen im Jahr 2020 in allen Vergleichsbereichen mehr Diskriminierung wahr als noch im Jahr 2019. Dies zeigt sich insbesondere bei denjenigen, die in einer Bildungseinrichtung eingeschrieben waren oder einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz suchten. Wesentlich verantwortlich dafür waren wohl die ökonomischen und sozialen Verwerfungen im Zuge der Corona-Pandemie. Neben der rückläufigen Wirtschaftsleistung führte die Planungsunsicherheit in vielen Sektoren zu einem Einstellungsstopp und pandemiebedingten Kündigungen von Geflüchteten. Dies hat deren Wahrnehmung von Diskriminierung im Vergleich zum Vorjahr sehr wahrscheinlich massiv verstärkt. Darüber hinaus entfielen während der Pandemie viele Integrations-, Berufsbildungs- und Sprachkursmaßnahmen, die speziell für Geflüchtete vorgesehen waren. Auch dies kann dazu beitragen, dass sie Diskriminierung verstärkt erleben. Die Corona-Pandemie hat also Geflüchtete auf ihrem Weg zur gleichberechtigten Teilhabe in Deutschland zurückgeworfen und dabei auch die wahrgenommene Diskriminierung erhöht. Im Hinblick auf zukünftige Krisen – seien sie wirtschaftlicher, militärischer oder gesundheitlicher Natur – ist es daher wichtig, politische Maßnahmen zu ergreifen, um Geflüchtete vor Erwerbslosigkeit und Ausgrenzung zu schützen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Integration von Geflüchteten aufgehalten wird.

Bei der Frage, wie Geflüchtetengruppen Benachteiligungen unterschiedlich erleben, fallen zunächst geflüchtete Frauen auf. Frauen, die arbeiten oder nach Arbeit suchen, berichten von stärkerer Diskriminierung als erwerbstätige oder arbeitssuchende geflüchtete Männer. Die Gründe für diese Erfahrungen liegen bisher im Dunkeln. Möglich ist eine Mehrfachdiskriminierung durch den (potenziellen) Arbeitgeber, die Frauen und insbesondere Mütter häufig bei der Arbeitssuche oder auf dem Arbeitsmarkt erfahren – und zwar unabhängig davon, ob sie geflüchtet sind oder nicht. Besorgniserregend ist die geringere Erwerbsbeteiligung Geflüchteter in Ostdeutschland. Sie fühlen sich zudem in allen untersuchten Lebensbereichen deutlich häufiger diskriminiert als Geflüchtete im Westen des Landes. Die Auswertungen können zwar nicht direkt Auskunft darüber geben, jedoch sind verschiedene Gründe denkbar: Einerseits könnte die höhere wahrgenommene Diskriminierung am angespannteren ostdeutschen Arbeitsmarkt liegen, in dem es für Geflüchtete schwieriger ist, Erwerbsarbeit zu finden. Andererseits könnte aber auch einfach die tatsächliche Diskriminierung gegenüber Geflüchteten in Ostdeutschland stärker sein.

Des Weiteren fühlen sich jüngere Geflüchtete grundsätzlich stärker von Diskriminierung betroffen als ältere. Dies lässt sich vermutlich damit erklären, dass jüngere Geflüchtete sensibler auf wahrgenommene Benachteiligungen reagieren als ältere, weil sie womöglich eher erwarten, gleichbehandelt zu werden.

Zuletzt zeigt sich, dass die Geflüchteten mit geringeren Sprachkenntnissen über mehr Diskriminierung berichteten. Dieser Befund überrascht wenig, wenn man bedenkt, dass eine funktionierende Kommunikation für alle betrachteten Lebensbereiche essenziell ist. Dies unterstützt die Notwendigkeit, auch weiterhin in Sprachförderung zu investieren.

Langfristig erschwert wahrgenommene Diskriminierung die Integration von Geflüchteten, da sich Menschen mit Diskriminierungserfahrungen vermehrt aus den Bereichen zurückziehen, wo sie Diskriminierung erfahren, zum Beispiel vom Arbeitsmarkt oder aus dem gesellschaftlichen Leben. Deshalb ist es wichtig, gezielt in staatliche Maßnahmen zu investieren, die die Integration von Geflüchteten verbessern. Das gilt auch vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Fluchtbewegung aus der Ukraine, die die Gesellschaft vor eine weitere Integrationsaufgabe stellt, falls ukrainische Schutzsuchende auf Dauer in Deutschland leben. Dies sollte nicht auf Kosten bereits ansässiger Geflüchteter gehen, zum Beispiel indem diese gegenüber Ukrainerinnen und Ukrainern bei der Teilnahme von Sprach- und Integrationskursen benachteiligt werden. Vielmehr sollte man sich bemühen, die Integration aller Geflüchteten zu berücksichtigen, um deren soziale und wirtschaftliche Teilhabe zu sichern.

Adriana Cardozo Silva

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel

Sabine Zinn

Kommissarische Direktorin SOEP und Bereichsleitung Surveymethodik und -management in der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel



JEL-Classification: A14;J15;J71;Z13
Keywords: Perceived Discrimination, Refugees, Integration
DOI:
https://doi.org/10.18723/diw_wb:2022-18-1

Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/259567

keyboard_arrow_up