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Ampel-Monitor Energiewende liefert Fakten für energiepolitische Debatte: Interview

DIW Wochenbericht 27 / 2022, S. 380

Wolf-Peter Schill, Erich Wittenberg

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Herr Schill, am DIW Berlin wurde der sogenannte Ampel-Monitor Energiewende entwickelt. Was kann man sich darunter vorstellen? Der Ampel-Monitor Energiewende ist eine laufend wachsende Sammlung von Abbildungen, Daten und Analysen zum Stand der Energiewende. Er zeigt verschiedene ausgewählte Ziele, die sich die Bundesregierung im Energiebereich gesetzt hat. Wir stellen dort dar, wo diese Ziele liegen, wo wir heute stehen und wie die aktuelle Dynamik ist. Unser Ziel ist, dass wir hier Fakten zur Verfügung stellen für eine möglichst sachliche und informierte energiepolitische Debatte.

Wer kann diese Abbildungen und Daten einsehen? Nur die Politik oder auch die Öffentlichkeit? Die kann jede und jeder einsehen, das ist gerade das Konzept. Es sind offene Daten, und auch die Abbildungen selbst werden quelloffen bereitgestellt. Wer da sehr tief reinschauen möchte, kann auch sehen, wie aus den Daten die Abbildungen erstellt werden.

Welche Indikatoren werden erfasst und wie werden sie kontrolliert? Momentan sind das 15 Indikatoren aus verschiedenen Bereichen. Das sind zunächst einmal die erneuerbaren Energien im Strombereich, die erneuerbaren Energien in der Wärme, die Elektromobilität und grüner Wasserstoff. Wir haben auch einen Indikator zur Versorgungssicherheit, bei der es um Erdgas geht, und einen zum Primärenergieverbrauch. Die Indikatoren werden regelmäßig aktualisiert, wann immer neue Daten verfügbar sind. Das passiert in einigen Fällen monatlich, manchmal im Abstand von mehreren Monaten oder in einzelnen Fällen auch nur jährlich. Die Abbildungen aktualisieren sich dann automatisch.

In welchen Energiebereichen ist die Lücke zwischen der aktuellen Entwicklung und den Zielen für 2030 derzeit besonders groß? Man kann das auf verschiedene Weisen betrachten. Einerseits kann man sehen, wo wir heute stehen und wie weit der Weg bis zu den Zielen im Jahr 2030 noch ist. Eine andere Art darauf zu schauen ist, die Ausbaugeschwindigkeit oder die Dynamik am aktuellen Rand zu betrachten. Je nachdem wie man darauf schaut, kann man zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. Wenn wir zum Beispiel im Bereich des grünen Wasserstoffs und auch der Elektromobilität schauen, wie viel wir schon erreicht haben und wie weit wir noch zu gehen haben, wird deutlich, dass wir hier auf einem sehr niedrigen Niveau starten und die Ziele dementsprechend sehr ambitioniert aussehen. Bei der Windkraft an Land hingegen haben wir bereits einiges erreicht. Da erscheinen die Ziele auf den ersten Blick vielleicht nicht so ambitioniert. Betrachten wir aber die aktuelle Dynamik, sieht das anders aus. Da sehen wir insbesondere bei der Windkraft, dass das Ausbautempo aktuell viel zu langsam ist, um die Ziele bis 2030 zu erreichen. Bei der Photovoltaik hingegen sehen wir im Moment mehr Dynamik als bei der Windenergie.

Was muss getan werden, um diese Lücken zu schließen? Zum Beispiel müssen beim Ausbau der erneuerbaren Energien unter anderem die Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden, und Investoren müssen frühzeitig Sicherheit haben, dass sie ihre Projekte auch ökonomisch sinnvoll umsetzen können. Beim Wasserstoff und bei der Elektromobilität gibt es noch einmal ganz eigene, spezifische Anforderungen. Allgemein lässt sich sagen, dass in allen Bereichen jetzt sehr früh sehr viel gemacht werden muss, damit wir die Ziele für 2030 erreichen können. Aber auch danach brauchen wir dauerhaft eine große Dynamik, um im Jahr 2045 wirklich klimaneutral zu sein.

Das Gespräch führte Erich Wittenberg.

O-Ton von Wolf-Peter Schill
Ampel-Monitor Energiewende liefert Fakten für energiepolitische Debatte - Interview mit Wolf-Peter Schill

Wolf-Peter Schill

Leiter des Forschungsbereichs „Transformation der Energiewirtschaft“ in der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt

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