Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 1 / 2023, S. 113-132
Christoph Freydorf
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In diesem Beitrag wird auf eine sozialökologisch integrierte Zielsetzung fokussiert, deren prinzipielle und praktische Herausforderungen exemplarisch anhand der regulativen Umsetzung eines ,Pro-Kopf-Emissionsbudgets‘ aufgezeigt werden. Es wird argumentiert, dass die weiterhin unzureichenden Bemühungen zum Erreichen des 1,5 Grad Ziels eine konsequente ökologische Ziel-Logik begründen: einen diskursiven und regulativen Fokus ausschließlich auf jene Maßnahmenoptionen, die überhaupt noch eine Zielerreichung versprechen können. Weil die Abwendung von Energiearmut eine soziale Mindestvoraussetzung für die politische Umsetzbarkeit einer hinreichenden ökologischen Regulation darstellt, kann daraus eine verschränkte sozialökologische Zielsetzung abgeleitet werden. Darüber hinaus lässt sich durch das Fehlen prinzipieller Vorrechte hinsichtlich der Nutzung der Umwelt eine weitergehende Emissionsgerechtigkeit als eigenständige soziale Ziel-Logik legitimieren. Mittlerweile besteht eine Unvereinbarkeit von ökologischem Restbudgets an Emissionen und gesellschaftlichem Mindestbudget an Emissionen zur Erhaltung der notwendigen Wertschöpfung. Während dieser Zielkonflikt kurz bis mittelfristig nicht aufgelöst werden kann, können die notwendigen Kompromissstrategien zusätzlich negative Effekte haben. Durch eine mehrstufige Regulation aus Deckelung (Cap), Zuteilung (Share) und zusätzlicher Besteuerung (Tax) von Emissionsanrechten kann eine maximale Anreizsetzung zum schnellstmöglichen Transformationspfad sichergestellt werden. Dazu wird eine möglichst stringente Argumentationskette für „Cap & Share“ bzw. „Cap & Dividend“ Ansätze nachgezeichnet und diese erweitert um drei weitere Kriterien für eine zielgenaue Zuteilung von Pro-Kopf-Anrechten. Abgeschlossen wird mit den Implikationen für den künftigen Stellenwert von Sustainable Finance im weiteren Sinne.
This contribution focuses on a socio-ecologically integrated objectives. The related principal and practical challenges are shown using the regulatory implementation of a “per capita” emission budget as an example. It is argued that the continued insufficient efforts to reach the 1.5 degree target justify a consistent ecological goal logic: a discursive and regulative focus exclusively on those options that can still promise to achieve the goal at all. Avoiding energy poverty is the minimum social requirement for the political feasibility of a sufficient ecological regulation. Therefore, an entangled socio-ecological objective can be derived from this. In addition, the lack of fundamental prerogatives with regard to the use of the environment legitimizes the definition of emissions justice as an independent social target.
JEL-Classification: F64;F65;G18;O13;O44;P11;P14;P18;P21;P22;P24;P26;P28;P41;P43;P46;Q52;Q53;Q54;Q56
Keywords: Klimakrise, Restbudget, Emissionsbesteuerung, Emissionshandel, EU-EHS, Cap and Share, Cap and Dividend, CO2-Kreditkarte, THG-Debitkarte, Klimaschutzinflation, Energiearmut, Klimagerechtigkeit, Emissionsgerechtigkeit, Pro-Kopf-Zuteilung, Ziellogik, Wirkungsperspektive, Politökonomik, Purale Ökonomik
DOI:
https://doi.org/10.3790/vjh.92.1.113