Direkt zum Inhalt

BAFöG-Reform hat kaum Auswirkungen auf die Studienaufnahme

Pressemitteilung vom 23. Juli 2008

Reform gleicht nur kalte Progression aus

Die Reform des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAFöG) hat im Wesentlichen nur die inflationsbedingte Entwertung der Bedarfssätze und Freibeträge ausgeglichen. Die Studienwahrscheinlichkeit von Abiturienten dürfte sich deshalb nur um einen Prozentpunkt erhöhen. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des DIW Berlin. "Die Erhöhung des BAFöG allein ist kein effektives Mittel zur Erhöhung der Studierendenquote in Deutschland", sagte DIW-Experte Viktor Steiner.
Bei Inflation sinkt nicht nur die Kaufkraft des BAFöG; durch die "kalte Progression" verliert auch ein zunehmender Anteil von Studierenden den BAFöG-Anspruch, obwohl die Einkommen der Eltern real nicht zunehmen. Seit der letzten Erhöhung der Bedarfssätze und Freibeträge im Jahr 2001 sind die Verbraucherpreise um rund 13 Prozent gestiegen. Um den Anstieg der Verbraucherpreise seit der letzten Anhebung der BAFöG-Sätze zu berücksichtigen, hätte der maximale Bedarfssatz im Zuge der aktuellen BAFöG-Reform auf 661 Euro pro Monat angehoben werden müssen. Beschlossen wurde eine Erhöhung auf 643 Euro. Auch die aktuelle Erhöhung der Freibeträge der Eltern, die teilweise weniger als zehn Prozent ausmacht, gleicht nicht einmal die Inflationsentwicklung seit dem Jahr 2001 aus. Ein unerwünschter Nebeneffekt der Reform ist, dass sich der BAFöG-Anspruch nur in der mittleren Einkommensgruppe effektiv erhöht hat. Ohne die Reform hätten gut 76 Prozent aller Abiturienten innerhalb von fünf Jahren nach Abschluss des Abiturs ein Studium an einer Universität oder Fachhochschule begonnen. Durch die Reform hat sich diese Wahrscheinlichkeit nur um rund einen Prozentpunkt erhöht. Eine jährliche automatische Anpassung der BAFöG-Sätze an die Entwicklung der Verbraucherpreise hätte zwar den gleichen - geringen - Effekt auf die Studienbereitschaft. Dieses Verfahren würde aber zumindest die unerwünschten Nebenwirkungen des derzeitigen Verfahrens ausschließen. BAFöG-Reform 2008: Kaum Auswirkungen auf die Studienaufnahme von Abiturienten. Von Viktor Steiner und Katharina Wrohlich. In: Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 30/2008.

Links

keyboard_arrow_up