Statement vom 18. Oktober 2023
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat eine Initiative gestartet, um ukrainische Geflüchtete in Deutschland schneller in Arbeit zu bringen. Er setzt dabei auf die engere Betreuung Geflüchteter durch die Jobcenter und Selbstverpflichtung von Unternehmen. Entrepreneur-Experte Alexander S. Kritikos, Mitglied im Vorstand des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), kommentiert diese Initiative:
Die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt kann angesichts des demografischen Wandels zur Linderung des erheblichen Arbeitskräftebedarfs in Deutschland beitragen. Daher geht die Initiative von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und der Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, in die richtige Richtung. Notwendig ist dazu eine engmaschige Abstimmung der Prozesse zwischen der Bundesagentur für Arbeit und den Unternehmen als zentraler Baustein für den Erfolg der Initiative. Denn die Unternehmen stehen vor zwei Problemen: zum einen die Anerkennung und Beurteilung der Qualifikation der Geflüchteten, zum anderen deren mangelnde Kenntnisse der deutschen Sprache. Es geht nicht darum, dass Geflüchtete perfekt Deutsch sprechen müssen, sondern darum, dass sie in ausreichender Form allgemeine und berufsbegleitende Sprachkurse benötigen, um in den Unternehmen produktiv mitarbeiten zu können. Die Ausgestaltung der Sprachkurse ist daher für die Unternehmen ein essenzieller Bestandteil für eine gelingende Integration. Die Bundesagentur darf sich dabei nicht aus der Verantwortung stehlen und muss die vorhandenen Angebote strukturell weiterentwickeln.
Der Lösungsansatz eignet sich für alle Geflüchteten mit Bleibeperspektive, denen die bürokratischen Hemmnisse die Aufnahme einer Arbeit erschweren. Hinzu kommt, dass bisher Geflüchtete nach dem so genannten Königsteiner Schlüssel zugeteilt werden, wonach sie im Verhältnis zur Bevölkerung in einzelnen Regionen und deren Wirtschaftskraft angesiedelt werden, was die Bedarfe auf den lokalen Arbeitsmärkten ignoriert. Entsprechend sollte sich die Politik eher dafür einsetzen, die regionale Zuteilung der Geflüchteten stärker am Arbeitskräftebedarf ausrichten.
Zweifelsohne ist es eine besonders große Herausforderung, das Arbeitsangebot der Geflüchteten mit der Nachfrage nach Arbeitskräften in Einklang zu bringen. Aber eine Herausforderung, von deren Lösung beide Seiten profitieren werden.
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