Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern in Großstädten viel geringer als auf dem Land

Pressemitteilung vom 13. August 2008

In ländlichen Regionen ist das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern erheblich höher als in Ballungsräumen. Zu diesem Ergebnis kommt das DIW Berlin in einer Studie auf der Grundlage des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). "Hochqualifizierte Frauen haben in Großstädten bessere Beschäftigungschancen", sagte dazu Elke Holst, eine der Autorinnen der Studie. Hinzu kommt, dass Frauen bei hoher regionaler Arbeitslosigkeit höhere Verdienstabschläge als Männer hinnehmen müssen.
Grundlage der Studie waren die Bruttostundenverdienste von Angestellten im der Jahre 2005 und 2006. Die Lücke zwischen der Entlohnung von Frauen und Männern mit gleicher Qualifikation - der sogenannte "gender pay gap" - ist in den letzten Jahren im gesamtdeutschen Durchschnitt mit 30 Prozent mehr oder weniger konstant geblieben. In Großstädten verdienten Frauen jedoch nur zwölf Prozent weniger als Männer, während in ländlichen Regionen der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen mit 33 Prozent fast dreimal so hoch ist. Hinzu kommt, dass bei einer hohen Arbeitslosigkeit in einer Region, die Verdienste insbesondere von Frauen sinken. So verringert sich bei einer Verdopp-lung der regionalen Arbeitslosenquote das Einkommen der Frauen um mehr als sechs Prozent. Bei Männern konnte dieser Zusammenhang nicht nachgewiesen werden. Ursache dafür könnte die geringere Mobilität von Frauen aufgrund familiärer Verpflichtungen sein. Außerdem konzentrieren sich Frauen auf weniger Berufe als Männer und unterliegen damit einer stärkeren Konkurrenz. Männer verdienen – unter Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren auf den Verdienst – in Großstädten grundsätzlich fast neun Prozent mehr als in ländlichen Gebieten. Ein ähnlicher Effekt konnte bei Frauen nicht festgestellt werden. "Die Lohnlücke ist in Großstädten nur deshalb geringer, weil die Frauen dort besser qualifiziert sind. Hingegen können Männer offenbar die Vorteile der Großstadt besser nutzen", sagte DIW-Expertin Elke Holst. Dies zeige, dass selbst eine eher egalitäre Großstadtkultur nicht automatisch zu einer gleichen Entlohnung der Geschlechter führe. "Gender Pay Gap": In Großstädten geringer als auf dem Land. Von Anne Busch und Elke Holst. In: Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 33/2008

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