Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 2 / 2023, S. 101-113
Paul Berenberg-Gossler, Jörg S. Haas, Kay Seemann
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Seit Juli 2022 hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Geldpolitik nach anfänglichem Zögern in noch nie dagewesenem Tempo gestrafft. In diesem Beitrag betrachten wir diese Entwicklung aus drei Perspektiven. Erstens zeigen wir, wie deutlich erhöhte Inflationsraten und Leitzinsen die Rahmenbedingungen für den deutschen Versicherungssektor verändern und manche vermeintlichen Gewissheiten der letzten Jahre in Zweifel ziehen. So steigen einerseits Schadenssummen erheblich, andererseits verbessern sich die Möglichkeiten zur Kapitalanlage insbesondere für Lebensversicherer. Zweitens fassen wir mögliche Auswirkungen auf die Finanzstabilität zusammen. Drittens diskutieren wir, ob die geldpolitische Umkehr den Beginn einer Zeitenwende darstellt oder nur eine kurzzeitige Abweichung von einem langfristigen Trend zu niedrigeren Zinsen.
Since July 2022, the European Central Bank (ECB) has tightened its monetary policy at an unprecedented pace. In this article, we examine this development from three perspectives. Firstly, we demonstrate how significantly increased inflation rates and interest rates have altered the business environment of the German insurance sector, casting doubt on some perceived certainties. On one hand, this leads to considerable increases in claim amounts, while on the other hand, it improves investment opportunities, particularly for life insurers. Secondly, we summarize the potential implications for financial stability. Thirdly, we discuss whether this monetary policy reversal represents the beginning of a paradigm shift or merely a temporary deviation from a long-term trend towards lower interest rates.
Themen: Konjunktur, Geldpolitik, Europa
JEL-Classification: E31;E43;G22
Keywords: Insurance Companies, monetary policy, financial stability
DOI:
https://doi.org/10.3790/vjh.92.2.101