DIW Wochenbericht 3 / 2024, S. 26-36
Virginia Sondergeld, Katharina Wrohlich, Anja Kirsch
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Die Zahl der Vorständinnen ist in großen Unternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr erneut gestiegen: In den 200 umsatzstärksten Unternehmen waren im Spätherbst 2023 rund 18 Prozent (153 von 875) aller Vorstandsmitglieder Frauen, etwa zwei Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor. Damit hat die Dynamik wieder leicht zugenommen. In manchen der untersuchten Unternehmensgruppen lag der Wert sogar höher, beispielsweise bei den DAX-40-Unternehmen mit 23 Prozent. Die größten Banken und Versicherungen, die in den vergangenen Jahren deutlich hinter den übrigen Unternehmen der Privatwirtschaft und den Unternehmen mit Bundesbeteiligung lagen, konnten etwas aufholen. Die Entwicklung geht vielerorts darauf zurück, dass Unternehmen erstmals eine Frau in den Vorstand berufen haben. Darüber hinaus tut sich (noch?) nicht viel. Zudem ist die Zahl der Frauen, die einen Vorstandsvorsitz innehaben, in vielen Unternehmensgruppen gesunken. Mehr Engagement sowohl innerhalb (etwa durch den Aufsichtsrat) als auch außerhalb der Unternehmen (etwa durch Investor*innen) ist nötig, um Geschlechterparität in hohen Führungspositionen zu erreichen.
Im Managerinnen-Barometer des DIW Berlin werden seit dem Jahr 2006 die FrauenanteileIm Rahmen der Erstellung dieses Berichts wurde überwiegend mit einem binären Verständnis von Geschlecht gearbeitet. Das Geschlecht der untersuchten Personen wurde anhand des Vornamens, der Pronomen und des Erscheinungsbildes bestimmt, hierbei gab es in diesem Jahr keinen Fall einer Person, bei der eine nichtbinäre Geschlechtsidentität erkannt werden konnte. Den Autorinnen ist jedoch bewusst, dass nicht jede nichtbinäre Person ihre Geschlechtsidentität nach außen kenntlich macht. in Vorständen und Geschäftsführungen (nachfolgend Vorstände) sowie in Aufsichts-, Verwaltungs- und Beiräten sowie Kuratorien (nachfolgend Aufsichtsräte) der größten Unternehmen in Deutschland dokumentiert.Zuletzt im Jahr 2023, vgl. Anja Kirsch, Virginia Sondergeld und Katharina Wrohlich (2023): Erneut mehr Frauen in Vorständen großer Unternehmen – durch Beteiligungsgebot angestoßene Dynamik lässt aber nach. DIW Wochenbericht Nr. 3/4, 22–33 (online verfügbar; abgerufen am 15. Dezember 2023. Dies gilt auch für alle anderen Online-Quellen dieses Berichts, sofern nicht anders vermerkt). Zudem wird dargestellt, wie viele Frauen als Vorsitzende eines Vorstands beziehungsweise als Vorstandssprecherinnen (nachfolgend Vorstandsvorsitzende) sowie als Aufsichtsratsvorsitzende tätig sind. Diese Frauenanteile werden in diesem Bericht für die 200 – gemessen am Umsatz – größten Unternehmen in Deutschland,Die Auswahl der 100 beziehungsweise 200 nach Umsatz größten Unternehmen erfolgte auf Basis der Publikation „Die 100 größten Unternehmen“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Beilage vom 4. Juli 2023). Anders als der Titel vermuten lässt, beinhaltet die Publikation die 200 größten Unternehmen des Landes. für alle DAX-Unternehmen,Die Liste der börsennotierten Unternehmen in den einzelnen DAX-Gruppen wurde der Seite boerse.de entnommen (online verfügbar, abgerufen am 24. November 2023). alle Unternehmen mit BundesbeteiligungDie vollständige Liste aller Unternehmen mit unmittelbarer Bundesbeteiligung wurde dem Beteiligungsbericht des Bundes 2022 entnommen, der am 28. Februar 2023 veröffentlicht wurde (online verfügbar). sowie für die 100 – gemessen an der Bilanzsumme – größten BankenDie Auswahl der nach der Bilanzsumme 100 größten Banken und Sparkassen erfolgte nach Anja U. Kraus und Harald Kuck (2023): Die Top 100 der Deutschen Kreditwirtschaft. Die Bank, Zeitschrift für Bankpolitik und Praxis, Heft 07, 14–25. und – nach Beitragseinnahmen – 60 größten VersicherungenDie Auswahl der nach Beitragseinnahmen 60 größten Versicherungen erfolgte auf Basis einer Sonderauswertung des Kölner Instituts für Versicherungsinformation und Wirtschaftsdienste (KIVI). Zudem wurden die größten Rückversicherungsunternehmen aus der Rückversicherungsstatistik 2021 mit Stichtag 31.12.2021, veröffentlicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Juni 2023, in die Gruppe der 60 größten Versicherungsunternehmen integriert. erfasst. Weiterhin werden die Frauenanteile in Vorständen und Aufsichtsräten auch gesondert für die von der Geschlechterquote für Aufsichtsräte sowie die von der Mindestbeteiligung für Vorstände betroffenen UnternehmenDie Liste der im Herbst 2023 der Geschlechterquote im Aufsichtsrat unterliegenden Unternehmen wurde den Autorinnen dankenswerterweise von der Initiative FidAR e.V. zur Verfügung gestellt. berichtet. Zusammen genommen enthält das DIW Managerinnen-Barometer somit Informationen zu mehr als 500 Unternehmen in Deutschland.
Die hier veröffentlichten Zahlen wurden vom 15. bis zum 27. November 2023 recherchiert.Die Autorinnen danken Lana Lemke und Alina Meiner für ihre exzellente Unterstützung bei der Datenrecherche. Die Angaben beruhen auf den Selbstdarstellungen der Unternehmen im Internet, den Geschäftsberichten des Jahres 2022, dem Beteiligungsbericht des Bundes für das Jahr 2022, dem Bundesanzeiger sowie auf Anfragen des DIW Berlin bei den Unternehmen.
Der Frauenanteil in den Vorständen der 200 umsatzstärksten Unternehmen (ohne den Finanzsektor) lag im vierten Quartal des Jahres 2023 bei rund 18 Prozent (Tabelle 1 und Abbildung 1). Gegenüber dem Vorjahr waren das fast zwei Prozentpunkte mehr. Somit ist die Entwicklung – nach der eher verhaltenen Dynamik im Jahr zuvor – wieder etwas in Fahrt gekommen. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Frauenanteil in den Vorständen dieser Unternehmensgruppe somit fast verdoppelt.
Top-200-Unternehmen | Top-100-Unternehmen | |||||||||||||
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2006 | 2011 | 2016 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2006 | 2011 | 2016 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | |
Vorstände/Geschäftsführungen | ||||||||||||||
Unternehmen insgesamt | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 195 | 197 | 200 | 193 | 197 | 197 | 197 | 97 | 100 | 100 | 96 | 97 | 98 | 97 |
Mit Frauen im Vorstand | 9 | 22 | 61 | 81 | 101 | 104 | 110 | 1 | 11 | 35 | 48 | 60 | 58 | 63 |
Anteil in Prozent | 4,6 | 11,2 | 30,5 | 42,0 | 51,3 | 52,8 | 55,8 | 1,0 | 11,0 | 35,0 | 50,0 | 61,9 | 59,2 | 64,9 |
Mitglieder insgesamt | 953 | 942 | 931 | 878 | 944 | 935 | 875 | 531 | 533 | 498 | 468 | 482 | 479 | 459 |
Männer | 942 | 914 | 855 | 777 | 805 | 789 | 722 | 530 | 520 | 455 | 404 | 403 | 395 | 370 |
Frauen | 11 | 28 | 76 | 101 | 139 | 146 | 153 | 1 | 13 | 43 | 64 | 79 | 84 | 89 |
Anteil der Frauen in Prozent | 1,2 | 3,0 | 8,2 | 11,5 | 14,7 | 15,6 | 17,5 | 0,2 | 2,4 | 8,6 | 13,7 | 16,4 | 17,5 | 19,4 |
Vorsitze insgesamt | 195 | 198 | 176 | 183 | 176 | 179 | 181 | 97 | 100 | 94 | 95 | 90 | 90 | 92 |
Männer | 195 | 197 | 171 | 176 | 162 | 169 | 172 | 97 | 100 | 94 | 91 | 84 | 85 | 88 |
Frauen | 0 | 1 | 5 | 7 | 14 | 10 | 9 | 0 | 0 | 0 | 4 | 6 | 5 | 4 |
Anteil der Frauen in Prozent | 0 | 0,5 | 2,9 | 3,8 | 8,0 | 5,6 | 5,0 | 0 | 0 | 0 | 4,2 | 6,7 | 5,6 | 4,3 |
Aufsichts-/Verwaltungsräte | ||||||||||||||
Unternehmen insgesamt | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | 200 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 170 | 163 | 154 | 154 | 160 | 166 | 161 | 87 | 90 | 81 | 83 | 86 | 89 | 87 |
Mit Frauen im Aufsichtsrat | 110 | 118 | 138 | 145 | 149 | 156 | 155 | 65 | 68 | 74 | 79 | 81 | 85 | 84 |
Anteil in Prozent | 64,7 | 72,4 | 89,6 | 94,2 | 93,1 | 94,0 | 96,3 | 74,7 | 75,6 | 91,4 | 95,2 | 94,2 | 95,5 | 96,6 |
Mitglieder insgesamt | 2500 | 2268 | 2160 | 2074 | 2183 | 2160 | 2148 | 1389 | 1326 | 1198 | 1252 | 1317 | 1302 | 1326 |
Männer | 2304 | 1999 | 1671 | 1453 | 1519 | 1493 | 1470 | 1270 | 1178 | 922 | 866 | 910 | 894 | 900 |
Frauen | 196 | 269 | 489 | 621 | 664 | 667 | 678 | 119 | 148 | 276 | 386 | 407 | 408 | 426 |
Anteil der Frauen in Prozent | 7,8 | 11,9 | 22,6 | 29,9 | 30,4 | 30,9 | 31,6 | 8,6 | 11,2 | 23,0 | 30,8 | 30,9 | 31,3 | 32,1 |
Vorsitze insgesamt | 170 | 167 | 153 | 153 | 160 | 166 | 161 | 87 | 91 | 80 | 83 | 86 | 89 | 87 |
Männer | 167 | 164 | 150 | 145 | 150 | 155 | 148 | 85 | 88 | 78 | 79 | 81 | 82 | 80 |
Frauen | 3 | 3 | 3 | 8 | 10 | 11 | 13 | 2 | 3 | 2 | 4 | 5 | 7 | 7 |
Anteil der Frauen in Prozent | 1,8 | 1,8 | 2,0 | 5,2 | 6,3 | 6,6 | 8,1 | 2,3 | 3,3 | 2,5 | 4,8 | 5,8 | 7,9 | 8,0 |
1 Die Zahlen für das Jahr 2023 wurden vom 15. bis 27. November 2023 recherchiert.
Zahlen für sämtliche Jahre seit 2006 und eine namentliche Auflistung aller Vorständinnen der Top-100-Unternehmen im Jahr 2023 sind hier abrufbar: www.diw.de/managerinnen
Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.
Ähnlich verlief die Entwicklung in den Top-100-Unternehmen: Dort stieg der Frauenanteil in den Vorständen ebenfalls um fast zwei Prozentpunkte und lag im Spätherbst 2023 bei über 19 Prozent. Auch dies entspricht fast einer Verdoppelung des Frauenanteils seit dem Jahr 2018.
Dieser Zunahme beim Frauenanteil in den Vorständen steht allerdings eine rückläufige Entwicklung beim Frauenanteil unter den Vorstandsvorsitzenden gegenüber: Sowohl in den Top-200- als auch in den Top-100-Unternehmen ging die Anzahl der Frauen, die einen Vorstandsvorsitz innehatten, um jeweils eine Person zurück. Bei den Top-200-Unternehmen waren es im Herbst 2023 nur noch neun Unternehmen (entspricht fünf Prozent) mit einer Frau als Vorstandsvorsitzender, bei den Top-100-Unternehmen nur noch vier (entspricht etwas mehr als vier Prozent).Top-200: Aline Seifert (Alliance Healthcare Deutschland AG), Anna Maria Braun (B. Braun Melsungen), Barbara Koch (TD Synnex Deutschland), Belén Garijo (Merck KGaA), Magdalena Weigel (Städtische Werke Nürnberg), Marianne Janik (Microsoft Deutschland GmbH), Nicola Leibinger-Kammüller (Trumpf Gruppe), Sabine Nikolaus (Boehringer Ingelheim), Susanna Zapreva (Enercity AG).
In den Aufsichtsräten liegt der Frauenanteil nach wie vor auf deutlich höherem Niveau als in den Vorständen. Zuletzt nahm er sowohl in den 200 als auch in den 100 umsatzstärksten Unternehmen des Landes um jeweils knapp einen Prozentpunkt zu. Mit in beiden Fällen rund 32 Prozent sind die Aufsichtsräte im Durchschnitt nun schon seit mehreren Jahren zu knapp einem Drittel mit Frauen besetzt.
Die Zahl der Frauen, die einen Aufsichtsrat anführten, ist in der Gruppe der Top-200-Unternehmen von elf im Jahr 2022 auf 13 im Spätherbst 2023 gestiegen.Top-200: Anna Borg (Vattenfall Deutschland), Anja Ritschel (Enercity AG), Bettina Würth (Würth-Gruppe), Cathrina Claas-Mühlhäuser (Claas KGaA mbH), Catherine Vandenborre (50Hertz Transmission GmbH), Clara C. Streit (Vonovia), Héloïse Temple-Boyer (Puma SE), Jasmin Staiblin (Rolls-Royce Power Systems AG), Manon van Beek (Tennet TSO GmbH), Petra Hesser (Globus Holding GmbH&Co. KG), Petra Scharner-Wolff (Helm AG), Roswitha Bensching (Vinci Deutschland), Simone Bagel-Trah (Henkel). Dies entspricht einem Frauenanteil von gut acht Prozent. Bei den Top-100-Unternehmen gab es im vierten Quartal 2023 weiterhin sieben Frauen (entspricht acht Prozent), die einen Aufsichtsratsvorsitz innehatten.
Der Frauenanteil in den Vorständen der 160 untersuchten börsennotierten Unternehmen (DAX-40, MDAX, SDAX und TecDAX) betrug im Spätherbst 2023 gut 18 Prozent und lag damit fast drei Prozentpunkte über dem Vorjahreswert (ohne Tabelle). Somit schneiden die 160 DAX-Unternehmen bezüglich des Frauenanteils in den Vorständen sehr ähnlich ab wie die Top-200- beziehungsweise Top-100-Unternehmen.
Hinter dem Durchschnitt aller 160 im DAX gelisteten Unternehmen verbergen sich jedoch große Unterschiede zwischen den einzelnen DAX-Gruppen: Die im DAX-40 vertretenen größten börsennotierten Unternehmen liegen beim Frauenanteil in den Vorständen schon seit über zehn Jahren vor den im SDAX, MDAX oder TecDAX vertretenen Unternehmen (Tabelle 2 und Tabelle 3). Besonders von 2020 bis 2022 konnte die DAX-40-Gruppe starke Zuwächse beim Frauenanteil auf der Vorstandsebene verzeichnen – von knapp 15 Prozent im Jahr 2020 ging es bis auf knapp 22 Prozent im Jahr 2022 nach oben. Zuletzt hat diese Dynamik etwas nachgelassen – im vierten Quartal 2023 lag der Frauenanteil in den Vorständen der DAX-40-Unternehmen bei 23 Prozent und damit nur um gut einen Prozentpunkt über dem Wert im Jahr zuvor. Zahlenmäßig bedeutet dies, das von insgesamt 256 Vorstandsmitgliedern in den 40 größten börsennotierten Unternehmen im Spätherbst vergangenen Jahres 59 Frauen waren.
DAX-30/DAX-402 | MDAX3 | ||||||||||||
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2008 | 2012 | 2016 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2011 | 2016 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | |
Vorstände/Geschäftsführungen | |||||||||||||
Unternehmen insgesamt | 30 | 30 | 30 | 30 | 40 | 40 | 40 | 50 | 50 | 60 | 50 | 50 | 50 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 30 | 30 | 30 | 29 | 39 | 39 | 40 | 50 | 50 | 60 | 50 | 50 | 50 |
Mit Frauen im Vorstand | 1 | 13 | 17 | 21 | 31 | 33 | 38 | 5 | 7 | 24 | 20 | 18 | 30 |
Anteil in Prozent | 3,3 | 43,3 | 56,7 | 72,4 | 79,5 | 84,6 | 95,0 | 10,0 | 14,0 | 40,0 | 40,0 | 36,0 | 60,0 |
Mitglieder insgesamt | 183 | 193 | 195 | 178 | 234 | 243 | 256 | 213 | 206 | 250 | 193 | 189 | 197 |
Männer | 182 | 178 | 173 | 152 | 193 | 190 | 197 | 208 | 197 | 220 | 170 | 166 | 161 |
Frauen | 1 | 15 | 22 | 26 | 41 | 53 | 59 | 5 | 9 | 30 | 23 | 23 | 35 |
Anteil der Frauen in Prozent | 0,5 | 7,8 | 11,3 | 14,6 | 17,5 | 21,8 | 23,0 | 2,3 | 4,4 | 12,0 | 11,9 | 12,2 | 17,8 |
Vorsitze insgesamt | 30 | 30 | 30 | 29 | 39 | 39 | 40 | 50 | 48 | 59 | 49 | 49 | 49 |
Männer | 30 | 30 | 30 | 29 | 38 | 37 | 39 | 50 | 48 | 57 | 47 | 47 | 47 |
Frauen | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 2 | 1 | 0 | 0 | 2 | 2 | 2 | 2 |
Anteil der Frauen in Prozent | 0 | 0 | 0 | 0,0 | 2,6 | 5,1 | 2,5 | 0 | 0 | 3,4 | 4,1 | 4,1 | 4,1 |
Aufsichts-/Verwaltungsräte | |||||||||||||
Unternehmen insgesamt | 30 | 30 | 30 | 30 | 40 | 40 | 40 | 50 | 50 | 60 | 50 | 50 | 50 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 30 | 30 | 30 | 29 | 39 | 39 | 39 | 50 | 49 | 60 | 50 | 49 | 50 |
Mit Frauen im Aufsichtsrat | 27 | 28 | 30 | 29 | 39 | 39 | 39 | 35 | 45 | 55 | 45 | 47 | 49 |
Anteil in Prozent | 90,0 | 93,3 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 70,0 | 91,8 | 91,7 | 90,0 | 95,9 | 100 |
Mitglieder insgesamt | 527 | 494 | 490 | 452 | 544 | 574 | 608 | 581 | 579 | 629 | 527 | 518 | 541 |
Männer | 458 | 398 | 342 | 287 | 355 | 360 | 376 | 515 | 427 | 420 | 353 | 343 | 346 |
Frauen | 69 | 96 | 148 | 165 | 189 | 214 | 232 | 66 | 152 | 209 | 174 | 175 | 195 |
Anteil der Frauen in Prozent | 13,1 | 19,4 | 30,2 | 36,5 | 34,7 | 37,3 | 38,2 | 11,4 | 26,3 | 33,2 | 33,0 | 33,8 | 36,0 |
Vorsitze insgesamt | k.A. | 30 | 30 | 29 | 39 | 39 | 39 | 50 | 48 | 60 | 50 | 49 | 50 |
Männer | k.A. | 29 | 29 | 28 | 36 | 35 | 37 | 50 | 47 | 57 | 49 | 47 | 48 |
Frauen | k.A. | 1 | 1 | 1 | 3 | 4 | 2 | 0 | 1 | 3 | 1 | 2 | 2 |
Anteil der Frauen in Prozent | k.A. | 3,3 | 3,3 | 3,4 | 7,7 | 10,3 | 5,1 | 0 | 2,1 | 5,0 | 2,0 | 4,1 | 4,0 |
1 Die Zahlen für das Jahr 2023 wurden vom 15. bis 27. November 2023 recherchiert.
2 Seit 20. September 2021 umfasst die Gruppe der größten börsennotierten Unternehmen 40 statt 30 Mitglieder.
3 Im Gegenzug zur Ausweitung der DAX-30- auf DAX-40-Gruppe wurde der MDAX im Herbst 2021 um zehn Unternehmen verkleinert.
Zahlen für weitere Jahre sind online abrufbar: www.diw.de/managerinnen
Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.
SDAX | TecDAX | |||||||||||
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2011 | 2016 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2013 | 2016 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | |
Vorstände/Geschäftsführungen | ||||||||||||
Unternehmen insgesamt | 50 | 50 | 70 | 70 | 70 | 70 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 50 | 50 | 70 | 70 | 70 | 70 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 |
Mit Frauen im Vorstand | 6 | 11 | 19 | 30 | 31 | 31 | 8 | 2 | 8 | 10 | 11 | 17 |
Anteil in Prozent | 12,0 | 22,0 | 27,1 | 42,9 | 44,3 | 44,3 | 26,7 | 6,7 | 26,7 | 33,3 | 36,7 | 56,7 |
Mitglieder insgesamt | 168 | 178 | 258 | 262 | 276 | 264 | 107 | 107 | 120 | 118 | 121 | 127 |
Männer | 160 | 167 | 238 | 229 | 242 | 226 | 98 | 103 | 107 | 102 | 102 | 101 |
Frauen | 8 | 11 | 20 | 33 | 34 | 38 | 9 | 4 | 13 | 16 | 19 | 26 |
Anteil der Frauen in Prozent | 4,8 | 6,2 | 7,8 | 12,6 | 12,3 | 14,4 | 8,4 | 3,7 | 10,8 | 13,6 | 15,7 | 20,5 |
Vorsitze insgesamt | 50 | 49 | 69 | 70 | 70 | 70 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 |
Männer | 49 | 49 | 66 | 64 | 65 | 65 | 30 | 29 | 29 | 28 | 29 | 30 |
Frauen | 1 | 0 | 3 | 6 | 5 | 5 | 0 | 1 | 1 | 2 | 1 | 0 |
Anteil der Frauen in Prozent | 2,0 | 0 | 4,3 | 8,6 | 7,1 | 7,1 | 0 | 3,3 | 3,3 | 6,7 | 3,3 | 0 |
Aufsichts-/Verwaltungsräte | ||||||||||||
Unternehmen insgesamt | 50 | 50 | 70 | 70 | 70 | 70 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 | 30 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 50 | 50 | 70 | 70 | 70 | 70 | 30 | 30 | 30 | 30 | 29 | 30 |
Mit Frauen im Aufsichtsrat | 21 | 36 | 57 | 60 | 62 | 62 | 19 | 23 | 26 | 27 | 28 | 27 |
Anteil in Prozent | 42,0 | 72,0 | 81,4 | 85,7 | 88,6 | 88,6 | 63,3 | 76,7 | 86,7 | 90,0 | 96,6 | 90,0 |
Mitglieder insgesamt | 346 | 414 | 622 | 612 | 643 | 623 | 207 | 215 | 266 | 269 | 281 | 292 |
Männer | 309 | 326 | 443 | 418 | 435 | 417 | 174 | 166 | 182 | 176 | 175 | 180 |
Frauen | 37 | 88 | 179 | 194 | 208 | 206 | 33 | 49 | 84 | 93 | 106 | 112 |
Anteil der Frauen in Prozent | 10,7 | 21,3 | 28,8 | 31,7 | 32,3 | 33,1 | 15,9 | 22,8 | 31,6 | 34,6 | 37,7 | 38,4 |
Vorsitze insgesamt | 50 | 49 | 70 | 70 | 70 | 70 | 30 | 30 | 30 | 30 | 29 | 30 |
Männer | 50 | 48 | 67 | 66 | 67 | 68 | 29 | 28 | 28 | 27 | 28 | 28 |
Frauen | 0 | 1 | 3 | 4 | 3 | 2 | 1 | 2 | 2 | 3 | 1 | 2 |
Anteil der Frauen in Prozent | 0 | 2,0 | 4,3 | 5,7 | 4,3 | 2,9 | 3,3 | 6,7 | 6,7 | 10,0 | 3,4 | 6,7 |
1 Die Zahlen für das Jahr 2023 wurden vom 15. bis 27. November 2023 recherchiert.
Zahlen für weitere Jahre sind online abrufbar: www.diw.de/managerinnen
Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.
Deutlich stärker zugelegt haben hingegen die MDAX-Unternehmen: Hier stieg der Frauenanteil in den Vorständen um fast sechs Prozentpunkte und betrug zuletzt knapp 18 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung nahmen die TecDAX-Unternehmen (Tabelle 3): Auch hier legte der Frauenanteil in den Vorständen vergleichsweise stark zu, um knapp fünf Prozentpunkte auf zuletzt rund 21 Prozent. Deutlich schwächer entwickelte sich der Frauenanteil in den Vorständen der SDAX-Unternehmen: Erstens war er mit gut 14 Prozent der geringste aller DAX-Gruppen und zweitens war die Dynamik mit einem Anstieg von etwa zwei Prozentpunkten nicht sonderlich groß.
Im Gegensatz zu der positiven Entwicklung des Frauenanteils in den Vorständen war – wie auch bei den Top-200- und Top-100-Unternehmen – die Entwicklung des Frauenanteils unter den Vorstandsvorsitzenden rückläufig oder stagnierte. Während es 2022 zwei DAX-40-Unternehmen mit Frauen als Vorstandsvorsitzenden gab, war es im Spätherbst 2023 nur noch eine (Belén Garijo, CEO von Merck). Unter den TecDAX-Unternehmen gab es 2022 eine Frau als Vorstandsvorsitzende, im Spätherbst 2023 jedoch keine mehr. Bei den MDAX- und SDAX-Unternehmen gab es hingegen keine Veränderung: Hier hatten im vierten Quartal des vergangenen Jahres wie bereits im Jahr zuvor zwei beziehungsweise fünf Frauen den Vorstandsvorsitz inne. Im Gegensatz zum Frauenanteil unter den Vorstandsmitgliedern insgesamt lagen mit Blick auf die Vorstandsvorsitze die SDAX-Unternehmen mit etwas mehr als sieben Prozent vorne.MDAX: Claudia Hoyer (TAG Immobilien AG), Helen Giza (Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA). SDAX: Britta Giesen (Pfeiffer Vacuum Technology AG), Marika Lulay (GFT Technologies), Petra von Strombeck (New Work SE), Jalin Ketter (PVA TePla AG), Yvonne Rostock (Cewe Stiftung).
In den Aufsichtsräten lag der Frauenanteil im Durchschnitt aller 160 DAX-Unternehmen im Spätherbst 2023 bei knapp 36 Prozent und damit etwa zwei Prozentpunkte über dem Wert im Jahr zuvor (ohne Tabelle).
Den höchsten Frauenanteil in den Aufsichtsräten hatten – wie auch in den Vorständen – die DAX-40- und die TecDAX-Unternehmen (jeweils gut 38 Prozent), gefolgt von den MDAX-Unternehmen (36 Prozent) und den SDAX-Unternehmen (etwas mehr als 33 Prozent). Die Dynamik war bei den MDAX-Unternehmen zuletzt am größten, hier hat der Frauenanteil in den Aufsichtsräten um über zwei Prozentpunkte zugelegt. In den anderen DAX-Gruppen lag der Zuwachs mit jeweils rund einem Prozentpunkt darunter.
Keinen weiteren Anstieg gab es – mit Ausnahme der TecDAX-Unternehmen – beim Frauenanteil unter den Aufsichtsratsvorsitzenden. Im Gegenteil: Bei den DAX-40-Unternehmen hat sich die Zahl der Frauen, die einen Aufsichtsratsvorsitz innehaben, gegenüber dem Vorjahr von vier auf zwei halbiert. Demnach stand im vierten Quartal 2023 in nur noch gut fünf Prozent der Unternehmen dieser Gruppe eine Frau an der Spitze des Kontrollgremiums. Bei den MDAX-Unternehmen blieb die Zahl der Frauen als Aufsichtsratsvorsitzende mit zwei konstant (vier Prozent), bei den SDAX-Unternehmen war ebenfalls ein Rückgang (von drei auf zwei Vorsitze) zu verzeichnen, der Frauenanteil bei den Aufsichtsratsvorsitzenden lag somit im Spätherbst 2023 nur noch bei knapp drei Prozent. Lediglich bei den TecDAX-Unternehmen gab es im Vorjahresvergleich eine zusätzliche Frau als Aufsichtsratsvorsitzende: Zwei Frauen (das entspricht knapp sieben Prozent) hatten in dieser Unternehmensgruppe im vierten Quartal des vergangenen Jahres einen Aufsichtsratsvorsitz inne.DAX-40: Simone Bagel-Trah (Henkel), Clara C. Streit (Vonovia). MDAX: Iris Löw-Friedrich (Evotec SE), Héloïse Temple-Boyer (Puma SE). SDAX: Claudia Badstöber (Kontron AG), Ayla Busch (Pfeiffer Vacuum Technology AG). TecDAX: Iris Löw-Friedrich (Evotec SE), Claudia Badstöber (Kontron AG).
Beteiligungsunternehmen des Bundes sind aufgrund ihrer teilweise geringen Größe nur begrenzt vergleichbar mit den anderen untersuchten Unternehmensgruppen.Die Beteiligungsunternehmen des Bundes sind eine sehr heterogene Gruppe, die sehr große Unternehmen wie die Deutsche Telekom AG und die Deutsche Bahn AG beinhaltet, aber auch zum Teil sehr kleine Unternehmen im Bereich Kultur oder Wissenschaft wie das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH (WZB), das Futurium gGmbH oder die Bayreuther Festspiele GmbH. Zudem sind im Unterschied zur Privatwirtschaft Aufsichtsratssitze in öffentlichen Unternehmen oftmals an eine Führungsposition in der öffentlichen Verwaltung oder an politische Mandate gekoppelt. Durch diese funktionsgebundene Gremienbesetzung wird der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der öffentlichen Unternehmen vom Frauenanteil in den höheren Ebenen der öffentlichen Verwaltung und in politischen Ämtern beeinflusst.
Wie in den vorherigen Jahren hatten die Unternehmen mit Bundesbeteiligung auch zuletzt einen deutlich höheren Frauenanteil in den Vorständen als privatwirtschaftliche Unternehmen. Im Spätherbst 2023 waren mehr als ein Drittel (gut 34 Prozent) aller Vorstandsmitglieder in Beteiligungsunternehmen des Bundes Frauen – das waren gut vier Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor (Tabelle 4). Zudem ist – im Unterschied zu den großen Unternehmen in der Privatwirtschaft – auch die Zahl der Vorstandsvorsitzenden weiter gestiegen, um vier auf zuletzt 13 Frauen (entspricht einem Anteil von 26 Prozent).Hierbei ist zu beachten, dass in dieser Ausgabe des Managerinnen-Barometers wissenschaftliche Direktor*innen von Unternehmen mit Forschungsschwerpunkt als Vorstandsvorsitzende gezählt wurden, da diese im Vergleich zu administrativen Geschäftsführenden stärker die inhaltliche Strategie des Unternehmens beeinflussen. Hierdurch hat sich die Anzahl der gezählten Vorstandsvorsitze im Vergleich zum letzten Jahr erhöht.
2010 | 2013 | 2017 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | |
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Vorstände/Geschäftsführungen | |||||||
Unternehmen insgesamt | 61 | 60 | 61 | 63 | 66 | 69 | 69 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 60 | 60 | 60 | 63 | 66 | 69 | 68 |
Mit Frauen im Vorstand | 9 | 14 | 22 | 32 | 33 | 36 | 36 |
Anteil in Prozent | 15,0 | 23,3 | 36,7 | 50,8 | 50,0 | 52,2 | 52,9 |
Mitglieder insgesamt | 152 | 143 | 140 | 151 | 162 | 186 | 166 |
Männer | 142 | 125 | 115 | 109 | 117 | 125 | 109 |
Frauen | 10 | 18 | 25 | 42 | 45 | 56 | 57 |
Anteil der Frauen in Prozent | 6,6 | 12,6 | 17,9 | 27,8 | 27,8 | 30,1 | 34,3 |
Vorsitze insgesamt | 54 | 56 | 41 | 46 | 37 | 37 | 50 |
Männer | 51 | 51 | 36 | 35 | 30 | 28 | 37 |
Frauen | 3 | 5 | 5 | 11 | 7 | 9 | 13 |
Anteil der Frauen in Prozent | 5,6 | 8,9 | 12,2 | 23,9 | 18,9 | 24,3 | 26,0 |
Aufsichts-/Verwaltungsräte | |||||||
Unternehmen insgesamt | 61 | 60 | 61 | 63 | 66 | 69 | 69 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 54 | 51 | 51 | 56 | 59 | 61 | 61 |
Mit Frauen im Aufsichtsrat | 46 | 41 | 50 | 56 | 59 | 61 | 60 |
Anteil in Prozent | 85,2 | 80,4 | 98,0 | 100 | 100 | 100 | 98,0 |
Mitglieder insgesamt | 577 | 553 | 530 | 602 | 626 | 623 | 644 |
Männer | 472 | 453 | 368 | 380 | 385 | 369 | 390 |
Frauen | 105 | 100 | 162 | 222 | 241 | 254 | 254 |
Anteil der Frauen in Prozent | 18,2 | 18,1 | 30,6 | 36,9 | 38,5 | 40,8 | 39,4 |
Vorsitze insgesamt | 53 | 47 | 51 | 56 | 59 | 61 | 61 |
Männer | 45 | 39 | 41 | 42 | 40 | 40 | 39 |
Frauen | 8 | 8 | 10 | 14 | 19 | 21 | 22 |
Anteil der Frauen in Prozent | 15,1 | 17,0 | 19,6 | 25,0 | 32,2 | 34,4 | 36,1 |
1 Die Zahlen für das Jahr 2023 wurden vom 15. bis 27. November 2023 recherchiert.
Zahlen für weitere Jahre und die Namen der Frauen, die dem Vorstand oder Aufsichtsrat eines Unternehmens mit Bundesbeteiligung vorsitzen, sind hier abrufbar: www.diw.de/managerinnen
Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.
In den Aufsichtsräten der Unternehmen mit Bundesbeteiligung ist der Frauenanteil hingegen leicht gesunken und lag zuletzt bei gut 39 Prozent (minus gut ein Prozentpunkt). Der Frauenanteil unter den Aufsichtsratsvorsitzenden ist derweil auf über 36 Prozent gestiegen (22 Frauen).Vgl. Übersicht 3 im Online-Anhang des DIW Managerinnen-Barometers (online verfügbar).
Die größten Unternehmen des Finanzsektors – die 100 größten Banken und 60 größten Versicherungen – lagen mit Blick auf die Frauenanteile in den Spitzengremien in den letzten zehn Jahren deutlich hinter den anderen großen Unternehmen der Privatwirtschaft. Zuletzt konnten diese beiden Unternehmensgruppen jedoch aufholen: Im Spätherbst 2023 betrug der Frauenanteil in den Vorständen der 100 größten Banken knapp 17 Prozent (plus gut zwei Prozentpunkte) und war damit ähnlich hoch wie in den 200 größten Unternehmen der Privatwirtschaft ohne den Finanzsektor (Tabelle 5). Bei den 60 größten Versicherungen stieg der Anteil sogar um fast drei Prozentpunkte auf über 18 Prozent. Auch beim Frauenanteil unter den Vorstandsvorsitzenden gab es im Finanzsektor eine positive Entwicklung zu verzeichnen: In den Banken stieg der Anteil der Frauen, die einen Vorstandsvorsitz innehaben, um fast vier Prozentpunkte auf knapp zwölf Prozent, in den Versicherungen um rund drei Prozentpunkte auf gut acht Prozent. Das entsprach elf beziehungsweise fünf Frauen als Vorstandsvorsitzende. Damit lagen die Banken und Versicherungen deutlich über den entsprechenden Werten der übrigen Top-100- oder Top-200-Unternehmen der Privatwirtschaft.Versicherungen: Katja de la Viña (Allianz-Lebensversicherungs-AG), Claudia Andersch (R+V Lebensversicherung AG), Nina Klingspor (Allianz Private Krankenversicherungs-AG), Zeliha Hanning (Württembergische Versicherung AG), Isabella Martorell Naßl (Bayrische Beamtenkrankenkasse AG). Banken: Marion Höllinger (Unicredit Bank AG), Nikola Steinbock (Landwirtschaftliche Rentenbank), Edith Weymayr (Landeskreditbank Baden-Württemberg-Förderbank), Sabine Barthauer (DZ Hyp AG), Silvia Carpitella (Citigroup Global Markets Europe AG), Isabelle Chevelard (Targobank AG), Kathrin Kerls (BMW Bank GmbH), Karin-Brigitte Göbel (Stadtsparkasse Düsseldorf), Eva Wunsch-Weber (Frankfurter Volksbank), Katrin Leonhardt (Sächsische Aufbaubank), Aysel Osmanoglu (GLS Gemeinschaftsbank).
Banken | Versicherungen | |||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2006 | 2011 | 2016 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2006 | 2011 | 2016 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | |
Vorstände/Geschäftsführungen | ||||||||||||||
Unternehmen insgesamt | 100 | 100 | 100 | 100 | 99 | 100 | 99 | 63 | 59 | 59 | 60 | 60 | 60 | 60 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 100 | 100 | 100 | 100 | 99 | 100 | 99 | 63 | 59 | 59 | 59 | 60 | 60 | 60 |
Mit Frauen im Vorstand | 10 | 12 | 30 | 33 | 39 | 42 | 49 | 10 | 14 | 31 | 32 | 32 | 40 | 44 |
Anteil in Prozent | 10,0 | 12,0 | 30,0 | 33,0 | 39,4 | 42,0 | 49,5 | 15,9 | 23,7 | 52,5 | 54,2 | 53,3 | 66,7 | 73,3 |
Mitglieder insgesamt | 442 | 404 | 404 | 392 | 403 | 418 | 423 | 394 | 385 | 357 | 338 | 348 | 392 | 359 |
Männer | 431 | 391 | 371 | 351 | 350 | 358 | 352 | 384 | 370 | 322 | 298 | 302 | 331 | 293 |
Frauen | 11 | 13 | 33 | 41 | 53 | 60 | 71 | 10 | 14 | 35 | 40 | 46 | 61 | 66 |
Anteil der Frauen in Prozent | 2,5 | 3,2 | 8,2 | 10,5 | 13,2 | 14,4 | 16,8 | 2,5 | 3,6 | 9,8 | 11,8 | 13,2 | 15,6 | 18,4 |
Vorsitze insgesamt2 | 100 | 100 | 98 | 98 | 95 | 96 | 95 | 63 | 59 | 59 | 59 | 60 | 60 | 60 |
Männer | 98 | 99 | 94 | 88 | 87 | 88,5 | 84 | 63 | 59 | 58 | 57 | 55 | 57 | 55 |
Frauen | 2 | 1 | 4 | 10 | 8 | 7,5 | 11 | 0 | 0 | 1 | 2 | 5 | 3 | 5 |
Anteil der Frauen in Prozent | 2,0 | 1,0 | 4,1 | 10,2 | 8,4 | 7,8 | 11,6 | 0 | 0 | 1,7 | 3,4 | 8,3 | 5,0 | 8,3 |
Aufsichts-/Verwaltungsräte | ||||||||||||||
Unternehmen insgesamt | 100 | 100 | 100 | 100 | 99 | 100 | 99 | 63 | 59 | 59 | 60 | 60 | 60 | 60 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 100 | 100 | 98 | 99 | 97 | 98 | 92 | 63 | 59 | 59 | 58 | 60 | 58 | 69 |
Mit Frauen im Aufsichtsrat | 89 | 88 | 95 | 97 | 94 | 95 | 90 | 46 | 45 | 52 | 51 | 52 | 49 | 52 |
Anteil in Prozent | 89,0 | 88,0 | 96,9 | 98,0 | 96,9 | 96,9 | 97,8 | 73,0 | 76,3 | 88,1 | 87,9 | 86,7 | 84,5 | 75,4 |
Mitglieder insgesamt | 1633 | 1567 | 1520 | 1585 | 1428 | 1459 | 1406 | 812 | 689 | 639 | 588 | 605 | 618 | 597 |
Männer | 1387 | 1307 | 1194 | 1206 | 1074 | 1083 | 1033 | 720 | 599 | 498 | 445 | 453 | 448 | 427 |
Frauen | 246 | 260 | 326 | 379 | 354 | 376 | 373 | 92 | 90 | 141 | 143 | 153 | 170 | 170 |
Anteil der Frauen in Prozent | 15,1 | 16,6 | 21,4 | 23,9 | 24,8 | 25,8 | 26,5 | 11,3 | 13,1 | 22,1 | 24,3 | 25,3 | 27,5 | 28,5 |
Vorsitze insgesamt | 100 | 100 | 98 | 99 | 97 | 98 | 92 | 63 | 59 | 59 | 58 | 60 | 58 | 59 |
Männer | 97 | 98 | 91 | 92 | 90 | 87 | 83 | 63 | 58 | 58 | 54 | 54 | 54 | 58 |
Frauen | 3 | 2 | 7 | 7 | 7 | 11 | 9 | 0 | 1 | 1 | 4 | 6 | 4 | 1 |
Anteil der Frauen in Prozent | 3,0 | 2,0 | 7,1 | 7,1 | 7,2 | 11,2 | 9,8 | 0 | 1,7 | 1,7 | 6,9 | 10,0 | 6,9 | 1,7 |
1 Die Zahlen für das Jahr 2023 wurden vom 15. bis 27. November 2023 recherchiert.
2 Doppelspitzen werden jeweils als halber Vorsitz gezählt.
Zahlen für weitere Jahre und eine namentliche Auflistung aller Vorständinnen in großen Banken und Versicherungen im Jahr 2023 sind hier abrufbar: www.diw.de/managerinnen
Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.
Im Unterschied zur Entwicklung in den Vorständen ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten des Finanzsektors nur sehr wenig gestiegen – allerdings wie in den anderen Unternehmensgruppen auch auf deutlich höherem Niveau. In den 100 größten Banken ging es um gut einen halben Prozentpunkt auf rund 27 Prozent nach oben. In den 60 größten Versicherungen lag der Frauenanteil in den Kontrollgremien im letzten Quartal 2023 bei rund 29 Prozent (plus einen Prozentpunkt). Frauen als Aufsichtsratsvorsitzende gab es hingegen in beiden Gruppen weniger als ein Jahr zuvor: unter den 100 größten Banken mit neun Frauen zwei weniger als zuvor, das entspricht einem Anteil von knapp zehn Prozent. Unter den 60 größten Versicherungen war es nur noch eine statt zuvor vier Frauen, die im Spätherbst 2023 einen Aufsichtsratsvorsitz innehatte (entspricht einem Anteil von knapp zwei Prozent).Banken: Mona Neubaur (NRW.Bank), Mónica López-Monís Gallego (Santander Consumer Bank AG), Dagmar Kollmann (Citigroup Global Markets Europe AG), Silke Torp (Investitionsbank Schleswig-Holstein), Katrin Lange (Investitionsbank des Landes Brandenburg), Anke Beckemeyer (Sparda-Bank West eG), Gitta Wild (Sparda-Bank Südwest eG), Tamara Bischof (Sparkasse Mainfranken Würzburg), Irene Reifenhäuser-Karnath (GLS Gemeinschaftsbank eG). Versicherungen: Bettina Bornmann (Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG).
Ein Vergleich Deutschlands mit anderen Ländern der Europäischen Union (EU) zeigt, dass der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der größten börsennotierten Unternehmen hierzulande schon seit Anfang der 2010er Jahre über dem Durchschnitt der EU-Länder liegt.Die Zahlen basieren auf Daten der Gender Statistics Database des European Institute for Gender Equality (EIGE): Women and men in decision making/Business and finance: Largest listed companies: CEOs, executives and non-executives (online verfügbar; abgerufen am 29. November 2023). Diese Datenbasis enthält den Frauenanteil in Vorständen beziehungsweise unter Executive Board Members und in Aufsichtsräten beziehungsweise unter Non-Executive Board Members der größten börsennotierten (Blue-Chip-)Unternehmen des jeweiligen Landes. Im Jahr 2023 betrug der Frauenanteil in den Kontrollgremien der größten börsennotierten Unternehmen EU-weit durchschnittlich knapp 36 Prozent (Abbildung 2). Damit lag er mehr als zwei Prozentpunkte unter dem Wert für Deutschland von knapp 38 Prozent.
In den Vorständen beziehungsweise unter den Mitgliedern mit Exekutivfunktion war der Frauenanteil in allen EU-Ländern deutlich geringer als der Frauenanteil in den Kontrollgremien. In Deutschland lag er bis zum Jahr 2021 unter dem EU-Durchschnitt. Erst in den vergangenen zwei Jahren hat Deutschland aufgeholt und verzeichnete in den Vorständen der größten börsennotierten Unternehmen im Jahr 2023 einen Frauenanteil von gut 23 Prozent und damit einen leicht höheren als im EU-Durchschnitt (gut 22 Prozent). Dieser Aufholprozess der vergangenen zwei Jahre ist auch auf die Einführung des gesetzlichen Mindestbeteiligungsgebots von Frauen in Vorständen zurückzuführen.
In Deutschland wurde im Jahr 2015 im Rahmen des ersten Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst (FüPoG I) eine verbindliche Geschlechterquote von 30 Prozent für den Aufsichtsrat beschlossen. Diese gilt für Unternehmen, die sowohl börsennotiert als auch paritätisch mitbestimmt sind. Im Herbst 2023 traf dies auf 101 Unternehmen zu. Für Vorstände wurden erst sechs Jahre später, im Rahmen des zweiten Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst (FüPoG II), verbindliche Vorgaben zur Zusammensetzung des Gremiums nach dem Geschlecht festgehalten. Dieses 2021 beschlossene Gesetz besagt unter anderem, dass Unternehmen, die börsennotiert und paritätisch mitbestimmt sind und einen mindestens vierköpfigen Vorstand haben, mindestens einen Vorstandsposten mit einer Person des unterrepräsentierten Geschlechts besetzen müssen.Eine ausführliche Beschreibung des FüPoG II findet sich in Anja Kirsch, Virginia Sondergeld und Katharina Wrohlich (2022): Geschlechterquoten für Spitzenpositionen der Privatwirtschaft in EU-Ländern: Teils sehr unterschiedlich, aber wirksam. DIW Wochenbericht Nr. 3, 34–42 (online verfügbar). Im Spätherbst 2023 waren es 63 Unternehmen, die diesem Mindestbeteiligungsgebot im Vorstand unterlagen. Diese Unternehmen hatten im Durchschnitt einen Frauenanteil von gut 21 Prozent im Vorstand (Tabelle 6). Damit lag diese Unternehmensgruppe zwar hinter den Unternehmen mit Bundesbeteiligung (gut 34 Prozent) und knapp hinter den DAX-40-Unternehmen (23 Prozent), aber vor allen übrigen untersuchten Unternehmensgruppen. Die Unternehmen, die die Geschlechterquote im Aufsichtsrat erfüllen müssen, hatten im vierten Quartal 2023 in diesem Gremium im Durchschnitt einen Frauenanteil von knapp 38 Prozent. Auch diese lagen damit knapp hinter den Unternehmen mit Bundesbeteiligung (gut 39 Prozent) und den DAX-40-Unternehmen (etwas mehr als 38 Prozent), aber vor allen anderen Unternehmensgruppen.
Unterliegen der Geschlechterquote im Aufsichtsrat3 | Unterliegen der Mindestbeteiligung im Vorstand | |||||||||
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2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2022 | 2023 | |
Vorstände/Geschäftsführungen | ||||||||||
Unternehmen insgesamt | 106 | 105 | 104 | 105 | 107 | 103 | 102 | 101 | 62 | 63 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 106 | 105 | 104 | 105 | 107 | 103 | 102 | 101 | 62 | 63 |
Mit Frauen im Vorstand | 26 | 33 | 34 | 42 | 50 | 57 | 59 | 73 | 49 | 58 |
Anteil in Prozent | 24,5 | 31,4 | 32,7 | 40,0 | 46,7 | 55,3 | 57,8 | 72,3 | 79,0 | 92,1 |
Mitglieder insgesamt | 447 | 495 | 483 | 494 | 485 | 476 | 468 | 478 | 348 | 361 |
Männer | 446 | 456 | 442 | 443 | 424 | 405 | 389 | 382 | 282 | 285 |
Frauen | 31 | 39 | 41 | 51 | 61 | 71 | 79 | 96 | 66 | 76 |
Anteil der Frauen in Prozent | 6,5 | 7,9 | 8,5 | 10,3 | 12,6 | 14,9 | 16,9 | 20,1 | 19,0 | 21,1 |
Vorsitze insgesamt2 | 103 | 104 | 104 | 105 | 107 | 103 | 102 | 101 | 62 | 63 |
Männer | 102 | 101 | 102 | 101,5 | 104 | 97 | 98 | 97 | 61 | 63 |
Frauen | 1 | 3 | 2 | 3,5 | 3 | 6 | 4 | 4 | 1 | 0 |
Anteil der Frauen in Prozent | 1,0 | 2,9 | 1,9 | 3,3 | 2,8 | 5,8 | 3,9 | 4,0 | 1,6 | 0 |
Aufsichts-/Verwaltungsräte | ||||||||||
Unternehmen insgesamt | 106 | 105 | 104 | 105 | 107 | 103 | 102 | 101 | 62 | 63 |
Mit Angaben zur Zusammensetzung | 105 | 105 | 104 | 105 | 107 | 103 | 102 | 101 | 62 | 63 |
Mit Frauen im Aufsichtsrat | 105 | 105 | 104 | 105 | 107 | 103 | 102 | 101 | 62 | 63 |
Anteil in Prozent | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 | 100 |
Mitglieder insgesamt | 1562 | 1597 | 1511 | 1577 | 1621 | 1552 | 1546 | 1551 | 999 | 1036 |
Männer | 1134 | 1116 | 1016 | 1027 | 1045 | 1002 | 979 | 967 | 640 | 650 |
Frauen | 428 | 481 | 495 | 550 | 576 | 550 | 567 | 584 | 359 | 386 |
Anteil der Frauen in Prozent | 27,4 | 30,1 | 32,8 | 34,9 | 35,5 | 35,4 | 36,7 | 37,7 | 35,9 | 37,3 |
Vorsitze insgesamt | 104 | 105 | 104 | 105 | 107 | 103 | 102 | 101 | 62 | 63 |
Männer | 100 | 101 | 100 | 99 | 102 | 99 | 98 | 98 | 61 | 62 |
Frauen | 4 | 4 | 4 | 6 | 5 | 4 | 4 | 3 | 1 | 1 |
Anteil der Frauen in Prozent | 3,8 | 3,8 | 3,8 | 5,7 | 4,7 | 3,9 | 3,9 | 3,0 | 1,6 | 1,6 |
1 Die Zahlen für das Jahr 2023 wurden vom 15. bis 27. November 2023 recherchiert.
2 Doppelspitzen werden jeweils als halber Vorsitz gezählt.
3 Basierend auf Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) e.V.
Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.
Die positiven Auswirkungen der gesetzlichen Vorgaben auf den Frauenanteil in den Spitzengremien werden auch in der Entwicklung über die Zeit sichtbar: Vergleicht man in der Gruppe der Top-200-Unternehmen jene, für die die Quote im Aufsichtsrat gilt, mit den Unternehmen, für die sie nicht gilt, zeigt sich ein deutlich stärkerer Anstieg des Frauenanteils in den „Quotenunternehmen“, vor allem im Zeitraum von 2014 bis 2019 sowie seit 2021 (Abbildung 3). Seit 2014 ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der „Quotenunternehmen“ unter den Top-200-Unternehmen um mehr als 17 Prozentpunkte gestiegen (von rund 20 auf knapp 37 Prozent). In den Top-200-Unternehmen, die der Quote nicht unterliegen, ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten im selben Zeitraum nur um etwa zwölf Prozentpunkte gestiegen (von fast 16 auf rund 28 Prozent) und lag im Spätherbst 2023 somit fast zehn Prozentpunkte unter dem Anteil in den Quotenunternehmen. In den Unternehmen, die der Quote für Aufsichtsräte nicht unterliegen, sind in den letzten Jahren kaum Zuwächse zu beobachten, während die Quotenunternehmen ihr Engagement auch nach Erreichen der gesetzlichen Vorgabe von 30 Prozent offenbar weiter fortsetzen.
Auch das 2021 eingeführte Mindestbeteiligungsgebot in Vorständen wirkt offenbar: Von 2017 bis 2020 entwickelten sich die Frauenanteile in denjenigen Top-200-Unternehmen, die später der Mindestbeteiligung unterliegen würden, und denjenigen, die dieser Regelung nicht unterliegen würden, parallel (Abbildung 4). Seit Bekanntwerden des Vorhabens einer Mindestbeteiligung für Vorstände im Jahr 2020 haben die betroffenen Unternehmen den Frauenanteil in ihren Vorständen jedoch deutlich stärker gesteigert als die Top-200-Unternehmen, für die die Mindestbeteiligung im Herbst 2021 nicht galt.Zu den Antizipationseffekten des FüPoG II siehe Virginia Sondergeld und Katharina Wrohlich (2021): Mindestbeteiligung von Frauen in Vorständen: Einige Unternehmen sind neuem Gesetz bereits zuvorgekommen. DIW aktuell Nr. 65 (online verfügbar); sowie Kirsch, Sondergeld und Wrohlich (2022), a.a.O. Unter den Unternehmen der Top-200-Gruppe, die die Mindestbeteiligung im Vorstand erfüllen müssen, lag der Frauenanteil im Vorstand zuletzt bei gut 22 Prozent, das entspricht einem Zuwachs um über acht Prozentpunkte seit 2020. Die übrigen Top-200-Unternehmen hatten im Herbst 2023 mit gut 17 Prozent einen deutlich niedrigeren Frauenanteil in den Vorständen. Dieser ist seit 2020 um etwa sechs Prozentpunkte gestiegen, sodass der Abstand zwischen den beiden Gruppen nun über fünf Prozentpunkte beträgt (statt knapp drei Prozentpunkte im Jahr 2020).
Insgesamt hatten 58 der 63 Unternehmen, die dem Mindestbeteiligungsgebot für den Vorstand unterliegen, im Spätherbst 2023 mindestens eine Frau im Vorstand (Tabelle 6). Der Anteil der Unternehmen in dieser Gruppe, die keine einzige Frau im Vorstand haben, ist somit von 29 Prozent im Jahr 2021 auf acht Prozent im vierten Quartal 2023 gesunken (Abbildung 5). Fast 70 Prozent dieser Unternehmen hatten zuletzt genau eine Frau im Vorstand. In nur einem guten Fünftel der Unternehmen dieser Gruppe gab es im Spätherbst 2023 zwei oder mehr Frauen im Vorstand.
Ein Vergleich der Unternehmen, die dem Mindestbeteiligungsgebot für den Vorstand unterliegen, mit allen Top-200-Unternehmen zeigt, dass es in letzterer Gruppe noch deutlich mehr Unternehmen gibt, die keine einzige Frau im Vorstand haben. Auf 44 Prozent der Top-200-Unternehmen traf das im letzten Quartal 2023 zu. Etwa 40 Prozent hatten genau eine Frau als Vorstandsmitglied und nur etwa 16 Prozent zwei oder mehr Frauen.
Der Frauenanteil in den Vorständen großer Unternehmen in Deutschland ist im vergangenen Jahr in allen untersuchten Unternehmensgruppen gestiegen. Insbesondere die Unternehmen, die das seit 2021 geltende Mindestbeteiligungsgebot für Vorstände erfüllen müssen und im Jahr zuvor noch keine Frau in diesem Gremium hatten, sind aktiv geworden und haben Frauen berufen. Allerdings bleibt es hier wie auch in den meisten anderen Unternehmensgruppen meist bei genau einer Frau. In der Gruppe der Top-200-Unternehmen zum Beispiel gibt es mit rund 44 Prozent noch immer einen erheblichen Anteil an Vorständen, in denen keine einzige Frau vertreten ist. Zudem bleiben die Vorstandsvorsitze weiterhin eine Männerbastion: Nur neun Frauen hatten im Spätherbst 2023 den Vorstandsvorsitz eines der Top-200-Unternehmen inne; bei den DAX-40-Unternehmen war nur eine einzige Frau in dieser Position zu finden. Nicht nur ist der Frauenanteil an den Vorstandsvorsitzen nach wie vor verschwindend gering – es ist noch nicht einmal ein positiver Trend zu erkennen, eher im Gegenteil.
Vieles deutet darauf hin, dass die Einführung des Mindestbeteiligungsgebots von einer Frau im Vorstand zur Etablierung einer neuen sozialen Norm geführt hat. Anstelle einer Zielgröße von null Frauen im Vorstand,Allbright Stiftung (2016): Zielgröße: Null Frauen. Die verschenkte Chance deutscher Unternehmen (online verfügbar). die sich viele Unternehmen noch vor einigen Jahren gesetzt haben, ist die neue Zielgröße in vielen Unternehmen offenbar eine Frau als Vorstandsmitglied. Zur Bildung einer solchen impliziten Quote als soziale Norm tragen auch die Medienberichterstattung und die öffentliche Debatte bei.Studien für US-amerikanische Unternehmen haben gezeigt, dass sich auch dort eine solche implizite Quote etabliert hat, siehe Cristian L. Dezs˝o, David Gaddis Ross und Jose Uribe (2016): Is there an implicit quota on women in top management? A large-sample statistical analysis. Strategic Management Journal, 37(1), 98–115 (online verfügbar); sowie Edward H. Chang et al. (2019): Diversity thresholds: How social norms, visibility, and scrutiny relate to group composition. Academy of Management Journal, 62(1), 144–171 (online verfügbar). Zudem scheint sich eine implizite Quote auch in anderen Kontexten, zum Beispiel in der Wissenschaft, herauszubilden, vgl. dazu Lena Janys (2022): Testing the presence of implicit hiring quotas with application to German universities. Review of Economics and Statistics (online verfügbar). Während rein männlich besetzte Vorstandsgremien nicht länger als adäquat angesehen werden, besteht jedoch die Gefahr, dass die neue soziale Norm einen Frauenanteil auf niedrigem Niveau legitimiert. Unternehmen werden womöglich wenig motiviert sein, weitere Frauen zu berufen, sobald sie ein Mindestmaß an Geschlechtervielfalt erreicht haben. Dadurch bliebe die Unterrepräsentation von Frauen in Vorständen bestehen.
Um eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Vorstandspositionen zu erreichen, ist daher mehr Engagement innerhalb und außerhalb der Unternehmen nötig. Der Aufsichtsrat kann bei der Besetzung von Vorstandspositionen von Personalberatungsunternehmen, die eine wichtige Rolle als Gatekeeper spielen, verlangen, dass diese gezielt nach Frauen suchen. Vom Vorstand kann er verlangen, dass er durch Personalentwicklungsmaßnahmen sicherstellt, dass genügend Frauen auf dem unternehmensinternen Arbeitsmarkt für Vorstandspositionen zur Verfügung stehen.Michael C. Withers et al. (2024): Upper echelon employment: A review of the fundamental questions related to the executive labor market. Journal of Management, 50(1), 71–121 (online verfügbar). Derweil sollten sich diejenigen, die die Repräsentation von Frauen in Vorständen beobachten, zum Beispiel Investor*innen und insgesamt die breitere Öffentlichkeit, nicht länger mit einem Mindestmaß an Geschlechtervielfalt zufrieden geben, sondern die tatsächlich gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Vorstandspositionen einfordern.
Themen: Unternehmen, Gender, Arbeit und Beschäftigung
JEL-Classification: D22;J16;J59;J78;L21;L32;M14;M51
Keywords: corporate boards, board composition, boards of directors, board diversity, Europe, women directors, executive directors, gender equality, gender quota, Germany, management, private companies, public companies, supervisory boards, executive boards, CEOs, women, finance industry, financial sector, private and public banks, insurance companies
DOI:
https://doi.org/10.18723/diw_wb:2024-3-2
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/282322