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Total Recall: Qualitative Sekundäranalyse zu Recall-Strategien in der öffentlichen Arbeitsvermittlung

Weitere referierte Aufsätze

Tobias Gebel, Andrea Hense, Franziska Schork

In: Arbeit 33 (2024), 3, S. 115–137

Abstract

Der Beitrag untersucht Recalls im Prozess der öffentlichen Arbeitsvermittlung und der Reintegration in den deutschen Arbeitsmarkt. Recalls sind eine spezifische Form der diskontinuierlichen Beschäftigung, die sich dadurch auszeichnet, dass ehemalige Arbeitskräfte zu einem späteren Zeitpunkt durch ihren früheren Arbeitgeber wiederbeschäftigt werden. Im Mittelpunkt unserer explorativen Analysen stehen die Fragen nach den Bedingungen, unter denen Recall-Optionen im Vermittlungsgespräch verfolgt werden, nach den Aktivitäten zur Förderung bzw. Verwerfung von Recall-Strategien und nach den Erwartungen von Arbeitssuchenden an Recalls im Vermittlungsprozess. Als Datengrundlage standen uns vollständig transkribierte Vermittlungsgespräche des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zur qualitativen Sekundäranalyse zur Verfügung. Die Ergebnisse zeigen, dass Recalls insbesondere dann in Betracht gezogen werden, wenn ein Vertrauensverhältnis zum ehemaligen Arbeitgeber über den Betriebsaustritt hinaus besteht und über bestehende Betriebskontakte Konkurrenzvorteile erhofft werden. Mit dem Recall ist die Erwartung verbunden, die Arbeitslosigkeit schneller beenden und finanziellen Einbußen entgegenwirken zu können. Zudem wird diese Option in Betracht gezogen, wenn Beschäftigungsalternativen nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Die Vermittlungsfachkraft fördert Recalls besonders dann, wenn sie die Reintegration in den Arbeitsmarkt durch einen Recall als aussichtsreicher einschätzt als alternative Angebote. Insgesamt verweisen die Ergebnisse darauf, dass Recalls im Prozess der öffentlichen Arbeitsvermittlung sowie auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine relevante Beschäftigungsoption darstellen.

The article examines recalls as a specific form of discontinuous employment in the process of public job placement and reintegration into the German labor market. Recall employment is the reinstatement of laid-off employees by a previous employer. The exploratory study investigates the conditions under which recall options are pursued in the process of job placement by public employment agencies, as well as the activities to promote or discard recall strategies and the expectations of unemployed persons regarding recalls in the placement process. As the data base for our qualitative secondary analysis, we used job placement interviews between job agents and unemployed persons that had been transcribed in full by the Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). The results show that unemployed persons consider recalls if there is still a relationship of trust with the former employer even after they have left the company und if they expect to gain competitive advantages through existing company contacts. Unemployed persons associated recall with the expectation of being able to escape unemployment more quickly and avoid financial losses. Limited employment alternatives also frequently led to recall options, especially when job agents believed that an unemployed worker’s prospects of recall to a previous employer were more promising than alternative offers. Generally, the results indicate that recall represents a relevant option in public employment agencies’ job placement processes on the German labor market.

Tobias Gebel

Stellvertretender Abteilungsleiter in der Abteilung IT und Forschungsinfrastruktur



Keywords: unemployment, recall, discontinuous employment, public employment agencies, qualitative secondary analysis, Arbeitslosigkeit, Recall, diskontinuierliche Beschäftigung, öffentliche Arbeitsvermittlung, qualitative Sekundäranalyse
DOI:
https://doi.org/10.1515/arbeit-2024-0010

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