Absolvent*innen des Graduate Centers schauen zurück: „Eine sehr intensive und lehrreiche Zeit“

Promovieren und gleichzeitig am DIW Berlin arbeiten und Erfahrung in der Politikberatung sammeln, das bietet das Promotionsprogramm am Graduate Center seit fast zwanzig Jahren. Hier erzählen ehemalige Teilnehmer*innen von ihren Erfahrungen und blicken zurück auf eine sehr prägende Zeit.

Astrid Cullmann: „Im Team kommt man am besten voran“

„Die Ausrichtung des DIW Graduate Centers auf angewandte und politiknahe Forschung war genau das Richtige für mich. Ich wusste, dass ich auch in Zukunft in der Wissenschaft bleiben möchte. Heute weiß ich: Mit dem Promotionsprogramm am DIW Berlin habe ich den Grundstein für meine Karriere gelegt. Im ersten Jahr am Graduate Center haben wir viele – auch anspruchsvolle – Kurse besucht. Aus diesen Kursen konnte ich methodisch sehr viel mitnehmen. Dieses erste Jahr hat mir viel für meine spätere Forschung gebracht. Meine Zeit am GC ist lange her, aber ich denke sehr gerne daran zurück. Als Gruppe haben wir viel Zeit miteinander verbracht, viel gelernt, aber auch viel gelacht. Auch, wenn es sehr anstrengend war, hat mir die Zeit viel Spaß gemacht. Was ich wirklich in dieser Zeit gelernt habe: Im Team kommt man am besten voran.“

Astrid Cullmann war von 2006 bis 2009 im Promotionsprogramm des Graduate Centers am DIW Berlin und ist seine allererste Absolventin. Sie forschte im Bereich Industrie- und Regulierungsökonomik und beschäftigte sich in ihrer Dissertation mit einer Methodik, die die Effizienz von Unternehmen vergleichbar macht. Heute arbeitet Cullmann als Hochschuldozentin am Lehrstuhl für Ökonometrie und Wirtschaftsstatistik an der Technischen Universität Berlin und als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin.

Astrid Cullmann, Graduate Center Jahrgang 2006 und Technische Universität Berlin und DIW Berlin
© Fotostudio Kopf & Kragen

Alexander Roth: „Das GC schweißt zusammen“

„Wenn man an einem kleinen Lehrstuhl an einer Universität promoviert, kann es passieren, dass man für die Promotion alleine in seinem stillen Kämmerlein sitzt. Das ist am Graduate Center (GC) anders. Im ersten Jahr am GC absolvierten wir gemeinsam Kurse, die sehr ambitioniert waren, was uns alle schon herausgefordert hat. Das Großartige aber war, dass wir das gemeinsam gemacht haben. Oft saß der ganze Jahrgang in einem Großraumbüro im DIW Berlin, und wir haben zusammen die Vorlesungen nachgearbeitet, Übungsaufgaben gelöst und versucht, die Themen zu verstehen. Diese Zeit war sehr intensiv und dadurch haben wir uns sehr gut kennengelernt. Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft geworden. Und auch später, als wir in unsere einzelnen Abteilungen gingen, blieben wir in Austausch – auch mit den Teilnehmenden der anderen Jahrgänge. Einige sehr enge Freundschaften sind daraus entstanden. Das GC schweißt zusammen.“

Alexander Roth hat von 2018 bis 2024 am Graduate Center des DIW Berlin zur Dekarbonisierung des Energiesystems geforscht. In seiner Dissertation hat er sich mit der Zukunft des Stromsystems beschäftigt und dabei die Interaktion von Stromspeichern, Stromaustausch mit Nachbarländern und neuen flexiblen Verbrauchern wie Wärmepumpen untersucht. Zudem hat er die gesundheitlichen Auswirkungen von Windkraftanlagen und die Gaseinsparungen während der Energiepreiskrise analysiert. Jetzt arbeitet er als Post-Doc an der Universität in Leuven in Belgien und mit einem kleinen Stundenanteil auch weiterhin für das DIW Berlin.

Alexander Roth, Graduate Center Jahrgang 2018 und Universität Leuven
© DIW Berlin / F. Schuh

Nicolas Ziebarth: „Eine sehr intensive und lehrreiche Zeit“

„Die Zeit am Graduate Center hat mich sehr geprägt. Auch wenn es schon eine Weile her ist, kann ich mich noch gut an mein erstes Jahr am GC erinnern. Die Doktoranden unseres Jahrgangs reisten für drei Monate in die USA. In Washington, DC, haben wir an Kursen teilgenommen und Praktika in Think Tanks absolviert. Für mich war das eine sehr intensive und lehrreiche Zeit. Ich war vorher noch nie in den USA gewesen. Ohne diese Erfahrung wäre ich wahrscheinlich nicht bereit gewesen, später eine Professur in den USA anzunehmen. Ich erinnere mich auch daran, wie hilfreich es in den folgenden Jahren am DIW Berlin war, dass ich in meinem Arbeitsbereich, dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), sehr intensiv in das Team eingebunden war und mit Unterstützung des Instituts an vielen internationalen Konferenzen teilnehmen konnte. Ich würde jedem, der sich für eine wissenschaftliche Karriere interessiert, unbedingt empfehlen, an einem Doktorandenprogramm wie dem des DIW Berlin teilzunehmen.“

Prof. Dr. Nicolas Ziebarth leitet am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim den Forschungsbereich Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen und ist Professor für Volkswirtschaftslehre und Arbeitsmarktpolitik der Universität Mannheim. Davor war er als Professor an der Cornell Universität in den USA tätig. Sein Spezialgebiet ist die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Von 2006 bis 2011 war er einer der ersten Doktoranden am Graduate Center des DIW Berlin.

Nicolas Ziebarth, Graduate Center Jahrgang 2006 und Leiter des Forschungsbereich Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen am ZEW Mannheim
© Anna Logue / ZEW

Nataliya Barasinska: „mit so vielen Datenschätzen in Berührung gekommen“

„Am DIW Graduate Center hat mich sehr angesprochen, dass das Doktorandenprogramm an einem Forschungsinstitut und nicht nur an einem Lehrstuhl angesiedelt ist. Da ich mir noch nicht sicher war, ob ich später in der Forschung oder in der praktischen Politikberatung arbeiten würde, war es mir wichtig, in beiden Bereichen Erfahrungen sammeln zu können. Das Angebot war sehr attraktiv: ein strukturiertes Programm mit Kursen, Praktika und einem Auslandsaufenthalt. Ich habe mich in dieser Zeit mit sehr spannenden Menschen ausgetauscht, am DIW Berlin, mit den anderen Doktorand*innen und auch mit vielen Menschen im Auslandsaufenthalt in Washington, DC. Diese Kontakte sind nicht zu unterschätzen. Ich würde das Programm allen Studierenden der Volkswirtschaftslehre empfehlen, die sich für empirische Analysen interessieren. Am DIW Berlin bin ich mit so vielen Datenschätzen in Berührung gekommen – von Mikrodaten aus Umfragen bis zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. Das habe ich später in meiner Karriere immer wieder sehr geschätzt, dass ich mir dieses Wissen aneignen konnte.“

Nataliya Barasinska war von 2007 bis 2011 am Graduate Center und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin am DIW Berlin. In ihrer Dissertation analysierte sie das Anlage- und Finanzierungsverhalten von Privatpersonen. Dabei ging es unter anderem um die Risikobereitschaft von Frauen und Männern bei der Geldanlage. Heute arbeitet Nataliya Barasinska bei der Deutschen Bundesbank. Hier leitet sie ein Team, das die Finanzierungsrechnung für Deutschland erstellt sowie Finanzierungs- und Anlageverhalten verschiedener Marktakteure aus geldpolitischer Sicht analysiert.

Nataliya Barasinska, Graduate Center Jahrgang 2007 und Deutsche Bundesbank
© Margit Rodewald / Deutsche Bundesbank

Johannes Seebauer: „Forschung direkt in die Gesellschaft transportieren“

„Was mich am Graduate Center sehr gereizt hat, ist dass man hier am DIW Berlin die Forschung direkt in die Gesellschaft transportieren kann. Die Ergebnisse der eigenen Forschung werden über den Wochenbericht und über die Medien veröffentlicht, sie erreichen Ministerien und andere Institutionen. Dadurch wird die gesellschaftliche Relevanz, die Forschung generell hat, noch einmal viel konkreter. Da ich mich als Arbeitsmarktforscher unter anderem mit dem Mindestlohn beschäftigt habe, konnte ich am DIW Berlin an Gutachten für die Mindestlohnkommission mitarbeiten. Das war sehr interessant. Auch privat war das Promotionsprogramm besonders – wir waren eine kleine Gruppe, ich habe viele Freunde dadurch gewonnen. Wir haben im ersten Jahr einen Großteil des Tages zusammenverbracht. Das war eine sehr coole Zeit. Und auch in den Jahren danach waren wir eine sehr enge Gemeinschaft. Diese soziale Komponente war einfach toll.“

Johannes Seebauer war von 2018 bis 2024 als Promotionsstudent am Graduate Center. Er forscht zu Fragen des Arbeitsmarktes. Seine Promotion beschäftigte sich unter anderen mit den Folgen von Betriebsschließungen für den Erwerbsverlauf von Beschäftigten sowie den Auswirkungen der Covid-Pandemie. Jetzt arbeitet er als Post-Doc am DIW Berlin. Er unterrichtet unter anderem am Graduate Center und forscht am sozio-oekonomischen Panel (SOEP).

Johannes Seebauer, Graduate Center Jahrgang 2018 und DIW Berlin
© DIW Berlin / Photothek

Autorin: Lena Högemann

100 JAHRE DIW BERLIN IN FÜNF EPOCHEN

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