Vom Ende der sozialliberalen Koalition zum wiedervereinigten Deutschland
(1982 bis 1998)

Während die Bundesrepublik Anfang der 80er Jahre noch dem Gefühl des Wirtschaftswunders nach hing, diagnostizierte das DIW eine schwierige Wirtschaftslage mit schwachem Wachstum und hoher Arbeitslosigkeit. Das Institut forderte Reformen, blieb aber skeptisch gegenüber radikalen neoliberalen Ansätzen.

Ein wichtiger Meilenstein war 1983 die Einrichtung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), einer Langzeitstudie zu den Lebensverhältnissen in Deutschland. Das SOEP entwickelte sich zu einem Flaggschiff des DIW und liefert bis heute wichtige Daten für Forschung und Politik.

Das Kapitel "Vom Ende der sozialliberalen Koalition zum wiedervereinigten Deutschland (1982 bis 1998)" finden Sie in der DIW-Chronik "Die Vermessung der Wirtschaft – 100 Jahre DIW Berlin", die Sie unter folgendem Link (Flip-PDF) lesen können.

In den 1980er Jahren weitete das DIW seine Forschungsfelder aus. Es beschäftigte sich intensiv mit Innovationen, Energiefragen und Umweltschutz. Das Institut erkannte früh die Notwendigkeit einer Energiewende hin zu erneuerbaren Energien. Auch die europäische Integration und die Entwicklung in Osteuropa rückten stärker in den Fokus.

Die DDR-Forschung des DIW erwies sich als nicht einfach. Auch wenn die wissenschaftliche Arbeit des DIW mit ihrer Breite, Tiefe und Qualität herausragte, gab es auch hier Fehleinschätzungen: Zwar korrigierte das DIW seine zunächst positive Einschätzung der DDR-Produktivität in den 1980er-Jahren deutlich nach unten und setzte sie bei etwa 50 Prozent des Westniveaus an, aber tatsächlich lag sie bei etwa 30 Prozent.

Neue Herausforderungen nach der Wiedervereinigung

Nach der Wiedervereinigung passte das DIW seine Arbeit an die neuen Verhältnisse an. Es analysierte den Transformationsprozess in Ostdeutschland und prognostizierte einen langsamen Aufholprozess. Das Institut weitete seine Forschung zur europäischen Integration aus und beschäftigte sich intensiv mit den Folgen der Globalisierung.

Bereits im Juni 1990 legte das DIW als Erstes eine Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung für Gesamtdeutschland vor. Dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) gelang es noch vor der Währungsunion, eine erste Befragung von 2.200 Haushalten in der DDR durchzuführen.
Das DIW prognostizierte einen langsamen ökonomischen Transformationsprozess in Verbindung mit dauerhaft höheren Steuern und umfangreichen Transferleistungen aus dem Westen. Die ökonomische Stärke der alten Bundesländer wurde als entscheidende Voraussetzung für den Aufschwung des Ostens gesehen.

Globalisierung und europäische Integration

In den 1990er Jahren sah sich Deutschland zwar einer wachsenden globalen Konkurrenz ausgesetzt, profitierte aber auch erheblich von der Wiedervereinigung. Das DIW konnte in seinen Studien die häufigen Klagen über eine mangelnde Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands widerlegen. Dennoch forderte das Institut angesichts des globalen Wettbewerbs eine wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik mit nachfrage- und angebotsorientierten Ansätzen.

Die deutsche Wiedervereinigung verlieh dem europäischen Integrationsprozess eine neue Dynamik. Das DIW untersuchte und unterstützte den europäischen Einigungsprozess und analysierte zum Beispiel die Auswirkungen der Wirtschafts- und Währungsunion auf die Finanzmärkte der EU-Länder. 1997 sprachen sich der DIW-Präsident Lutz Hoffmann, der 1989 zum Präsidenten gewählt worden war, in einem öffentlichen Appell für die Einführung des Euro aus.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Pionierarbeit leistete das DIW in den 1990er Jahren auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forderten eine Reduktion der klimaschädlichen CO2-Emissionen und plädierten für einen Atomausstieg. In Verbindung mit der Energiefrage sprachen sich die Forschenden auch für eine Verkehrswende aus. Das DIW betonte, dass hohe Umweltstandards keine wirtschaftlichen Nachteile brachten, sondern im Gegenteil Vorteile haben könnten.

100 JAHRE DIW BERLIN IN FÜNF EPOCHEN

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