DIW Wochenbericht 6 / 2025, S. 83
Lars Felder, Erich Wittenberg
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Herr Felder, Geld, das der Staat über den CO2-Preis einnimmt, könnte über ein sogenanntes Klimageld rückerstattet werden. Sie haben untersucht, wie groß die Akzeptanz einer solchen Maßnahme wäre. Wie viele der von Ihnen befragten Menschen würden einem pauschalen Klimageld zustimmen? Zu dem zum Befragungszeitpunkt geltenden CO2-Preis von 45 Euro würden nur etwas weniger als die Hälfte der Befragten einer pauschalen Rückerstattung in Form eines Klimageldes zustimmen. Wir sehen aber auch, dass sich dabei sehr viele Menschen unsicher sind, denn etwa die Hälfte der Befragten ist sich noch gar nicht im Klaren darüber, wie sie zu einer solchen Politik tatsächlich steht.
Welche Gründe geben die Personen an, die gegen ein Klimageld sind? Unter denjenigen, die angegeben haben, dass sie gegen die Einführung dieser Politik sind, war der häufigste Grund eine grundsätzliche Ablehnung der CO2-Bepreisung und Rückerstattung als klimapolitische Maßnahme. Die zweitwichtigste Begründung war die Sorge um die finanzielle Belastung für den eigenen Haushalt.
Inwieweit spielt der CO2-Preis bei der Einstellung der von Ihnen befragten Menschen eine Rolle? Wir haben die Menschen nach ihrer Einstellung beim gegenwärtigen CO2-Preis von 45 Euro und für ein Szenario mit einem CO2-Preis von 200 Euro gefragt. Bei diesem höheren Preis reduziert sich die Zustimmung recht stark. Aber wenn ein Großteil der Einnahmen pauschal rückerstattet wird, sind interessanterweise immer noch rund 40 Prozent der Menschen für die Einführung des Klimgeldes.
Inwieweit spielen für den Grad der Zustimmung Merkmale wie Alter, Geschlecht, Einkommen oder Wohnort eine Rolle? Zum Beispiel lehnen ältere Menschen die Einführung des Maßnahmenbündels aus CO2-Preis und Rückerstattung eher sehr stark ab. Hingegen sind Personen in Großstädten und Personen, die bereits mit erneuerbaren Energien heizen, eher dafür. Überraschenderweise sehen wir keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Menschen mit sehr niedrigem und höherem Einkommen.
Eigentlich sollte man doch davon ausgehen, dass Menschen, die finanziell schlechter dastehen, für das Klimageld sind. In dieser Umfrage ist das nicht so, aber tatsächlich würden wir dies erwarten. In Deutschland haben Haushalte mit höherem Einkommen eher einen hohen CO2- Fußabdruck. Das sind diejenigen, die von einer solchen Politik stärker betroffen wären. Personen, die einen geringeren CO2-Fußabdruck haben, leben eher in ärmeren Haushalten. Sie würden durch diese pauschalen Rückerstattungen eigentlich profitieren.
Ist das auch ein Kommunikationsproblem, an dem die Politik noch arbeiten müsste? Auf jeden Fall. Einer der wichtigen Ablehnungsgründe ist unter anderem, dass die befragten Personen angeben, nicht zu verstehen, wie eine CO2-Bepreisung mit anschließender Rückerstattung überhaupt irgendeinen Klimaeffekt haben soll. Hier sieht man, dass noch nicht komplett verstanden wurde, was diese Politikmaßnahme bezweckt. Die Wahrnehmung in der Bevölkerung ist eher „linke Tasche, rechte Tasche“.
Wie sollte die Politik denn jetzt weiter vorgehen, um diese Zweifel auszuräumen? Der CO2-Preis wird in den nächsten Jahren weiter steigen und das macht einen sozialen Ausgleich immer wichtiger. Entsprechend wäre es zentral, dass die nächste Bundesregierung nicht auf vage soziale Ausgleichsmechanismen verweist, sondern tatsächlich einen klaren Fahrplan aufstellt, wie ein Klimageld auf den Weg gebracht werden kann, wann die Auszahlungen beginnen und in welcher Form das geschieht. Damit könnten die Unsicherheiten in der Bevölkerung abgebaut werden.
Das Gespräch führte Erich Wittenberg.
Themen: Umweltmärkte, Steuern, Klimapolitik, Energiewirtschaft