Externe Monographien
Mats Kröger
Berlin: TU Berlin, 2024, XV, 132 S.
Für Länder auf der ganzen Welt stellt der Übergang zur Klimaneutralität eine Chance für Wirtschaftswachstum und Wohlstand dar. Gleichzeitig haben die Transformation der Wirtschaft und die mit ihr einhergehenden Staatsausgaben wichtige verteilungspolitische Implikationen. Die politischen Debatten um Energie- und Klimapolitik zeigen, wie wichtig es ist, diese verteilungspolitischen Implikationen zu verstehen, um öffentliche Unterstützung für die Energiewende zu gewinnen und aufrechtzuerhalten. Diese Dissertation beschäftigt sich mit den Verteilungseffekten von Energiepreisen und analysiert die Auswirkungen von Klima- und Energiepolitik auf die Verteilung der Renten zwischen Produzenten und Konsumenten von Energie. Ebenso wird die Frage analysiert, inwieweit eine gerechte Verteilung anderen Politikzielen wie dem der Effizienz entgegensteht. Die Arbeit untersucht diese Frage in drei Kapiteln, die jeweils eine Politikmaßname betrachten, die zum Ziel hat stabile und bezahlbare Energiepreise zu gewährleisten.Kapitel 2 analysiert die Interaktion zwischen einem öffentlichen und einem privaten System von Langfristverträgen für erneuerbare Energien. Das Kapitel analysiert das sogenannte Cream-Skimming (deutsch: Rosinenpicken) durch Firmen, die private Langfristverträge abschließen, was zu höheren Kosten für diejenigen Verbraucher führt, die im öffentlichen System verbleiben. Das Kapitel entwickelt ein theoretisches Modell von Cream-Skimming in Auktionen für erneuerbare Energien und zeigt, wie das Vorhandensein von Preisdiskriminierung und zusätzlichen Kosten im privaten System (zum Beispiel Risikozuschläge oder Transaktionskosten) das Niveau des Cream-Skimming bestimmen. Die theoretische Analyse wird mit einer numerischen Modellierung am Beispiel der deutschen Auktionen für Wind an Land von 2021 bis 2023 verbunden. Die numerische Modellierung zeigt, dass der Effekt zwar existiert, aber relativ klein ist. Die Kosten des erneuerbaren Stroms steigen nur um 1,2 bis 4,3 Euro pro MWh, was einem Anstieg von 2 bis 6% entspricht.Kapitel 3 untersucht die Auswirkung von Ressourcendifferenzierung in Auktionen für erneuerbare Energien auf die Stromkosten der Verbraucher. Die Ausgestaltung der Auktionen in den meisten europäischen Ländern führt in Abwesenheit zusätzlicher Regelungen zu einer Anlagenkonzentration in Gebieten mit guten Standortbedingungen (z. B. mit hohen Windgeschwindigkeiten oder hoher Sonneneinstrahlung). Unterstützungsmechanismen für erneuerbare Energien, die abhängig von den Bedingungen am jeweiligen Standort sind, kann dieser Tendenz entgegenwirken. Wir benennen einen solchen Mechanismus als "Ressourcendifferenzierung". Das Kapitel entwickelt ein angewandtes mikroökonomisches Auktionsmodell, um zu analysieren, ob eine solche Politik zu einem Anstieg der Stromkosten der Verbraucher führen würde. Das Modell bildet zwei Effekte ab. Zum einen eine Effizienzminderung durch den Bau von Anlagen mit höheren Stromgestehungskosten und zum anderen eine Reduzierung der Produzentenrente durch eine Anpassung der Zahlungen an die Standortgüte. Eine anschließende numerische Modellierung des deutschen Referenzertragsmodell in den Auktionen fürWind an Land, welches ein Beispiel für Ressourcendifferenzierung ist, zeigt, dass dieses zu einer Reduzierung der Verbraucherkosten für Strom um 11% führt. Dies entspricht einer Kostenreduzierung von 21 Milliarden Euro im Zeitraum von 2025 bis 2030.Kapitel 4 erforscht die Auswirkungen steigender Energiepreise auf Haushalte im Kontext der europäischen Energiepreiskrise der Jahre 2021 und 2022. Das Kapitel schlüsselt die Verteilung der Erdgaskosten der Haushalte in Deutschland auf und schätzt die verteilungspolitischen Auswirkungen eines Anstiegs der Energiepreise. Das Papier nutzt dazu Umfragedaten des Sozioökonomischen Panels, das detaillierte Daten zu den Ausgaben der Haushalte für Erdgas enthält. Das Kapitel zeigt, dass die Heizkosten mit dem Haushaltseinkommen variieren. Die relativen Gaskosten sind für Haushalten mit einem niedrigen Einkommen deutlich höher als für Haushalte mit einem hohen Einkommen. Es werden weitere Einflussfaktoren auf die Heizausgaben wie Wohneigentum, Gebäudetypen und am Haus umgesetzte Energieeffizienzmaßnahmen betrachtet. Die anschließende Politikanalyse zeigt, dass eine Preisgarantie in Kombination mit einer Bedarfsprüfung sowie eine zielgerichtete Umverteilung einer pauschalen Erstattung in Betracht auf ihre Wirkung auf die Heizkosten vorzuziehen sind. Außerdem zeigt das Kapitel, dass eine langfristige Sanierungsstrategie zu einer gleicheren Verteilung der Heizkosten führen und arme Haushalte so langfristig gegen steigende Preise absichern kann.Insgesamt zeigt die Dissertation die Bedeutung des Verständnisses der Verteilungswirkung für die Ausgestaltung von Politikmaßnahmen. Sie hebt die Rolle von Mitnahmeeffekten hervor und plädiert für eine Unterscheidung der Verteilungseffekte, die über Einkommensgruppen hinaus geht. Die Ergebnisse sind besonders für politische Entscheidungsträgerinnen relevant, die die Energiepreise stabilisieren und die Ausschreibungen für erneuerbare Energien (um)gestalten wollen.
The transition to climate neutrality presents an important economic opportunity for countries around the world. At the same time, however, the transformation of the econ- omy and the resulting government spending on public support measures have important distributional implications. Understanding these implications is crucial to creating and maintaining public support for the energy transition, as has been shown in political discussions about climate and energy policies. This dissertation focuses on the distri- butional effects of energy prices by analyzing the effects of climate and energy policy on the distribution of rents between producers and consumers of energy, as well as the question of how distributional fairness interacts with other policy objectives such as efficiency. It analyses this question in three chapters, each considering a distinct policy mechanism to ensure stable and affordable energy prices.Chapter 2 examines how a public system and private system for long-term contracts for renewable energy support interact. The chapter analyses the possibility of cream- skimming through private contracts that lead to rising prices for those consumers who are unable to sign private contracts and remain in the public system. The chapter develops a theoretical model of cream-skimming in renewable energy auctions, showing how the existence of price discrimination and additional costs in the private system (e.g., risk mark-ups or transaction costs) determine the level of cream-skimming. The theoretical analysis is followed by a numerical simulation quantifying the effect for the example of the German auctions for onshore wind between 2021 and 2023. The simu- lation shows that the effect exists but that it is relatively small. The cost of renewable electricity rises by 1.2 to 4.3 Euro per MWh (this is equivalent to an increase of 2 to 6%) when an outside option of private contracts exist.Chapter 3 analyses the effects of resource differentiation in renewable energy auc- tions on the electricity costs of consumers. Support for renewable energy in most European countries is awarded through auctions, which, in the absence of additional rules, foster the concentration of installations in areas with high resource quality (e.g., high wind speeds or high solar radiation). By making payments dependent on resource quality, which we refer to as "resource differentiation", governments can set incentives for diversifying the location of renewable energy installations. The chapter analyses such a policy by developing an applied microeconomic auction model to determine whether resource differentiation leads to an increase in consumer electricity costs. The model captures the two effects of decreased efficiency through the support of instal- lations with higher production costs and a reduction in producer rent through the adjustment of support payments. The effect is then quantified in a numerical analy- sis of the German example of resource differentiation, the "reference yield model". It shows that the policy leads to a reduction in consumer costs by 11%, which is equiva- lent to a reduction of 21 billion Euro over the period from 2025 to 2030.Chapter 4 focuses on the effect of rising energy prices on households in the context of the European energy price crisis in 2021/2022. The chapter analyses the distribu- tion of energy expenditures for natural gas in Germany and estimates how rising energy prices affect households. It uses novel survey data from the Socioeconomic Panel that contains detailed information on households’ expenditure for natural gas. The chapter finds that natural gas expenditure varies strongly with household income. Relative gas costs among poor households are significantly higher than among rich households. The chapter further evaluates determinants for heating expenditure, such as home own- ership, building types, and energy efficiency measures. The chapter concludes with a policy analysis showing that a means-tested price guarantee for heating costs and targeted transfers are better suited to alleviate the effects of a gas price increase than a lump sum transfer. The analysis further shows that a long-term renovation policy can reduce inequality in heating expenditure and provide long-term insurance against price spikes.Overall, the dissertation shows the importance of understanding the distributional consequences of climate policy. It highlights the role of windfall profits for policy design and provides a case for distinguishing the distributional effects on a disaggregated level beyond income groups. The results are especially significant for policymakers looking to stabilize energy prices and for the (re)design of the auctions for renewable energy support.
Keywords: enewable energy, distributional effects, climate policy, gas price crisis
DOI:
https://doi.org/10.14279/depositonce-21709