Staatliche Beihilfen unterstützen vor allem Kleinst- und Kleinunternehmen in Krisenzeiten: Interview

DIW Wochenbericht 19 / 2025, S. 274

Tomaso Duso, Erich Wittenberg

get_appDownload (PDF  113 KB)

get_appGesamtausgabe/ Whole Issue (PDF  2.71 MB - barrierefrei / universal access)

Herr Duso, Sie haben die Auswirkungen der Corona-Beihilfen auf Unternehmen mit Fokus auf Spanien und Italien untersucht. Welche Bereiche der Wirtschaft waren von der Corona-Pandemie besonders betroffen? Besonders stark betroffen waren Sektoren mit intensiver Präsenz- und Kundeninteraktion. Dazu gehören der Einzelhandel, Restaurants und Hotels, die Kultur- und Veranstaltungsbranche, das Baugewerbe und Teile des Großhandels. Die Pandemie störte ganze Wertschöpfungsketten erheblich. Dies führte für Unternehmen in vielen Sektoren zu massiven Umsatzeinbußen und einem deutlich erhöhten Insolvenzrisiko. Besonders schlimm waren die Folgen in Spanien und Italien. Dort führten frühe und strenge Lockdowns im Jahr 2020 zu einem starken wirtschaftlichen Einbruch. Das Bruttoinlandsprodukt sank in Spanien um 10,8 Prozent und in Italien um 8,9 Prozent.

Sind die Unternehmen mit Unterstützung besser durch die Krise gekommen als die Unternehmen ohne Unterstützung? Ja. Unternehmen, die während der Corona-Pandemie staatliche Unterstützung erhielten, kamen deutlich besser durch die Krise als vergleichbare Unternehmen ohne Förderung. Besonders Mikro- und kleine Unternehmen profitierten davon. Im Jahr 2022 lag der Umsatz geförderter Mikrounternehmen in Spanien fast drei Prozent und in Italien knapp sechs Prozent über dem Umsatz der nicht geförderten Mikrounternehmen. Im gleichen Jahr stieg die Investitionstätigkeit bei diesen Unternehmen in Italien um rund fünf Prozent und in Spanien um bis zu sieben Prozent an. Bei mittleren und großen Unternehmen konnten wir hingegen keine signifikanten Effekte feststellen.

Inwieweit konnten Wettbewerbsverzerrungen ausgeschlossen werden? Wettbewerbsverzerrungen wurden durch verschiedene Maßnahmen begrenzt, aber nicht vollständig ausgeschlossen. Der EU-Beihilfenrahmen enthielt spezifische Gegenmaßnahmen, beispielsweise Einschränkungen für Unternehmen, die bereits vor der Krise in finanziellen Schwierigkeiten waren. Damit sollte verhindert werden, dass nicht wettbewerbsfähige Unternehmen künstlich am Leben erhalten werden. Außerdem konzentrierte sich die Unterstützung auf Kleinst- und Kleinunternehmen, wodurch Wettbewerbsverzerrungen minimiert wurden, da diese Unternehmen in der Regel nur über eine geringe Marktmacht verfügen.

Wie langfristig waren die Effekte der Corona-Beihilfen? Unsere Studie erlaubt keine umfassende Analyse der langfristigen Auswirkungen, da unsere Daten nur bis 2023 reichen. Darüber hinaus ist es schwierig, langfristige Kausalzusammenhänge zu identifizieren, da in den Jahren nach der Corona-Pandemie zahlreiche andere einflussreiche Ereignisse stattgefunden haben, wie etwa der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die darauf folgende Energiekrise. Dennoch deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Corona-Beihilfen Investitionen gefördert haben und nicht nur einen kurzfristigen Effekt auf den Umsatz hatten, um Unternehmen während der Pandemie zu unterstützen. Dies deutet auf eine langfristigere Wirkung der Beihilfen hin.

Was kann man aus Ihren Ergebnissen für die Zukunft lernen? Es lässt sich feststellen, dass die EU-Beihilfenkontrolle in der Lage ist, schnell auf Krisensituationen zu reagieren. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist, dass die Beihilfen gezielt und fokussiert eingesetzt werden, insbesondere zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen, die in Krisenzeiten besonders anfällig sind. Ebenso wichtig ist es, das Rahmenwerk der Beihilfenregelungen flexibel an neue Entwicklungen anzupassen. Dabei ist aber auch Vorsicht geboten, damit temporäre Ausnahmeregelungen nicht zur dauerhaften Norm werden und langfristig den Wettbewerb verzerren.

Das Gespräch führte Erich Wittenberg.

O-Ton von Tomaso Duso
Staatliche Beihilfen unterstützen vor allem Kleinst- und Kleinunternehmen in Krisenzeiten - Interview mit Tomaso Duso

Tomaso Duso

Abteilungsleiter in der Abteilung Unternehmen und Märkte

keyboard_arrow_up