Hohe Heizenergiepreise waren nur für einen kleinen Teil der Einsparungen in der Energiekrise verantwortlich

Pressemitteilung vom 15. Mai 2025

DIW-Studie untersucht Gründe für die Energiesparanstrengungen der Haushalte in der Energiekrise 2022 – Tatsächliche Preissteigerungen haben nur zu Einsparungen von zwei Prozent geführt – Nichtmonetäre Gründe hatten kurzfristig einen rund viermal so hohen Anteil an der Verbrauchsreduktion

Als im Jahr 2022 die Preise für Heizenergie drastisch stiegen und die Angst vor einer Gasmangellage kursierte, senkten private Haushalte in Deutschland ihren Heizenergieverbrauch um rund 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nur zwei Prozentpunkte davon waren allerdings den Preisanstiegen geschuldet, wie eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) belegt. Mehr als viermal so viel sparten die Haushalte kurzfristig aus nichtmonetären Gründen, also aufgrund der Sparappelle, der Debatte um steigende Preise oder aus politischer Motivation wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Die restlichen Einsparungen sind auf krisenunabhängige Faktoren wie warmes Wetter oder weniger Homeoffice-Nutzung zurückzuführen. „Appelle und Spartipps hatten zumindest kurzfristig einen starken Effekt“, sagt Till Köveker aus der Abteilung Klimapolitik des DIW Berlin. Zusammen mit seiner Kollegin Sophie M. Behr hat er die Heizenergieverbräuche und -preise von mehr als 100.000 Mehrfamilienhäusern in Deutschland im Jahr 2022 ausgewertet, die auf Daten des Immobiliendienstleister Ista SE beruhen. Sie verglichen Gebäude mit und ohne Preisanstiege miteinander und bestimmten den Effekt von Preisanstiegen und von nichtmonetären Faktoren.

© DIW Berlin

In Gebäuden mit Preisanstiegen wurde zwei Prozent mehr Heizenergie eingespart als in solchen ohne Preiserhöhung. Und es wurde umso mehr eingespart, je höher die Preissteigerung war. Preisanstiege unter 25 Prozent hatten keinen statistisch signifikanten Effekt auf die Einsparungen. Erst bei höheren Preisanstiegen lassen sich signifikante Effekte beobachten. „Dass bei stärkeren Preisanstiegen mehr gespart wurde, ist wenig überraschend und vermutlich auch der Informationslage geschuldet“, sagt Studienautorin Behr. „Bei kleineren Preisanstiegen haben die Vermieter die Haushalte nicht unbedingt sofort informiert.“  

Höhere Einsparungen in mit Fernwärme beheizten Gebäuden

Die Informationslage mag auch der Grund gewesen sein, warum in Gebäuden, die mit Fernwärme beheizt wurden, aus monetären Gründen mit durchschnittlich fünf Prozent deutlich mehr gespart wurde als in mit Gas beheizten Gebäuden – obwohl die Preisanstiege ähnlich hoch waren. Entsprechend höher war auch die Preiselastizität bei Fernwärme. „Da es örtlich meist nur einen Fernwärmeanbieter gibt, waren lokal Haushalte mit Fernwärme alle demselben Preisanstieg ausgesetzt, was dazu geführt haben kann, dass sich Informationen über die Preiserhöhungen besser verbreiteten“, vermutet Behr.

„Sollen rasch Einsparungen erreicht werden, gelingt dies wirkungsvoller über Appelle und Spartipps als über den Preis“ Till Köveker

Welche nichtmonetären Motive die privaten Haushalte im Detail zum Sparen bewegt haben, kann mithilfe der vorliegenden Datengrundlage zwar nicht beantwortet werden. Da sich aber nichtmonetäre Faktoren insgesamt als wirksamer Hebel für kurzfristige Einsparungen erwiesen haben, sollten im Falle einer zukünftigen Energiekrise neben monetären Energiesparanreizen und gezielten Entlastungen auch nichtmonetäre Instrumente genutzt werden. „Die Berechnungen zeigen, dass die kurzfristige Preiselastizität gering ist. Das mag langfristig zwar anders aussehen. Sollen aber rasch Einsparungen erreicht werden, gelingt dies wirkungsvoller über Appelle und Spartipps als über den Preis“, resümiert Köveker.

Links

O-Ton von Till Köveker
In einer Energiekrise können Appelle kurzfristig zu großen Einsparungen führen - Interview mit Till Köveker
Sophie M. Behr

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Klimapolitik

Till Köveker

Doktorand in der Abteilung Klimapolitik

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