Umweltbewusste Verbraucher*innen spornen Firmen zu grünen Innovationen an: Interview

DIW Wochenbericht 23 / 2025, S. 342

Sonja Dobkowitz, Erich Wittenberg

get_appDownload (PDF  119 KB)

get_appGesamtausgabe/ Whole Issue (PDF  2.54 MB - barrierefrei / universal access)

Frau Dobkowitz, Sie haben anhand von Daten aus den USA untersucht, ob eine „grünere“ Nachfrage die Forschungsinvestitionen von Autoherstellern beeinflussen kann. Wie haben Sie die Bereitschaft, sich umweltfreundlicher verhalten zu wollen, gemessen? Dazu haben wir Google-Daten genutzt. Google stellt Informationen zur Häufigkeit von Suchen nach gewissen Begriffen zur Verfügung. Wir haben uns hier auf die Begriffe „Solar Energy“, „Electric Car“ und „Recycling“ konzentriert, weil diese eine Bereitschaft zu Verhaltensveränderungen im Kontext von Umweltschutz ausdrücken können.

Führt die Bereitschaft, sich umweltfreundlicher verhalten zu wollen, auch zu einem Anstieg der Verkaufszahlen von umweltfreundlicheren Autos? Wir haben zunächst einmal nur die Suchanfragen von Google und wissen nicht, ob sich die Bereitschaft letztlich wirklich in den Verkaufszahlen niederschlägt. Wir können aber zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Haushalt ein elektrisches Fahrzeug oder Solarenergie nutzt, steigt, wenn die Zahl der Suchanfragen nach den genannten Begriffen steigt.

Können Sie die Beeinflussung von monetären Anreizen wie Umweltprämien oder Steuererleichterungen von der Bereitschaft, sich umweltfreundlicher zu verhalten, trennen? Inwieweit gibt es da eine wechselseitige Beeinflussung? Wir versuchen im Grunde alle anderen Aspekte, die eine Verhaltensveränderung, zum Beispiel den Kauf eines Elektroautos statt eines Verbrenners, beeinflussen, von den Haushaltspräferenzen zu entkoppeln. Sicherlich führen monetäre Anreize auch dazu, dass mehr elektrische Autos gekauft werden. Wir zeigen in der Studie auch, dass ein Anstieg der Benzinpreise, zum Beispiel durch einen Anstieg des CO₂-Preises, dazu führt, dass Hersteller ihre Forschungsinvestitionen anpassen.

Beeinflussen grünere Haushaltspräferenzen die Forschungsinvestitionen von Firmen? Ja. Wir können tatsächlich feststellen, dass Veränderungen von Haushaltspräferenzen einen Effekt haben. Zum einen sehen wir einen generellen Anstieg der Forschungsinvestitionen. Wir sehen aber auch eine Anpassung der Zusammensetzung von Forschungsinvestitionen. So stellen wir fest, dass mittelfristig Patentanmeldungen für sauberere Technologien, zum Beispiel für elektrisch oder wasserstoffbetriebene Fahrzeuge, steigen, während Patentanmeldungen für Verbrennungsmotoren mittelfristig zurückgehen. Gleichzeitig gehen auch die Anmeldungen für Patente, die Verbrennungsmotoren sauberer machen, langfristig zurück. Das heißt, wir sehen einen Wechsel von Technologien, die Emissionen höchstens reduzieren, hin zu Technologien, die emissionsfrei sind.

Die Untersuchung wurde auf Grundlage US-amerikanischer Daten durchgeführt. Inwieweit sind die Ergebnisse auf andere Länder übertragbar? Der Vorteil unserer Studie ist, dass diese Automobilhersteller global agierende Firmen sind. In unserer Stichprobe finden sich Firmen wie Toyota, Ford und BMW. Die Reaktion solcher Firmen sollte auf andere Länder übertragbar sein. Allerdings spielt der ökonomische Rahmen, in dem sich die Haushalte in den USA verhalten, wahrscheinlich schon eine Rolle.

Welche Bedeutung könnten Ihre Ergebnisse für zukünftige politische Weichenstellungen haben? Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Bereitschaft der Haushalte, sich umweltfreundlicher zu verhalten, ohne, dass dies monetär gesteuert ist, einen starken Effekt auf die Innovationsentscheidungen von Firmen hat. Sie investieren mehr in die Erforschung von umweltfreundlichen Technologien. Die Politik kann sich das zunutze machen, indem sie für mehr Transparenz sorgt, was die Umweltwirkungen sowohl bei der Nutzung als auch der Produktion von Produkten betrifft.

O-Ton von Sonja Dobkowitz
Umweltbewusste Verbraucherinnen spornen Firmen zu grünen Innovationen an - Interview mit Sonja Dobkowitz

Sonja Dobkowitz

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Makroökonomie

keyboard_arrow_up