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Lebenszufriedenheit: Keine Sonderentwicklung in Ostdeutschland

Pressemitteilung vom 8. Februar 2007

Die Lebenszufriedenheit in Ostdeutschland ist stabil. Indikatoren für einen dramatischen Stimmungswandel sind nicht zu erkennen. Eine große Mehrheit der Menschen in Deutschland, fast 90%, sind mit ihrem Leben mindestens zufrieden. Lediglich der Anteil der Hochzufriedenen ist in ganz Deutschland im Jahr 2006 im Vergleich zu 2005 leicht zurückgegangen. Die Entwicklungen in Bezug auf die Zufriedenheit verlaufen seit der Wiedervereinigung in Ost und West parallel - in guten wie in schlechten Zeiten.

Zu diesem Ergebnis kommt Jürgen Schupp, stellvertretender Abteilungsleiter am DIW Berlin und Professor für Soziologie an der Freien Universität Berlin. Schupp hat die aktuellen Zufriedenheitsskalen der repräsentativen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) ausgewertet. Die Daten werden vom DIW Berlin in Zusammenarbeit mit Infratest Sozialforschung erhoben.

Jahr für Jahr werden die Teilnehmer der Langzeitstudie gefragt: „Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig, alles in allem, mit ihrem Leben?“ Auf einer Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar zufrieden) können die Befragten den Grad ihrer Zufriedenheit angeben. Im Durchschnitt lag die durchschnittliche Punktzahl im Jahr 2006 bei 6,7 und im Jahre 2005 bei 6,8. Dass die Stimmung in Deutschland stabil ist, bestätigt ein Blick auf die Zahlen des Jahres 2000. Hier lag der Punktwert bei 6,9. Betrachtet man Ost- und Westdeutschland getrennt, zeigen sich keine bedeutsamen Unterschiede. Im Osten liegt der durchschnittliche Zufriedenheitswert bei 6,2, im Westen bei 6,8.
Die Zahl der Unzufriedenen, also diejenigen, die auf der 11er-Skala einen Wert von weniger als „5“angeben, ist ebenfalls stabil. Allerdings ist sie im Osten Deutschlands seit Jahren etwas höher als im Westen. Im Jahr 2006 lag der Anteil in Westdeutschland bei 10 % und in Ostdeutschland bei 16 %. Im Vergleich dazu: 2005 waren knapp 10 % der Befragten in Westdeutschland mit Ihrem Leben unzufrieden, in Ostdeutschland waren es 15 %. Hier kann keine dramatische Verschlechterung beobachtet werden.
Dass die Zahl der Unzufriedenen im Osten Deutschlands etwas höher ist, hat vor allem einen Grund: Dort sind im Durchschnitt mehr Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. „Wir beobachten das seit Jahren: Arbeitslosigkeit und insbesondere Langzeitarbeitslosigkeit verringert die Lebenszufriedenheit nachhaltig. Besonders einschneidend ist diese Erfahrung für Menschen, die mit 35 bis 55 Jahren im „besten Alter“ sind. Sicher auch, weil sie in der Regel eine Familie haben. Aber das gilt für die Menschen im Osten genauso wie im Westen.

Immer wieder wird versucht, eine Sonderentwicklung für den Osten Deutschlands heraufzubeschwören und den Osten gegen den Westen auszuspielen. Das ist wissenschaftlich nicht haltbar und auch politisch kontraproduktiv. Schließlich gibt es auch im Westen Regionen mit sehr hoher Arbeitslosigkeit, auch dort ist die Stimmung schlecht und das Niveau subjektiven Wohlbefindens entsprechend niedriger,“ so Jürgen Schupp.
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