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Wichtige Ergebnisse des vom DIW im Auftrage der
Friedrich-Ebert-Stiftung
bearbeiteten Gutachtens:
"Auswertung von Statistiken über die Vermögensverteilung in Deutschland"
1. Geldvermögen
1995 besaßen die privaten Haushalte in Deutschland ein Bruttogeldvermögen
von 4,6 Bill DM. Ihm standen Verpflichtungen von 372 Mrd DM gegenüber.
Mit dem Nettogeldvermögen von 4,3 Bill DM hatten die Haushalte einen
Betrag auf der "hohen Kante", der fast doppelt so hoch war wie ihr verfügbares
Jahreseinkommen.
2. Vermögenseinkommen
Aus ihren Geldanlagen erzielten die privaten Haushalte 1995Vermögenseinkommen
in Höhe von 215 Mrd DM. Haushalten mit ansehnlichen Zinserträgen
stehen solche ohne oder mit nur geringen Vermögenseinkommen gegenüber.
Ein Teil der Zinsen und Dividenden wurde wieder angelegt - die alljährliche
Geldvermögensbildung in Deutschland wird in zunehmendem Maße
aus Vermögenserträgen gespeist.
3. Streuung des Vermögens
Über die Streuung des Vermögens informierte zuletzt die Einkommens-
und Verbrauchsstichprobe (EVS) von 1993, die allerdings - weil etwa die
Haushalte mit besonders hohen Einkommen fehlen - nicht den gesamten Vermögensbestand
abdeckt.
4. Geldvermögen
1993 verfügten 97 % aller 28,9 Mill westdeutschen Haushalte über
Geldvermögen. Für ein Zehntel von ihnen betrug es höchstens
4 000 DM; für die Hälfte der Haushalte blieb es unter 38 000
DM. Die "reichsten" 6 % der westdeutschen Haushalte jedoch hatten finanzielle
Rücklagen von mehr als 200 000 DM; auf sie entfiel fast ein Drittel
des von der EVS erfaßten Vermögensstocks in den alten Bundesländern.
5. Geldvermögen und Einkommen
Es überrascht nicht, daß das Geldvermögen der Haushalte
um so höher ausfällt, je höher ihr Einkommen ist. Haushalte
mit einem Nettoeinkommen von weniger als 1 000 DM im Monat besaßen
1993 ein durchschnittliches Geldvermögen von 16 200 DM; bei Einkommen
zwischen 3 000 und 4 000 DM betrug das Geldvermögen 60 100 DM, bei
Einkommen zwischen 7 500 und 35 000 DM 196 800 DM.
6. Haus- und Grundbesitz
Haus- und Grundbesitzer waren 1993 51 % der westdeutschen Haushalte. Ein
Zehntel von ihnen besaß ein Immobilienvermögen im Verkehrswert
von maximal 158 000 DM, die Hälfte ein solches von bis zu 351 000
DM. Für die "reichsten" 5 % der Haushalte belief sich der Haus- und
Grundbesitz auf 1 Mill DM oder mehr; auf sie entfiel fast ein Fünftel
des gesamten westdeutschen Immobilienvermögens.
7. Hohe Vermögen
Informationen über den Bereich hoher und höchster Vermögen
findet man in der Vermögensteuerstatistik. Vermögensteuerpflichtig
waren 1989 reichlich 3 % der westdeutschen Haushalte: Ihr Vermögen
überschritt die Veranlagungsgrenze von 70 000 DM je Haushaltsmitglied.
Ein Zehntel der Steuerpflichtigen deklarierte ein Gesamtvermögen von
maximal 127 000 DM, die Hälfte ein solches von bis zu 308 000 DM.
0,6 % der Haushalte besaßen ein Vermögen von 10 Mill DM oder
mehr; auf sie konzentrierten sich 25 % des gesamten erfaßten Vermögens.
8. Fazit
Die Vermögensverteilung in Deutschland weist eine beträchtliche
Disparität auf. Tendenziell nimmt diese seit geraumer Zeit zu, wie
ein Vergleich der EVS-Daten von 1973, 1978, 1983 und 1988 zeigt. (Die Ergebnisse
der EVS von 1993 sind mit früheren EVS-Daten nur eingeschränkt
vergleichbar). Die Reichen sind reicher geworden, weil sie ihr Geldvermögen
durch ansehnliche Vermögenserträge aufstocken konnten. Doch auch
die unterschiedliche Entwicklung der funktionellen Einkommen hat zur Zunahme
der Disparität in der Vermögensverteilung beigetragen: 1996 waren
die entnommenen Gewinne und Vermögenseinkommen mehr als dreimal, die
Nettolohn- und -gehaltsumme aber nur doppelt so hoch wie 1980.
Das Gutachten wird voraussichtlich Anfang 1998 in der Reihe "Beiträge
zur Strukturforschung" im Verlag Duncker & Humblot veröffentlicht.
Ansprechpartner:
Klaus-Dietrich Bedau
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