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BVL/DIW Logistik-Indikator im dritten Quartal 2009: Erwartungen der deutschen Logistikwirtschaft hellen sich auf

Pressemitteilung vom 7. September 2009

Das Klima in der deutschen Logistikwirtschaft hat sich zu Beginn des zweiten Halbjahres verbessert. Gegenüber dem Vorquartal konnte der BVL/DIW Logistik-Indikator um gut 20 Punkte zulegen – dies ist der bislang kräftigste Zuwachs in einem Quartal. Zwar liegt der Index mit 82,6 Punkten weiterhin deutlich unter dem Normalniveau von 100 Punkten, aber es geht nach langer Durststrecke wieder aufwärts. Maßgeblich getragen wird diese Entwicklung von den deutlich aufgehellten Erwartungen für die nächsten 12 Monate. Sie legten um fast 23 Punkte auf 109 Punkt zu. Aufgrund der schwachen Einschätzung der derzeitigen Lage (Zuwachs um nur 6 Punkte auf 56 Punkte), wäre es aber verfrüht, bereits auf eine kräftige Erholung zu schließen.
Die größte Klimaverbesserung signalisierte die Anbieterseite (Logistikdienstleister): der ent-sprechende Teilindikator stieg um gut 20 Punkte. „Dazu hat vor allem die Stabilisierung der Auftragseingänge beigetragen, die sich in der Frühjahrsumfrage noch im freien Fall befan-den“, sagte Stefan Kooths vom DIW Berlin. An der überwiegend als schlecht eingeschätzten Kapazitätsauslastung habe sich damit aber kaum etwas ändern können. „Die Pläne für die nächsten 12 Monate weisen weiterhin in Richtung Kapazitätsrückbau, sowohl beim Personal, als auch bei den Sachkapazitäten“, sagte Kooths. Offenbar reiche die erwartete bessere Ge-schäfts- und Auftragslage in der nahen Zukunft nicht aus, um die bestehenden Kapazitäten auszulasten.

Auf der Anwenderseite (Industrie und Handel) liegen die Erwartungen binnenwirtschaftlich und grenzüberschreitend im positiven Bereich, doch die Schere zwischen Erwartungen und Lage hat sich weiter geöffnet. Während die Lage mit einem Indexstand von 65,5 Punkten nochmals schlechter eingeschätzt wurde als im Vorquartal (Rückgang um 8 Punkte), haben sich die Erwartungen erholt und liegen mit 112,5 Punkten deutlicher im positiven Bereich (Anstieg um gut 24 Punkte). Erstmals seit Beginn der Befragung wird die Auslastung der eigenen Logistikkapazitäten jedoch niedrig eingeschätzt. Die im Markt verfügbaren Kapazitä-ten gelten weiter als hoch und bestätigen die schlechte Lagebeurteilung der Logistik-dienstleister. Ein Abbau der Sachkapazitäten ist zwar – anders als noch im Vorquartal – nicht geplant, jedoch weisen die Erwartungen hinsichtlich des Personaleinsatzes immer noch deutlich nach unten.

„Die Krise ist damit sicher noch nicht überwunden, aber die Auftragseingänge steigen und die Produktion wird wohl in absehbarer Zeit vielerorts wieder anziehen“, sagte Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik. „Damit könnte die Talsohle erreicht sein und eine Stabilisierung der Wirtschaft auf niedrigem Niveau beginnen.“ Aller-dings sei das Bild von Branche zu Branche nach wie vor heterogen. Die weitere Entwicklung des Arbeitsmarktes werde zudem spürbare Auswirkungen auf die Binnenkonjunktur und da-mit auch auf die Logistik haben. Richtung und Nachhaltigkeit der Impulse bleiben zunächst offen.

Ein positives Signal ist aber heute schon sichtbar: Trotz Konjunkturkrise setzt die Logistik-wirtschaft verstärkt Mittel für Innovationen ein. Dies gilt insbesondere für die befragten Un-ternehmen aus Industrie und Handel, von denen über ein Drittel angab, ihre Investitionen in Innovationen auszuweiten. Knapp die Hälfte hat diese Investitionspläne nicht geändert, nur gut jeder sechste schränkt die Innovationstätigkeit ein. „ Diese Entscheidung für nachhaltige Investitionsentscheidungen in Krisenzeiten ist ein ermutigendes Signal“, sagte Klinkner.


Stichwort: BVL/DIW Logistik-Indikator
Der BVL/DIW Logistik-Indikator wird seit Herbst 2006 vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) für die Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) berechnet. Konstruktionsgemäß kann der Indikator Werte zwischen 0 und 200 anneh-men, wobei ein Wert von 100 eine konjunkturelle Normalsituation kennzeichnet (befriedigende und stabile Geschäfts- und Auftragslage mit normaler Kapazitätsauslastung).
Diese Kommentierung fußt auf der bislang absehbaren Entwicklung der erhobenen Befragungskomponenten. Die Verdichtung zu den vorgestellten Gesamt- und Teilindikatoren ist auf der bisherigen Datengrundlage nur als erste Rechnung möglich. Das dem Indikatorkonzept zugrunde liegende Fragedesign zielt bei quartalsbezogenen Angaben auf eine Einschätzung der jahres-zeitlich üblichen (um saisonale Effekte bereinigten) Werte ab. Gleichwohl ist nicht auszuschließen, dass sich im Antwortverhal-ten noch Saisoneffekte niederschlagen. Diese können zukünftig (nach längerer Laufzeit des Indikators) statistisch herausge-rechnet werden. Darüber hinaus sind zukünftig auch Untersuchungen zu den zeitlichen Vorlaufeigenschaften sowohl zur sekt-oralen als auch zur gesamtwirtschaftlichen Konjunkturentwicklung möglich. Diese werden vom DIW Berlin durchgeführt, sobald die dazu notwendige Datengrundlage erreicht ist.

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