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Konjunkturprogramme wirken - aber langsamer als erwartet

Pressemitteilung vom 24. November 2010

DIW Berlin: Bauvolumen wächst 2010 um zwei Prozent / Nachfrage wird 2011 nicht einbrechen

Die Bundesregierung hat seit Ende 2008 zwei große Konjunkturprogramme aufgelegt. Doch insbesondere die Bauindustrie beklagt, dass bei ihnen keine zusätzlichen Produktionsimpulse angekommen seien. In einer aktuellen Studie hat das DIW Berlin untersucht, wo die Milliarden aus den Konjunkturpaketen geblieben sind. Ergebnis: Ein großer Teil der Fördermittel kam erst 2010 in der Bauwirtschaft an. Dabei gingen die Wachstumsimpulse jedoch zum Teil in die Preise. „Die öffentliche Nachfrage ist außerdem so spezifisch, dass manche Branchen kaum von den Maßnahmen profitieren“, sagte Hendrik Hagedorn, Autor der DIW-Studie. Insgesamt konnte die Nachfrage aber stabilisiert werden. Für 2010 erwarten die Wirtschaftsforscher einen realen Zuwachs des Bauvolumens von 2 Prozent. Auch 2011 wird die Nachfrage nicht einknicken. Das DIW Berlin rechnet mit einem - wenngleich bescheidenen - Wachstum von einem halben Prozent.

Konjunkturpakete werden langsamer ausgegeben als geplant
Die ursprüngliche Planung sah vor, die Konjunkturprogramme jeweils zur Hälfte in den Jahren 2009 und 2010 umzusetzen. Tatsächlich wurde 2009 und 2010 aber weit weniger investiert und die Ausgaben in die Folgejahre verlagert. „Die Abwicklung der Konjunkturprogramme verteilt sich dadurch nicht auf zwei, sondern auf drei Jahre“, sagte DIW-Experte Martin Gornig. Entsprechend bleiben die Wachstumsimpulse im öffentlichen Bau in diesem Jahr hinter den Erwartungen zurück. „Es ist anzunehmen, dass vor allem 2010 Fördermittel in ohnehin geplante öffentliche Baumaßnahmen geflossen sind und einige geplante Projekte zurückgestellt wurden“, sagte Hendrik Hagedorn. Dadurch fallen die von den Konjunkturprogrammen angestoßenen Bauinvestitionen 2010 deutlich geringer aus als erwartet: Sie belaufen sich 2010 auf 33,2 Milliarden Euro und liegen somit nur 3,5 Milliarden über der Marke von 2008. „Bei einem Fördervolumen von rund 20 Milliarden ist das recht bescheiden“, so Hagedorn.

Teil der Wachstumsimpulse ging in die Preise
Ein Vergleich der Genehmigungen für öffentliche und private Bauprojekte zeigt zudem, dass die Konjunkturprogramme nicht nur die Bauleistung angekurbelt, sondern auch zu Preisanstiegen geführt haben. So haben sich die Preise im privatwirtschaftlichen Nichtwohnungsbau kaum verändert, während sie für öffentliche Auftraggebern seit dem zweiten Konjunkturpaket um bis zu 30 Prozent gestiegen sind. Einerseits könne die Sondernachfrage zu Engpässen geführt haben. „Die Bundesregierung hat außerdem die Vergaberichtlinien geändert, um die Umsetzung der Investitionen zu beschleunigen“, erklärt Martin Gornig. „Die Preissteigerungen können somit also auch einer Einschränkung des Wettbewerbs geschuldet sein.“

Bauleistungen werden 2011 stabil sein
Doch gerade die Verzögerung der Ausgaben kommt der Baubranche laut der DIW-Forscher im nächsten Jahr zu Gute. „Durch die Verzögerung der Ausgaben werden auch 2011 noch große Teile der Konjunkturmittel zur Verfügung stehen“, sagte Hendrik Hagedorn. „Der befürchtete Einbruch im öffentlichen Bau wird daher ausbleiben.“ Insgesamt dürfte die beabsichtigte antizyklische Wirkung der Konjunkturpakete für die Bauwirtschaft damit erreicht worden sein. Für 2011 erwarten die DIW-Forscher einen realen Zuwachs der Bauproduktion von einem halben Prozent - getragen vor allem von der guten Entwicklung im Wohnungs- und Wirtschaftsbau.

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