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DIW Berlin: Unsere Zahlen wurden durch die neuen Methoden besser

Pressemitteilung vom 6. Mai 2011

Bereits vor drei Jahren hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) seine Erhebungsmethoden für die Einkommensstatistik verändert, sie der sinkenden Antwortbereitschaft der Bevölkerung angepasst und die Zahlen damit massiv verbessert. „Eine Datenpanne hat es nicht gegeben. Im Gegenteil: Unsere Zahlen wurden durch die neuen Methoden genauer und gehören damit zu den besten, die zur Verfügung stehen“, sagt Prof. Dr. Gert G. Wagner, Vorstandsvorsitzender des DIW zu den Vorwürfen, das Institut habe falsche Daten zur Kinderarmut veröffentlicht. „Auf die verbesserte Methodik und ihre Konsequenzen haben wir in einem Wochenbericht Ende 2009 ausdrücklich hingewiesen und sie in einem weiteren Wochenbericht Anfang 2010 ausführlich erklärt.“ Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat die neue Methodik bereits in seinem Jahresgutachten 2009 benutzt und veröffentlicht. International vergleichende Statistiken werden immer mit einer Zeitverzögerung veröffentlicht. Deswegen bezieht sich der OECD-Bericht auf Ergebnisse, die bereits vor eineinhalb Jahren in Deutschland veröffentlicht wurden.

„Am substantiellen Ergebnis unseres Armutsberichtes und unseren politischen Handlungsempfehlungen hat sich durch die neuen Methoden nichts geändert: Kinder und Jugendliche sind die in Deutschland am stärksten von Armut betroffene Bevölkerungsgruppe. Ihre Lebensbedingungen sollten vor allem über Investitionen in Betreuungseinrichtungen und verbesserte Erwerbschancen für Alleinerziehende verbessert werden“, so der Leiter des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP)  im DIW Berlin, Prof. Dr. Jürgen Schupp.

Weltweit sinkt seit Langem die Auskunftsbereitschaft der Bürger, wenn es um statistische Befragungen geht. „Das Problem hat sich in den vergangenen Jahren verschärft, unter anderem weil die Menschen massiv von Telefonmarketing-Aktionen gestört werden“, erklärt Dr. Markus Grabka, Wissenschaftler des SOEP. Das SOEP zählt zu den größten und am längsten laufenden interdisziplinären Längsschnittuntersuchungen weltweit. Es gibt Auskunft über Faktoren wie Persönlichkeitsmerkmale, Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Im Auftrag des DIW Berlin werden jährlich mehr als 20.000 Personen in rund 10.000 Haushalten von TNS Infratest Sozialforschung befragt. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

Seit 2005 arbeitet das DIW an diesem Punkt an der Verbesserung seiner Einkommensmessung und  hat seine Zahlen entsprechend zur Armutsstatistik revidiert. „Sie sind genauer geworden, weil wir eine innovative Methode der Fehlerbereinigung entwickelt haben“, fasst Grabka zusammen. „Bei den Befragungen, die unter anderem die Grundlage für den Armutsbericht liefern, gibt es ein Standardproblem: Einzelne Haushaltsmitglieder in ansonsten befragungswilligen Haushalten füllen die Fragebögen nicht aus, was sich unmittelbar auf die Daten zum Haushaltseinkommen auswirkt. Das passiert besonders häufig in Haushalten mit über- oder unterdurchschnittlichen Einkommen. Diesen Messfehler haben wir mit Hilfe einer neuen international anerkannten Methode behoben", sagte Grabka. „Wir nutzen hingegen seit 2008 ein aufwendiges, mehrstufiges Verfahren für sechs einzelne Brutto-Einkommenskomponenten, das diesen Fehler ausgleicht.“ Dieses neue Verfahren ist eines von mehreren Mitteln, mit denen das DIW die Korrektheit seiner statistischen Daten beständig verbessert.

Den Vorwurf, das DIW habe falsche Daten und damit Grundlage für „falsche politische Maßnahmen“ geliefert, weisen die Wissenschaftler mit Nachdruck zurück. „Dass wissenschaftliche Methoden verbessert werden und damit manchmal auch zu Korrekturen von alten Daten führen, ist eine positive Entwicklung und keine ‚Panne‘. Wer zudem behauptet, wir hätten falsche Handlungsvorschläge an die Politik gemacht, hat unsere Studien ganz offensichtlich nicht gelesen, denn das DIW Berlin fordert seit Langem Investitionen in Betreuung und Beschäftigungschancen und hat sich gegen eine Erhöhung des Kindergeldes ausgesprochen“, so DIW-Experte Grabka.

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