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EU-Ölembargo gegen Iran wenig wirksam

Pressemitteilung vom 31. Mai 2012

Das am 1. Juli in Kraft tretende Embargo der Europäischen Union gegen Ölimporte aus dem Iran wird weitgehend wirkungslos bleiben, da der Iran seine Exporte nach Asien umlenken kann. Dies berichtet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer aktuellen Studie. Europa ist vom Ausfall iranischer Rohölimporte nur wenig betroffen und könnte diese kurzfristig durch andere Lieferungen aus der Golfregion ersetzen. Gravierend wären allerdings die Auswirkungen einer Sperre der Straße von Hormus, die aber wenig wahrscheinlich ist.
Bereits im April hat der Iran auf das angekündigte Embargo, das etwa ein Drittel seiner Rohölexporte betrifft, durch eine Drosselung der Lieferungen nach Europa reagiert. Die Importe aus dem Iran haben für die EU jedoch relativ geringe Bedeutung. Nur etwa fünf Prozent der gesamten EU-Rohölimporte kamen im Jahr 2010 aus dem Iran. Gemessen an den gesamten Rohölimporten eines Landes war der Anteil in Spanien mit knapp 15 Prozent und in Griechenland mit etwa 14 Prozent am größten; in Deutschland lag dieser Anteil bei nur 1,6 Prozent. Mengenmäßig ist der Ausfall iranischer Öllieferungen also verkraftbar. Allerdings müssten einige europäische Raffinerien, die auf iranisches Rohöl spezialisiert sind, ihre Importe durch Rohöl vergleichbarer Qualität ersetzen. Kurzfristig könnte vor allem Saudi-Arabien seine Produktion noch deutlich steigern.

Problematisch wäre jedoch der Ausfall der gesamten Exporte aus der Golfregion im Falle einer Sperre der Meeresenge von Hormus. Kurzfristig könnten die Lieferungen aus der Golfregion nur über zwei Pipelines umgeleitet werden: die Petroline vom Persischen Golf ans Rote Meer und die Kirkuk-Ceyhan-Pipeline vom Irak in die Türkei. Da auch die Reservekapazitäten der OPEC-Länder vorwiegend am Persischen Golf liegen, müssten deshalb bei einer Sperre von Hormus die IEA-Mitgliedsländer auf vorhandene Lagerbestände zurückgreifen. Bei einem Verbrauch auf dem aktuellen Niveau würden diese Bestände rechnerisch ausreichen, um den Ausfall von einem Drittel der Ölimporte der IEA-Länder für neun Monate  zu kompensieren - ein Zeitraum, der für einen starken Ausbau der Transportinfrastruktur im Mittleren Osten zu kurz ist. In einem solchen Fall wäre ein drastischer Anstieg der Ölpreise zu erwarten.
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