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Zivilklage gegen S & P könnte ein Anfang sein. Kommentar von Dorothea Schäfer

Kommentar vom 6. März 2013

Im Jahr 2001 haben die Rating-Agenturen Standard & Poors, Moodys und Fitch den texanischen Energiekonzern Enron noch vier Tage vor dessen Konkurs mit „investment  grade“ bewertet. Einer der Gründe, am Investmentstatus festzuhalten, war der Druck von Seiten des Enron-Managements und eines potenziellen Käufers. Etwa ein Jahr nach dem Bankrott wurde Arthur Andersen von Enron, Wirt-schaftsprüfungsgesellschaft, wegen Behinderung der Justiz  zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Die Folgen des Enron- Skandals setzten Arthur Andersen so zu, dass die Firma im  Jahr 2002 zusammenbrach. Im Gegensatz dazu litten die Rating-Agenturen kaum. Weder die Investoren, die durch die Benachteiligung gegenüber den Firmeninteressen eine Menge Geld verloren hatten, noch das Justizministerium verklagte jemals ein Mitglied der „Großen Drei“. Vielmehr gewannen die Agenturen in den Folgejahren stark an Bedeutung. Investoren und Regulierungsbehörden trugen jeweils ihren Teil dazu bei, dass die Rating-Agenturen zu vermeintlich unverzichtbaren Akteuren auf den Finanzmärkten wurden.

Fünf Jahre später wurde die Welt von der schwersten Finanz-und Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg getroffen. Strukturierte Finanzprodukte, insbesondere Collateralized Debt Obligations (CDOs) und Mortgage-Backed  Securities (MBSs) mit Ursprung im US-Subprime-Kreditmarkt zeigten erschreckend hohe Ausfallquoten. Die CDOs wurden in großer Zahl entwickelt und auf der ganzen Welt verteilt. Auch hier spielten die „Großen Drei“ eine zentrale Rolle. Die Agenturen sollen die Ratings der MBS-und CDO- Tranchen so lange angepasst haben, bis das Volumen der  jeweiligen Tranche und die Ratinghöhe den Wünschen der emittierenden Finanzinstitute entsprach. Ohne die übermäßig positiven Ratingurteile hätten sich die Investoren, häufig europäische Banken, niemals mit riesigen Mengen  dieser sehr komplexen Wertpapiere eingedeckt.

Nun allerdings bläst der Wind den Rating-Agenturen scharf ins Gesicht.

Der vollständige Kommentar im DIW Wochenbericht 10/2013 (PDF, 80.27 KB)

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