Direkt zum Inhalt

Die ersten sechs Wellen des SOEP: das Panelprojekt in den ersten Jahren 1983-1989

Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 3 / 2008, S. 27-42

Ute Hanefeld, Jürgen Schupp

get_appAufsatz Download (Verlag)

Abstract

Heute ist das SOEP eine national und international anerkannte Längsschnittstudie, die von zahlreichen Wissenschaftlern im In- und Ausland intensiv genutzt wird und die in Kürze ihr 25-jähriges Jubiläum feiern kann. Sehr viele wissenschaftliche Publikationen in Fachzeitschriften, Monografi en, Gutachten für die Politikberatung und Beiträge in Medien beruhen auf den Daten des SOEP. Ursprünglich trug das SOEP im wissenschaftlichen Bereich den Namen „Das Sozio-ökonomische Panel“. In der Kurzform sprachen fast alle aber nur vom „Panelprojekt“ bzw. vom „Panel“, Begriffe, die in den 80er Jahren zumindest in Deutschland noch eindeutig waren, weil es damals nur vergleichbare Längsschnittstudien in den USA und erste Ansätze im europäischen Ausland gab. Die Autoren verwenden noch heute gerne diese Kurzform, so auch in diesem Beitrag. Der Gründungsvater des Panelprojekts, Hans-Jürgen Krupp, hat bereits beschrieben, wie es zu der Idee kam, eine solche Längsschnittstudie für die Bundesrepublik Deutschland aufzubauen, wie und in welchem Kreis von Wissenschaftlern und Institutionen das Projekt vorbereitet wurde und welche Schwierigkeiten dabei zu bewältigen waren (vgl. Krupp 2007 und in diesem Heft). Mit diesem Beitrag soll daran anschließend der Projektverlauf in den Jahren 1983 bis 1989 beschrieben werden (für die Jahre danach vgl. Wagner in diesem Heft), ein Zeitraum, in dem die praktischen Erfahrungen mit den ersten sechs Panelwellen gesammelt wurden und wo es ständig um das Überleben und die Weiterfi nanzierung dieses Großprojekts ging. In der Rückschau betrachtet wurden in dieser Zeit eine Reihe von Grundlagen erarbeitet und/oder praktiziert, die heute noch Vorbildcharakter haben können, wenn es z. B. um so moderne Schlagworte wie „Governance“, Teamfähigkeit, Serviceeinrichtung, Datenqualität und Datenweitergabe geht. Dieser Beitrag endet mit dem Jahr 1989, dem Jahr, in dem keiner der Beteiligten anfangs erwartet oder gar vermutet hatte, dass es zu einer Wiedervereinigung von West- und Ost deutschland kommen würde und sich damit die Grundgesamtheit für Stichproben, so auch die des Sozio-ökonomischen Panels, von heute auf morgen total verändern würde. Gleichzeitig war das Jahr 1989 das Jahr, in dem Gert G. Wagner nach einer Interimsphase die Projektleitung von Hans-Jürgen Krupp übernahm, der 1988 von der Wissenschaft in die Hamburger Politik gewechselt war. Der Beitrag versucht weiterhin aufzuzeigen, dass während der Anfangsjahre des gemeinsamen Aufbaus zusammen mit dem Sonderforschungsbereich 3 „Mikroanalytische Grundlagen der Gesellschaftspolitik“ (im Folgenden Sfb 3) der Universitäten Frankfurt und Mannheim das Panel am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin sowohl zunehmend enger mit den außeruniversitären sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitutionen wie auch mit den beiden Westberliner Universitäten kooperierte. Dieses feste institutionelle Fundament in Berlin zusammen mit dem wachsenden guten Ruf als Serviceeinrichtung für die gesamten mikroanalytisch ausgerichteten Sozial- wie Wirtschaftswissenschaften sind vermutlich die wesentlichen Gründe für die vertrauensvolle Weiterförderung des Panelprojekts auch nach Ausscheiden des Gründers Hans-Jürgen Krupp aus dem DIW sowie nach Auslaufen des Gründungspaten Sfb 3. Heute zählt das SOEP zu den Leuchttürmen erfolgreicher außeruniversitärer sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsstätten in Deutschland.

Jürgen Schupp

Wissenschaftler in der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel

keyboard_arrow_up