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Längerfristige Perspektiven der Bevölkerungsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland: Ergebnisse aktualisierter Vorausberechnungen

DIW Wochenbericht 24 / 1984, S. 277-286

Bernd Koss

Abstract

Bei Bevölkerungsvorausberechnungen wähnt man sich auch auf längere Frist auf vergleichsweise sicherem Boden, gemessen an den Risiken, die längerfristige Wirtschaftsprognosen in sich bergen. Dennoch ist es angezeigt, auch hier von Zeit zu Zeit die Ausgangsbasis zu aktualisieren und die Ergebnisse zu überprüfen. Anlaß dazu gibt auch der zweite Teil des Bevölkerungsentwicklungsberichts der Bundesregierung, der im Januar dieses Jahres erschienen ist und dessen Vorausberechnungen auf den Bevölkerungsdaten vom 1.1.1979 bzw. 1.1.1980 aufbauen. Die letzte Projektion des DIW stammt aus dem Jahre 1981 und basiert auf den Bestandsdaten vom 1 1 1980. Grundlage der hier vorgelegten Bevölkerungsvorausberechnungen sind die - jeweils für Deutsche und Ausländer nach Altersjahren und Geschlecht unterteilten - Bevölkerungszahlen vom 1.1.1983. Berücksichtigt wurden ferner die sich in den letzten Jahren abzeichnenden Änderungen im Wanderungsverhalten von Ausländern und Deutschen sowie Änderungen der altersspezifischen Sterbewahrscheinlichkeiten. Wie schon frühere Vorausberechnungen gezeigt haben, wird sich die Bevölkerungszahl bis zum Jahre 2000 nur unwesentlich verringern, danach jedoch mit steigenden Raten abnehmen. Nach der hier vorgestellten Grundvariante wird die Gesamtbevölkerung im Jahre 2000 (2030) 59,7 Mill. (48,3 Mill.) betragen. Damit liegt die neue Schätzung für das Jahr 2030 um 6 vH unter dem seinerzeit vorausberechneten Wert. Dies ist auf die nunmehr bedeutend niedriger geschätzte Zahl für die ausländische Bevölkerung zurückzuführen. Betrugen hier die Vorausschätzungen damals für das Jahr 2000 (2030) noch 6,6 Mill. (10,3 Mil1.), so kann nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand mit 5,0 Mill. (5,1 Mill.) gerechnet werden. Mit der deutschen Bevölkerung verhält es sich tendenziell umgekehrt. Hier liegen die Vorausberechnungen deutlich über den Zahlen, die seinerzeit das DIW und unlängst auch die Bundesregierung veröffentlicht haben. Das Plus von 5 Mill. Deutschen im Vergleich zur Projektion der Bundesregierung für das Jahr 2030 verdeutlicht zugleich, wie empfindlich die Ergebnisse reagieren, wenn man aus heutiger Sicht plausiblere Annahmen zugrunde legt. Für den politischen und ökonomischen Handlungsbedarf von größerer Bedeutung als die Bevölkerungszahl sind jedoch die Veränderungen im Altersaufbau. Dabei ist mittelfristig die weiter ansteigende Zahl der erwerbsfähigen Personen und von der Mitte der neunziger Jahre an die sich öffnende Schere zwischen dem rückläufigen Erwerbspotential und der steigenden Zahl von Personen im Rentenalter zu beachten.

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