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Griechenland in der Wirtschaftskrise: der Gesundheits- und Bildungssektor

Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 4 / 2015, S. 59-79

Xeni Dassiou

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Abstract

Seit 2010 befindet sich die griechische Wirtschaft in einer tiefen Krise. Dazu haben verschiedene Probleme beigetragen, wie etwa die steigenden staatlichen Ausgaben und der Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Letzteres hat unter anderem zu hohen Haushalts- und Handelsdefiziten geführt. Seit Ausbruch der Krise ist die Wirtschaft um rund 30 Prozent geschrumpft. Die Arbeitslosigkeit ist auf 25 Prozent gestiegen. Die beiden Entwicklungen sind auch eine Folge der Sparmaßnahmen, die für den Erhalt der Rettungspakete von Europäischer Union (EU) und Internationalem Währungsfonds (IWF) notwendig waren. Auch der Gesundheits- und der Bildungssektor sind von der Kürzung der staatlichen Ausgaben betroffen, diese sind um mehr als ein Drittel gesunken. Der Artikel untersucht die Entwicklung in den beiden Sektoren seit Anfang der 2000er Jahre. Eine Kombination aus Verzögerungen, mangelnder Durchsetzung und Rücknahme von dringenden Reformen haben die Beseitigung von strukturellen Schwächen verhindert. Qualität und Bezahlbarkeit der Versorgung sind schlechter geworden, und der Zugang zu den Systemen ist schwerer geworden. Sowohl dem Gesundheits- als auch dem Bildungssektor fehlen die notwendigen Aufsichts- und Bewertungsmechanismen, um die Qualität der Dienstleistungen für die Nutzer zu gewährleisten. Auf der Angebotsseite fehlen Mechanismen zur Kostendämpfung und zur Effizienzsteigerung, die eine Verschwendung von Steuergeldern verhindern könnten. Insgesamt hat Griechenland ein Bildungs- und Gesundheitssystem mit hohen Kosten und geringer Leistungskraft. Mit der Wirtschaftskrise ist die Situation noch schlechter geworden, da sinkende Pro-Kopf-Ausgaben für Bildung, Gesundheit und soziale Absicherung zu einer Absenkung der Ansprüche geführt haben und gleichzeitig die Belastung für Auslagen, Nutzergebühren und andere Ausgaben gestiegen sind. Um eine umfassende Reform zu erreichen, ist die Einführung unabhängiger Regulierungsinstanzen erforderlich, die nur dem Parlament verantwortlich sind und in effektiver Weise die Aufsicht über Qualität und Kosten im Gesundheits- und Bildungssektor ausüben können.

In 2010 the Greek economy entered a deep economic crisis. This was the result of an accumulation of structural problems in the economy, including overspending and loss of competitiveness during the previous decades, translating into persistently large budget and trade deficits. In 2015, under its third EU and IMF bailout, Greece has entered a spiral of depression that has led to its economy shrinking by one-third and unemployment skyrocketing to more than 25 percent, both a result of the austerity measures introduced as required to receive bailout funding. As a consequence, the health and education sectors have each experienced a reduction in public spending of more than one-third. We look at these two sectors before the crisis in the early 2000s, finding that a combination of delays, lack of enforcement, and reversals of urgently needed reforms resulted in obvious weaknesses not being corrected. This has prevented these two systems from delivering the social principles of equity in provision, equal opportunities for all, universal coverage, accessibility, and affordability. Healthcare and education both lack oversight and evaluation mechanisms to ensure quality of service for its users. Additionally, there are no cost containment/efficiency mechanisms on the procurement side to avoid wasting taxpayers’ money andvaluable resources. This means that Greece has high cost/low outcome education and health systems. When the economic crisis struck, the ability of these two systems to deliver the above mentioned social objectives further deteriorated, as lower per capita spending on education, health and social protection lowered entitlements, benefits, and outcomes while increasing the burden of out of pocket expenses, user charges etc. We conclude by arguing that there is a need for a radical change in the institutional framework and governance of these two systems, by establishing truly independent regulators or agencies, answerable only to parliament) that can effectively exercise oversight over both the quality and the cost in the provision of health and education.



JEL-Classification: I11;I18;I21;I28
Keywords: Reforms, evaluation, regulation, equity, austerity
DOI:
https://doi.org/10.3790/vjh.84.4.59

Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/156421

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