Die Debatte um Arbeitszeiten und deren Regulierung wird in der deutschen Öffentlichkeit erneut geführt. Empirische Grundlage sind dabei häufig Studien auf Basis des Mikrozensus oder des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), die teilweise erhebliche Unterschiede in ihren Ergebnissen aufweisen (Rengers 2015, Holst/Wieber 2014). In dem vorliegenden Beitrag wird den Ursachen für diese Unterschiede nachgegangen. Eine Anpassung der SOEP-Daten an die Strukturder Beschäftigtengruppen des Mikrozensus und den Definitionen und Abgrenzungen von Rengers (2015) führt nur teilweise zu einer Annäherung der Ergebnisse. Erst Berechnungen zu „potenziellen“ Auswirkungen von Unterschieden in den Erhebungsinstrumenten geben entscheidende Hinweise. So kommen wir zu der Einschätzung, dass mit dem Mikrozensus der Anteil der Überbeschäftigten und damit einhergehend der Anteil der Erwerbstätigen mit Arbeitszeitdiskrepanzen insgesamt eher unterschätzt wird. Im SOEP werden die Arbeitszeitwünsche bezogen auf Nebenerwerbstätigkeit nicht spezifisch erfasst. In welchem Maße dies die Arbeitszeitdiskrepanzen beeinflusst, bleibt noch offen. Die Ergebnisse auf Basis des SOEP dürften eher eine Obergrenze darstellen. In beiden Surveys ist bei den Fragen zur gewünschten Arbeitszeit zudem noch zu klären, (1) inwieweit die Aufforderung zur Verdienstanpassung überlesen oder sogar missverstanden wird, (2) inwieweit auch zukünftige Zeiträume bei der Beantwortung mitgedacht und (3) inwiefern vereinbarte oder tatsächliche Arbeitszeit als Ankerpunkte gewählt werden.
There is renewed public debate in Germany on working hours and their regulation. Often studies using data from the Mikrozensus or Socio-Economic Panel (SOEP) provide the empirical basis for discussion, but the two studies differ—in some cases substantially—in their results (Rengers 2015, Holst/Wieber 2014). This article looks at the reasons for these differences. Adapting SOEP data to the structure of employee groups in the Mikrozensus and the definitions proposed by Rengers (2015) would overcome only some of the differences. Our initial estimates of the potential impacts of differences in the survey instruments provide important insights. We conclude that the Mikrozensus tends to underestimate the percentage of overemployed workers and thus also underestimates the overall percentage of employed people with discrepancies in working hours. The SOEP does not ask respondents specifically about desired working hours in relation to their employment in second jobs. To what extent this affects the discrepancies in working hours remains unclear. Results based on the SOEP probably represent an upper limit. In both surveys, the questions on desired working hours should also be adapted to address: (1) the extent to which earnings adjustments are being overlooked or misunderstood, (2) the extent to which future plans are being taken into consideration in survey responses, and (3) the extent to which agreed or actual working hours are being selected as anchor points for more or fewer desired working hours.
JEL-Classification: C83;J00;J01;J08;J21;J22
Keywords: SOEP, Mikrozensus, Arbeitszeiten, Arbeitszeitwünsche, Unterbeschäftigung, Überbeschäftigung, Arbeitszeitdivergenzen, Erhebungsinstrumente, Methoden, working time, desired working time, underemployment, overemployment, discrepancies in working hours, survey methods
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/146114