Bei einer jährlichen Inflationsrate von knapp unter 2 Prozent und einem ordentlichen Produktivitätswachstum in der Branche sollten Unternehmen eine solche Steigerung verkraften können. Zudem wurde die Arbeitszeit flexibler geregelt.
In den vergangenen 20 Jahren sind die Lohnsteigerungen und die Zuwächse der gesamten Lohnstückkosten in Deutschland im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich gewesen. So gesehen ist die Lohnentwicklung, auch in der Metallbranche, sicherlich keine unmittelbare Bedrohung, sondern war eher ein Standortvorteil für die Unternehmen.
Hinzu kommt, dass zur Metallbranche – sie umfasst den Maschinenbau, die Automobilhersteller und ihre Zulieferer sowie Produzenten von Elektroprodukten – viele sogenannte hidden champions gehören. Das sind Unternehmen, die international extrem wettbewerbsfähig sind und einen großen Anteil am Exporterfolg der deutschen Volkswirtschaft haben. Die Erträge der meisten Firmen sind nach wie vor sehr gut, sodass sich der Bundesfinanzminister jedes Jahr über Rekordeinnahmen auch bei den Unternehmenssteuern freuen darf.
Das Argument, eine schwächere Konjunktur erfordere geringere Tarifabschlüsse, überzeugt nicht. Denn das geringere Wachstum der deutschen Exporte hat nichts mit fehlender Wettbewerbsfähigkeit, sondern mit der globalen Weltwirtschaft und dem sich zuspitzenden Handelskonflikt zu tun. Eine schwächere Lohnentwicklung in Deutschland würde nicht die Exporte stärken, sondern lediglich die Binnenwirtschaft schwächen. Es ist vor allem der Konsum der Haushalte, der zurzeit das Wachstum und auch die Beschäftigung in Deutschland stützt. Bleiben Lohnsteigerungen aus oder fallen sie mickrig aus, werden die Haushalte aber weniger Geld ausgeben.