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Masterstudium ja oder nein? Gezielte Online-Informationen beeinflussen weitere Studienpläne

Pressemitteilung vom 20. Mai 2020

Studie auf Basis des Berliner-Studienberechtigten-Panels (Best Up) – Bachelorstudierende wurden über Nutzen und Finanzierung eines Masterstudiums informiert – Männer schätzen im Anschluss Perspektiven mit Bachelorabschluss allein höher ein als zuvor, kein Effekt bei Frauen – Informationsangebote sollten ausgebaut werden

Online-Informationen zum Masterstudium verändern bei vielen männlichen Studierenden deren weitere Studienpläne. Werden sie gezielt über zusätzliche Erträge eines Masterstudiums und dessen Finanzierung im Vergleich zu einem Bachelorstudium informiert, wollen sie seltener direkt im Anschluss an den Bachelorabschluss einen Master machen. Der Anteil sinkt in der untersuchten Stichprobe um fast 16 Prozentpunkte auf etwa 51 Prozent. Für Frauen lassen sich keine eindeutigen Effekte messen. Das geht aus einer Studie auf Basis des Berliner-Studienberechtigten-Panels (Best Up) hervor. „Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig relevante und zielgruppenspezifische Informationen für Bildungsentscheidungen sein können“, sagt C. Katharina Spieß, Leiterin der Abteilung Bildung und Familie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Berliner-Studienberechtigten-Panel (Best Up)

Das Berliner-Studienberechtigten-Panel (Best Up) begleitet seit 2013 Abiturientinnen und Abiturienten auf ihrem nachschulischen Bildungsweg. Zu Beginn nahmen rund 1.500 Personen teil. Studien auf Basis der Best-Up-Daten zeigen unter anderem, dass durch gezielte Informationen mehr junge Menschen ein Bachelorstudium aufnehmen wollen und dies später auch tatsächlich tun. Informationen sorgen auch dafür, dass die Entscheidung für oder gegen ein Studium weniger vom Bildungshintergrund des Elternhauses abhängt. Die jüngsten und für diese Studie verwendeten Befragungen wurden in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt durchgeführt.

Gemeinsam mit Jan Berkes und Felix Weinhardt vom DIW Berlin sowie Frauke Peter vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung hat Spieß Befragungsdaten von mehr als 400 Studierenden aus den Jahren 2017 bis 2019 ausgewertet. Im Rahmen des Best-Up-Panels wurden einem Teil der Studierenden onlinebasiert Informationen zu den monetären und nichtmonetären Erträgen eines Masterabschlusses im Vergleich zu einem Bachelorabschluss präsentiert. Eine Kontrollgruppe erhielt diese – unter anderem mit Abbildungen und Audiobotschaften – speziell aufbereiteten Informationen nicht. Da sich beide Gruppen nur in der Informationsbereitstellung unterscheiden, aber etwa mit Blick auf die Geschlechteranteile oder den Bildungshintergrund der Eltern sehr ähnlich sind, können die gemessenen Effekte direkt auf die Informationen zurückgeführt werden.

© DIW Berlin

„Das Bewusstsein für online aufbereitete Informationen und die Bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen, dürfte jetzt gestiegen sein.“ Jan Berkes

In Corona-Zeiten gestiegenes Bewusstsein für Online-Angebote sollte genutzt werden

Mit zusätzlichen Online-Informationen schätzen Männer ihre Perspektiven ohne ein Masterstudium besser ein als zuvor. Das gilt sowohl mit Blick auf das erwartete Einkommen als auch mit Blick auf nichtmonetäre Aspekte wie den Anspruch beruflicher Tätigkeiten oder die Möglichkeit, Führungsverantwortung zu haben. Ein alleiniges Bachelorstudium gewinnt für sie also an Wert. Als Konsequenz planen Bachelorstudenten seltener die Aufnahme eines Masterstudiums. Und nicht nur das: Weitere Befragungen bis zu einem Jahr nach der Informationsbereitstellung zeigen, dass tatsächlich weniger Männer ein Masterstudium begonnen haben. Dass die Studienentscheidungen von Frauen durch die Informationen unberührt bleiben, kann mehrere Gründe haben: Vielleicht waren die präsentierten Informationen für sie nicht relevant oder sie waren bereits besser informiert.

Da die Informationen – wie die Studie ebenfalls zeigt – wirkungsvoll und ohne größere Kosten online bereitgestellt werden können, spricht den AutorInnen zufolge viel dafür, entsprechende Angebote über Apps oder andere Tools zu schaffen beziehungsweise auszubauen. Die Studienberatungen an den Hochschulen könnten auf solche Möglichkeiten der Information aufmerksam machen. „In Zeiten der Online-Lehre und präsenzfreier Hochschulen im Zuge des coronabedingten Shutdowns dürfte das Bewusstsein für online aufbereitete Informationen und die Bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen, gestiegen sein“, sagt Studienautor Jan Berkes. „Diese Chance könnte man jetzt nutzen, um künftig mehr Menschen informierte und bewusstere Bildungsentscheidungen zu ermöglichen.“

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O-Ton von Jan Berkes
Studie unterstreicht, wie wichtig relevante Informationen für Bildungsentscheidungen sind - Interview mit Jan Berkes

Themen: Bildung , Gender

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