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„EZB behält zurecht kühlen Kopf“

Statement vom 3. Februar 2022

Die Ergebnisse der heutigen Sitzung des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) kommentiert Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), wie folgt:

BlockquoteDie Europäische Zentralbank (EZB) behält einen kühlen Kopf und setzt ihren an Daten und Fakten orientierten Kurs fort. Die heutige Entscheidung bedeutet eine Enttäuschung für all jene, die bereits für 2022 mehrere Zinserhöhungen erwartet hatten. Der Euroraum befindet sich jedoch in einer deutlich anderen Situation als die USA und Großbritannien, wo Zinserhöhungen angebracht und notwendig sind. 

Die Unsicherheit im Euroraum in Bezug auf Wirtschaft, Beschäftigung und Inflation ist noch viel zu hoch, als dass die EZB sich schon jetzt auf einen festen Kurs festlegen könnte. Die erhöhte Inflation ist zum größten Teil das Resultat stark gestiegener Energiepreise, gegen die die EZB mit ihrer Geldpolitik nichts tun kann und, selbst wenn sie es könnte, auch nichts tun sollte. Eine verfrühte Straffung der Geldpolitik würde an den hohen Energiepreisen nichts ändern und stattdessen die Arbeitslosigkeit erhöhen und die Löhne schwächen, so dass die Bürgerinnen und Bürger doppelt geschädigt wären und die wirtschaftliche Erholung gefährdet würde.  

Die Pandemie wird die Entwicklung von Wirtschaft und Inflation in Deutschland und im Euroraum weiterhin dominieren. Die EZB muss und kann schnell auf neue Entwicklungen reagieren. Sie sollte jedoch nicht ihre Fehler der Jahre 2008 und 2011 wiederholen und die Zinsen zu früh erhöhen, um dann eine baldige Kehrtwende vollziehen zu müssen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie sind noch lange nicht bewältigt und werden sich noch geraume Zeit auf die Wirtschaft auswirken.“

Themen: Geldpolitik

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