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Der Aufschwung in Deutschland ist noch nicht zu Ende

Pressemitteilung vom 1. Juli 2008

Der Aufschwung geht in Deutschland trotz des etwas ungünstigeren weltwirtschaftlichen Umfeldes und der gestiegenen Inflation in eine weitere Runde. "Für das laufende Jahr prognostizieren wir ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2,7 Prozent", sagte der Chef der Konjunkturabteilung des DIW Berlin, Christian Dreger. Im nächsten Jahr werden es 1,2 Prozent sein. Dieser Rückgang wird allerdings durch das außergewöhnliche Wachstum im ersten Quartal stark überzeichnet. Der Aufschwung setzt sich fort, aber auf etwas moderaterem Niveau.
Die vielerorts erwartete Dämpfung aufgrund der Wachstumsschwäche in den USA ist ausgeblieben. Dafür ist in erster Linie die stärkere Entkopplung zwischen den Wachstumszentren der Weltwirtschaft verantwortlich. Die Weltwirtschaft hängt nicht mehr von der US-Wirtschaft ab, die Wachstumstreiber sind jetzt China und Indien. Allerdings ist die steigende Nachfrage dort auch die Hauptursache der anziehenden Inflation, die derzeit das größte Hindernis für ein stärkeres Wachstum darstellt. Die hohe Inflation zögert insbesondere die seit langem fällige Erholung des privaten Konsums weiter hinaus. Erst im nächsten Jahr wird sich der Konsum aufgrund der nachlassenden Inflation wieder etwas stärker beleben und zunehmend zum Impulsgeber für die Wirtschaft werden. Im laufenden Jahr sind es vor allem die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen, die den Aufschwung treiben. Die Importe werden jedoch in diesem Jahr aufgrund der sich belebenden Binnenkonjunktur deutlich wachsen und 2009 die Exporte übersteigen. Dank ihres speziellen Produktportfolios werden die deutschen Exporteure aber ihre Weltmarktanteile halten können. Die Arbeitslosigkeit kann 2008 im Jahresdurchschnitt um circa 300.000 Personen zurückgeführt werden. In 2009 wird es keinen weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit mehr geben. Die öffentlichen Haushalte erzielen im laufenden Jahr voraussichtlich einen Überschuss von 7,3 Milliarden Euro und im nächsten Jahr von knapp 8 Milliarden Euro. Bei alldem darf die Wirtschaftspolitik nicht in Aktionismus verfallen. Für die Fiskalpolitik ist der Budgetausgleich über den Konjunkturzyklus hinweg wichtiger als Steuersenkungen, die neue Löcher in die öffentlichen Kassen reißen. "Wer Abgabensenkungen fordert, muss Finanzierungsvorschläge auf den Tisch legen", sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann. Handlungsbedarf sieht das DIW Berlin vor allem für die Geldpolitik: "Obwohl wir in erster Linie eine importierte Inflation haben, könnten moderate Zinserhöhungen hilfreich sein, die Erwartungen der Märkte zu stabilisieren und die Inflation einzudämmen“. Dabei sollten die Notenbanken ihr Vorgehen stärker international abstimmen.

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