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Rückstand bei der Bildung gefährdet Deutschlands Innovationsfähigkeit

Pressemitteilung vom 11. November 2008

In einer Gruppe von 17 Industrieländern landet Deutschland hinsichtlich seiner Innovationsfähigkeit erneut nur auf dem achten Platz. An der Spitze stehen Schweden, die USA, die Schweiz, Finnland und Dänemark. Bei der Leistungsfähigkeit des Bildungssystems ist Deutschland gegenüber dem Vorjahr sogar noch weiter zurückgefallen und liegt nun auf dem drittletzten Platz. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse des Innovationsindikators, den das DIW Berlin im Auftrag der Telekom Stiftung und des BDI zum vierten Mal in Folge ermittelte. Deutschland wird die EU-Vorgaben, bis zum Jahr 2010 drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung zu investieren, nicht erreichen. Weitere Nachteile Deutschlands sind der Mangel an Risikokapital und die starke Regulierung. Deutschlands Stärken liegen dagegen in der Umsetzung von innovativen Produkten und Leistungen auf den internationalen Märkten und in der Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft.
"Das deutsche Bildungssystem produziert immer noch zu wenige Akademiker", sagte DIW-Expertin Heike Belitz, eine Mitautorin der Studie. "Der akute Fachkräftemangel wird sich dadurch noch verschärfen." Dies gilt übrigens auch für die innovationsstarken Länder Bayern und Baden-Württemberg, deren Bildungssystem im internationalen Vergleich ähnlich schwach bewertet wird wie das deutsche Bildungssystem insgesamt. Außerdem sind zu wenige Frauen in Deutschland am Innovationsprozess beteiligt. Hochqualifizierte Frauen sind in Deutschland vorwiegend im wenig innovativen Bereich der öffentlichen Dienstleistungen beschäftigt. "Hier liegt ein enormes Potential brach", stellte die Expertin fest. Als Forschungsstandort steht Deutschland vor allem im Wettbewerb mit westeuropäischen Ländern: Die wichtigsten Konkurrenten sind die Nachbarländer Österreich, die Schweiz und Frankreich. Die Bedeutung von Nordamerika als Forschungsstandort für deutsche Unternehmen ist seit den 90er Jahren deutlich zurückgegangen, spielt aber immer noch eine zentrale Rolle. Generell gilt: Auslandsforschung basiert auf leistungsfähiger Forschung in Deutschland, das heißt deutsche Unternehmen lenken ihre Forschungsaktivitäten im Ausland vor allem in jene Bereiche, in denen sie seit langem intensiv forschen. Warnzeichen für den deutschen Forschungsstandort zeigen sich hingegen in der Telekommunikationstechnik, Pharma und Biotechnologie. "In diesen Feldern intensivieren deutsche Unternehmen ihre Auslandsforschung aus einer Position der Schwäche im Inland", sagte Heike Belitz. Rückstand bei der Bildung gefährdet Deutschlands Innovationsfähigkeit. Von Heike Belitz, Marius Clemens, Jens Schmidt-Ehmcke, Stephanie Schneider, Axel Werwatz. Auslandsforschung deutscher Unternehmen: kaum Belege für Abwanderung. Von Heike Belitz, Jens Schmidt-Ehmcke, Petra Zloczysti. In: Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 46/2008 Innovationsindikator Deutschland. Bericht 2008. DIW Berlin Politikberatung kompakt Nr. 45 Hintergrundinformation zum Innovationsindikator: Der Innovationsindikator ist ein Gesamtindikator für die Fähigkeit eines Landes, Wissen zu schaffen und in neue marktfähige Produkte und Dienstleistungen (Innovationen) umzusetzen. Er wird jährlich vom DIW Berlin im Auftrag der Deutschen Telekom Stiftung und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie erstellt. Neben nationalen und internationalen statistischen Daten und zusammengefassten Indikatoren werden auch "weiche" Faktoren wie Befragungen von Unternehmen und Personen berücksichtigt. So fasst der Innovationsindikator einerseits die rund 180 Einzelindikatoren in einem mehrstufigen Verfahren zu einem Gesamtwert zusammen und liefert andererseits ein detailliertes Stärken-Schwächen-Profil der Innovationsfähigkeit der untersuchten Länder.

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