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„Die Politik sollte sich bei Volkswagen besser heraushalten“

Statement vom 3. September 2024

Zu den Diskussionen um einen verschärften Sparkurs bei Volkswagen eine Einschätzung von Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):

BlockquoteDie Überlegungen von Volkswagen, Werke in Deutschland zu schließen und Stellen abzubauen, haben Schockwellen ausgelöst. Kaum ein Unternehmen steht so sehr für Qualität und Innovation „Made in Germany“. Die angekündigten Maßnahmen sind überfällig, um eine Trendwende einzuleiten und eine Krise zu verhindern. Die Politik sollte sich bei dieser Erneuerung heraushalten und darf nicht den Fehler begehen, alte Strukturen zu zementieren und die notwendige Transformation zu behindern.

Die fehlende Zukunftsfähigkeit Volkswagens ist primär das Resultat eigener Fehlentscheidungen und nicht die Verantwortung der Politik. Vor allem hat Volkswagen die Transformation zur E-Mobilität und zum autonomen Fahren verschlafen. Eine Schwäche sind auch die enormen Kosten und die fehlende Schnelligkeit und Flexibilität des Konzerns, auf neue Entwicklungen zu reagieren. Diese Fehler gilt es nun für Volkswagen schnell zu korrigieren. 

Die Werksschließungen und die Aufkündigung der Beschäftigungsgarantien sind notwendig, um Volkswagen zukunftsfähig zu machen. Der Widerstand der Gewerkschaften ist verständlich, aber es ist besser, 80 Prozent der Arbeitsplätze in der Automobilbranche langfristig zu schützen und produktiver zu machen, statt 100 Prozent der Arbeitsplätze zu gefährden. Die Beschäftigten, die bei Volkswagen ihren Arbeitsplatz verlieren, werden anderswo neue Arbeit finden und neue Chancen für den Wirtschaftsstandort schaffen.

Die Rufe nach einem staatlichen Eingreifen und Subventionen bei Volkswagen werden unweigerlich folgen. Denn Volkswagen hat eine so enorme Bedeutung für das Selbstverständnis und die Identität der Deutschland AG. Der deutsche Staat sollte sich jedoch heraushalten.

Themen: Unternehmen

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