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Brexit-Entscheidung könnte Wirtschaftswachstum bereits kurzfristig dämpfen

Pressemitteilung vom 6. Juli 2016

Aufgrund der Brexit-Entscheidung könnte das Wachstum der deutschen Wirtschaft bereits im nächsten Jahr spürbar schwächer ausfallen als bisher erwartet. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer aktuellen Analyse. Die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Perspektiven für das Vereinigte Königreich ist im Nachgang des Referendums gestiegen. Das zeigt sich etwa an den höheren Preisen von Kreditausfallversicherungen für britische Staatsanleihen oder an starken Schwankungen an den Aktienmärkten. Die Unsicherheit dürfte dazu führen, dass sich die britischen Unternehmen zunächst mit Investitionen, aber auch mit der Schaffung von Arbeitsplätzen zurückhalten, zumal sie vermutlich bereits jetzt schlechtere Finanzierungsbedingungen in Kauf nehmen müssen. Dies dürfte die wirtschaftliche Entwicklung in Großbritannien und damit aber auch die Exportmöglichkeiten für deutsche Unternehmen dämpfen. „Vor diesem Hintergrund ist es auch in wirtschaftlicher Hinsicht im Interesse beider Seiten, die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Perspektiven und insbesondere über das zukünftige Verhältnis Großbritanniens zur Europäischen Union so weit wie möglich zu reduzieren“, sagt DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner.

Betroffen wäre vor allem die Automobilbranche, die einen erheblichen Teil ihrer Exporte in Großbritannien absetzt, aber auch die Holz-, Papier- und Lederwarenerzeugung sowie die pharmazeutische und chemische Industrie. Großbritannien ist nach den USA und Frankreich der drittgrößte Absatzmarkt für deutsche Exportgüter. Zusammen kommen die Exporte der Automobilindustrie, der Chemie- und Pharmabranche sowie des Maschinenbaus auf etwa 63 Prozent der Exporte nach Großbritannien.

Der direkte Effekt einer Brexit-Entscheidung könnte den DIW-Berechnungen zufolge das Wachstum der deutschen Exporte im kommenden Jahr um einen Prozentpunkt oder knapp 15 Milliarden Euro dämpfen, wenn man – wie Simulationsrechnungen des englischen NIESR-Institutes nahelegen – unterstellt, dass die britischen Importe um ein Achtel weniger zulegen als bisher prognostiziert. Dies würde für sich genommen das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts im kommenden Jahr um 0,5 Prozentpunkte senken. Dabei ist zu beachten, dass es sich nur um die direkten Effekte handelt, die sich in den deutschen Exporten nach Großbritannien widerspiegeln. Indirekte Effekte wie Finanzmarktverwerfungen, sinkende Direktinvestitionen und Preiseffekte sind im Moment gar nicht abschätzbar und daher in den Berechnungen nicht berücksichtigt.

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